Doktorspiele - Jaromir Konecny (ab ca. 13 J.)

  • Es beginnt mit einem langen Zitat aus dem Buch vom Louanne Brizendine, Das weibliche Gehirn. Demnach steigt der Testosteronspiegel von Jungen in der Pubertät so rasant an, daß sie nur noch an eines denken können: Sex. Der starke Sexualtrieb bestimmt auch ihr weiteres Leben. Bei Mädchen ist das anders, sie schwächeln auch in dieser Hinsicht ein Leben lang. Der folgende Jugendroman soll laut Verlagsangabe humoristisch-provokant sein, man ist also von Anfang an richtig eingestimmt.


    Es beginnt tatsächlich humorvoll mit einer der witzigsten Darstellungen dreier Siebenjähriger beim sog. Doktorspiel, die man in der Literatur finden kann. Für unseren Protagonisten, Andi, ist die Angelegenheit allerdings nicht lustig. Kusine Lilli erklärt nach eingehender Betrachtung, daß sie sein bestes Stück für zu klein hält. Dieses Urteil traumatisiert Andi für die nächsten neun Jahre.
    Nach diesem Zeitsprung treffen wir ihn wieder. Andi, die männliche Pubertät auf zwei Beinen. Sein Familienleben mit drei älteren Schwestern, von denen nur noch eine im Haus lebt, einer esoterisch heilpraktizierenden Mutter und einem bläßlichen Vater mit intellektuellem Hippie-Einschlag läuft eher an ihm vorbei. Wichtig ist nur eins: Mädchen, und zwar besonders ihre Geschlechtsteile. Von ihnen ist Andi besessen. An sie muß er drankommen. Bloß wie? Andi ist nämlich schüchtern (und von Lilli traumatisiert).


    Als besten Freund hat er sich Harry ausgesucht, schulbekannt unter dem Namen Dirty Harry, der vor keinem deftig-lautem Ausdruck sexueller Natur zurückschreckt. Bloß an Mädchen kommt Andi damit nicht ran, mehr als eine große Klappe hat Dirty Harry nicht zu bieten. Aber starke Worte sind wenigstens ein kleiner Druckausgleich im triebgedrängten Alltag.


    Lieber wäre Andi mit Bobby befreundet, dem obercoolen Macker aus der Parallelklasse. Der hat die Masche drauf, an der Andi noch herumknüpft, der ist ständig von Tussis, Mädels und heißen Öfen umgeben, denen er jederzeit einheizen kann. Wie macht Bobby das nur? Tatsächlich waren Bobby und Andi einmal befreundet, aber dann kam der Streit und das war’s. Dummerweise hängt an Bobbys Arm ausgerechnet Katja, die Andis größter Schwarm ist. Für Katja (besser für ihren Körper), tut Andi alles. Ehe jedoch klappt, was er gerne zum Klappen bringen würde, überrascht ihn seine Chakren - und Engelsgläubige Mutter mit der Nachricht, daß Kusine Lilli die Sommerferien über bei ihnen wohnen wird. Andi dreht beinahe durch. Wie soll er mit der Trauma-Frau im Haus an die Traumfrau kommen?


    Zum Glück gibt es das Internet. Beim mitternächtlichen Chatten trifft Andi Definitiv. Er versteht Andi auf den ersten Tastenklick. Und gibt ihm von nun an Ratschläge, wie man Frauen ‚rumkriegt’. Andi, mit Lilli in nächster Nähe, setzt Definitivs weise Vorschläge umgehend in die Tat um. Das führt zu einer Menge hochnotpeinlicher Auftritte, aber am Ende hat sich’s gelohnt. Der Dampf kann entweichen und jedes Deckelchen auf das zugehörigen Töpfchen niedergehen, wo es brav liegenbleibt.


