Cover und Titel - Freud und Leid

  • Nachdem es so viel Spaß macht, mal mit Autorenkollegen zu diskutieren, frage ich hier mal nach, was für Erfahrungen ihr mit euren Covers und euren Titeln gemacht habt, sowohl gute als auch schlechte. In größeren Verlagen hat man da ja, vor allem als Erstling einen schweren Stand und muss wohl den einen oder anderen Kompromiss in Kauf nehmen. Geht euch das auch so? Und wie ist das bei kleineren Verlagen? Gibt es dort mehr Mitspracherecht? Wie war die Entwicklung von eurem Arbeitstitel zum fertigen Titel? Und wie viel von euch steckt in euren Covers. Interessant auch so ein Phänomen wie die Amazon-Abstimmung bei Kerstin Giers neuem Roman. Denkt ihr, die Leser entscheiden zu lassen ist gut?


    Ich fang mal an.


    Das Manuskript, das ich im vergangenen Jahr glücklich an Diana verkaufen konnte, trug den Titel "Die Froschkönigaffäre" und eine Freundin hatte mir ein sehr mysteriöses Cover mit viel schwarz und einer Streichholzflamme angefertigt, das ich großartig fand. Sehr bald stellte sich heraus, dass Frösche überstrapaziert werden, weshalb der Froschkönig im Titel nicht in Frage kam, obwohl ich behaupte, dass wenn jemand ein Froschanrecht hätte, dann ich. ;-) Also startete die Titelsuche. Mein zweiter Favorit war "Das Wunschwellenprinzip", das Plenum im Verlag allerdings stürzte sich auf "Hexeneinmaleins", weil dieses Faust-Gedicht im Roman vorkommt. Damit war ich ziemlich unglücklich, auch weil es diesen Titel schon mehrfach gibt und mir die Einzigartigkeit gefehlt hat. Mein Papa hat es schließlich gerettet. Der meinte nämlich: "Warum drehst du es nicht einfach und machst es absurd? Etwa Hexenzweimaldrei." Da die Zahl Neun eine Rolle spielt, kam mir dann der Einfall "Hexendreimaldrei", der im Verlag begeistert angenommen wurde und mich, nach null Google-Resultaten :grin auch glücklich machte!!


    Das Cover, das ich zur Ansicht als pdf erhalten habe, hat mich erst einmal vom Sessel gehauen. Nicht vor Begeisterung allerdings, sondern aufgrund einer kurzfristigen Erblindung durch einen akuten Farbschock. Es war pink. Nicht ein bisschen pink oder so, sondern wirklich sehr, sehr pink. Das Motiv mit den Teichpflanzen, dem Frosch und der Spinne fand ich ja interessant, obwohl ich wahrscheinlich in ganz andere Richtungen gedacht hätte, aber gut, das war schon in Ordnung. Aber pink? Ich muss dazu sagen, ich bin ein absoluter Primärfarbenmensch! Pastell? Nicht meins. Außerdem kenne ich mein Buch sehr gut und es ist einfach kein pinkes Buch. Auch kein hellrosa oder himmelblaues Buch. Es schreit nicht "Frauenbuch", daher sollte es auch keine Frauenbuchhülle tragen. Dahingehend habe ich dann auch gekämpft und ich hatte Glück, eine wunderbare Lektorin und überzeugende Argumente, deswegen ist es jetzt ein rotes Buch und das passt perfekt. :-)


    So, jetzt bin ich aber auf eure Geschichten gespannt!


    lg :wave Claudia

  • Hallo, Claudia.


    Die Titelei für alle vier (ab Oktober: fünf) Bücher von mir lief immer ähnlich ab. Ich hatte einen Arbeitstitel, bei "Radio Nights" war das "Fuck Radio", bei "Idiotentest" "Am Leben bleiben", bei "Geisterfahrer" "Rewind". Mir war klar, dass keiner dieser Titel besonders griffig (von "Fuck Radio" abgesehen) war und vermutlich auch keine guten Vermarktungschancen gehabt hätte. Das war mir aber auch egal, weil ich ohnehin annahm, dass da von Verlagsseite noch etwas kommen würde. Kam auch, nämlich die Anfrage nach besseren Titeln. Ich habe für jedes Buch dann eine Liste mit Vorschlägen gemacht, nicht selten in Rücksprache mit Freunden ("Idiotentest" war die Idee einer Autorenkollegin, "Geisterfahrer" die eines Freundes), und in Dreierkonferenzen Autor-Lektor-Ausstattungsabteilung wurde dann der jeweilige Titel ausgewählt, sehr zu meiner Zufriedenheit in allen drei Fällen (das vierte, "Stellungswechsel", war ja eine Filmadaption, da gab es bezüglich Cover und Titel natürlich keine Diskussionen). Nur beim kommenden Buch - "Pauschaltourist" - stand der Titel von Anfang an fest, da gab es die Idee für den Titel sogar vor der ersten Manuskriptzeile - das Ergebnis eines Kneipengesprächs mit meinem Lektor.


