"N for Narcissus" - Chris Hunt

  • Zitat

    Original von Uta



    Es gibt noch einige Bücher zu denen ich Buchvorstellungen schreiben wollte, die meisten in Englisch ohne deutsche Übersetzung. Da ich nicht sicher bin, ob dafür hier überhaupt Interesse besteht und ich sowie noch nicht mal soviel Zeit zum LESEN habe wie ich möchte, ist es oft beim Vorsatz zum Schreiben geblieben. :rolleyes


    Ich les ja viel auf Englisch, daher interessieren mich solche Rezis immer, aber ich verstehe Dein Problem. Ich poste eine Rezi zu einem englischen Buch auch nur, wenn ich weiß, es gibt eine deutsche Übersetzung.


    Ansonsten zum Thema SUB-Abbau: Noch gebe ich nicht auf :grin

  • Püh, ich kann ja nur von Glück reden, dass ich nicht auf Englisch lese. Delphin, Du wärst mein absoluter Ruin :lache.


    OT: (Ich lese gerade "Die Liebenden von Dschidda" :fingerhoch)

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Zitat


    Würde mich wundern, denn ich habe das selber nicht gelesen. :lache


    Das ist ein Versäumnis. :grin Voriges Jahr hatte ich ja das schlagkräftige Argument, ich habe Dir doch auch "Code of Conduct" von Rich Merritt empfohlen und das fandest Du toll. Code of Conduct sollten wir doch gemeinsam auch uert ans Herz legen? :-]


    Zitat

    Mußtest Du mich persönlich ansprechen? Versuche verzweifelt, diese Hunt-Bücher zu ignorieren! :fetch


    Ich bin auch dafür, dass Du diese Hunt-Bücher ignorierst. Du musst erstmal die DVD "Generation Kill" kaufen und schauen. Und "The Wire" sowieso. :lache

  • Zitat

    Beide Bücher von Rich Merritt sind schon auf meinem RUB


    :anfeuer


    Zitat

    ....wenn ich nur mehr Zeit hätte (blöder Job :fetch).


    Ja. :bonk


    Zwischen beiden Büchern von Rich Merritt wollte ich zum Lesen genügend Abstand lassen, seit etwa einem Jahr habe ich aus Zeitmangel ein historisches Tief, was die Anzahl an gelesenen Büchern angeht, auf "Secrets" freue ich mich daher auch immer noch.

  • Zitat

    Original von Uta



    Zwischen beiden Büchern von Rich Merritt wollte ich zum Lesen genügend Abstand lassen, seit etwa einem Jahr habe ich aus Zeitmangel ein historisches Tief, was die Anzahl an gelesenen Büchern angeht, auf "Secrets" freue ich mich daher auch immer noch.


    Da sollten wir eine Leserunde planen :zwinker. Hat Delphin das schon gelesen?

  • Zitat

    Da sollten wir eine Leserunde planen :zwinker. Hat Delphin das schon gelesen?


    Ich war die erste mit "Code of Conduct" und Delphin war nach CoC ja die erste mit "Secrets", innerhalb von ganz kurzer Zeit hat sie beide Bücher gelesen. "Code of Conduct" hatte Rich Merritt Anfang der 90er begonnen, das ist stark autobiographisch geprägt, dann hatte er zunächst die Möglichkeit die Autobiographie zu veröffentlichen und dann erst den Roman beendet. Zu nah nacheinander sollte man die Bücher also nicht lesen, wie im zugehörigen Thread zu lesen ist. Der Leseabstand von Grisel scheint ideal gewesen zu sein.


    War das mit der Leserunde ernst gemeint? Einerseits könnte das Spaß machen, ich bin aber nicht so der Leserundentyp. In der Woche über lese ich abends kaum, weil ich meist zu müde bin, dafür rausche ich dann am Wochenende am Stück durch 500 Seiten, das ist natürlich kein Leserundenthytmus. :gruebel

  • Natürlich hab ich "Secrets..." gelesen. *dezent Rezi verlink*


    Bin aber auch nicht so der Leserunden-Typ. Zumal ich es ja auch schon gelesen habe.