    Dieses Buch ist für all diejenigen, die es aus Gründen, die man sicher nicht der Werbemaschinerie Hollywoods in die Schuhe schieben kann, die American Pie-Filme nicht gesehen haben. Und alle schlechten und noch schlechtern Kopien, die seither über Leinwände und in geschriebener Form auch über Buchseiten geistern. Andis Geschichte enthält im Kern keinen einzigen neuen Gedanken, keinen einzigen neuen Blick auf die sexuelle Seite der Pubertät, die nicht schon hunderte von Malen durchgedroschen worden wäre. Es gibt nicht einmal einen neuen unanständigen Witz.
    Die Sprache ist durchaus deftig, so manche Szene platt plakativ. Hin und wieder überrascht der Autor mit Pointen und ein wenig Wortwitz. Insgesamt wirkt es aber sprachlich-stilistisch fast altmodisch, einschließlich der eindrucksvollen Versuche, gleichartige Vokabeln wie ‚Pimmel’ oder ‚wichsen’ so oft wie möglich auf einer einzigen Buchseite unterzubringen. Mir war nicht klar, daß ‚heißer Ofen’, ‚Sexbombe’ und ‚krass’ die Jugendsprache noch immer in diesem Ausmaß charakterisieren. Immerhin fehlt für einmal weitgehend das ‚f’-Wort.


    Die peinlichen Szenen, die der Autor die Hauptfigur durchleben läßt, sind streckenweise tatsächlich sehr komisch, sie verführen durchaus zum lauten Auflachen. Spätestens nach der Hälfte des Buchs aber wiederholt sich vieles. Einige Auftritte sind einfach nur grotesk, man fragt sich bald nicht nur, warum Andi sich das eigentlich antut, sondern auch, was das für Mädchen sein sollen, die einen solchen Affentanz für unwiderstehlich halten. Das umso mehr, als sie allesamt von einem wunderbaren Vampir schwärmen. Andi kauft sich den Roman, aber er kann einfach nicht kapieren, was die Tussen an Edward so toll finden. Da wirft er sich am Badesee lieber in die Spitzenunterhose seiner Oma. Das knallt. Meint der Autor.


    Dicke Anspielungen auf die derzeitige Jugendkultur gibt es nicht wenige, das macht das Buch aber nicht unbedingt authentisch, sondern läßt es oft knapp an der Anbiederei entlang rutschen. Am wenigsten angenehm erweist es sich dabei, daß sich der Autor nicht entblödet, in höchsteigener Person seinen Protagonisten auf dem Fußball-Bolzplatz zu begegnen (fast hätte ich geschrieben ‚nahezutreten’). Damit auch der letzte begreift, wer der ‚erwachsene Tscheche’ ist, folgt wenige Kapitel weiter auch sein Vorname, von dem Andi dann seinen Nick im Chat ableitet. Der Holzhammer liegt auf dem Schreibtisch also griffbereit.
    Die mitgelieferten Songs, Tabultaoren zur Gitarrenbegleitung incl., ändern nichts an diesem Eindruck.


    Die Auflösung des Geheimnisses um Definitiv schließlich macht die Geschichte so konventionell bieder, daß Großmamas Plüschsofa verwundert knarzen würde. Sie lenkt den Blick zum einen endgültig auf die wenig zeitgemäße Männerrolle, die die männlichen Figuren im Roman ausfüllen sollen. Ein echter Mann ist sportlich, rundum aktiv, schlägt eher zu als zu reden (worüber auch, ihn interessiert ja nur Sex) und fordert sein Objekt der Begierde auch mal mit einem barschen ‚dalli, dalli’ zum Mitkommen auf. Die als klug, weitblickend, gebildet und selbstverständlich unheimlich sexy geschilderten Mädels horchen umgehend aufs Wort. Eigentlich wollen sie sowieso bloß beschützt werden, Blindschleichen wie Hunde bringen sie zum Kreischen und Flüchten, Helden machen sie schwach. Das gilt für alle Generationen. Ein Streitpunkt zwischen Andis Eltern, deren angedeutete Eheverhältnisse nur als zerrüttet beschrieben werden können, ist neben der behaupteten Unfähigkeit des Vaters, finanziell zum Haushalt beizutragen, der, daß er einen seiner Schwiegersöhne, der angeblich Alkoholiker ist und seiner Frau auch mal ein blaues Auge verpaßt, nicht einfach verprügelt. So soll’s es sein, eine harte Männerfaust schafft klare Verhältnisse. Friede kehrt auch umgehend ein zwischen dem Elternpaar, als die angebliche Lusche von Vater doch zu Geld kommt. Ein Bündel mit 500 Euro-Scheinen zähmt selbst die frustrierteste Ehefrau. Wer hätte es gedacht.