    Bei "Radio Nights" gab es drei Covervorschläge, und ich konnte mitentscheiden. Für die anderen Bücher gab es immer nur einen Entwurf (von einer Agentur), und jeder hat mir sofort gefallen. Das kommende Cover wird übrigens ein Oberhammer. Bei "Idiotentest" war ich vom Coverentwurf sogar so begeistert, dass ich das Motiv (Buchstabensuppe) noch in den Roman eingebaut habe - die wurde nämlich vorher nicht erwähnt. ;-)

  • Zitat

    Bei "Idiotentest" war ich vom Coverentwurf sogar so begeistert, dass ich das Motiv (Buchstabensuppe) noch in den Roman eingebaut habe - die wurde nämlich vorher nicht erwähnt.


    ;-) Meine Spinne fand auf ähnlichem Weg einen Platz im Roman. Das fände ich auch interessant zu hören: Wer hat denn noch das Cover in die Manuskriptüberarbeitung einbezogen? Ist ja eigentlich eine witzige Sache...


    lg :wave Claudia

  • Mein Titel wurde übernommen, beim Cover durfte ich sagen, wie ich es mir vorstelle. Dann wurde mir der Entwurf geschickt und ich durfte Korrekturvorschläge machen. Der Hund ist etwas zu groß und nicht hundertprozentig, wie ich ihn mir vorstelle, aber ansonsten bin ich sehr glücklich mit dem Cover.


    Grüßle,
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

  • Zitat

    Original von claudiatoman
    Wer hat denn noch das Cover in die Manuskriptüberarbeitung einbezogen? Ist ja eigentlich eine witzige Sache...


    Ich mache das so (mit Titel und Cover), was dann auch schon mal zur verwunderten Frage in der Leserunde führte, wie der Verlag bzw. Grafiker es denn hingekriegt hat, meine Textvorlage so exakt auf dem Cover umzusetzen. ;-)


    Einen endgültigen Titel versuche ich immer möglichst bald zu finden. Leider fällt mir nicht immer was ein, aber wenn doch, und ich finde den wirklich gut, ist er auch fast immer ohne Diskussion übernommen worden.

  • Zitat

    Original von claudiatoman
    ;-) Meine Spinne fand auf ähnlichem Weg einen Platz im Roman. Das fände ich auch interessant zu hören: Wer hat denn noch das Cover in die Manuskriptüberarbeitung einbezogen? Ist ja eigentlich eine witzige Sache...


    lg :wave Claudia


    Ich auch. Mein Jadepferd war erst aus Bronze, und das Buch hieß "Feuerpferd". Der Titel passte super, nur leider hat ein anderer Verlag ein Veto eingelegt, da sie schon einen gleichnamigen Titel hatten.
    Nach langem hin und her einigten wir uns auf "Jadepferd", weil Jade so schön "chinesisch" ist. Ich habe dann aus der Bronzefigur eine Jadefigur gemaccht und bin im Nachhinein sehr glücklich damit. Das Covermotiv selbst finde ich zwar eigentlich schön, aber mir fehlen wichtige Aspekte des Inhalts, da das Buch hauptsächlich in der Wüste spielte ... naja, man kann nicht alles haben.


    Tom : Das Idiotentest-Cover IST der Knaller, wenn dein neues Cover noch besser wird ... wow. Ich finde übrigens auch das Geisterfahrer-Cover sehr gut!

  • Zitat

    Tom : Das Idiotentest-Cover IST der Knaller, wenn dein neues Cover noch besser wird ... wow.


    Das finde ich auch, man könnte richtig neidisch werden, ein perfektes Zusammenspiel von Titel und Cover!


