"Das einzige Kind" von Anne Holt

  • "Das einzige Kind" hat mich so in seinen Bann gezogen, dass ich es an einem Tag auslesen musste.


    Von der Autorin habe ich bisher noch nichts gelesen, das war aber sicher nicht das letzte von ihr, das ich gelesen habe.


    Die Amazon-Rezensionen fallen sehr unterschiedlich aus. Von 5 Sternen bis zu 1 Stern. Aber Achtung: Bei der vierten Rezension wird m.M. nach zu viel verraten


    Aus der Amazon.de-Redaktion
    "Olav ist der Neue im Haus Frühlingssonne. In der einst prachtvollen Villa leben heute sieben verhaltensauffällige Kinder mit ihren Betreuern. Zwischenzeitlich haben sie sich mit ihrem Leben im Heim mehr oder weniger arrangiert. Nur Olav hat gar keine Lust sich den Regeln in der Frühlingssone anzupassen. Am liebsten würde er sofort wieder zurück zu seiner Mutter, dort kann er zumindest soviel Zuckerbrote essen, wie er möchte. Sie würde es nicht wagen, ihm die geliebten Stullen zu verweigern, denn nur allzuoft hat er seine Mutter schon mit seinen überraschenden und unkontrollierten Wutausbrüchen in Angst versetzt. Im Heim werden sie ihn da noch kennenlernen. Vor allem Agnes, die Heimleiterin, die sich von seinen Aggressionen bisher nicht beeindrucken lassen hat.
    Am Tag nach Olavs Ankunft wird Agnes in ihrem Büro tot aufgefunden -- der Junge ist verschwunden.


    Die norwegische Autorin Anne Holt ist nach drei auf deutsch erschienen Krimis erwiesenermaßen eine Spezialistin auf dem Gebiet des fein ausgetüftelten psychologischen Romans. Sie bietet keine platte, langweilige Soziologie aus dem Lehrbuch, sondern beschreibt sehr plastisch gesellschaftliche Probleme. Und wenn in den Medien rasche Lösungen bei verhaltensauffälligen, gewalttätigen Kindern gefordert und propagiert werden, schaut Anne Holt in ihren Romanen genauer hin.


    Olav ist "ein Zerrbild von Kind. Wo ein normales Kind weinen und traurig sein würde, lächelt er und will sich nicht trösten lassen. Wenn jemand versucht lieb zu ihm zu sein, hält er denjenigen für gemein." Seine Mutter, die ihm hilflos gegenübersteht ist keinesfalls, weil sie den Bengel allein erzieht, ein Sozialfall. Sie ist nur mit der Erziehung dieses unberechenbaren Jungen restlos überfordert.


    Das einzige Kind ist ein unspektakulärer, leiser, psychologisch stimmiger Krimi, der seine Spannung bis zur letzten Seite hält. --Manuela Haselberger "


    (Inhaltlich ist nur noch zu dieser Rezension anzumerken, dass Agnes nicht am gleichen Tag von Olavs Ankunft im Heim ermordet wird.)



    Interessiert hat mich an diesem Buch sicher der verhaltensauffällige Olav und seine Geschichte, die die Mutter in kursiv eingefügten Rückblenden berichtet. Da kriegte ich sowohl Mitleid mit Olav als auch - allerdings bedeutend weniger - mit der völlig überforderten und hilflosen Mutter. Aber auch den Alltag in der "Frühlingssonne" fand ich gut beschrieben, wobei aus pädagogisch-fachlicher Sicht sicher einiges dort im Argen liegt. (z.B. hat die Heimleiterin gerade ihre eigene 4 jährige Tochter bei sich, als der nach Aktenlage höchst schwierige Olav ins Heim kommt, das sollten m. M. nach keine Heimleitung oder Erzieher tun)


    Ich fand auch im Gegensatz zu anderslautenden Rezensionen das Privatleben der lesbischen Kommissarin, die Schwierigkeit mit ihrem "Coming Out" hat und mit dem Kinderwunsch ihrer Partnerin so ihre Probleme hat, in keinster Weise langweilig und für den Ablauf der Krimihandlung störend.
    - Unrealistisch fand ich höchstens das mangelnde Interesse der Presse an diesem Fall, selbst bei einem spektakulärem Doppelmord, der den Hauptteil der Osloer Polizei einbindet, ist der Fall einer ermordeten Heimleiterin und einem verschwundenem Kind sicher für mehr als eine Schlagzeile gut.