    Zum anderen aber kommt hier ein hochkonservatives Vaterbild zum Tragen. Väter sind die, die alles lenken, selbst die sexuellen Begierden der Söhne. Die Pubertät ist nicht die Zeit der Ablösung, das Finden der eigenen Persönlichkeit, die Zeit wichtiger Grenzziehung zwischen den Generationen. Im Gegenteil wird hier der männliche Schulterschluß über die Generationen abgefeiert. Wenn’s um Frauen geht, kann keiner besser raten als Papa. Zum Lachen daran ist allerdings, daß dieser seine Weisheiten ebenfalls aus dem Internet bezieht. Vielleicht hat er dort ja seinen Großpapa getroffen, um das scherzhaft weiterzuführen. Tatsächlich ist das aber nur einer der vielen, vielen Brüche in der Handlungslogik, die die ganze Geschichte aufweist und die vor allem in der zweiten Hälfte des Buch sehr störend bemerkbar machen. Aber das Lesevergnügen hat sich zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon verflüchtigt.


    Leider enthält die Geschichte um Definitiv aber noch einen Denkstrang, der der ganzen Sache einen sehr unangenehmen Beigeschmack verleiht. Mit diesem Teil der Handlung wird nämlich gezeigt, wie ein erwachsener Mann einem jüngeren ganz selbstverständlich dabei hilft, ein minderjähriges Mädchen zu verführen, das unter seinem Dach lebt und von seinen Eltern eigentlich seinem Schutz anvertraut ist. Das ist etwas, das man entschieden nicht in einem Jugendbuch lesen möchte, und schon gar nicht unter dem Aspekt ‚humoristisch’. Von dem Umstand, daß es sich um eine Kusine zweiten Grades handelt, ganz zu schweigen. Ich weiß nicht, was sich der Verlag dabei gedacht hat bzw. ich weiß es doch. Nichts.


    Am Ende war es natürlich doch Liebe. Und was für eine rührende. Es ist gar nicht nur Sex, es ist Romantik pur. Sogar Bobby und Andi vertragen sich wieder.
    Und das Buch soll Jungen zum Lesen anregen?
    Um Jungen in der Pubertät muß es heutzutage schlimmer stehen, als selbst Brizendine sich ausgemalt hat.



    edit: Tipfehler

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von magali
    Es beginnt tatsächlich humorvoll mit einer der witzigsten Darstellungen dreier Siebenjähriger beim sog. Doktorspiel, die man in der Literatur finden kann.


    Das kann ich nur bestätigen. Und ich habe auch weiterhin fast auf jeder Seite herzlich lachen können. Köstlich.
    So einen Humor wünscht man sich in anderen Büchern vergeblich.
    Ich kann mir zudem gut vorstellen, daß sich Jugendliche mit dem Protagonisten sehr gut identifizieren können. Und darüber hinaus vermittelt es menschliche Werte. Nicht mit dem Zeigefinger, sondern wie ein Kumpel der die eigene Sprache spricht. Ein wahrer Schatz.

  • AnjaBellaEdward


    mit Bella und Edward kann Andi gar nichts anfangen. Ich bewzeifle, daß Du ihn überzeugen könntest.




    Bott


    ;-)




    Sandra Sand


    was mich betrifft, so wünsche ich mir einen solchen Humor in weiteren Jugendbüchern nicht. Einmal reicht, finde ich, danke.


    Die 'menschlichen Werte' sind mir aufgefallen, ja, doch. Ich würde es 'männliche' Werte buchstabieren und dabei die Uhr ein wenig zurückstellen, aber wer bin ich schon.



