Ein Autor sollte meines Erachtens von der beschriebenen Materie wenigstens so viel wissen wie sein Leser. Wenn ein Science Fiction-Autor eine Geschichte auf dem Mars spielen lässt, dann wird ein Astronom mit diesem Fachgebiet vielleicht bei der Lektüre die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil er die Schilderung direkt als unrealisitisch wahrnimmt - da es aber nur wenige Astronomen mit diesem Fachgebiet gibt und von diesen vermutlich wieder nur sehr wenige das spezielle Buch lesen werden, ist das nicht schlimm. Bei Gegenständen, die zur Erfahrungswelt der meisten Leser gehören, ist das schon ganz anders. Deswegen konnte Karl May ja auch mit solchem Erfolg über die Apachen schreiben: Unter seinen Lesern waren eben wenige Apachen, die es besser wussten ...
Wieviel Erfahrung braucht der Autor?
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Ich glaube, dass es gerade in den Bereichen der Emotionen einen Urpool an Erfahrungen gibt, aus denen man schöpfen kann.
Gerade das Beispiel mit dem Kinder kriegen ist interessant. Z. B. wurde mir öfter gesagt, dass ich solche Szenen ziemlich gut rüber gebracht habe.
Dazu muss man wissen, dass ich weder Mutter bin noch in meinen bisherigen 34 Lebensjahren jemals einen ernsthaften Wunsch nach Kindern verspürt habe, noch Geschwister mit kleinen Kindern habe, noch großartig mit Kindern, jungen Müttern etc. konfrontiert war oder bin.
Dann ist es halt so, dass es Menschen gibt, die mit voller Begeisterung ihr Leben lang reisen, um fremde Orte, Kulturen zu besuchen, in sich aufzunehmen.
Und dann gibt es wiederum andere, die mit voller Begeisterung einfach Menschen beobachten, sprich sich mit Psychologie auseinandersetzen. Auch das kann Wunder bewirken, um Zugang zu Dingen zu bekommen, die man sozusagen nicht persönlich erfahren hat.Was das alles allerdings nicht ersetzen kann, ist die Realrecherche. Die Grundmaße eines Tempels z. B. kann ich mit Urwissen oder Psychologie nicht nachempfinden.
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Hallo, Bernhard.
Nunwohl, als May über die Apachen schrieb, gab es auch noch kein Internet, und auch keine Lobby der amerikanischen Ureinwohner. Würde jemand heutzutage auf Mayart über die Apachen schreiben, wären ihm tonnenweise Verrisse gewiss.
In Bezug auf SF bin ich ein bisschen zwiegespalten. Im Filmreißer "Armageddon" stapfte eine Shuttlecrew fröhlich auf einem durchs all rasenden Meteoriten umher. Okay, der Film war auch ansonsten Schrott (allerdings erfolgreicher Schrott), aber zumindest mich hat das genervt, weil es von vorne bis hinten Blödsinn war. Der von Dir erwähnte rote Nachbarplanet war Anfang des vergehenden Jahrzehnts beliebtes Thema in der SF. Nicht wenige Autoren haben sich massenweise Fanschelte abholen müssen, weil wissenschaftliche Aspekte der Romane völliger Humbug waren (z.B. das Terraforming bei Ben Bova, wenn ich mich recht erinnere). Expertenwissen ist heutzutage nur ein paar Mausklicks entfernt (okay: Halbwissen auch). Sicher, eine unhaltbare Theorie über etwas, das im Alltag der meisten Menschen überhaupt keine Rolle spielt, ist leichter zu verkaufen als etwa die Behauptung, man bekäme Kinder vom Küssen, aber alleine der Umstand, etwas im All anzusiedeln, rechtfertigt meines Erachtens nicht jeden Quatsch. Dazu gehören auch immer wieder die effektvollen Geräusche, die Raumschiffe (in Filmen) beim Flug durchs absolut leere Weltall machen. Das aber wiederum ist eine Abwägung zwischen Anspruch und Unterhaltungswert. Ohne das Vorbeizischen der Enterprise wäre der Star-Trek-Vorspann langweilig gewesen.