    Die Mutation des Bronzepferdes zum Jadepferd finde ich spannend, das ist ja wirklich eine zentrale Sache. Eine Spinne oder eine Buchstabensuppe bringt man schon mal unter, aber so ein zentrales Motiv verändern, Hut ab! Aber schön zu hören, dass das anderen auch so geht. Meine Lektorin meinte ja "Vom Inhalt auf das Cover zu kommen, ist der falsche Weg, das Cover ist ein Marketinginstrument." Da hat sie wohl großteils recht. Trotzdem finde ich es immer noch ansatzweise gemogelt, wenn ein Cover etwas verspricht, das das Buch dann nicht hält... Wie bei "Dämliche Dämonen", sowas finde ich sehr ärgerlich, denn der knuddelige Dämon vorne kommt im Buch gar nicht vor!!!


    lg :wave Claudia

  • Ich hab in dieser Hinsicht auch großes Glück, muss ich gestehen. Ich bekomme vom Verlag etwa ein halbes Jahr vor Erscheinungstermin eine Anfrage nach Worttitel, Klappentext und Cover-Idee.
    Meine Worttitel hab ich immer nahezu genauso durchgekriegt. Nur "Die Farbe des Himmels" sollte ursprünglich "Das Blaue vom Himmel" heißen - da musste ich Abstriche machen, weil es so einen Titel schon gab. Beim "Ruf der Schneegans" hatte ich ein paar Diskussionen mit dem Verleger, weil der meinte, das klingt nach Heinz Sielmann und nicht nach Krimi. Die Damen vom Lektorat (die den Inhalt natürlich kannten) haben sich dann aber für den Titel stark gemacht, weil es wirklich keinen treffenderen gab, und so durfte ich ihn behalten.
    Beim "Traum vom Tod" gab es überhaupt keine Probleme, der wurde nahtlos übernommen.


    Die Cover-Ideen (außer vom ersten, da fiel mir nix ein, aber meine Lektorin hatte eine zündende Idee, die ich begeistert aufgenommen habe) stammen alle von mir. Ich gebe dem Grafiker eine grobe Beschreibung, wie ich mir das Titelbild vorstelle, mache entweder eine Skizze oder schicke ggf. auch Fotos mit - beim "Traum vom Tod" war ich auf Friedhöfen und habe Grabengel fotografiert. Ich bin jedesmal restlos zufrieden mit seiner Umsetzung. Auch wieder mit dem Neuen, das im Herbst erscheinen soll, und das ich letzte Woche schon mal vorab zur Ansicht bekommen habe.
    Die Klappentexte darf ich auch selber schreiben, bekomme nur eine grobe Vorgabe, wie viele Zeichen es etwa werden sollen.


    Aus der Vergangenheit kenne ich das allerdings auch noch anders.
    Das "schlimmste" Cover einer Anthologie, in der ich mit einem Kurzkrimi vertreten bin und über das auch die Herausgeberin kreuzunglücklich war, ist das hier:

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Wie bei Britt so läuft es bei mir auch (bei Schenk; wie es beim Buch Verlag Kempen wird, weiß ich noch nicht).


    Grüßle,
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

  • Wie ist das eigentlich, kann man sich gegen ein wirklich scheußliches Cover wehren, bzw. auf Änderungen "bestehen"?


    Oder wäre es möglich eine eigene Alternative einzureichen - nicht in der Art: Guckt mal, meine dreijährigen Nichten und Neffen haben da auch noch ein paar Ideen, sondern professionell gemachte.

  • Hallo, Kamelin.


    In Verträgen, die man als neuer Autor mit großen Verlagen abschließt, wird i.d.R. kein Mitspracherecht eingeräumt, da sich der Verlag vorbehält, das Marketing (wozu Titelei und Cover gehören) selbst und "frei" zu gestalten; die Ausstattung ist Aufgabe und Recht des Verlags! Das kann sich ändern, wenn man erfolgreicher ist - Veto- oder sogar Vorschlagsrecht sind dann denkbar, sogar unumstößliche Titelvorgaben durch den Autor. Aber der Normalfall ist das nicht. In nicht wenigen Fällen sieht der Autor "sein" Cover erstmals in der Buchhandlung oder in den Vorschaubroschüren/Katalogen. Das hängt aber auch von der Zeitplanung ab. Ich habe jedenfalls meiner Kenntnis nach kein Vetorecht, aber es hätte bisher auch noch keine Anwendung gefunden (siehe oben). Wäre ich allerdings HR-Autor und würde ich die zehnmillionste Verwurstung irgendeines Renaissance-Gemäldes als Covermotiv vorgeschlagen bekommen, würde ich den Würfelhusten einpacken und an die Ausstattungsabteilung schicken. ;-)

  • Zitat

    Original von Tom
    In Verträgen, die man als neuer Autor mit großen Verlagen abschließt, wird i.d.R. kein Mitspracherecht eingeräumt, da sich der Verlag vorbehält, das Marketing (wozu Titelei und Cover gehören) selbst und "frei" zu gestalten; die Ausstattung ist Aufgabe und Recht des Verlags!