    Zitat

    Original von Sigrid2110
    OT: (Ich lese gerade "Die Liebenden von Dschidda" :fingerhoch)


    :freude

  • Zitat

    Original von uert


    So, ich hab da mal eine Bestellung aufgegeben. Und ja, ich bin ein Versager. Kaum ist mein Buchkauffasten freiwillig, halte ich keine fünf Tage durch :bonk


    Auftragsbestätigung kam keine... ich bin gespannt!


    Ich wollte Euch mal updaten, wie es mit meiner Bestellung weitergegangen ist. Ich hatte insgesamt fünf Bücher bestellt, aber keine Auftragsbestätigung erhalten. Hm, nicht gut. Vor ca. 10 Tagen wurde meine Kreditkarte belastet, meine Bestellung haben die also erhalten, aber würde ich auch die Bücher bekommen?
    Ja, komme grad von der Post. ABER (und das ist jetzt echt tragisch): N for Narcissus und Middle Ground sind "out of stock".... also der eigentliche Grund für meine Bestellung (N for Narcissus) ist nicht mehr lieferbar. Das hätte ja auch mal auf deren website stehen können :pille
    Naja, ich hab noch drei andere gute Bücher und die Jagd nach N for Narcissus geht weiter :zwinker


    Achso, noch ein Edit vielleicht: Die drei erhaltenen Bücher sind in tadellosem Zustand. An einer Stelle ein ganz bisschen schmutzig, aber ansonsten neu und ungelesen.

  • Zitat

    Ja, komme grad von der Post. ABER (und das ist jetzt echt tragisch): N for Narcissus und Middle Ground sind "out of stock".... also der eigentliche Grund für meine Bestellung (N for Narcissus) ist nicht mehr lieferbar. Das hätte ja auch mal auf deren website stehen können :pille
    Naja, ich hab noch drei andere gute Bücher und die Jagd nach N for Narcissus geht weiter :zwinker


    No pain, no gain! :knuddel1 Irgendwann findest Du es sicher noch.


    Welche hast Du denn bekommen? Street Lavender, The Carnivorous Lamb und Freeform? Oder hattest Du Dir dort was anderes ausgesucht?


    Zitat

    Achso, noch ein Edit vielleicht: Die drei erhaltenen Bücher sind in tadellosem Zustand. An einer Stelle ein ganz bisschen schmutzig, aber ansonsten neu und ungelesen.


    Ja, wenn sie auch schon seit Jahren auf dem Dachboden gelegen haben ... ;-)


    Kennst Du eigentlich The Charioteer von Mary Renault. Das könnte Dir auch über den Schmerz hinweghelfen, noch etwas länger auf "N for Narcissus" zu warten. :knuddel


    Oder As Meat Loves Salt / Rotes Glas von Maria McCann?



    .

  • @ Uta:


    Bekommen habe ich folgende Bücher:


    1) Chris Hunt: Bisley Boy
    2) Chris Hunt: Street Lavender
    3) Agustin Gomez-Arcos: The carnivorous lamb


    The Charioteer ist schon recht lange auf meinem SUB, müsste ich bald mal befreien. Das andere gucke ich mir mal an :zwinker


  • "Street Lavender" kommt ja zeitlich eh vor "N for Narcissus". :-)


    Um "Bisley Boy" bin ich auch schon rumgeschlichen, aber irgendwie reizt mich die Geschichte nicht so. Obwohl, "Mann in Röcken" statt "Frau in Hosen" ist mal was anderes.

  • Zitat

    "Street Lavender" kommt ja zeitlich eh vor "N for Narcissus". :-)


    Um "Bisley Boy" bin ich auch schon rumgeschlichen, aber irgendwie reizt mich die Geschichte nicht so. Obwohl, "Mann in Röcken" statt "Frau in Hosen" ist mal was anderes.