    :wave


    magali



    edit: Tipfehler, jaul.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Über den Autor
    "Konecny entdeckt im Alltag das groteske Abenteuer mit Mr. Beanschen Ausmaßen", schrieb der Kölner Stadt-Anzeiger, "und verfügt über die frappante Fähigkeit, den Kalauer als Literatur zu adeln." Seine Fans danken es ihm: Seit Jahren begeistert der in Prag geborene promovierte Chemiker mit seinen Geschichten und seinem "behmisch"-bayerischen Akzent das Publikum bei Poetry Slams, aber auch bei traditionellen Lesungen. Jaromir Konecny, der 1982 in die Bundesrepublik übergesiedelt ist und mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in München wohnt, hat über sechzig Slam-Wettbewerbe und weitere Literaturpreise gewonnen und wurde zweimal Vizemeister des gesamtdeutschen Poetry Slams.


    Kurzbeschreibung
    Feuchte Träume, trockene Wahrheit
    Andi tut, was man als sechzehnjähriger Junge so anstellt, wenn einen die Pubertät schüttelt wie ein Tsunami: Wettwichsen, Pimmelparaden, feuchte Träume von Mädchen ... Dabei gilt Andis permanente Sorge der Größe seines besten Stücks, hatte doch Cousine Lilli damals bei den Doktorspielen gefragt: "Sind die alle so klein?" Da steht genau diese Lilli - inzwischen mit Himmelsaugen und brisanten Brüsten ausgestattet - eines Tages vor ihm. Vergessen ist Katja aus der 10b, egal, dass seine Fußballmannschaft das Pokalspiel verliert, Andi hat nur ein Ziel, und das heißt: Lilli zu beweisen, dass er kein Schlappschwanz ist. Und dafür nimmt er einiges in Kauf ..."Doktorspiele" ist die gefühlvolle, zielgruppenorientierte Antwort auf "Feuchtgebiete".


    Meine Rezension
    Ich gebe zu, wenn ich den letzten Satz der Kurzbeschreibung vorher gelesen hätte, hätte ich sicherlich vorurteilsbehaftet einen großen Bogen um dieses Buch gemacht. So aber ging ich unbelastet und voller Neugierde – ich hatte schon etliche amüsante, kürzere Texte von Poetry Slammern gehört und war gespannt, ob es gelingt, auch über längere Distanz gut zu unterhalten - an die Lektüre dieses Buches.


    Bereits beim Vorwort des Autors „Endlich konnte ich mein Lieblingsthema zum Roman machen….“ und dem Eingangszitat aus Louann Brizendines „Das weibliche Gehirn“ schwante mir Übles…. ;-)


    Es beginnt mit kindlichen Doktorspielchen, als Andi, der 7-jährige Protagonist und seine entfernte Cousine Lilli und ihr Bruder Tim ein Wochenende bei der Oma im Schwarzwald verbringen. Doch dann stirbt die Großmutter und die Kinder sehen sich nicht wieder, weil die Eltern (Lillis Mutter Diana ist die Cousine von Andis Mutter) kaum Kontakt zueinander haben.


    Neun Jahre später: Andi ist nun 16 Jahre alt, in der schlimmsten Pubertätsphase und kämpft mit den Hormonen. Seine Mutter fährt auf Naturheilkunde und jeglichen esoterischen Kram ab, sein Vater ist Gitarrist, Sänger und Taugenichts. Andi würde gerne Erfahrungen mit Mädchen sammeln, stellt sich aber so ungeschickt an wie ein junger Hund.


    Als Lillis Eltern beruflich in die USA verreisen müssen, nehmen Andis Eltern sie für zwei Wochen bei sich auf. Andi sieht seine große Stunde gekommen, doch er leistet sich einen peinlichen Auftritt nach dem anderen. Im Internet sucht er nach Flirthilfe – und bekommt sie auch von einem gewissen „Definitiv“. Gelingt es ihm nun, bei Lilli Fuß zu fassen?