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Zitat
Original von Bernard
Ein Autor sollte meines Erachtens von der beschriebenen Materie wenigstens so viel wissen wie sein Leser. Wenn ein Science Fiction-Autor eine Geschichte auf dem Mars spielen lässt, dann wird ein Astronom mit diesem Fachgebiet vielleicht bei der Lektüre die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil er die Schilderung direkt als unrealisitisch wahrnimmt - da es aber nur wenige Astronomen mit diesem Fachgebiet gibt und von diesen vermutlich wieder nur sehr wenige das spezielle Buch lesen werden, ist das nicht schlimm. Bei Gegenständen, die zur Erfahrungswelt der meisten Leser gehören, ist das schon ganz anders. Deswegen konnte Karl May ja auch mit solchem Erfolg über die Apachen schreiben: Unter seinen Lesern waren eben wenige Apachen, die es besser wussten ...Lieber Bernard,
ich wollte dein Zitat gerne aufbrechen und direkt auf die Passagen antworten, aber leider klappt es (inhaltlich) nicht. Also drösle ich es zu Fuß auf:Wie schon Alice Thiery im Eingangsposting sagte – SciFi und Fantasy stehen hier nicht zur Diskussion, denn dies sind die Genres, in denen alles erlaubt ist und nichts erklärt werden muss. Die Autoren entwerfen ihre eigenen Regeln, und diese entziehen sich jeder Erklärungsnot. Im Gegenteil, hier will ich überrascht werden mit dem Ungeheuerlichen, dem Absurden, Bizarren und rundheraus Unmöglichen.
Bei den meisten anderen Genres liegt der Fall aber anders, insbesondere bei Büchern mit hohem Realitätsanspruch. Wie Tom sagte, sind Romane per Definition Fiktion, aber das bedeutet meiner Meinung nach nicht, dass dies den Autor davon entbindet, das Umfeld, in dem seine Geschichte spielt, die Krankheiten, die seine Protagonisten ereilen und, und, und so tief und breit wie möglich zu recherchieren. Es reicht einfach nicht, von dem Wissensstand der Leser auszugehen, denn dieser nährt sich häufig, gerade bei eher ungewöhnlichen Themen, aus Stille-Post-Informationen (mir als Leser geht es jedenfalls oft so). Und da darf der Autor nicht einfach das nächste Glied in der Kette sein sondern steht in der Verantwortung, viele Quellen zu Rate zu ziehen und sich ein eigenes Bild zu machen. Wie viel von den gewonnenen Informationen und Erfahrungen er letztendlich in sein Buch einfließen lässt, ist seine Entscheidung. Aber die Basis muss stimmen. (Ein schönes Beispiel dafür, wie man's nicht machen sollte, ist übrigens das Buch "Der Geist der Mdm. Chen" von Amy Tan, die nach eigenem Bekunden und unter fadenscheinigen Ausreden niemals in Burma war, sich aber ein ganzes Buch lang über die Politik, die Menschen und die geographischen Gegebenheiten in ebendiesem Buch auslässt – und der Welt hahnebüchenen Blödsinn erzählt, den sie selbst aus zweiter und dritter Hand erzählt bekommen hat. Selbst das wäre noch zu verkraften, hätte dieses Buch nicht den Anspruch, authentisch zu sein.)
So, jetzt muss ich ganz schnell los, melde mich aber bestimmt später noch einmal zu diesem interessanten Thema ....
Liebe Grüße von
SteffiPS: Da war doch noch was: Herr May. Der ist ein Sonderfall. Bestimmt haben sich die Apachen später an seinen Büchern orientiert um herauszufinden, wie's denn damals gewesen ist
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Hallo Tom,
völlig richtig. Zu Karl Mays Zeiten war Amerika für seine Leser ein unbekanntes Land. Einige wenige werden es gekannt haben oder durch mühsame Recherche eine gute Wissensbasis erarbeitet haben - die waren sicherlich rein numerisch völlig irrelevant für die Leserbasis. Für die meisten werden Karl Mays Romane der einzige Kontakt zur Kultur der Apachen gewesen sein, daher spürten sie keinen Widerspruch und waren glücklich.
Heute muss man als Autor darauf gefasst sein, dass man bei der Leserschaft auf eine sehr breite, allerdings auch sehr oberflächliche Bildung trifft. Allerdings ist ja auch für den Autor dieses oberflächliche Wissen nur einen Mausklick entfernt, sodass er sich leicht auf das Niveau seiner Leserschaft hocharbeiten kann. Manchmal übrigens auch "runterarbeiten" - mich hat einmal ein sehr erfolgreicher Autor nach meinen Erfahrungen in einem Vulkan-Nationalpark gefragt. Unter anderem habe ich ihm erklärt, dass das glutflüssige Gestein entgegen landläufiger Meinung nicht "Lava" heißt (das ist der erstarrte Stein), sondern "Magma". Er ist dann bewusst bei der Bezeichnung "Lava" geblieben, um seine Leserschaft nicht zu verwirren.