    "Street Lavender" solltest Du auf jeden Fall vor "N for Narcissus lesen", sonst gibt es nämlich einen Mega-Spoiler. :-]


    Von damals gesehen war "Bisley Boy" thematisch ("Mann in Röcken") auch nicht unbedingt auf meiner Empfehlungsliste, aber das ist 15 Jahre her, ich warte mal Deine Meinung ab. :wave

  • Algernon Winterton, Lord Algernon kann zufrieden sein. Er ist sehr begütert, hat eine wunderbare Ehefrau und drei wohlgeratene Kinder. Er sieht gut aus und hat keinerlei gesundheitlichen Probleme, obwohl er schon vierzig ist, was für die Zeit, in der der Roman spielt, das England der 1890er Jahre, kein geringes Alter ist. Er ist Mitglied in den ‚richtigen’ Clubs, hat die ‚richtigen’ Freunde und wird allseits genau dafür geschätzt, daß er alles ‚richtig’ macht. Er ist ein glücklicher Mensch, aber für ihn fühlt es sich nicht so an. Tatsächlich fühlt er sich unzufrieden, mehr noch, unglücklich. Leer, verlassen, allein.
    Was zunächst nach einer handelsüblichen Midlife Crisis aussieht, entpuppt sich rasch als grundsätzliches Problem. Lord Algernon lebt seit zwanzig Jahren gegen seine eigenen Bedürfnisse, seine Liebesgefühle gelten nämlich Männern und nicht Frauen. Die wahren Gefühle kann er sich aber in seiner Zeit nicht erlauben.


    Eine überraschende Begegnung mit einem alten Bekannten, entpuppt sich als Kieselstein, der, einmal losgetreten, eine Lawine auslöst. Kurz darauf verliebt sich Algernon nämlich, Hals über Kopf und sehr ernsthaft in Arthur, einen sehr viel jüngeren Mann, der als Zeichner und Holzschneider arbeitet. Algernon muß eine Entscheidung treffen. Dies gestaltet sich weit schwieriger, als er sich je vorgestellt hat, weil seine große Liebe eben in die Zeit fällt, in der öffentliche Stimmung in England immer homophober wird.


    Die Geschichte ist äußerst üppig erzählt. Chris Hunt läßt nichts aus, um die Pracht der Salons der Jahrhundertwende, die Möbel, die Tapeten, die Palmen in den verzierten Übertöpfen vor dem geistigen Augen der LeserInnen erstehen zu lassen. Seidenstoffe rascheln, man fühlt geradezu glatten Satin und weichen Pelz unter den Fingerspitzen, Kristall funkelt überall, die Kerzen strahlen so hell wie die steif gestärkten weißen Hemdbrüste der Gentlemen. Dunkelgold und tiefrot stehen Sherry und Wein in den Gläsern. Es ist eine hemmungslos lustvolle Beschreibung, nicht erst bei den Liebesszenen.
    Keine Kargheit auch in den Gegenwelten, die schmutzigen Gassen von London oder die Frühlingsgärten auf dem Land, die Künstlerateliers oder die Bordelle des zeitgenössischen Paris’. Heutzutage, wo man stündlich damit rechnen muß, daß die Verwendung von Adjektiven mit Bußgeldern belegt wird, ist dieser Art der Beschreibung fast ein Affront. Sie verleiht dem Ganzen einen leicht altmodischen Touch, der dazu beiträgt, die Zeit, in der die Handlung spielt, noch lebensechter erscheinen zu lassen.


