Zum Buch
Lord Algernon (Algy) Winterton scheint der perfekte viktorianische Gentleman zu sein - reich, gutaussehend, gepflegt, ein pflichtbewusster Ehemann und Vater. Episoden aus seiner Jugend, die ein anderes Bild abgeben haben er und sein Umfeld längst erfolgreich verdrängt. Bis eines Tages ein alter Bekannter auftaucht und alte Erinnerungen in Algie weckt, die ihn dazu bringen, frühere Leidenschaften wiederzuerwecken - ein gefährliches Unterfangen zur Zeiten des Prozesses um Oscar Wilde.
Über den Autor
Weder im Buch noch im Netz habe ich etwas gefunden.
Meine Meinung
Die Geschichte ist eine Art Spin-Off zu "Street Lavender". Sie spielt 11 Jahre später und Hauptfigur ist Algy, der eine Nebenfigur in "Street Lavender" war, während Willie Smith, die Hauptfigur aus "Street Lavender" in diesem Roman eine Nebenrolle hat. Algy hatte in "Street Lavender" eine kurze Affaire mit Willie, hat dann kalte Füße bekommen und das getan, was seine Familie wollte, nämlich eine angemessene Frau heiraten, zwei Kinder zeugen und sich um seine Güter kümmern. Dass er mal Gefühle für Männer hatte, hat er erfolgreich verdrängt.
Das Buch könnte Eulen gefallen, die "Ich, Adrian Mayfield" mochten. Einige Figuren aus diesem Buch (z.B. Charles Parker) tauchen auch hier auf und ich bin mir ziemlich sicher, dass Floortje Zwigtman die Bücher von Chris Hunt gelesen und sich...äh...inspirieren lassen hat. Ich hab fast erwartet, dass Adrian irgendwann um die Ecke biegt.
"N for Narcissus" hat mir noch besser gefallen als "Street Lavender", weil ich Algy anziehender finde als Willie. Im Vordergrund steht die Stimmung, die zur Zeit von Oscar Wildes Prozess geherrscht hat und die Schwierigkeiten, mit denen schwule Männer konfrontiert habe. 1885 zur Zeit von "Street Lavender" trat ja die Sektion 11 des Criminal Law Amendment Acts in Kraft, die männliches homosexuelles Verhalten rekriminalisiert hat und zur Zeit von "N for Narcissus" waren Männer, die engere Freundschaften hatten, ständig der Gefahr der Erpressung ausgesetzt und flohen zum Teil ins liberalere Frankreich. Oscar Wilde selbst taucht als Nebenfigur auf und der Prozess wird zum Teil beschrieben.
Die Geschichte wird von Algy in der Ich-Form erzählt.
Das Buch ist leider vergriffen und es gibt keine deutsche Übersetzung.
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