Die wahre Geschichte von Ned Kelly und seiner Gang - Peter Carey

  • Peter Carey


    Die wahre Geschichte von Ned Kelly und seiner Gang



    Über den Autor:
    Peter Carey wurde 1943 in Australien geboren. Er ist einer der bekanntesten Autoren seines Landes. Seine Romane sind international erfolgreich und wurden mehrfach ausgezeichnet. Peter Carey ist erst der zweite Autor neben J. M. Coetzee, dem der renommierte Booker-Preis zweimal verliehen wurde:
    1988 für sein Buch "Oscar und Lucinda" und 2001 für "Die wahre Geschichte von Ned Kelly und seiner Gang".
    Peter Carey lebt in New York.


    Kurzbeschreibung (Klappentext):
    Ned Kelly ist eine australische Legende. Peter Carey schuf den Roman zum australischen Mythos vom einsamen Bushranger, der zum Robin Hood des Outback wurde.
    Ned ist zwölf, als sein Vater verschwindet, mit vierzehn kommt er zum ersten Malt mit dem Gesetz in Konflikt.
    Dann geht seine Kariere steil bergan, Pferdediebstahl, Sabotage, Banküberfälle, Schießereien mit der Polizei. Er ist großzügig zu den Armen, neigt bei seinen Überfällen zu Maskerade und Farce. Doch unter der Verkleidung verbirgt sich ein anderer Ned Kelly. Sein ungewöhnlicher Lebensbericht, den er für seine Tochter aufzeichnet, ist gekennzeichnet von seiner Sehnsucht nach einem Zuhause. Am Ende sitzen er und seine Gang in der Falle: Ned flieht, aber kehrt in seiner eisernen Rüstung zurück....
    Peter Carey gelingt das Kunststück, der fernen Gestalt eine Sprache voller Leidenschaft und unbändiger Wildheit zu geben.



    Meine Meinung:


    Dieser Roman war sehr flüssig und gut zu lesen, obwohl Carey auf Kommas und direkte Rede verzichtet und auch ansonsten einige eigenartige Stilarten angewendet hat, wie z. B. das "und" durch ein "&" zur ersetzen oder das Wort "sehr" durch ein "s." abzukürzen.
    Das benötigt eine kurze Einlesezeit aber überrachenderweise findet man sich sehr schnell mit diesem Stil ab.


    Zum Inhalt möchte ich sagen, daß es zwar eine sehr interessante und lesenswerte Geschichte war, aber mir persönlich das Highlight in diesem Buch fehlte. Das mag vielleicht daran liegen, daß es sich eben um eine, möglichst an der Wahrheit liegende Biographie handelte.


    Über die Recherche bin ich mir noch nicht so ganz klar geworden. Ned Kelly hat es wirklich gegeben. In dem Buch wird vor jedem Kapitel eine Angabe über den Zustand der Notizen gemacht. Inwieweit dieses der Wahrheit entspricht oder entsprechen könnte, habe ich bisher noch nicht herausgefunden.


    Fazit: Es ist sehr gut zu lesen, aber ich würde nicht so weit gehen, es unbedingt weiterempfehlen zu müßen.

  • Die australische Provinz Victoria, Mitte des 19. Jahrhunderts. Es ist eine harte und ungerechte Welt, in die Peter Carey seinen Leser in Die wahre Geschichte von Ned Kelly und seiner Gang entführt. Gutes Land, dass Reichtum verspricht, ist in der jungen Provinz heiß umkämpft. Reiche Farmer, die sogenannten Squatter, machen mit der Polizei gemeinsame Sache, um die arme Bevölkerung, bei denen es sich in vielen Fällen um zwangsverschiffte Deliquenten handelt, in Schach zu halten. Vor allem die irischen Kleinbauern haben einen schlechten Ruf weg und sind von vorneherein als Viehdiebe und Trunkenbolde abgestempelt. Auch Ned Kelly hat unter diesem Schicksal zu leiden. Bereits als Jugendlicher landet er wegen eine Bagatelle im Gefängnis und wird wenige Tage nach seiner Freilassung erneut festgenommen und verurteilt - für ein Verbrechen, dass begangen wurde, als er noch gefangen war. Peter Carey zeigt wie ein Mensch durch Dünkel und Mißtrauen zum Verbrecher gemacht wird. Immer wieder bemüht Ned Kelly sich redlich zu bleiben und auch die vielen Mitglieder seiner Familie auf die rechte Bahn zu bringen. Erst als er keinen anderen Ausweg mehr sieht, wird er zum Bandenführer, der für einige Zeit die Polizei im Atem halt.
    Der Roman beschreibt eine klassische Robin-Hood-Geschichte. Ned Kelly begehrt im Namen der Armen gegen die Obrigkeit auf. Anders als Robin Hood ist er jedoch kein strahlender Held, denn es gelingt im nicht eine Spirale der Gewalt aufzuhalten, die auch Unschuldigen das Leben kosten wird. Die Geschichte ist aus seiner Sicht geschrieben. Es wird die Illusion von originalen Aufzeichnungen erzeugt, die Ned Kelly aufgezeichnet hat. Dieses interessante Stilelement birgt viele Gefahren. Wenig ist vermutlich schwieriger, als einen Roman in der Sprache eines ungebildeten Menschen aus einer anderen Zeit zu schreiben, der trotzdem spannend und unterhaltsam ist. Das ist Carey gut gelungen. Die Sprache ist glaubwürdig, Kellys Slang zumindest im Original jedoch recht schwer zu lesen. Dem Roman gelingt es gut sich in die Gedankengänge seines Helden hineinzubegeben, die obwohl er ein einfacher Mann ist, keineswegs banal oder simpel sind.
    Schöner, außergewöhnlicher historischer Roman!