Inhalt
Michal Kirchner ist der Sohn eines homosexuellen Paares. Sein Vater bevorzugt Männer, seine Mutter liebt Frauen und die Ehe der beiden dient hauptsächlich als Schutzmaßnahme vor dem tschechoslowakischen Geheimdienst. Bei Michals Großeltern war das Verhältnis ähnlich, doch er selbst bricht mit dieser fast schon generationsübergreifenden Tradition und arbeitet bereits mit Anfang 20 als Callboy bei einem Begleitservice.
Das politische System wandelt sich im Laufe der Jahre ebenso wie Michals Vorstellung von Glück und Zufriedenheit. Erst nachdem er die Wünsche von über 1000 Kundinnen erfüllt hat (und bisher auch glücklich damit war), begegnet er seiner großen Liebe. Was zunächst nach leidenschaftlicher Zweisamkeit aussieht, endet schließlich tragisch und Michals Leben nimmt eine drastische Wendung...
Kritik
Rasant beschreibt Hvorecky die Höhen und Tiefen des Protagonisten, der stets auf der Suche zu sein scheint - eine Suche nach Anonymität, Unabhängigkeit und schließlich auch nach Liebe und Normalität. Der Stil des Autors unterstreicht dabei die einzelnen Lebensstationen wie Musik: Mal wird es laut, abgehackt und wirr, mal leise, nachdenklich und verzweifelt.
Wer dabei einen erotischen Roman erwartet, ist eigentlich fehl am Platz. Einsamkeit spielt in Eskorta eine große Rolle, ebenso die Flucht aus der Armut, das Vertuschen und Vergessen des eigenen Ichs sowie die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben.
Unter die Oberfläche muss der Leser jedoch selbst schauen, da ihm die Entwicklung der Handlung ansonsten allzu absurd erscheinen mag und auch ich war von dem Ende zunächst zwiespältig überrascht. Allerdings macht die überraschende Wendung letztlich Sinn und formt die Geschichte erst zu einem Ganzen.
Bereut habe ich die Lektüre nicht: Der Stil ist flüssig und der Blick auf die Geschehnisse unterhaltsam, amüsant, aber auch kritisch. Das Erzähltempo ist bisweilen etwas zu schnell, sodass die Tiefe der Charaktere auf den ersten Blick darunter zu leiden scheint, doch das Gesamtbild ist durchaus stimmig. Hier zählen nicht nur die Worte, sondern auch das, was dazwischen liegt... 8 Punkte.
Zum Autor
Michal Hvorecky wurde 1976 geboren und lebt als freier Autor in Bratislava. Er hat bereits mehrere Erzählbände und Romane (u.a. "City") geschrieben und wurde mit verschiedenen Literaturpreisen ausgezeichnet.