Cover und Titel - Freud und Leid
-
-
Zitat
Original von SabineW
Ich habe zwei meiner Cover selbst entworfen und gemalt. Und, nein, es waren keine Kleinverlage oder BODs. Allerdings ist man meinem Ansinnen erst skeptisch begegnet, und dann kostet das eine Menge Zeit, die man prompt dann nicht hat, wenn man sie braucht, also hab ichs später gelassen. Es war schön, dass es zweimal geklappt hat, und damit wars auch gut für mich.Hätte ich rechtzeitig gewusst, dass das Cover meines letzten HR so schrecklich wird, hätte ich den Vorstoß allerdings nochmal gewagt. Ich konnte das Cover nicht kippen, so sehr ichs auch versucht hab.
Thomas Thiemeyer malt seine Cover selbst.
Genau das meine ich, und als routinierte Grafik-Designerin traue ich mir das auch zu.
-
Also ich hab das auch nicht so extrem erlebt. Vetorecht hin oder her, ich wurde zumindest bei jeder Entscheidung - Cover, Titel, Klappentext - gefragt und konnte überall sehr wohl Änderungen anbringen. Ich habe allerdings auch nie versucht, das komplette Konzept umzustoßen, sondern eben hier die Farbe, dort ein Wort oder eine Variation. Am nettesten fand ich es, dass für die Vorschaukataloge meine Slogans ausgesucht wurden (also statt dem unsäglichen "witzige spritzige Frauenunterhaltung" mein Vorschlag "magisch, tragisch, froschverachtend komisch"), was schon ein kleiner Sieg für meine eigene Marketingstrategie war, die manchmal mit der des Verlages nicht ganz konform geht. Aber so gar kein Mitspracherecht, nein, das ist mir zum Glück nicht passiert und hätte mich auch sehr unglücklich gemacht, weil ich gerne Anteil an diesen Dingen nehme. Ich finde es richtig, Profis dafür zu engagieren, aber Autoren sollte man auch nicht ganz und vor allem generell als weltfremde Schreiberlinge kategorisieren. Manch ein Autor hat sehr wohl auch andere Talente. Sabine ist Malerin und ich komme vom Theater, also ist es durchaus im Bereich unserer erlernten Fähigkeiten, mitreden zu können, wenn es um kreative Konzepte rund um unsere Bücher geht... Und von guten und schlauen Verlagen wird das durchaus auch geschätzt.
lg Claudia
-
ich war heute bei einer Lesung von Kristín Marja Baldursdóttir, die einen Roman mit dem deutschen Titel "Die Eismalerin" (original: "Karitas án titils", zu deutsch: "Caritas, ohne Titel") geschrieben hat, in dem es um eine isländische Frau geht, die sich zwar der Malerei verschrieben, aber ansonsten recht wenig mit Eis zu tun hat.
Dann stellte sie auch noch ihr neuestes Buch vor, dass im Herbst erscheinen wird. Darin geht es um eine Frau, die, da selbst Psychaterin, sich um die psychisch labile Tochter einer Freundin kümmern soll, mit ihr aufs Land fährt und ihr Geschichten erzählt, die wohl um sieben Frauen kreisen. Aus diesem Grund wählte sie den isländischen Originaltitel "Der große Wagen", das Sternbild, das aus sieben Sternen besteht. Nun äußerte sie aber die Vermutung, dass dieses Buch in deutscher Übersetzung, sicherlich irgendwas mit Kälte im Titel haben müsste, vielleicht "Die Eispsychaterin". Richtig geschockt war sie dann, als der Moderator ihr den tatsächlichen Titel verriet: SterneneisJetzt mal unabhängig von irgendwelche Autoreninteressen: bin ich als Leserin so blöde, dass ich ein Buch von einer Autorin, von der ich schon zig Romane (gute!) im Regal habe, nur kaufe, wenn im Titel das Klischee vom eiskalten Island auftaucht, auch wenn es nichts mit der eigentlichen Story zu tun hat? Sind Leser so blöd, dass sie eine zusammengebrochene Torfhütte auf dem Cover brauchen, um zu kapieren, dass es sich um einen Krimi aus Island handelt, in dem Torfhütten nicht die geringste Rolle spielen?
-
Nicht du als Leserin, DraperDoyle. Aber das beginnt schon bei den Buchhändlern. Vorschautexte müssen ja immer noch seichter sein als Klappentexte. Und uuuuunbedingt "für LeserInnen von der und der und natürlich dieser Bestsellerautorin" versehen. Dazu ein Cover, das signalisiert: Ich gehöre ins Regal zu den anderen Island- Schweden- Regiokrimis. Der Leser, der sie dann alle beisammen stehen sieht, denkt sich vielleicht einerseits :pille, aber andererseits ist es praktisch, da weiß man, was man kriegt, wurscht, ob es dann in Wirklichkeit was anderes ist. Dann ist es ja schon gekauft. Ich kann dir mehrere Lieder davon singen, von so Lesern, die dann nicht begeistert sind, dass was anderes drin als drauf ist. Aber in Wahrheit entscheidet der Vertrieb, was für eine Hülle drumherum kommt. Nach reinen Verkaufskriterien.
lg Claudia
-
Zitat
Original von claudiatoman
Nicht du als Leserin, DraperDoyle. Aber das beginnt schon bei den Buchhändlern. Vorschautexte müssen ja immer noch seichter sein als Klappentexte. Und uuuuunbedingt "für LeserInnen von der und der und natürlich dieser Bestsellerautorin" versehen. Dazu ein Cover, das signalisiert: Ich gehöre ins Regal zu den anderen Island- Schweden- Regiokrimis.Schön und interessant, dass bei diesem Thema mal jemand die Buchhändler nennt. Es sind auch meiner Meinung nach nicht immer nur die "dummen" Leser bzw. Geschenkekäufer, die solche einfach einordenbaren Cover haben wollen.