    Fazit:
    Die Geschichte ist die turbulente coming of age-Geschichte des 16-jährigen Andi, der als Ich-Erzähler fungiert. Eine Geschichte, die von den Sorgen und Nöten eines Teenagers erzählt.


    Typisch Sechzehnjährige Jungs: Nur eines im Sinn, aber keine Ahnung, wie man zum Ziel kommt, schüchtern ohne Ende und keine richtige Tour drauf. Da bleiben ja wohl nur feuchte Träume und Selbstbefriedigung, wenn man anders nicht zum Zug kommt. Kein Wunder, dass ich in dem Alter die gleichaltrigen Jungs ultradoof fand. :rolleyes


    Auf der Homepage wird als Lesealter „ab 14 Jahren“ angegeben. Ich bin hier ein wenig altmodischer – auch wenn ich mir keine Illusionen darüber mache, dass in diesem Buch Worte vorkommen, die 14-jährige von heute noch nicht kennen, aber angesichts inflationär verwendeter Begriffe wie wixxen, Möxe, Schxxxxlutscher und anderer würde ich das Buch eher für Teenager, die im Alter der Protagonisten sind, geeignet halten.


    Das Buch enthält sicher nichts bahnbrechend Neues und die Machart erinnert – vor allem auch bezüglich der zahlreichen peinlichen Momente – ein wenig an die „American Pie“-Filme. Für mich wären hier weniger Ausdrücke mehr gewesen, denn so derb ist die gängige Jugendsprache denn doch nicht. Oder ich bin bereits zu alt dafür.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich habe "Doktorspiele" vor einigen Tagen in der Bahn gelesen und aufgrund mangelnden Unterhaltungsalternativen auch beendet (was ich sonst nicht getan hätte).


    Dieses Buch ist nur eins: Unglaublich plakativ.


    Nicht alle Jungen in der Pubertät (und ich habe eine Menge davon kennengelernt) haben nur das Eine im Kopf. Nicht alle Mädchen schwärmen für Edward & Co., unter anderem ich nicht. Und wer benutzt eigentlich die Formulierung "heißer Ofen"? :gruebel


    Mag sein, dass ich zu alt bin, um mich mit alldem zu identifizieren. Neunzehn und neunzig ist immerhin fast dasselbe. :-]


    Wie auch immer: Die Bahnfahrt wäre ohne langweiliger gewesen. Aber ansonsten muss dieses Buch wirklich nicht sein.

  • :wow



    Und Du bist eher an der Zielgruppe dran. Ich meine, ich habe es ja schon mit geradezu altersmildem Blick gelesen.
    :grin





    :wave


    magali


    PS.: Mir hat Edward gefallen
    :schnellweg

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Die Welt des 16-jährigen Andi ist die eines typischen Teenagers, geprägt von pubertären Sorgen, Nöten und Freuden. Es ist eine Welt der Irrungen und Wirrungen, sexueller Wünsche, feuchter Träume, hoffnungsvoller Liebesgefühle, echter Freundschaften und sprühender Fantasie.
    Andi lebt in München, in einer nicht gerade alltäglichen Familie. Die Mutter ist Heilpraktikerin und Hexe. Der Vater liebt alte Bücher und die Musik, bringt aber kein Geld nach Hause. Zwischen Vater und Mutter kriselt es ständig.
    Kurz vor den Sommerferien trifft Andi die Ankündigung, seine Cousine Lilli würde für zwei Wochen zu Besuch kommen. Mit sieben haben sich Lilli und Andi zuletzt gesehen. Bei gemeinsamen Doktorspielen hat Lilli Andi damals gefragt: „Sind die alle so klein?“ Dieser Schock sitzt immer noch tief. Was wird das Wiedersehen nun bringen?
    „Frech, provokant und voll Gefühl.“ So verspricht es der Klappentext des Buches. Tatsächlich ist Jaromir Konecny ein spritziges Jugendbuch gelungen, in dem neben aller Komik auch echte Gefühle nicht zu kurz kommen. Die direkte, unverblümte Sprache wirkt authentisch, ehrlich und unverstellt, der Welt heutiger Jugendlicher wirklich nahe. So wird jedes, aber auch wirklich jedes Ding beim Namen genannt, ohne groß um den heißen Brei zu reden. Die knapp 160 Seiten habe ich flott und mit viel Spaß daran gelesen. Einen Stern Abzug gibt es, weil ich mir etwas mehr an Lachen erhofft hatte. Mag aber sein, dass es mir dazu einfach an der „Unschuld“ eines Jugendlichen mangelt, wie eine Freundin zu mir meinte. In jedem Fall ein wirklich gelungenes, empfehlenswertes Jugendbuch rund um Freundschaft, Liebe und Sexualität.

