Wie im "Meine neuen Bücher" - Thread versprochen meine Rezension des Buches "Die Klasse" von François Bégaudeau :-).
Über das Buch:
Autor: François Bégaudeau
Verlag: Suhrkamp Verlag
Seitenzahl: 232 Seiten
Erscheinungsdatum: 4. April 2009
Über den Autor:
François Bégaudeau, 1971 in Westfrankreich geboren, wurde bekannt als Sänger der Punk-Band Zabriskie Point. Er ist Redakteur der Filmzeitschrift Cahiers du cinema und hat drei Romane geschrieben. Begaudeau ist Träger des renommierten Prix France Culture.
Klappentext:
François ist Lehrer in einem typischen Problembezirk im Nordosten von Paris. Seine Schüler heißen Khoumba, Dico oder Souleymane. Angesagte Klamotten, der Afrika-Cup oder das Coolsein an sich sind ihnen allemal wichtiger als der Unterricht oder die französische Sprache. Doch auch die Lehrer passen sich ihrer Umgebung an, François' Methoden sind einigermaßen extravagant, und mehr als einmal muß er sich fragen, wer hier wem eine Lektion fürs Leben erteilt. Mit einer gehörigen Portion Sarkasmus erzählt François Bégaudeau eine rasante Geschichte von Schülern, für die Respekt eine Frage des aggressiven Auftretens ist, und Lehrern, die weder ihre Schüler noch den Kopierer disziplinieren können.
Bestseller in Frankreich Gewinner des Prix France Culture/Télérama Goldene Palme in Cannes, Oscarnominierung für den besten ausländischen Film bundesweiter Filmstart am 15. Januar 2009
Meine Meinung:
"Um Gottes Willen - was sind das nur für Lehrer?"
Dieser Gedanke kam mir während der Lektüre des Buches mehr als nur einmal. Der Protagonist schreit seine Schüler wegen Lappalien an, verspottet sie und wird teilweise sogar handgreiflich. Überhaupt scheint im gesamten Kollegium eine Null-Bock-Mentalität zu herrschen. Die Lehrer beschweren sich einerseits andauernd über ihre Schüler, scheinen andererseits aber nicht wirklich zu wissen, worüber genau. Es heißt von Seiten der Lehrer immer nur "Der? Oje." und "Die 7a? Geht so."
Begründen können die Lehrer ihre negativen Gefühle ihren Schülern gegenüber anscheinend nicht; auf der Agenda steht der kaputte Kaffeeautomat vor der Stundenverteilung für das nächste Schuljahr.
Das Buch "Die Klasse" ist in vier Teile unterteilt. Jeder Teil fängt in etwa gleich an; gleicher Ort / Schulweg der immer gleich kommentiert wird; immer die gleichen Worte, die im Lehrerzimmer gewechselt werden und immer das gleiche Gejammer: "Ich hasse es, wieder hier zu sein." Und diese Worte stammen nicht aus dem Mund eines Schülers :rofl.
"Die Klasse" ist aus der Sicht des Lehrers François Bégaudeau geschrieben, der an einer Schule in einem Pariser Problembezirk arbeitet. Die Sprache, die er verwendet, orientiert sich an der gesprochenen Sprache; insbesondere an der Alltagssprache seiner Schüler; denen er immer wieder zu verklickern versucht, dass sie eben NICHT so schreiben sollen, wie sie sprechen. Dieses Stilmittel gefällt mir daher richtig gut :grin. Eine Sache, die ich dagegen sehr nervig fand ist, dass mit dem Seitenwechsel oft auch ein Absatzwechsel einherging, den ich erst nach der Hälfte der neuen Seite erkannt habe. Die Absätze hätte man meiner Meinung nach also ruhig noch etwas hervorheben können.
Vom Stil her fand ich "Die Klasse" sehr monoton. Nach fünfzig Seiten habe ich es aufgegeben zu zählen, wie oft der Protagonist und auch seine Kollegen Schüler dazu zwingen, sich für irgendeine Nichtigkeit zu entschuldigen, die man besser einfach ignoriert hätte :rolleyes. Diese Monotonie ist zwar vermutlich vom Autor beabsichtigt; vielleicht um die Monotonie des Schulalltages zu unterstreichen; aber nichts desto trotz fand ich es manchmal schon übertrieben langweilig und ich hatte das Gefühl, mich beim Lesen im Kreis zu drehen.
Das Einzige, was abwechslungsreich und lebhaft ist, ist die Handlung, die sich im Klassenzimmer und im Zusammenhang mit den Schülern ereignet. Die Abschlussprüfung steht kurz bevor, die Schüler müssen sich entscheiden, auf welche Schule sie in Zukunft gehen möchten und auch einige private Probleme werden aufgegriffen. So droht zum Beispiel einem chinesischen Schüler die Abschiebung, ein anderer Schüler leidet unter seinem prügelnden Vater und ein Mädchen ist angesichts der nahenden Abschlussprüfung sehr verzweifelt.
Der Protagonist und das restliche Kollegium tun einiges, um diesen Schülern zu helfen, jedoch bin ich der Meinung, dass dies in der resignierten und monotonen Atmosphäre, die der Autor erschafft, ziemlich untergeht.
Alles in allem war "Die Klasse" ganz okay zu lesen, nicht direkt schlecht, aber es gehört auch nicht zu der Art Bücher, die ich bevorzuge. Es war mal ganz interessant zu lesen, zumal "Die Klasse" ja auch von einem echten Insider geschrieben wurde, aber es gibt halt keinen wirklichen Spannungsbogen und auch kein richtiges Ende. Die Handlung ist eher ein Auszug aus dem Alltag einer Pariser Problemschule als eine wirklich abgeschlossene Geschichte. Man erfährt beispielsweise auch nicht, wie die Abschlussprüfungen nun ausgehen oder ob der chinesische Junge wirklich abgeschoben wird.
Ich würde dem Buch "Die Klasse" 6 von 10 Punkten geben.