Warum Charlie Wallace - Stan van Elderen

  • Warum Charlie Wallace - Stan van Elderen


    Originaltitel: Charlie Wallace


    Kurzbeschreibung
    Als er Charlie das erste Mal begegnet, ist Jonathan gleich beeindruckt von dessen lockerer, lebenslustiger Art. Er selbst ist ganz anders, verschlossen und grüblerisch. Trotzdem ziehen sie gemeinsam durch New York, besuchen das Museum of Modern Art, Ground Zero, den Zoo - und Orte, die Jonathan sonst sicher nicht aufsuchen würde. Charlie kommt mit allen ins Gespräch und bringt jeden zum Reden. Vielleicht sogar Jonathan, der im Internat etwas erlebt haben muss, worüber er nicht sprechen will ... Eine Geschichte über Freundschaft und ein aufregender Spaziergang durch den Big Apple.


    Über den Autor:


    Stan van Elderen, 1963 in den Niederlanden geboren, studierte Niederländisch, Englisch und Deutsch und machte einen Abschluss zum Master of Business-Administration (MBA) in Kanada. Sein Kinderbuchdebüt, eine Fantasygeschichte, die 2004 unter dem Titel "Der 13. Zauberer" auch in Deutschland erschien, war in den Niederlanden ein so großer Erfolg, dass der Autor noch zwei Fortsetzungen schrieb.
    Sein erstes Jugendbuch, "Warum Charlie Wallace" wurde in Elderens Heimat ebenfalls mit großartigen Kritiken bedacht und für die Goldene Eule und den Cervantes Preis nominiert. Die flämische Kinder- und Jugendbuchjury zeichnete es 2007 als bestes Buch des Jahres aus. Stan van Elderen wohnt mit seiner Familie in Naarden, in der Nähe von Amsterdam.


    Meine Meinung:


    Jonathan ist ein verschlossener Schüler. Von seinen Mitschülern wird er selten erst bzw. wahrgenommen.
    Von seinen Eltern, einem erfolgreichen Broker an der Wallstreet und seiner Mutter einer Kunsthistorikerin die oft in Europa unterwegs ist, mit allem Materiellen bestens versorgt, aber emotional oft alleine gelassen.
    Dann kommt Charlie Wallace an seine Schule. Charlie dessen Vater eine hoch dotierte Stelle an einem New Yorker Krankenhaus angenommen hat, musste wider seinen Willen von der Westküste wegziehen und musste eine Freundin und gute Freunde zurücklassen. Aber von all dem läßt Charlie sich nicht unterkriegen. Er ist witzig und charmant und hat keinerlei Scheu auf andere Menschen zuzugehen.
    Aber erreicht er auch Jonathan, den offensichtlich ein Geheimnis umgibt? Kann sich Jonathan Charlie gegenüber öffnen? Kann er ihm vertrauen?


    Ein starkes Jugendbuch, vom Verlag ab 12 Jahren empfohlen. Wobei ich mir vorstellen könnte daß auch 15jährige an dem Buch noch ihre Freude haben.

    Herzlichst, FrauWilli
    ___________________________________________________
    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Von Anfang an ist klar, dass Jonathan und Charlie nur wenige Tage miteinander verbringen werden. Auf Jonathan wirkt Charlie erschreckend normal, offen und optimistisch. Frisch nach New York gekommen geht der neue Mitschüler auf alle zu, spricht ohne Ansehen der Person freundlich mit jedem und bringt Jonathan ständig in Situationen, die ein schüchterner Mensch nur schwer erträgt. Unterlagert werden die alltäglichen Ereignisse mit der Andeutung eines Erlebnisses in Jonathans Vergangenheit, über das er dringend mit einer vertrauenswürdigen Person sprechen müsste. Dadurch entsteht eine gegenläufige Spannung, die hoffen lässt, dass Jonathan sich dem neuen Freund gegenüber öffnen kann, bevor die Geschichte zu Ende ist.


    Bemerkenswert fand ich Jonathans Begegnung mit dem Englischlehrer Mister Wainwright, einer manipulativen, rachsüchtigen Gestalt, von der nicht nur Jonathan annimmt, dass er Englischlehrer geworden ist, weil er die Literatur hasst. Weniger haben mich Jonathans Lebensumstände als Einzelkind eines ständig abwesenden Elternpaares begeistert. Die Schwarzweissmalerei zwischen Jonathans Vernachlässigung im Wohlstand und der Herzlichkeit in Charlies Familie mit mehreren Kindern ist mir selbst in einem Jugendroman zu plakativ. Jonathan hat zwar Probleme eines amerikanischen Oberschicht-Kindes - aber nicht nur Kinder aus Penthäusern haben vergleichbare Probleme. Trotz der nicht klischeefreien Umstände beeindruckt die Geschichte der anrührend unkomplizierten Begegnung zwischen den Jungen durch ihre klare, schnörkellose Sprache und die Konzentration der Handlung auf wenige Tage. Im Rückblick könnten es später einmal die wichtigsten Tage in Jonathans Lebens sein.


    9 von 10 Punkten