Kurzbeschreibung
Das Rheinland im Jahre 1146. Als es den jungen, unerfahrenen Mönch Konrad nach Köln verschlägt, gerät sein Leben aus den Fugen: Er lernt die bezaubernde Jüdin Hanna kennen - und plötzlich zweifelt er an seiner Berufung. Ehe Konrad sich über seine Gefühle klar werden kann, geraten Hannah und ihre Familie in tödliche Gefahr. Fanatische Wanderprediger schüren ein Pogrom gegen die Kölner Judengemeinde. Konrad weiß nur einen Zufluchtsort: die Wolkenburg im nahe gelegenen Siebengebirge. Während er sich verzweifelt bemüht, Hannah vor den hasserfüllten Verfolgern zu schützen, muss er sich zugleich den Dämonen seiner Kindheit stellen.
Über den Autor
Thomas Görden, geboren 1964 in Wuppertal, studierte Anglistik und Neuere Geschichte. Seit vielen Jahren lebt und arbeitet er als Autor und Übersetzer in Linz am Rhein.
Meine Meinung
Thomas Görden, sonst eher auf dem Gebiet der mystischen Krimis beheimatet, hat mit "Der Mönch und die Jüdin" seinen ersten historischen Roman vorgelegt. Schauplatz ist das Rheinland im Jahr 1146 und erzählt wird die Geschichte von Konrad, der als Mönch in einem Kloster aufgewachsen ist und von Hannah einer jüdischen Kaufmannstochter aus Köln. Beide Protagonisten begleitet der Leser auf ca. 300 Seiten zunächst in zwei parallelen Handlungssträngen, bis sich die beiden schließlich in Köln begegnen. Anschaulich schildert Thomas Görden zum einen das ritterliche Leben auf der Wolkenburg, zum anderen das jüdische Leben in Köln, so dass man als Leser ein gutes Gespür für die damalige Zeit bekommt. In der zweiten Hälfte des Buches verbindet der Autor schließlich die Lebenswege von Konrad und Hannah und lässt sie sozusagen am Vortag des Pogroms gegen die Kölner Judengemeinde aufeinander treffen. Während die Protagonisten sich näher kommen, schwelt in Köln der Hass auf die Juden, angefacht durch den fanatischen Wandermöch Radulf. Schließlich bricht sich die angestaute Wut ihre Bahn und überschwemmt die Stadt Köln mit einer Welle der Gewalt. Hannah und Konrad fliehen mit 300 weiteren Juden aus der Stadt und suchen auf der Wolkenburg Schutz.
Die ersten 300 Seiten nutzt der Autor, um die Protagonisten einzuführen, wissenswertes über die damalige Zeit zu vermitteln und auf diese Weise eine Art Fallstudie der damaligen Zeit zu geben. Wirkliche Spannung kommt dann in der zweiten Hälfte auf, als sich der fanatische Radulf in Köln zum Retter der Christenheit aufspielt und das Unheil seinen Lauf nimmt. Aus dem unsicheren und bis dahin gut behüteten Mönchlein Konrad wird im Laufe des Buches ein Mann, der zu sich selbst gefunden hat. Dies hängt auch mit der Klärung seiner Vergangenheit zusammen, die der Leser zwar schon ahnt, dessen letztes Puzzlestück aber fast am Ende aufgedeckt wird. Hannah hingegen ist von der ersten Seite an eine Frau, die mit beiden beiden im Leben steht, für mich manchmal schon zu fortschrittlich, wenn man bedenkt, dass dieses Buch 1146 spielt. Die Figuren sind liebevoll und facettenreich gezeichnet, kleine bleibt blass oder undefiniert.
Thomas Gördens Schreibstil ist flüssig und einfach zu lesen, für meinen Geschmack manchmal etwas zu zeitgemäß und ein bisschen zu fantasielos (Wendungen wie: "sie sanken sich in die Arme", finde ich fast schon abgedroschen).
Für einen historischen Erstling ist es aber durchaus solide und ordentliche Kost und das richtige für einen Nachmittag auf der Couch.