Die Henkerstochter und der schwarze Mönch – Oliver Pötzsch

  • Verlag: Ullstein Tb, 2009
    Broschiert: 526 Seiten


    Kurzbeschreibung
    Schongau 1660: Der Pfarrer der Lorenzkirche wurde vergiftet. Mit letzter Kraft konnte er noch ein Zeichen geben, das zu einem uralten Templergrab in der Krypta führt. Dort entdecken der Henker Jakob Kuisl, seine Tochter Magdalena und der Medicus Simon rätselhafte Hinweise auf einen Templerschatz. Der Mörder des Pfarrers ist dem Geheimnis längst auf der Spur, aber auch eine brutale Räuberbande hat davon erfahren. Ein gnadenloser Wettlauf beginnt.


    Über den Autor:
    Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitet seit Jahren für den Bayerischen Rundfunk, vor allem für die Kultsendung quer. Er ist selbst ein Nachfahre einer berühmten bayerischen Henkersdynastie.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist der 2. Band aus der Reihe "Die Henkerstochter-Saga".
    Daher wird einiges von der Figurenentwicklung wohl schon im ersten Teil zu finden sein. Es ist aber problemlos möglich, auch gleich in den zweiten Teil einzusteigen.


    Dieser historische Unterhaltungsroman, der im bayrischen Schongau nahe Augsburg im Jahr 1660 (also nicht lange nach dem 30jährigen Krieg) angelegt ist, besitzt das übliche Inventar, besonders durch die gesellschaftlichen Positionen der Hauptfiguren. Die junge Tochter des Henkers Jakon Kuisl leidet darunter, dass sie aufgrund des Berufs des Vaters als ehrlose gilt. Eine Heirat mit einem der Bürger ist daher nicht zu erwarten, nur andere Henker oder Abdecker kommen in Frage. Daran hat sie aber kein Interesse und geht in die Lehre bei einer Hebamme. Interessiert ist sie aber an dem jungen Medicus Simon, der auch viel von ihr hält, aber auch mit der vornehmen Benedikta liebäugelt.


    Der Henker Jakob Kuisl ist die herausragende Figur des Romans: Sturschädelig, brummig und maulfaul nennt ihn der Autor im Nachwort.
    Er ist intelligent und hat Führungsqualitäten, aber aufgrund der Ehrlosigkeit des Berufes ist er auch nicht glücklich. Trotzdem macht er stets saubere Arbeit. Die Schilderungen seiner Arbeit entspricht den grausamen Zeiten und wirkt ziemlich realistisch.


    Und seine Tochter Magdalena, ebenfalls belegt, hat in ihrem Eigensinn einiges von ihm geerbt. Der sensible Simon hat es nicht leicht mit ihr, aber ihre besonderen Qualitäten erkennt er.


    Im atmosphärischen Prolog wird ein Mönch vergiftet. So wird dem Roman ein Krimiplot beigefügt, der aber nicht sehr dominiert.


    Das mittelalterliche Städtchen Schongau bietet die geeignete und gut beschriebene Kulisse. Einige Szenen finden sogar in Augsburg statt, wo Magdalena sich mit einigen Gefahren herumschlagen muss.


    Unaufdringlich und gelungen wird bayrischer Dialekt bei den Dialogen eingestreut.


    Aufgrund der allzu gut bekannten Zutaten des Romans ist einiges im Handlungsverlauf vorhersehbar. Wen das nicht stört, erwartet aber ein lesbares, ansprechendes Buch von einem Autoren der sehr viel recherchiert hat und der selber aus einer Familie der Scharfrichter stammt. Und der Henker dieses Romans, Jakob Kuisl war einer von ihnen.


    Erwähnenswert ist auch noch das informative Nachwort inklusive Reisebeschreibungen des Autors.


    Ein gelungener historischer Roman, bei dem ich zwar etwas Zeit brauchte, um hineinzukommen, der mir am Schluss aber ganz gut gefallen hat.
    Das Erscheinen eines weiteren Teiles der Reihe würde mich nicht überraschen.

  • Auch der zweite Teil begeisterte mich. Die Geschichte mit altbekannten Personen war wieder fesselnd und spannend geschrieben.