ZitatDer Leser, der sie dann alle beisammen stehen sieht, denkt sich vielleicht einerseits :pille, aber andererseits ist es praktisch, da weiß man, was man kriegt, wurscht, ob es dann in Wirklichkeit was anderes ist. Dann ist es ja schon gekauft. Ich kann dir mehrere Lieder davon singen, von so Lesern, die dann nicht begeistert sind, dass was anderes drin als drauf ist. Aber in Wahrheit entscheidet der Vertrieb, was für eine Hülle drumherum kommt. Nach reinen Verkaufskriterien.
Ich verstehe die Überlegungen der Vertriebsabteilungen oft durchaus.
Allerdings ist es doch gerade bei Autoren, die mehere Bücher geschrieben haben oder planmäßig noch schreiben werden, wichtig, dass deren Titel und Cover die richtige Zielgruppe ansprechen.
Die enttäuschten Käufer, die etwas anderes erwartet haben, als sie bekommen haben (und gerade bei Kristín Marja Baldursdóttir kann ich mir die Enttäuschung gut vorstellen, sie ist keine Lindström, Pilcher und nicht mal eine Binchy, auch wenn das die Cover und Titel manchmal suggerieren wollen) - diese Leser kaufen kein zweites Buch von dieser Autorin und die Leser, die sich gerne alle gekauft hätte, haben die Bücher vielleicht nicht mal näher angesehen.
Gut, Leser, die sich sehr für Island interessieren sind hier vielleicht eine Ausnahme, da sie alle Bücher erstmal anschauen, die von eine Isländer geschrieben wurden - aber das Problem ist ja eher ein allgemeines.
Jedenfalls finde ich den Titel "Sterneneis" sehr unglücklich gewählt Meine erste Assoziation ist ein Speiseeis mit Schokosternen drin. Aber gut, da wird dann das Cover schon gegensteuern.
-
da bin ch ganz deiner Meinung. Zumal bei Baldursdóttir nicht nur Cover und Titel, sondern auch der Klappentext sehr unglücklich gewählt war. Gerade bei der Eismalerin dachte, dass sei so eine nullachtfuffzehn Liebesgeschichte, von einer starken Frau, die endlich den zu ihr passenden noch stärkeren Mann findet.
Und tatsächlich hätte ich das ohne Isländer-Lese-Gebot mit der Kneifzange nicht angefasst. Dabei entpuppte sich das als ziemlich originelle Geschichte.Die Frage ist, gehen die Verlage davon aus, dass der Leser einen Islandkrimi ohne Torfhütte nicht als solchen erkennt, oder haben sie tatsächlich nachgewiesene Verkaufseinbrüche, wenn ein Cover nicht dem üblichen Schema entspricht? Einen Serien-Killer-Thriller mit Renaissance-Gemälde vorne drauf stelle selbst ich mit kontraproduktiv vor...
Was die Buchhändler betrifft: kann es sein, dass an Verlagsvertretern gespart werden soll? Kommt ein hellblaues Wölkchenbuch daher, weiß jeder Buchhändler sofort, in welches Regal er es stellen muss, ohne dass ein Vetreter das Buch groß vorstellt oder der Händler sich selbst mit dem Buch beschäftigen muss.
Wie ist das überhaupt, ist Verlagsvertreter ein aussterbender Beruf, oder kommt mir das nur so vor? -
In der Kenntnis mich hier auf dünnes Eis zu begeben halte ich die isländischen Cover der Bücher von Kristín Marja Baldursdóttir auch nicht für sonderlich gelungen und einfallsreich.
Wer schauen mag: http://www.literature.is/deskt…ories-1370,1927/RSkra-82/
(Bitte die einzelnen Titel anklicken.)Meines Erachtens besteht zwischen Torfhütten- und verklärtem sehnsuchtsvollem Betroffenheitscover noch eine Menge Luft nach oben.
-
auweia, die sind ja wirklich schlimm. Aber wenn ich so darüber nachdenke, sind auch die isländischen Bücher, die ich zu Hause habe, nicht besonders hübsch. Z.B. das hier:
Aber das passt wenigstens zum Inhalt
Dass auch bei den deutschen Covern noch jede Menge Luft nach oben ist, ist aber wohl war.
