# Verlag: Lübbe (31. Dezember 1994)
# Sprache: Deutsch
# ISBN-10: 3404114671
# ISBN-13: 978-3404114672
KLappentext
Erzählt wird die Geschichte einer Familie, die sich liebt, hasst, beinahe selbst zerstört und dennoch von ungeheurer Kraft ist: Henry Wingo ist Krabbenfischer auf Melrose Island, einer winzigen Insel vor South Carolina. Lila, seine maßlos ehrgeizige und sehr attraktive Frau, plant mit weiblichem Kalkül ihre Karriere. Zwischen den Fronten des bald stumm, bald laut und heftig ausgetragenen Ehekrieges wachsen die Kinder Luke, Tom und Savannah heran, von früh an harte Arbeit gewöhnt und inmitten einer Natur, die wild und ursprünglich ist wie am ersten Schöpfungstag.
Autor
Pat Conroy stammt aus South Carolina im Südosten der Vereinigten Staaten und lebt u.a. in Rom. Er schrieb bereits mehrere Romane, die in Amerika großes Aufsehen erregten.
Seine Geschichten sind für ihre autobiographischen Hintergründe bekannt, vor allem, was seine Herkunft und seinen Vater betrifft.
Dieses Buch wurde unter dem Titel „ Herr der Gezeiten“ bereits vor einigen Jahren verfilmt.
Meinung
Bei meiner Anfrage nach Familiensagas gab mir Britt den Tipp für dieses Buch.
„Meine Heimat ist meine Wunde, aber sie ist auch mein Ankerplatz, mein sicherer Hafen.“ So beginnt der Roman, der die Geschichte der Familie Wingo aus dem Süden der USA beschreibt, von der Geburt der Zwillinge Tom und Savannah in Zeiten des Zweiten Weltkrieges an über die letzten Tage des Vietnamkrieges, bis zur Gegenwart der 80iger Jahre.
Nach dem dritten Suizidversuch seiner Zwillingsschwester Savannah reist Tom Wingo nach New York, um zusammen mit Dr. Susan Lowenstein nach den Gründen für ihre „Geisteskrankheit“ zu suchen.
Dabei wird immer klarer, dass sich Tom dabei unbeabsichtigt selbst therapiert.
Nach und nach erzählt Tom seine Lebensgeschichte, die auch die von Savannah ist.
Die drei Geschwister Tom, Savannah und ihr älterer Bruder Luke sind allesamt traumatisiert durch ihre Kindheit auf Melrose Island und haben es mehr oder weniger geschafft als Erwachsene damit fertig zu werden.
(…) Irgendwie war ich zum Speicher der gesammelten Erinnerungen geworden – und das bei einer Familie, in der jegliches Erinnern untrennbar mit Leid und Schmerz verbunden war. Ich war der einzige Zeuge, der zu erklären vermochte, warum die Geisteskrankheit meiner Schwester nur eine natürliche Antwort auf einen verderbenbringenden Teufelskreis war, der niemanden von uns ungeschoren entlassen hatte.(…)
Tom, zynisch, verbittert und mit angeschlagenem Selbstbewusstsein kompensiert seine Erlebnisse mit boshaften Witzen auf Kosten seiner Umwelt. Je mehr er aber bei den gemeinsamen Gesprächen mit der Therapeutin über die Kindheit spricht, desto mehr holt er Verdrängtes an die Oberfläche und stellt sich der lange verschwiegenen Wahrheit.
Der Leser wird, was die Vergangenheit mit seinen Traumata für die Kinder betrifft, lange auf die Folter gespannt und erfährt häppchenweise durch Rückblicke, die den Hauptteil des Buches füllen, von den schrecklichen Geschehnissen, die das Leben aller Beteiligten verändert.
Die Perspektiven wechseln ständig zwischen Episoden aus dem gemeinsamen Famillienleben der Wingos und dem Heute. Tom erzählt in der Ich-Form und der Leser erlebt Schritt für Schritt die Entwicklung des „Verdrängers“ Tom. Dadurch wird das Buch gleichsam zur Psychostudie der Darsteller, der von Therapeutin Lowenstein inbegriffen.
Was mir an diesem Buch sehr gut gefällt, ist die anspruchsvolle, virtuose und teils sehr humorvolle Sprache des Autors, die sehr gut und flüssig zu lesen ist.
Zudem ist der Roman spannend von der Handlung, psychologisch ausgefeilt und von Liebe und Beziehungen gibt’s auch genug.
Fazit
Wer Familiensagas mit Anspruch mag, wird begeistert sein.