    Hm, vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, wenn man recht früh einen eigenen Vorschlag anbietet, den der Verlag dann (hoffentlich) ansprechend findet.



    Zitat

    Original von Tom
    Wäre ich allerdings HR-Autor und würde ich die zehnmillionste Verwurstung irgendeines Renaissance-Gemäldes als Covermotiv vorgeschlagen bekommen, würde ich den Würfelhusten einpacken und an die Ausstattungsabteilung schicken. ;-)


    Das ist einer der Gründe. Ich kann diese recycelten Cover ehrlich gesagt nicht mehr sehen, das ist schon ziemlich peinlich, wie oft ein und das selbe Bild durch die Druckmaschinen läuft.
    Bei anderen Covers hat das Titelbild nichts mit dem Inhalt zu tun oder es werden Klischees abgedruckt, die dem Kern der Geschichte widersprechen (eben weil dort mit Klischees gebrochen wird) etc.
    Manche Cover sind derart geschmack- und lieblos, dass man weinen möchte.

  • Hallo, Kamelin.


    Es geht weniger um frühzeitige Vorschläge als um die Vermarktbarkeit von Titel und Cover. Natürlich ist jeder Verlag hocherfreut, einen griffigen und originellen Titel schon mit der Manuskriptzusendung genannt zu bekommen (weil dadurch Arbeit und Geld gespart werden bzw. würden), aber üblicherweise haben Autoren da eine völlig andere Herangehensweise als diejenigen, die das Buch dann verkaufen müssen. Manch ein Autor meint, der Titel müsse in wenigen (am besten: in einem) Worten wiedergeben, was im Buch passiert, während solche Überlegungen beim Marketing bestenfalls eine Nebenrolle spielen. Und dass ein Autor selbst einen Coverentwurf vorlegt, der dann auch noch übernommen wird, habe ich noch nie gehört. Mag aber sein, dass es trotzdem hier und da schon geschehen ist. ;-)


    Edit: Davon abgesehen werden Bücher nicht selten Bestandteil von Reihen, oder die Verlage haben bestimmte Richtlinien/Vorgaben für die Covergestaltung. Da muss dann der Titel passend gemacht werden, was auch dazu führen kann, dass er ein Cover bekommt, das überhaupt nichts mit dem Inhalt zu tun hat.

  • Zitat

    Original von Tom
    Und dass ein Autor selbst einen Coverentwurf vorlegt, der dann auch noch übernommen wird, habe ich noch nie gehört. Mag aber sein, dass es trotzdem hier und da schon geschehen ist. ;-)


    Autsch, das tut weh.


    Zitat

    Original von Tom
    Edit: Davon abgesehen werden Bücher nicht selten Bestandteil von Reihen, oder die Verlage haben bestimmte Richtlinien/Vorgaben für die Covergestaltung. Da muss dann der Titel passend gemacht werden, was auch dazu führen kann, dass er ein Cover bekommt, das überhaupt nichts mit dem Inhalt zu tun hat.


    Davon gibt es jede Menge. Und wenn man sich einmal die Mühe macht, sich z.B. diese ganzen Vampircover anzutun, die derzeit im Markt umherschwirren – die sehen doch alle gleich aus! Wo ist denn da der Wiedererkennungswert?


    Da hilft wohl nur positiv denken, positiv denken, [SIZE=7]positiv denken ...[/SIZE]

  • kamelin : Warum sollte der Autor ein Cover entwerfen? Dafür gibt es Ausstattungsabteilungen und Agenturen - Profis. Deshalb veröffentlicht man doch bei einem Publikumsverlag - damit aus dem Buch ein professionelles Produkt wird, eines mit Marktchancen. Krakeleien oder Photoshop-Selbstversuche kann man immer noch auf BoD-Veröffentlichungen unterbringen. ;-)

  • Ich habe zwei meiner Cover selbst entworfen und gemalt. Und, nein, es waren keine Kleinverlage oder BODs. Allerdings ist man meinem Ansinnen erst skeptisch begegnet, und dann kostet das eine Menge Zeit, die man prompt dann nicht hat, wenn man sie braucht, also hab ichs später gelassen. Es war schön, dass es zweimal geklappt hat, und damit wars auch gut für mich.


    Hätte ich rechtzeitig gewusst, dass das Cover meines letzten HR so schrecklich wird, hätte ich den Vorstoß allerdings nochmal gewagt. Ich konnte das Cover nicht kippen, so sehr ichs auch versucht hab.


    Thomas Thiemeyer malt seine Cover selbst.