Für die Science Fiction gilt das meines Erachtens auch. Wenn ein Autor beschreibt, der Mars habe mit Wasser gefüllte Kanäle, wird er einen Aufschrei ernten, weil sein Durchschnittsleser das als "falsch" erkennt und aus dem Lesefluss gerissen wird. Wenn er schreibt, der Mount Olympos auf dem Mars sei 4.000 Meter hoch, so ist das genauso falsch, aber viel weniger kritisch, weil kaum ein Leser das wissen wird und es auch nur wenige geben wird, die das nachschlagen werden. Zwei oder drei werden stolz den Fehler in irgendeinem Forum publizieren, aber das ist dann eine eigene Sportart mit eigenen Fans und für den Erfolg irrelevant.
Das Beispiel des Films Armageddon finde ich gut gewählt, denn daran sieht man, dass die große Masse des Publikums nicht so tief in der Materie ist, dass die Fehler sie gestört hätten (vermutlich haben die meisten sie nicht einmal bemerkt). Wenn die Astronauten allerdings statt im Raumanzug im T-Shirt über den Asteroiden spaziert wären, hätte die Sache sicher anders ausgesehen. -
Zitat
Original von SteffiB
Wie schon Alice Thiery im Eingangsposting sagte – SciFi und Fantasy stehen hier nicht zur Diskussion, denn dies sind die Genres, in denen alles erlaubt ist und nichts erklärt werden muss.
Wie schnell fährt ein Ochsenkarren?
Wie lange kann ein Mensch ohne Wasser überleben?
Warum sind Schwerter nicht aus rostfreiem Stahl geschmiedet?
Wie lange braucht das Licht von der Erde zur Sonne?Bei Science Fiction und Fantasy kannst Du davon ausgehen, dass ein erheblicher Anteil der Leser diese Fragen im Schlaf beantworten kann. Wenn Du es nicht kannst und einen entsprechenden Roman schreiben willst, wirst Du um Recherche nur schwer herumkommen.
Wenn Du an Shared World-Projekten mitschreibst, wirst Du mit einer der konservativsten Leserschaften konfrontiert werden, die es überhaupt gibt. Die Anzahl der Leute, die Lexika über erfolgreiche fiktive Welten wie "Star Trek" oder "Conans hyborische Welt" praktisch auswendig kennen, ist beinahe erschreckend hoch. Die "Grammatik der Elbensprache" war ein Bestseller (mehrere Neuauflagen in einem Bereich, bei dem eine einzelne Auflage schon mehr Exemplare hatte als die Mehrzahl der veröffentlichten Bücher auf dem deutschen Buchmarkt während ihres gesamten Lebenszyklus' erreichen).
Dazu kommen noch alle Arten der Recherche, die es bei anderen Büchern auch geben kann: Eine Fantasyheldin kann schwanger werden, ein Science Fiction-Held einen Kriminalfall lösen oder durch die Überreste von München spazieren ... -
Zitat
Alice : Was ist denn bitte ein "reguläres Buch"? Den Ausdruck habe ich noch nie gehört.
Etwas verspätet, aber die Antwort will ich nicht schuldig bleiben.
Mit regulärem Buch meine ich regulär der äußeren Form nach, nicht inhaltlich.
Manche sagen auch zu Heftromanen "Buch", aber für mich hat ein Buch einen festeren Einband und meist auch etwas mehr Seiten. Das Adjektiv sollte dies herausstreichen.Got it?
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@ Bernard
Was du über die Fantasy schreibst, finde ich sehr interessant - in diesem Kontext ist die Recherche in den selbstgewählten Regeln natürlich unerlässlich. Ich kenne mich in diesen "neuen Welten" nicht aus, deshalb verzeih meine etwas naive Einschätzung. Ich bin mit "Die unendliche Geschichte" groß geworden, und da gab es Pfützler und ähnliche abenteuerliche Gestalten und keinerlei Zwänge physikalischer Art
Was ich eigentlich ausdrücken wollte: Auch wenn man später recht frei mit dem angeeigneten Wissen umgeht und auch seine Erfahrungen mehr oder weniger großzügig einfließen lassen kann – ich halte es für extrem wichtig, sich eben nicht nur Populärwissen anzueignen, sondern, zumindest für die wichtigen Themen des Buches, eine Menge mehr. Ein echter Spezialist wird man sicher in vielen Bereichen nicht werden können, dazu haben eben jene Spezialisten Jahre des Studiums gebraucht. Aber man kann auf ihr Fachwissen zurückgreifen.