    Interessant fand ich vor allem, dass der Autor wohl mit Jakob Kuisl verwandt ist und die Familie tatsächlich lebte. :-)

  • Da gibt es im Münchener Raum ein paar Lesungen dazu. Da gehe ich mit anderer Büchereule hin - und dann lese ich es erst. War auch bei Teil 1 auf einer Lesung des Autors und vor allem seine Erzählungen über die tatsächlichen Fakten zu dieser Zeit haben mir sehr gut gefallen. Seine Vorfahren waren richtige Henker, er weiß also wovon er spricht. :grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Leider ist diese historische Lesung eine der wenigen Ausnahmen im Münchner Großraum. Z.B. keine Lesung von Titus Müller, der hier ja eine Menge Termine bekannt gegeben hat. Die Münchner Veranstalter sehen hier den Bedarf nicht. :cry
    Bin nicht die einzige Eule, die dies beweint.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von Tanzmaus
    Interessant fand ich vor allem, dass der Autor wohl mit Jakob Kuisl verwandt ist und die Familie tatsächlich lebte. :-)


    Stand das nicht schon im Schlusswort des ersten Teils? :gruebel
    Egal, ich bin gespannt, wie es weiter geht.

    Liebe Grüße
    Steffi


    Einen Menschen zu lieben bedeutet, ihn so zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Leider ist diese historische Lesung eine der wenigen Ausnahmen im Münchner Großraum. Z.B. keine Lesung von Titus Müller, der hier ja eine Menge Termine bekannt gegeben hat. Die Münchner Veranstalter sehen hier den Bedarf nicht. :cry
    Bin nicht die einzige Eule, die dies beweint.


    :write :cry :cry :cry Kollektivheulen ist angesagt!
    Genau das gleiche habe ich mir bei den dwölfhundert Leseterminen von Titus auch gedacht. Kein Dübell, obwohl er mit seiner Teufelsbibel Saga doch großen Erfolg hat.
    Keine Sabine Weigand ... München wird gemieden wie die PEST :cry

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • "Die Henkerstochter und der schwarze Mönch" schließt sich inhaltlich und stilistisch direkt an den Vorgänger an.


    Die Krimihandlung ist spannend aufgebaut, gegen Ende konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die drei Hauptpersonen der Henker Kuisl, seine Tochter Magdalena und der junge Stadtmedicus Simon ermitteln dieses Mal zwar getrennt voneinander und es liegen auch einige Spannungen in der Luft, aber ich habe mich dennoch sehr über ein Wiedersehen gefreut.


    Sprachlich hatte ich den Eindruck, es würde mehr bayrisch gesprochen als im Vorgänger, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Ich habe jedenfalls auch als Badener alles gut verstanden (auch wenn es bei uns eher pieseln als bieseln heißt ;-))


    Mein einziger Kritikpunkt ist die etwas aufdringliche Fremdenverkehrswerbung für den Pfaffenwinkel (die Erläuterungen des Autors UND das Lesezeichen waren m.E. des Guten zuviel).


    Beim Nachfolger schaue ich dem Henker sicher wieder über die Schulter!


    Gwen :
    ja, das stand schon im ersten Teil!

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Das Buch war für mich genauso gut wie der Vorgänger. Ich konnte es zuletzt nicht mehr aus der Hand legen. Diesmal passte der Titel besser zum Inhalt, als wie beim 1.Teil.
    Aus meinen Umfeld, haben schon viele diese Bücher gelesen und genauso positive Resonanz abgegeben, wie ich jetzt.
    Ich finde ihn sehr lesenswert und auch zum empfehlen!


    Am 4. August und 6. September ist wieder eine Stadtführung durch Schongau, wo die Orte, aus dem Buch, geführt wird und aus einigen Passagen aus dem Buch gelesen wird. Ich hoffe das es diesmal Zeitlch passt, dort mitzugehen, da ich es beim 1.mal nicht geschafft hat.

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Bei dieser Krimiserie passt für mich einfach alles. Der flüssige Schreibstil und die stimmige Handlung vor einer farbenprächtigen Kulisse rufen ein grandioses Kopfkino hervor. Der Spannungsbogen wird fast bis zur letzten Seite gehalten. Zum Glück erscheint der dritte Teil Die Henkerstochter und der König der Bettler bereits im August 2010.

  • Der Pfarrer der Schongauer Lorenzkirche wird ermordet. Mit letzter Kraft gelingt es ihm, ein der Kirche einen Hinweis zu hinterlassen. Durch diesen Hinweis gelangen der Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl, seine Tochter Magdalena und der Medicus Simon Fronwieser auf die Spur eines Templerschatzes. Sobald sie ein Rätsel gelöst haben führt das automatisch zu einem Neuen. Natürlich ist ihnen auch der Mörder auf der Spur, und eine Räuberbande, der Kuisl das Handwerk legen soll, gibt es ja auch noch.
    Also viel zu tun für die Henkersfamilie.


