Alles wird wieder gut, Fortunata. Gereinigt von Bosheit und Korruption gebiert dieses Universum vielleicht eine bessere Welt. Eines Tages. Doch wie kann sie besser sein? Nur wenn sie sich den Menschen erspart. *
Originaltitel: The Last Days of Pompeji
Vorlage:: Nach dem gleichnamigen Roman von Edward Bulwer-Lytton
Regisseur: Peter Hunt
Darsteller: : Laurence Olivier, Franco Nero, Duncan Regehr, Olivia Hussey, Nicolas Clay, Ernest Borbnine, u. v. a.
Sprachen: Deutsch / Englisch
Laufzeit: ca. 270 Minuten (lt. Angabe auf dem Cover)
FSK: ab 12 Jahren
Erschienen: Film (TV): 1984 / DVD: 2008
Bonusmaterial: Entfallene Szenen (ca. 24 Minuten), Pompeji - Die untergegangene Stadt (ca. 45 Minuten)
Amazon-Nr.: B001BYK8P6
EAN: 4042564044362 (Firma: Alive / Colosso Film AG)
Weitere Angaben im Internet:
- < Klick > - der Eintrag bei imdb.com (in englischer Sprache)
- < Klick > - die Seite bei Filmfan.net
Kurzinhalt (lt. Cover)
Pompeji im Jahre 79 n. Chr.
Das Römische Reich hat den Höhepunkt seiner Macht erreicht, während das mächtige Pompeji unterhalb des Vesuv bereits kurz vor der Katastrophe steht. Doch noch ahnen die Einwohner nichts davon. Der reiche Fischhändler Diomedes gibt ein Fest und lädt auch den wohlhabenden Glaucus ein, den er gerne als Schwiegersohn für seine Tochter Julia hätte. Glaucus begegnet am Hafen der schönen Jone, die kurz vor ihrer Weihe zur Isispriesterin steht. Sie ahnt nicht, daß Oberpriester Arcabas sie nur ihrer Schönheit und ihres Geldes wegen in seine Gewalt bringen möchte.
Der ehemalige Sklave Lydon ist ein umjubelter Gladiator, der sich durch seine Auftritte genug Geld verdienen will, um seinen Vater freizukaufen. Seine große Liebe ist die blinde Sklavin Nydia. Sie alle werden in dramatische Ereignisse verstrickt, bevor es letztendlich nur noch darum geht, beim Ausbruch des Vesuv das nackte Leben zu retten...
Meine Meinung
Diese DVD-Box ist mir dieser Tage in die Hände gefallen, und jetzt hatte ich Zeit, den Film anzusehen. Zwar als „Miniserie“ bezeichnet, handelt es sich (zumindest in dieser DVD-Version) um einen durchgehenden Film, der ob der Länge auf zwei Discs verteilt wurde.
Ich habe mir den Film im englischen Original angesehen; an manchen Stellen habe ich die nicht vorhandenen Untertitel vermißt. In den Amazon-Kritiken ist von „harten Szenenübergängen“ die Rede. Das ist sehr freundlich ausgedrückt. Ich kenne die Geschichte des Filmes nicht (und den Film bisher auch nicht); es muß schon mal eine DVD-Version gegeben haben, die vielfach kritisiert wurde und es daher zu der jetzigen erweiterten Neuveröffentlichung kam. Warum es von so einer Produktion kein richtiges „Master“ gibt, ist für mich nur schwer nachvollziehbar. Hier scheint es aber so zu sein. Denn noch nie habe ich einen Film mit nicht harten, sondern schlicht und einfach fehlenden Szenenübergängen gesehen. Bis hin zum Ende. Kaum ist das letzte Bild vorbei, hört der Ton (die Musik) schlagartig auf, der Abspann ist in völligem Schweigen. Das wäre durchaus angebracht, aber ein Fadeout und nicht ein schlagartiges Verstummen des Orchesters mitten im Akkord wäre schon wünschenswert.