-
Also bei mir läuft es im Moment so, dass der fhl-Verlag (ein sehr kleiner) meinen Arbeitstitel auf der Verlags HP eingestellt hat, allerdings nicht so geschrieben, wie ich das wollte, nämlich "LiebesARTen". Außerdem habe ich bei amazon gesehen, dass Ulla Hahn mittlerweile einen Erzählband mit demselben Titel draußen hat, weshalb es wohl eh nichts wird.
Was das Cover anbelangt, so habe ich den Link zu einer Riesen-Foto-Datenbank bekommen, aus der ich mir Vorschläge aussuchen kann, was aber sehr mühsam ist, weil es schwierig ist, die passenden Suchbegriffe einzugeben, will man nicht 2457 Ergebnisse durchschauen. Am liebsten würde ich das Cover selber machen, weil ich schon einige Ideen habe und auch seit Jahren künstlerisch tätig bin (auch mit Ausstellungen und so). Noch lieber würde ich einem Grafiker meine Ideen sagen, der sie dann umsetzt, aber dafür hat der kleine Verlag garantiert nicht die Mittel. Na, ja, mal sehen, was letztlich dabei herauskommt...
LG Cornelia
-
Obwohl ich die Argumente, die dafür sprechen, dass sich der Verlag alleine (ob es nun noch ein Vetorecht gibt oder selbst das entfällt) um das "Äußere" des Buches kümmert, verstehen kann - es sind Profis, kennen sich mit Marketing aus, usw... - finde ich das auf der anderen Seite auch wirklich schade. Klar ist ein Autor kein Grafikexperte, aber es ist sein Buch, und irgendwie sehe ich das schon als "Kunstprodukt" als Ganzes: Buch und Titel gehören für mich auf jeden Fall zusammen, das Cover sicher nicht ganz so sehr, aber ganz egal ist es eben auch nicht. Dass diese ganze Hülle drumrum so gar nicht oder nur selten vom Autor selbst kommt...ist doof irgendwie.
-
Hallo,
ich verstehe auch worum es geht. Ich habe endlich einen Titel für mein erstes Manuskript gefunden aber überhaupt keine Idee für ein Cover.
Dabei sollte man meinen, dass der Titel doch eigentlich sofort mehrer Coveridee produzieren müsste. Da ich niemanden kenne der mir da künstlerisch weiterhelfen könnte muss ich mich wohl in die Hoffnung retten, dass mir mein Verlag wenn ich dann endlich einen gefunden habe bei der Covergestaltung unterstützt.
Aber vielleicht könnt ihr mir ja auch mit Tipps zur Seite stehen. Der Roman trägt den Titel " Im Fluss der Freundschaft".
Liebe Grüße
Cassie -
Hallo, Cassie.
Die Covergestaltung ist nicht die Aufgabe von Autoren. Wenn Du mit Deinem Manuskript einen Entwurf verschickst, qualifizierst Du Dich als jemand, der keine Ahnung vom Geschäft hat. Das wäre, als wenn Du Dein Auto in die Werkstatt bringen und das Werkzeug zur Reparatur mitschleppen würdest. Im Kinderbuchbereich - vor allem bei illustrierten Kinderbüchern - hat das einen gewissen Sinn, sonst nicht. Es sei denn, Du bist Profigrafiker und lieferst wirklich einen tollen Entwurf (dann aber bitte: nach der ersten Kontaktaufnahme!), der dem Verlag Arbeit und Geld spart. Aber auch nur dann.
Bin übrigens mit dem Cover meines kommenden Romans - wieder einmal - sehr zufrieden:
-
Hi Tom,
danke für den Tip! Aber da ich grafisch eine eher talentfreie Person bin, habe ich nur mein Manuskript an ein paar Verlage geschickt. Und hoffe wenn ein Verlag sagt er nimmt es in seinem Programm auf, dann mit Hilfe des Verlages ein tolles Cover zu bekommen.Das Cover zu deinem neuen Roman sieht wirklich gut aus.
Gruß
Cassie -
Hallo!
Ich gehöre wohl auch zu denen, die Glück haben. Bei meinem Debüt, der "Alchemie der Unsterblichkeit" wurde der Arbeitstitel dann auch gleich zum endgültigen Titel. Beim Cover wurde ich gefragt, ob es mir gefällt - ansonsten hätte es noch einen weiteren Vorschlag gegeben - aber ich war sogleich absolut begeistert.
Beim "Krähenturm" war mein Arbeitstitel leider bereits vergeben, woraufhin meine Lektorin mich um eine Alternative bat, die dann auch zum offiziellen Titel wurde. Da es sich um eine Fortsetzung handelt und das Cover zum ersten Teil passen sollte, hatte ich dort weniger Mitspracherecht, aber mir wurde es trotzdem vorher gezeigt und man wollte meine Meinung dazu. Ich war aber mal wieder begeistert.Insgesamt habe ich kein Problem damit, dass andere sich um Titel und Cover kümmern - ich bin Autorin und keine Designerin oder Profi im Vertrieb. Zudem hatte ich immer den Eindruck, dass man auf mich hören würde, wenn ich gar nicht mit einem Cover leben könnte. Man darf die Nerven der Verlagsmitarbeiter halt nur nicht ständig überstrapazieren.
Liebe Grüße
Kerstin