Mila fror. Obwohl die Straße sehr heiß war. Zu heiß. Jede Minute hörte sie Schreie, wahrscheinlich von Kriegsopfern. Fröstelnd überlegte Mila, wie es ihrer Mutter geht und wo sie war. Wumm - eine Bombe krachte im Nachbarsdorf hinunter. Immer fester drückte Mila ihren schmutzigen Teddybär an ihr Gesicht. Sie hatte Angst, dass sie auf eine Bombe trat oder dass die Hubschrauber über ihr ganz plötzlich eine hinunterwarfen. Dann wäre sie tot. Genauso wie ihre 4 Geschwister...
Mitten in der Nacht hatte ihre Mutter sie aufgeweckt und ihr gesagt, sie solle sich in Sicherheit bringen. Dann hatte sie ihr flüchtig einen Kuss auf die Wange gegeben und hatte sie dann weggeschubst.
Das war hart - aber verständlich. Mila glaubte fest dara n, dass ihre Mutter sie liebte, aber ihre Mutter wollte nicht, dass ihr das Gleiche wie ihren Geschwistern zustößt.
Doch Mila wusste, dass irgendwann die Hubschrauber verschwinden würden und keine einzige Bombe mehr fallen würde. Kein Kind würde mehr an Krankheiten sterben, die man verhindern könnte. Und alle würden mit einem dicken, großen Dampfer nach Europa transportiert werden.
Diese Gedanken geisterten Mila schon tagelang durch den Kopf, sie war ein positives Mädchen.
Plötzlich riss sie ein anderes Kind aus ihren Gedanken. Wahrscheinlich genauso alt wie sie selbst.
,,Hallo du!”, sagte das Mädchen.,,Hast du auch so Angst?”, fragte es. Verschüchtert nickte Mila. Das Mädchen sah nett aus, so liebenswürdig mit braunen Augen und langem schwarzen Haar.,,Wie heißt du denn?”, fragte das Mädchen.,,Ich bin Mila, und du?”,sagte Mila nun leise. Das Mädchen strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sagte:,,Ich bin Nelsi. Übrigens: Frohe Weihnachten!”. Ach stimmt, Mila erinnerte sich erst jetzt daran. In anderen Ländern wo kein Krieg war bekamen Kinder, Weihnachtsgeschenke von einem Engel, der herumflog. In einem Nachbarsdorf kam immer ein Wagen, der Geschenke brachte. Von Leuten, die armen Kindern Freude machen wollten.
,,Hier”,sagte Nelsi. Mit ihren schmutzigen Händen kramte sie aus ihrer Jackentasche ein kleines dickes Paket hervor, dass mit Glanzpapier verpackt war.
Nelsi streifte vorsichtig das Glanzpapier von dem Ding ab und teilte es.
,,Schokoriegel, von dem Geschenkewagen!”, sagte Nelsi und reichte eine Hälfte Mila.
,,Dankeschön!”, freute sich Mila und kaute glücklich auf dem Riegel.
Dann nahm sie sich die Hand von Nelsi und drückte sie.
,,Freunde?”, fragte Mila.
,,Freunde!”, antwortete Nelsi.
,,Frohe Weihnachten!”
------------------------
Habe ich vor langer Zeit geschrieben...
edit: threadname