  • Ich fange das Buch heute an. Mal gucken, wie schnell ich rezensieren kann. :-)


    Aufmerksam wurde ich auf das Buch durch das Börsenblatt. Darin stand, dass zahlreiche Buchhandlungen ihre Lesungen mit dem Autoren wieder abgesagt haben, nachdem sie das Buch selbst gelesen haben... :lache

  • So. Nach den Rezis und dem ich die Lesung gesehen habe, steht für mich ganz klar fest: das ist ein Buch, das nie den Platz in mein Bücherregal finden wird. Es ist jetzt nicht das Thema, was mich abschreckt, sondern die Art und Weise, wie die Sätze daherkommen. Jedenfalls wie sie in der Lesung daherkamen. Ständig "sagte" ist mir einfach zu monoton. Die Figuren scheinen nur aus Tim, Lilli und Andi zu bestehen. Andi sagte, Lilli sagte und Tim sagte auch. Das ging mir bereits nach dem kleinen Auszug der Lesung gewaltig auf die Nerven.
    Danke für die vielen Stimmen. Danke für die Quellen. Danke, dass ich Geld sparen konnte.

  • Ich habe es auch gelesen und hier mal meine Rezension:


    Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch "Doktorspiele" von Jaromir Konecny durch einen Artikel über eine abgesagte Lesung des Autors. In einer Schule in Marburg sollte der bekannte Poetry Slammer ursprünglich aus seinem neuen Buch vorlesen. Die Eltern waren empört und schafften es tatsächlich, die Lesung zu verhindern. Dieses resolute Verhalten überraschte mich und ich wollte mir selbst eine Meinung zum Buch bilden. Tatsächlich kann ich zum Verhalten jener Eltern nur sagen: Selten habe ich so einen Quatsch gehört!


    "Doktorspiele" ist ein überaus ehrliches und realistisches Buch, das sich auf humorvolle Weise den Erfahrungen sowie kleinen und größeren Problemen Pubertierender - besonders Jungen - annähert. Der Autor lässt den Leser am Verhalten der Protagonisten deutlich spüren, was die Zunahme des Testosterons um das 25-fache im Alter von 9 bis 15 Jahren bei Jungen so alles bewirkt. Gerade Jungen in diesem Alter werden in "Doktorspiele" einen Verbündeten finden und sich verstanden fühlen. Wieso sollen Tatsachen verschleiert werden? Konecny spricht offen und gerade heraus an, was Sache ist.


    Andi ist die Hauptperson in "Doktorspiele" und auch bei ihm wirbeln die Hormone mächtig. Da bleibt kaum noch Platz für andere Gedanken als Mädchen und Sex! Der Autor ermöglicht dem Leser einen tiefen Einblick in Andis Gefühle und Gedanken, lässt ihn Erfolge und Peinlichkeiten hautnah miterleben. Andi wirkt echt: Genau das macht ihn zu einer so sympathischen Figur. Richtig spannend wird es, als seine Cousine Lilli für eine Weile bei ihm und seinen Eltern einzieht. Immerhin haben sie sich viele Jahre nicht gesehen und bei ihrem letzten Treffen hatten die beiden interessiert den Körper des jeweils anderen betrachtet. Doktorspiele eben! Wie werden sie sich etwa 10 Jahre später wohl begegnen?