    Zahlreiche Hinweise auf die Malerei, Zeichenkunst und die Literatur der Zeit verstärken den Eindruck noch. Schon der Vorname des Helden weckt die Erinnerung an Wildes wohl bekanntestes Theaterstück. Wie der Algernon des Stücks ist auch Hunts Algernon ein höchst oberflächlicher Charakter, der um Himmels Willen nichts ernst nehmen will. Auch der Titel des Romans bezieht sich auf ein tatsächlich existierendes und weit verbreitetes viktorianisches Kinderbuch mit den Buchstaben des Alphabets. Die Geschichte um Narziß, die Lord Algy auf neue Gedanken bringt, dient wiederum als Hinweis auf seinen Charakter, zugleich aber wird sie der Auslöser für eine Selbstreflexion, die letztlich zur Heilung führt. Das Ganze ist ein Beispiel dafür, wie genau Hunt mit der immensen Fülle seines Materials arbeitet. Verweise, Rückverweise, Querverweise werden verschränkt und verwoben zu einem Gemälde, vielfarbig, wuchernd, rankend, voller mythologischer Anspielungen und tiefer Geheimnisse, wie die nachgeahmten mittelalterlichen Gemälde eben jener Zeit.
    Eingeflochten ist zudem in der zweiten Hälfte des Romans der Verlauf des Prozesses gegen Oscar Wilde. Das ist sehr gut gelungen, weil Hunt die Gefühle und daraus resultierenden Handlungen seines Protagonisten genau auf die wechselnden Stimmungen, die den Prozeß tatsächlich begleiteten, abstimmt. Hoffnungen und Ängste wechseln sich in rascher Folge ab, das drohende Unheil legt sich schwarz und schwärzer bald nicht nur auf Algys Gemüt, sondern teilt sich auch der Leserin mit.


    Ebenso üppig ausgestattet ist die Figurenbühne. Hunt gelingt es jedoch, die vielen Personen so gut zu kennzeichnen, daß jeder individuelle Züge annimmt und einen eigenen Raum einnehmen kann. Schauplätze und Situationen wechseln rasch, der Held wird von sich in einem immer heftiger werdenden Wirbel mitgerissen, was jedoch das Gefühlschaos, in dem er sich befindet, sehr gut widerspiegelt. Zu bemerken ist, daß die Männerfiguren bei weitem plastischer geraten sind als die Frauen, die etwas blaß bleiben.


    Was als ziemlich faszinierende Charakterstudie eines Feiglings beginnt, wird bald zu einem sehr emotionalen Liebesroman. Der leicht traurige Unterton verfliegt und macht dem Trompetenschall der reinen Spannung Platz.
    Liest man die Geschichte als reinen Unterhaltungsroman, kommt eine aber voll auf ihre Kosten. Es gibt Kunst und Leidenschaft, politische und private Verschwörung, Opium und Alkohol, Stricher und Erpresser auf jeder gesellschaftlichen Ebene. Das Leben und das wahre im Verborgenen, die Liebe und die wahre Liebe im Verborgenen. Der Konflikt zwischen Freiheit und Konventionen.
    Wie Algy und Arthur zueinander finden, folgt dann altvertrauten Stereotypen. Sie werden aber mit solchem Enthusiasmus zelebriert, daß man einfach weiterliest. Zu dem Zeitpunkt hängt man ohnehin schon am Haken und das auch noch freiwillig.
    Kenntnisreich und routiniert und mit viel erzählerischem Geschick präsentiert, ist es echter ein Roman zum Schwelgen.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ein Hinweis:


    Der Roman ist hier im Forum unter Allan Hunt im Register verzeichnet, nicht unter 'Chris'. Ich nehme an, das liegt wieder einmal an der an der wenjg fachgerechten Titelaufnahme bei amazon.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Ein Hinweis:


    Der Roman ist hier im Forum unter Allan Hunt im Register verzeichnet, nicht unter 'Chris'. Ich nehme an, das liegt wieder einmal an der an der wenjg fachgerechten Titelaufnahme bei amazon.


    Das habe ich verwirrt auch schon gemerkt... da juckt es mich immer, mich als "Bereiniger" bei Amazon zu bewerben :zwinker