Off-topic-Klugscheiß-Modus an: Im Zuge der Recherche für mein letztes Buch habe ich mich intensiv mit Vulkanismus beschäftigt. Magma ist die zähflüssige Gesteinschmelze (geschmolzen durch Druck) unter der Erdoberfläche bzw. im Vulkanschlot, in welcher mehr oder weniger große Mengen an Gasen eingeschlossen bzw. gelöst sind. Beim Aufstieg im Vulkanschlot treten diese Gase aufgrund des geringer werdenden Drucks aus . "Tritt entgastes Gestein an die Oberfläche, geht es in Lava über." (Zitat aus nachstehend angegebener Quelle) Lava ist also entgaste Magma an der Erdoberfläche, egal ob heiß oder kalt. Quelle: "Vulkane", Verlag Könnemann. Klugscheiß-Modus aus.
Liebe Grüße von
SteffiB -
Ich glaube ein Fünkchen Erfahrung reicht aus!
Beispiel:
Ich schrieb über eine Beziehung zwischen Lehrer und Schülerin.
--> Ich hatte nie etwas mit einem Lehrer! Das wäre -- wiederlich Noch dazu bin ich auf einer privaten Klosterschule für Mädchen, da gibt es nicht einmal solche Möglichkeiten. (Wir haben 3 sehr sehr alte Lehrer und einen schwulen Lehrer)In einer anderen Geschichte handelte es sich um einen Autounfall und die Folgen.
--> Ich bin 2x in meinem Leben vom Rad gefallen, mehr aber auch nicht.Ich meine, wenn jeder Autor nur von den Erfahrungen schreiben würde, wäre kaum noch etwas Fiktion und die Vorstellungskraft wäre bald nicht mehr die beste Waffe eines jeden Schreibers.
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Wenn der Stil eines Buches signalisiert, dass bestimmte Passagen ernst genommen werden sollten weil sie inmitten eines realistischen Umfeldes stehen,
sollten Autoren entweder eigene Erfahrung bzw. Beobachtung einbringen können, oder aber auf die Erfahrungen und Beobachtungen anderer zurückgreifen - durch Interviews, Erzählungen, evtl. auch Lesen von Berichten etc. etc.
Sonst ist das einfach schlechter Stil, kein gutes Buch.Anders ist es bei Romanen, in denen es vorrangig um Effekte geht,
die z. B. für den Leser erkennbar größtes Gewicht auf den Unterhaltungswert legen, z. B. auf Humor,, Satire, Überzeichnung, Romantik, Träumerei.....
Auch bei einer Charakterdarstellung oder wenn die Beschreibung einer Psyche Thema ist, muss nicht alles praktisch oder wissenschaftlich erwiesen sein.
Denn aus der Sicht dieser Psyche sehen dann die Dinge eben verzerrt aus, oder sie stützt sich auf Sekundärurteile, oder ihr fehlt die eigene Erfahrung und sie bildet sich trotzdem ein Urteil, wie Menschen das so machen.Viele bilden sich ja durchaus über Bücher ein Urteil, ganz spontan und vielleicht unbewusst.
Wir erleben die Welt ja auch bildhaft über alle Eindrücke, die sich uns bieten, also über unsere Erfahrungen mit fremden Darstellungen der Welt, deren Echtheit wir nicht überprüft haben.Deshalb hört man von Lesern gar nicht selten über ein Buch und seine Beschreibungen: "Da konnte ich mich hineinversetzen, es ist, als ob ich es selbst erlebt hätte" . Das Beschriebene speichert sich beim Leser auch als eine Art Erfahrung ab, auch wenn es vom Autor vielleicht erfunden ist oder erraten oder vermutet....
Kürzlich wurde wissenschaftlich bewiesen, dass starke Vorstellungen beinahe dieselben Körperreaktionen auslösen können, wie tatsächliche Erfahrungen.
Das kann die Magie von Büchern sein: Realitäten im Kopf zu erschaffen.
Die dann zur Realität dieses Menschen werden.Und dabei können falsche Ideen eingepflanzt werden,
weshalb ich schon finde, dass das Fantasieren und Erraten nur in bestimmten Sparten - siehe oben- fair ist, sonst aber die Inhalte, die Realitätsanspruch haben, auch wirklich Hand und Fuß haben sollten.(Kürzlich fiel mir auf, dass manche Personen tatsächlich die Darstellungen bestimmter Fernsehserien für absolute Realität halten, z. B. Richter Holt, oh je......Seifenopern.....und dann darauf bestehen, so wäre es im echten Leben....da bilden sich Urteile über Menschentypen, Berufsgruppen, etc., erschreckend.
Basierend auf den Eingebungen der Kostümdamen, der Maske, des Drehbuchautors und den Experimenten eines Regisseurs, der nur auf Effekte aus war....
So was geschieht auch manchmal bei manchen mit manchen Büchern - aber natürlich kann man das nicht verallgemeinern.) -
Zitat
Original von BirgitF
Ich glaube, dass es gerade in den Bereichen der Emotionen einen Urpool an Erfahrungen gibt, aus denen man schöpfen kann.Eigentlich weiß ich gar nichts, aber ich denke, dass es eher anders ist. Wenn du das mit dem Kinderkriegen gut rübergebracht hast, dann wohl eher, weil du das nötige Einfühlungsvermögen (und die Fantasie) hast, dich in fremde Situationen zu versetzen. Aber emotionale Erfahrungen - ich glaube, um in die Tiefe einer Figur vorzudringen, braucht es Lebenserfahrung. Weshalb sonst schreiben jugendliche Autoren über Jugendliche mit dem gleichen Erfahrungshorizont? Ich glaube nicht, dass eine 18-jährige Autorin eine 40-jährige Figur so überzeugend und tiefgründig darstellen kann wie eben eine 40-jährige.
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Zitat
Original von Bernard
Wenn Du an Shared World-Projekten mitschreibst, wirst Du mit einer der konservativsten Leserschaften konfrontiert werden, die es überhaupt gibt. Die Anzahl der Leute, die Lexika über erfolgreiche fiktive Welten wie "Star Trek" oder "Conans hyborische Welt" praktisch auswendig kennen, ist beinahe erschreckend hoch.Oh ja! Ich bin auch so ein STAR TREK-nitpicker und konnte mich uferlos über Fan Fiction und Taschenbücher von Leuten aufregen, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht hatten. Auch gefährlich: Sich als Autor in eine lang laufende Fernsehserie reinzuarbeiten. "Wieso siezen sich Meier und Müller? Haben die Autoren vergessen, dass die beiden sich von der Grundschule her kennen?" - "Wieso geht Franz auf einmal in die Eckkneipe? Da hat er doch seit 1993 Lokalverbot!" - "Warum muss man Lisbeth und Silvia einander vorstellen? Die sind doch Tante und Nichte!"
Bei sowas braucht man ungeheuere Serien-Erfahrung. Oder ein Elefantengedächtnis. Wenn man da als Quereinsteiger reinrutscht, ich glaub, das ist ein ziemlicher Alptraum.
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Man Braucht bestimmt Erfahrung.
Ohne wenigstens etwas geht es einfach nicht.
Um ein Buch zu schreiben muss man sich viel mit den Hauptfiguren beschäftigen und man muss sie dem Leser vermitteln können und wen man nicht schon ihm Leben etwas erlebt hat ist das ziemlich schwer. -
War Karl May je in Amerika? Nein! Seine Bücher wurden trotzdem von ganzen Generationen verschlungen. Recherchieren ist sicher wichtig. Man sollte nicht fälschlich über bestehende Vorgänge schreiben. Aber in vieles, was nicht fachlich wichtig ist, kann man sich bestens reinfühlen, wenn man über eine gewisse Sensibilität verfügt.
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Ich denke, ein Autor muss nicht nach Amerika fahren, um zu sehen, ob das Gras dort an manchen Stellen braun oder auch lila ist.
Das ist doch mal ein orginelles Beispiel
Trotzdem denke ich, dass der Autor nicht über etwas schreiben sollte, was er nicht ausreichend recherchiert hat oder eben nicht erlebt hat (Ich denke bei diversen Sachen, wo z.B. Babys enstehen [ ] , kann man selbst durch recherchieren nicht viel erreichen...).