    Und den Fall an sich fand ich überaus spannend und gut erzählt. Erst gab es wenig Motive für mögliche Tatverdächtige, doch im Laufe des Buches herrscht dann kein Mangel daran ...


    Wie gesagt, mir fiel es schwer, das Buch aus der Hand zu legen und daher habe ich es auch fast in einem Rutsch gelesen.


    grüße von missmarple

    "Ein Archäologe ist der beste Ehemann, je älter eine Frau wird, um so mehr interessiert er sich für sie."
    Agatha Christie

  • Ich habe das Buch im Rahmen unserer Wichtelaktion bei den Eulen bekommen, es gleich für eine lange Zugfahrt mitgenommen und dann auch bald durchgehabt. Es war wirklich klasse, da muss ich Missmarple Recht geben! Und der Schluss ist die absolute Krönung.
    Allerdings hatte ich mit der Mutter von Olav schon auch Mitleid. Sie versucht nämlich in meinen Augen, ihren Sohn zu verstehen und denkt über mögliche Ursachen für die Probleme nach. So verhaltensgestört Olav sein mag und so falsch er in mancher Beziehung erzogen wird, er stammt eigentlich nicht aus einem Elternhaus, in dem er gleichgültig in eine Ecke geschoben wird.
    So unwichtig es für den Fall ist, interessiert hätte mich schon mal, warum denn die anderen Kinder im Heim waren. Denn im Vergleich zu Olav waren sie doch geradezu mustergültig. Wenn es Unruhe und Ärger gab, war doch immer nur Olav der Anlass.
    Mir gefiel es ebenfalls, dass auf Hannes Privatleben näher eingegangen wird. Ich hatte sogar anfangs gehofft, dass man da endlich mal was erfährt, denn sie gerät ja mit einem Kollegen etwas aneinander, weil er irgendeine Anspielung macht.
    Das war mein erstes Buch von Anne Holt und ich werde bei Gelegenheit sicher mehr davon lesen.


    Gruß


    Hundefreund

  • Ich habe mir das Buch aus der Bücherei geholt und hatte es auch ganz schnell durch, ok, in einem Tag schaffe ich das nicht. Und obwohl im Klappentext eigentlich schon so viel verraten wird, fand ich es durch und durch spannend. Es ist das 2. Buch, das ich von Anne Holt gelesen habe und vorgestern bin ich gleich noch einmal zur Bücherei gelaufen und habe mir "Das letzte Mahl" geholt".


    Schnell Tee kochen, Kerze an, in Decke einlümmeln und dann kann es losgehen :wave

  • Das ist das nächste in meiner Anne Holt Reihe und ich freu mich schon, wie ein Schnitzel... :anbet


    Gestern angekommen... :-]


    TANTE EDITH1:
    Les ich jetzt so nebenher, bin schon wieder voll drin, allerdings ist mir Hanne diesmal etwas unsympathisch, wie zu erwarten wird sie ein wenig verschroben. :pille


    TANTE EDITH 2.
    Hab es heute Nacht noch fertig gelesen, aber ich muß gestehen, so wirklich vom Hocker, wie die anderen Bände, hat es mich nicht gerissen. Mir fehlte die Spannung, weil mir von Anfang an klar war, was passiert ist, oder zumindest die Grundzüge, das war mir viel zu durchschaubar.
    Sprachlich ist es wieder ohne Fehl und auch die Geschichte an sich ist durchaus erzählenswert, aber mir fehlte hier diesmal das gewisse Etwas, das ein sehr gutes von einem guten Buch unterscheidet.
    Außerdem fand ich Hanne hier etwas nervig, ihre Probleme mit ihrer lesbischen Beziehung und ihren Kollegen entwickeln sich aus meiner Sicht irgendwie nicht weiter, das finde ich Schade und Hakon Sand hat mir auch gefehlt.
    Dennoch, wie gesagt, in einem Rutsch gelesen und ganz bestimmt nicht schlecht, aber eben nicht so gut, wie erhofft.

