Cormac McCarthy - Verlorene

  • Klappentext:
    Cormac McCarthy gehört mit seinem Werk von inzwischen sechs großen Romanen zu den führenden Repräsentanten der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Seine sprachmächtigen Texte sind Chroniken des Lebens an den dunklen Rändern der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Seine sprachmächtigen Texte sind Chroniken des Lebens an den dunklen Rändern der amerikanischen Gesellschaft und bleiben zugleich deren mythischen Wurzeln und Traumbildern verpflichtet. Sie trugen ihm den Ruf ein, er sei der "legitime Nachfolger Faulkners" (Washington Post)


    Knoxville, Tennessee, Anfang der fünfziger Jahre. In einem Slum am Ufer des Tennessee-Rivers lebt auf einem Hausboot ein Mann: Cornelius Suttree, Sohn wohlhabender Eltern, geflohen aus einem bürgerlichen Leben mit Frau und Kind und hadernd mit dem Schicksal, das ihn und nicht seinen Zwillingsbruder die Geburt überleben ließ.
    Suttree schwankt zwischen Verzweiflung und anarchischem Überschwang. Er säuft, hurt und prügelt sich, landet im Gefängnis und kehrt ungebessert zurück. Was ihn treibt, weiß er nicht - er ist so verloren im Dickicht des Lebens wie seine Freunde:
    Leonard, der die Leiche seines Vaters versteckt, um dessen Sozialhilfe zu kassieren; der verrückte Harrogate, der es mit Melonen treibt; der schwarze Pokerkönig Jones und der Morgentrinker J-Bone, Suttrees bester Saufkumpan in ihrer aller Lieblingsbar, wo die Marmortische aus geklauten Grabsteinen zusammengestellt sind.
    Es ist eine archaische Welt im Schatten der rigiden, rassistischen Gesellschaft des amerikanischen Südens, geprägt durch Armut und brutalen Überlebenskampf. Dort ist der Tod alltäglich, und auch Suttree bleibt nicht verschont.Er beerdigt seinen Sohn, er beerdigt ein junges Mädchen, das er geliebt hat, er beerdigt Freunde, flieht im Fieberwahn in die Wildnis von Tennessee, und als er zurückkehrt, findet er auf seinem Hausboot eine weitere verfaulende Leiche.
    Cormac McCarthy begleitet Suttree durch ein knappes Jahrzehnt seines Lebens, in Episoden voller grandioser, menschlicher Komik. Aber eigentlich steht im Mittelpunkt des Buches der Fluss, Lebensader und Styx:
    Suttree lebt vom Verkauf der Fische, doch allzu oft treibt eine Kinderleiche im Wasser. Im Schlamm, halb verborgen unter Giftsumach, und an den Abstürzen des Steilufers vegetieren die Außenseiter, die heroischen Überlebenskünstler; auf der anderen Seite des Flusses, hell erleuchtet und unerreichbar fern, liegt die moderne, die reiche Stadt.
    McCarthys Welt, beschrieben in einer Sprache, die bruchlos von rhythmischen lyrischen Kadenzen zu hartem , lakonischem Slang wechselt, ist ein unbezähmbarer, in leuchtenden Farben blühender Wildwuchs auf der Schattenseite des Lebens - eine Metapher für menschliches Leiden und menschlichen Lebenswillen schlechthin.


    Der Autor:
    Cormac McCarthy wurde 1933 in Rhode Island geboren und wuchs in Knoxville, Tennessee, auf. Für seine Arbeiten wurde er u.a. mit dem William Faulkner Award, dem Rockefeller Award und dem American Academy Award ausgezeichnet. (vom Buch)


    Meine Meinung:
    Nachdem ich nun "Die Straße" und "Kein Land für alte Männer" gelesen habe, wollte ich noch mehr von dem Autoren lesen.
    Auch dieses Buch hat mich nicht enttäuscht.
    Über ca ein Jahrzehnt begleitet man Suttree, den Säufer, Fischer und Landstreicher durch sein Leben und lernt andere Außenseiter der Gesellschaft kennen. Alle verzweifeln an ihrem Leben.
    Wenn Suttree mal ein wenig Glück hat, wie die Liebe zu dem Mädchen, wendet sich nach kurzer Zeit das Blatt.
    Nur einmal versucht Suttree, einigermassen "normal" zu leben - als Liebhaber der Prostituierten Joyce, wo er in Hotels lebt und ein Auto fährt. Aber auch da scheitert er und kehrt in sein "altes" Leben zurück.
    Manchmal liest es sich schon ein wenig "hart" - z.B. die Beschreibung, wie ein Schwein mit einem stumpfen Messer getötet wird, ist ziemlich heftig meiner Meinung nach.
    Das Ende gibt aber ein wenig Hoffnung.
    Auch sprachlich ist das Buch gelungen.

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf