Gargoyle – Andrew Davidson
Ausstattung:
13 CDs
Laufzeit ca. 999 Minuten
Vollständige Lesung
Produktion Hessischer Rundfunk/hr media/Der Hörverlag 2008
Klappbox mit Booklet (Inhaltsangabe und Kurzlebenslauf von Autor und Sprechern). Die 13 CDs befinden sich jeweils in einer durchsichtigen Plastikhülle -> da habe ich ein bisschen mehr erwartet
Kurzbeschreibung (von der Rückseite)
Eine Geschichte, die die Grenzen der Zeit überschreitet…
Ein Mann überlebt einen Unfall mit schwersten Verbrennungen. Entstellt und voller Schmerzen hat er danach nur einen Gedanken: Wie kann er seinem elenden Zustand ein Ende bereiten? Da taucht eine mysteriöse Frau an seinem Krankenbett auf: Marianne Engel, exzentrische Bildhauerin beeindruckender Fabelwesen. Sie behauptet, sie seien einst Liebende gewesen – vor siebenhundert Jahren in Deutschland, als sie eine Nonne war und er ein Söldner auf der Flucht. Ist diese Frau einfach verrückt? Oder ist sie der rettende Engel, der ihn erlösen wird?
Geben Sie sich dem packenden Sog der Lesung von Stefan Kaminski uns Sascha Icks hin, folgen sie diesen beiden Ausnahmesprechern durch Zeit und Raum, lassen auch Sie sich beflügeln!
Über den Autor (aus dem Booklet)
Andrew Davidson wurde in Pinewa, Manitoba, geboren und promovierte 1995 an der University of British Columbia mit einem B.A. in englischer Literatur. Er lebte immer wieder in Japan, wo er als Lehrer sowie als Verfasser von Englischkursen für japanische Websides arbeitete. Gargoyle, das Projekt von sieben Jahren Arbeit und Forschung, ist sein erstes Buch. Davidson lebt in Winnipeg, Manitoba.
Über die Sprecher (aus dem Booklet)
Stefan Kaminski, 1974 in Dresten geboren, ist seit 1996 beim SFB/ORB als freier Schauspieler, Sprecher und Autor tätig. Von 2003 bis 2007 gehörte er fest zum Ensemble des Deutschen Theaters in Berlin. Er ist dem Haus als Gastschauspieler jedoch weiterhin verbunden. Mit „Kaminski ON AIR“ tritt er immer wieder mit Live-Hörspiel-Solo-Performances auf.
Sascha Icks, geboren 1967 in Düsseldorf, erhielt ihre Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Im Anschluss ging sie ans Rheinische Landestheater Neuss, ans Staatstheater Wiesbaden, ans Staatstheater Mainz, an die Wuppertaler Bühnen sowie ans Schauspiel Frankfurt. Im Jahr 2000 wurde Sascha Icks von der Zeitschrift Theater heute als Beste Nachwuchsschauspielerin nominiert.
Eigene Meinung
Schon nach der kurzen Hörprobe an einer Hörstation wusste ich, dass Gargoyle – mal vom Inhalt abgesehen – etwas für mich ist: Zum einen gefiel mir die angenehme Stimme von Stefan Kaminski, zum anderen seine mitreißende Leseweise. Sascha Icks dagegen kannte ich bereits, und wusste, was mich bei ihr erwartet.
Nachdem ich das Buch – das zu diesem Zeitpunkt bereits daheim im Regal stand – gelesen hatte, fiel es mir nicht schwer, mir auch noch das Hörbuch zuzulegen.
Stefan Kaminski liest die Ich-Perspektive des namenlosen Protagonisten, einem Pornodarsteller, der bei einem Autounfall schwerste Verbrennungen erleidet. Er kann sich problemlos in die Figur hineinversetzen und liest den Text sehr lebendig und vielschichtig. Trotz des ernsten Themas an sich, kann er den Sarkasmus, die Ironie und den unfreiwilligen Galgenhumor des Patienten stimmlich glaubhaft vermitteln. Aber auch in ernsten, traurigen oder romantischen Stellen kann er überzeugen. Für jeden Charakter entwirft Kaminski eine eigene Stimme und Tonfall. Herausragend ist hier ganz klar die stimmliche Umsetzung der „Schlage“. Weniger gut gefällt mir hierbei aber leider gerade seine Stimme und Tonfall der Marianne Engel. Er versucht, sie besonders weiblich zu gestallten, was für mich zu gekünstelt, zu hoch und zu weich klingt. Das kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass ich zum einen beim Lesen eine andere Vorstellung von Marianne Engel hatte, zum anderen aber auch, weil Sascha Icks zur eigentlichen Stimme Mariannes wird, da sie deren Geschichten wiedergibt, und ganz anders klingt. Wie ich sie in Erinnerung hatte, liest sie auch hier hervorragend. Ihre Stimme ist angenehm tief und voll, und kann außerdem durch ihre enthusiastische Leseweise den Hörer einfach mitreißen. Man hört ihren Spaß und ihre Freude an der Geschichte und am Vorlesen, was wunderbar im Einklang des Textes steht, da Marianne dem Protagonisten ja quasi, wie Icks dem Zuhörer, die Geschichten vorträgt. Trotzdem gehen bei ihr auch die Gefühle und Emotionen, die im Text stecken nicht verloren, sondern vermag ebenfalls den Zuhörer zutiefst an den richtigen Stellen zu berühren.
Obwohl ich nicht unbedingt ein Freund vollständiger Lesungen bin, hatte ich nie das Gefühl von Längen beim Zuhören. Ganz im Gegenteil, obwohl oder gerade weil ich das Buch selbst zuerst gelesen hatte, rasten die 13 CDs nur so vor sich hin, ohne das die Geschichte selbst, oder die Vortragsweise langweilig wurde. Die Idee, zwei Sprecher für die Lesung einzusetzen, wurde sicherlich aufgrund der Beschaffenheit des Textes so gewählt. Für den Hörer ergibt es aber nicht nur den Vorteil, die Erzählpassagen Marianne Engels besser zu kennzeichnen, sondern schafft auch Abwechslung bei 13 CDs.
Wirklich ein durch und durch gelungenes Hörbuch, das der außergewöhnlichen Geschichte, gerecht wird. Ich will weder das Lese- noch das Hörerlebnis bei dieser ungewöhnlichen Geschichte missen.
Wie das Buch auch:
10 von 10 Punkten.