  • Zitat

    Mir fehlte die Spannung, weil mir von Anfang an klar war, was passiert ist, oder zumindest die Grundzüge, das war mir viel zu durchschaubar.


    Also das fand ich gar nicht. Man hat ja seine Ahnungen, aber die werden immer wieder umgeworfen durch neue Fakten und Wendungen. Das Ende fand ich in zweifacher Hinsicht dann auch unfaßbar :)


    Ach ja:

    Zitat

    So verhaltensgestört Olav sein mag und so falsch er in mancher Beziehung erzogen wird, er stammt eigentlich nicht aus einem Elternhaus, in dem er gleichgültig in eine Ecke geschoben wird.


    na ich weiß nicht: wenn man sein erst einige Monate altes Baby mal eben für ein paar Stunden ins Bad abstellt um einzukaufen..... gerade in so einer prägenden Phase.


    Für mich war dies auch das erste Buch der Autorin und ich werde mir gleich weitere besorgen.

  • Inhalt
    Er sieht aus wie ein Kobold. Eher noch: wie ein Dämon. Ein großer dicker Dämon. Und aus seinen Augen spricht tiefer Hass. Dabei ist Olav erst zwölf Jahre alt. Aber seine Mutter wird schon lange nicht mehr mit ihm fertig, und deshalb ist er nun im Kinderheim »Frühlingssonne« wahrscheinlich besser aufgehoben als in einer engen Sozialwohnung. In der »Frühlingssonne« hat Agnes Vestavik die Leitung und sie kennt auch Olav gegenüber keine Nachsicht. Jetzt aber ist Agnes tot und Olav verschwunden... Mit großem psychologischen Einfühlungsvermögen erzählt Anne Holt die Geschichte eines zutiefst verunsicherten Kindes. Zugleich aber gelingt ihr ein ebenso fesselnder wie einzigartiger Roman um ihre sympathische Osloer Kriminalkommissarin Hanne Wilhelmsen.


    Über den Autor
    Anne Holt, geboren 1958 in Larvik, wuchs in Norwegen und in den USA auf. Als freie Autorin lebt sie heute in Oslo und Südfrankreich. Seit 1993 veröffentlicht sie Kriminalromane, die zu internationalen Bestsellern avancierten und mit den wichtigsten Krimipreisen ihres Landes ausgezeichnet wurden.


    Mein Fazit
    Das vorletzte Buch aus meinem Alt-SUB-Stapel. Warum ich das Buch seinerzeit gekauft habe kann ich jetzt nicht mehr ausmachen, es wird wohl schon seinen Grund gehabt haben. Der Klappentext ließ mich aber auf einen spannenden Krimi hoffen.


    Die Story um den verhaltensauffälligen Olaf und den Mord in einem Kinderheim bietet dazu theoretisch auch eine gute Ausgangssituation. Leider hat es die Autorin nicht geschafft mich an die Seiten zu fesseln. Aus wechselnden Perspektiven wird die Geschichte erzählt: mal kommt Ermittlerin Hanne Wilhelmsen zu Wort, mal Olav oder auch in einer Art Tagebuchstil Olavs Mutter. Hier habe ich mich immer ein wenig geärgert, denn mit jedem Perspektivwechsel geht auch eine Änderung des Schreibstils einher. Hatte ich mich gerade auf die eine Person „eingeschossen“, wechselte die Person an einer – wie ich häufig fand – merkwürdigen Stelle und ich war wieder raus.
    Insgesamt wurde ich mit den Figuren des Romans nicht richtig warm und empfand auch Kommissarin Hanne Wilhelmsen nicht als sympathisch. Die Passagen aus ihrem Privatleben waren für mich nichtssagend und hätten nicht notwendigerweise sein müssen. Die weiteren Kollegen bleiben farblos und in ihren Handlungen stark eingeschränkt, sie kommen eher wie kleine Handlanger rüber und kommen kaum zum Zug.
    Richtige Spannung kommt erst auf den letzten 30 Seiten auf, davor plätschert die Geschichte von einem Punkt zum anderen, ohne das richtig etwas geschieht. Das Ende selbst und auch die Einleitung dahin sind dagegen toll geschrieben, so hätte ich mir das komplette Buch gewünscht.


    Bewertung
    5/10 Eulenpunkten