Inwieweit es sich um eine getreue Verfilmung des Buches handelt, vermag ich nicht zu sagen, da ich das Buch noch nicht gelesen habe. Ein erster Blick auf das Ende im Buch zeigt jedoch, daß es durchaus Veränderungen gibt.
Sicher merkt man, daß es sich um eine europäische TV-Produktion handelt. Das Geld, wie es in Hollywood für Trickaufnahmen zur Verfügung steht, fehlt hier. Auch war CGI noch nicht erfunden. Dennoch haben die Tricktechniker m. E. erstaunliches geleistet, vor allem in den letzten rund 25 Minuten des Filmes. Historikern werden sich ob mancher Details sicher die Haare sträuben. So kann ich mir kaum vorstellen, daß die römischen Legionäre solcherart, wie hier zu sehen, angezogen und ausgestattet waren. Da wären sie nicht sehr weit mit gekommen. Abgesehen davon, und von so manchem Klischee, ist das alte Pompeji am Vorabend des Vesuvausbruchs zu farbigem Leben erwacht. Menschen verschiedener Herkunft und Standes leben dort, treffen sich, spinnen Intrigen bis hin zu Mordanschlägen, und mißachten sträflich die Vorzeichen. Zumal es Wahlkampf für den Magistrat ist. Da ist den beiden Kontrahenten (fast) jedes Mittel recht, das Volk auf seine Seite zu ziehen. Wer fragt schon nach Recht oder Gerechtigkeit, wenn es um Wählerstimmen geht. Beim Betrachten dieser Szenen habe ich mich gefragt, ob sich manches denn nie ändert. Denn das kam mir doch sehr vertraut vor - aus den Wahlkämpfen unserer Tage. Und mitten drin Arbaces, Priester der Isis, der seine mehr als nur düsteren Ränke schmiedet und dabei über Leichen geht.
Am Ende kulminiert alles, wie es sich „im alten Rom“ gehört, in der Arena. Im letzten Moment, als alle versammelt sind, sich das Chaos anbahnt, es nur noch eine Frage von eher Sekunden denn Minuten ist, passiert es. Nach rund vier Stunden Filmzeit explodiert der Vesuv, um in einem rund 25 minütigen Finale Pompeji unter seinem Aschenregen zu begraben. Auch wenn man, wie erwähnt, bisweilen sieht, daß es Trickaufnahmen sind, hat dieser Untergang auf der Mattscheibe den Schrecken, den das für die Menschen damals bedeutet hat, sehr real werden lassen. Bisweilen muß man nicht viele brutale Szenen sehen, muß nicht das Blut (sichtbar) literweise fließen, um den Horror fühl- und erlebbar zu machen. Vielleicht hat da mitgespielt, daß in meiner Heimatstadt das Pompejanum steht. Der Nachbau eines Hauses aus Pompeji, den ich seit frühester Jugend immer vor Augen hatte.
Hineinverwoben in die Handlung ist die Erinnerung an Kaiser Nero (an dessen Hof Gaius einst war) sowie Christenverfolgungen. Auch heute, im 21. Jahrhundert, stellen die Christen die weltweit am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft mit den meisten Martyrern dar. Angesichts solcher Bilder im Film kommen schon Gedanken daran auf, wie gut es uns hier geht. Und wie wir wohl in vergleichbaren Situationen handeln würden.
Kurzfassung:
Ein farbenprächtiges, wenngleich historisch in einigem sicher nicht korrektes, Unterhaltungs-Spektakel aus dem letzten Tagen Pompejis, mit manchen Anklängen an unsere Tage. Liebe, Haß, Verrat, Selbstlosigkeit. Gladiatorenkämpfe wie auch „normales“ Leben. Ein rund 25-minütiges Finale. Trotz der Mängel für meine Begriffe sehenswert.
* = Gaius, im Angesicht des Todes durch den Vesuvausbruch.
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