    Vor Kurzem habe ich den 5. Band „Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg gelesen und nun habe ich den 2. Band nachgeschoben.
    Ich habe also quasi einen Salto rückwärts aus dem Jahr 1668 in das Jahr 1660 gemacht. Hätte ich die Bücher in der richtigen Reihenfolge gelesen, wer weiss, ob ich die Weiterentwicklung der Figuren genauso bemerkt hätte.
    Denn eine Weiterentwicklung fand auf jeden Fall statt. In diesem Band merkt man deutlich, dass alle Personen, insbesondere Magdalena, wesentlich jünger sind und anders agieren. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen.


    Aber auch ansonsten hat mich dieser 2.Fall für den Schongauer Henker gut unterhalten. Der Kriminalfall spielte zwar eine untergeordnete Rolle, dennoch blieb der Spannungsbogen erhalten und es war sehr unterhaltsam. Was nicht zuletzt daran lag, dass die Geschichte flott und spritzig erzählt wird und der Autor es schaffte, mich mit viel Charme in die damalige Zeit zu führen und mir sowohl die Personen, als auch die Umgebung nahe brachte und mich an der Handlung teilhaben ließ.

  • Ich habe den ersten Band vor kurzem beendet und deshalb alle Figuren noch präsent. Auch in dem Nachfolger wird der flüssige Schreibstil beibehalten, man geht mit den Figuren auf Spurensuche durch den Pfaffenwinkel und die Spannung bleibt bis zum Ende erhalten. Ein unterhaltsamer historischer Schmöker.


    Ich freue mich jetzt schon auf Band 3 :-]

  • Buchmeinung zu Oliver Pötzsch – Die Henkerstochter und der schwarze Mönch


    „Die Henkerstochter und der schwarze Mönch“ ist ein historischer Kriminalroman von Oliver Pötzsch, der 2009 im Ullstein Taschenbuch Verlag erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für den Henker Jakob Kuisl, seine Tochter Magdalena und den Medicus Simon Fronwieser.


    Klappentext:


    Schongau 1660: Der Pfarrer der Lorenzkirche wurde vergiftet. Mit letzter Kraft konnte er noch ein Zeichen geben, das zu einem uralten Templergrab in der Krypta führt. Dort entdecken der Henker Jakob Kuisl, seine Tochter Magdalena und der Medicus Simon rätselhafte Hinweise auf einen Templerschatz. Der Mörder des Pfarrers ist dem Geheimnis längst auf der Spur, aber auch eine brutale Räuberbande hat davon erfahren. Ein gnadenloser Wettlauf beginnt.

    Meine Meinung:
    Es macht einfach Spass, den Kuisls und dem Simon zu folgen. Lebhaft und eindringlich beschreibt der Autor die Situation im Schongau. Obwohl der 30-jährige Krieg schon ein paar Jahre vorbei ist, leidet der Handel und der Schongau immer noch unter marodierenden Banden. Dazu kommen religiöse Eiferer, die auch vor Gewalttaten nicht zurückschrecken. Der Henker Jakob Kuisl, seine Tochter Magdalena und ihr Freund Simon Fronwieser, der Sohn des Medicus, finden eine Spur des sagenhaften Templerschatzes. Im Laufe der Geschichte erfährt man so einiges über die verschiedenen Kirchen und Klöster im Pfaffenwinkel. Das ganze ist in einen durchaus spannenden Kriminalfall eingebettet. Magdalena ist manchmal doch arg furchtlos, weiß sich aber ihrer Haut zu wehren. Die Schwester des ermordeten Pfarrers weckt dann auch noch das Interesse Simons – da gibt es dann kein Halten mehr. Meine Lieblingsfigur ist der Henker selbst. Er ist sicher der sympathischte Henker, den es jemals in Bayern gegeben hat. Es fällt ihm schwer, die ein oder andere Strafmassnahme an Verurteilten zu vollziehen, wenn er glaubt, das dies nicht gerecht ist. Andererseits kann er auch erbarmungslos zuschlagen, wenn seine Lieben in Gefahr sind. Interessant sind auch die kleinen Exkurse in Sachen Heilmittel und Kaffee. Er, der Henker, verfügt über mehr Medizinwissen als der Medicus.


    Fazit:
    Auch dieser Fall für die Henkerstochter und ihre Mitstreiter hat mir viel Vergnügen bereitet. Der Fall war interessant und die Auflösung schlüssig. Kleine Abstriche gibt es für die furchtlosen Akteure, die manchmal doch etwas naiv in gefährliche Situationen geraten. Dennoch ist dies ein überzeugender Fall, den ich mit 85 / 100 bewerte.

    :lesend Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit, Agatha Christie - Miss Marple (Kurzgeschichten von 12 erfolgreichen Autorinnen der Jetztzeit mit Miss Marple), Michael Peinkofer - Die steinerne Krone