    Dieses Buch mit "Feuchtgebiete" zu vergleichen, wäre einfach nur unpassend! Konecny kann viel mehr! Ihm ist mit dieser Geschichte ein geschickter Parcours zwischen schonungsloser Realität und viel Verständnis für das Verhalten von Jugendlichen gelungen. Er greift das Thema Pubertät wunderbar humorvoll auf und entlockte mir häufig ein Schmunzeln oder Lachen. Sein Schreibstil ist so szenisch, dass man ein perfektes Bild vom Geschehen vor Augen hat. In Sachen Spontaneität ist er unschlagbar! Klar, Konecny provoziert, doch er tut es auf eine ganz charmante Art und weiß auch, wo er die Grenzen zu setzen hat.

  • Ich finde die unterschiedlichen Meinungen sehr anregend.
    Zu Konecny sage ich nichts mehr, steht ja oben.


    Aber zu Frau Roche: sie hatte ein Thema. Es ist die Umsetzung, über die man streiten kann.



    :grin


    magali (die hofft, daß sie beim Abschicken des Beitrags nicht zum drittenmal aus dem Forum geschleudert wird)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Meine Rezension:
    Zwar bin ich geteilter Meinung über dieses Buch, doch kann ich die Reaktionen mancher Buchhandlungen überhaupt nicht verstehen. Jaromi Konecny wurde aus zahlreichen Veranstaltungen wieder ausgeladen, da sein Titel "Doktorspiele" zu... sagen wir mal... sexuell für Jugendliche sein soll. Doch nun meine Frage an eben jene Buchhändler: Was habt denn ihr mit 16 gemacht? Habt ihr eure Testosteron-überschäumenden Körper ausschließlich in Büchern vergraben? Nie herumexperimentiert oder fantasiert?


    Der Protagonist dieses Buches macht genau das alles, denn er ist 16, somit mitten in der Pubertät und ein bisschen verknallt in seine Cousine Lilli. Eine witzig und locker geschriebene Geschichte, mit zahlreichen Pannen und großen Wagnissen. Eine Geschichte über das Erwachsenwerden, über so manchen Familienalltag in der heutigen Zeit und letztendlich auch über ein stilles Coming-out. Lesens- und an die Zielgruppe empfehlenswert, wenn auch nicht überragend oder gar umwerfend. :-)

  • Dieses Buch fiel mir in der Buch aktuell schon in die Augen der Klappentext las sich als wäre das ein Buch für meinen 16 Jährigen Sohn.
    Also genau die Zielgruppe.
    Ich bekam es von einer lieben Eulen geliehen,es lag im Flur und als ich meinem Sohn das Buch zeigte sagte er er hätte schon reingelesen,liest sich ganz gut.


    Ich war überrascht,seit der Löffelstör Pflichtlektüre hat er kein Buch mehr in die Hand genommen.


    Nun gut hier also meine Meinung:


    Ja so denken die Jungs heutzutage. Wohlbemerkt die Jungs,bei den Mädchen kann ich das (noch ) nicht beurteilen.
    Meinen Geschmack hat das Buch nicht ganz getroffen,aber es trifft auch nicht meinen Geschmack,wenn mein Sohn mir am Tisch erzählt wie kurz das Röckchen der Lehrerin heute wieder war (Nein ich bin nicht prüde,und das ist auch noch das harmloseste was da so zur Sprache kommt)


    Ich fand das Buch ganz nett,aber ob der Autor damit Erfolg haben wird?
    Die Jungs die dieses Buch lesen würden,nehmen wahrscheinlich kaum oder selten ein Buch in die Hand,oder haben eben einfach andere Interessen.
    Zum Beispiel wie krieg ich das nächste Date hin? Ich bin soo schüchtern. ;-)



    Die Jungs die viel oder mehr lesen finden dieses Buch sicher geschmacklos.


    Ich darf das Buch noch behalten hat die Eule mir geeult. So werde ich es der Zielgruppe nach dem schriftlichen Prüfungsstress einmal zum lesen anbieten und bin auf das Urteil eines 16 Jährigen gespannt.


    Gut fand ich allerdings die Lesung oben in dem Link.