Bücher sind natürlich auch immer eine gute Quelle, wenn DIESER Autor es auch wieder gut geschrieben hat.
Ich habe mal ein Buch über Flucht gelesen und wollte dann unbedidngt von daheim weg, auch wenn es nur schrecklich beschrieben wurde...
Nein, ich bin nicht verrückt -
@ BunteWelt
Einmal klicken reicht meistens.
Nun, natürlich sollte der Autor Ahnung haben. So viel wie möglich.
Auf den Mars wird er nicht fliegen können, aber ein Spaziergang zum nächsten McDonalds sollte drin sein, wenn nötig. Ich habe mir mal eine Beerdigung angeschaut, weil eine Kurzgeschichte auf einer solchen spielte.
Ansonsten gibt es Fachliteratur, Leute, die mehr Ahnung haben, in leichteren Fällen auch das Internet.Fantasy-Autoren haben es natürlich einfacher.
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Zitat
Original von Eny
@ BunteWeltEinmal klicken reicht meistens.
Ich habe die doppelten Beiträge gelöscht.
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Zitat
Original von BunteWelt
Bücher sind natürlich auch immer eine gute Quelle, wenn DIESER Autor es auch wieder gut geschrieben hat.Liebe Bunte Welt, dies ist meines Erachtens nach die schlechteste aller Quellen. Denn insbesondere in Romanen sind die Fakten bereits interpretiert – wenn die Romane denn überhaupt auf gut recherchierten Fakten basieren. Und das ist nicht nachprüfbar! In unserer Gesellschaft wird das geschriebene Wort nach wie vor als endgültig und bewiesen betrachtet, und genau aus diesem Grund hat der Autor die Pflicht, so gut wie möglich zu recherchieren – und dies bedeutet, wie jeder gute Journalist mindestens zwei Quellen zu Rate zu ziehen und zu vergleichen (und hierbei gelten Internet-Quellen nicht!) und Fachleute zu befragen. Natürlich muss ein Autor Einfühlungsvermögen mitbringen, doch ist dies allein absolut nicht ausreichend. Die Autoren historischer Romane beispielsweise fühlen sich auch nicht einfach nur in eine Zeit hinein, sie wühlen tage- und wochenlang in Stadtarchiven, besuchen Museen, lernen soviel über Teeanbau, bis sie selbst eine Plantage leiten könnten und, und, und - und am Ende macht all die Mühe vielleicht zwei Absätze in einem 500-Seiten-Schmöker aus. Aber die sind dann auch hieb- und stichfest. Selbst "Schelmenromane" wie "Baudolino" (ob man ihn nun mag oder nicht) verbiegen zwar die Geschichte, wo sie nur können, aber der Autor wusste verdammt genau, was er da verbog.
Es gibt natürlich in jedem Roman akzeptable Grauzonen, aber eines halte ich für tödlich: dem Leser etwas als Realität zu verkaufen, von dem man selbst nur über dubiose Quellen erfahren hat oder es sich ausgedacht hat – in einem meiner letzten Postings habe ich Amy Tan erwähnt. Dieser Schuss ist nämlich böse nach hinten losgegangen.Liebe Grüße von
SteffiB -
Zitat
Original von Magic
War Karl May je in Amerika? Nein! Seine Bücher wurden trotzdem von ganzen Generationen verschlungen. Recherchieren ist sicher wichtig. Man sollte nicht fälschlich über bestehende Vorgänge schreiben. Aber in vieles, was nicht fachlich wichtig ist, kann man sich bestens reinfühlen, wenn man über eine gewisse Sensibilität verfügt.Tatsächlich war Karl May in Amerika - allerdings erst nachdem er einen Großteil seiner Werke bereits geschrieben hatte.
Trotzdem stützte er sich auf eine Vielzahl von Quellen, vor allem Berichte von Reisenden die die von ihm beschriebenen Gegenden tatsächlich betreten hatten!
Andererseits wollte er unterhalten, und das tut er noch heute, doch seine Recherche war - in Anbetracht der Zeit und der Möglichkeiten - garnicht so schlecht. -
Zitat
Original von SteffiB
Liebe Bunte Welt, dies ist meines Erachtens nach die schlechteste aller Quellen. Denn insbesondere in Romanen sind die Fakten bereits interpretiert – wenn die Romane denn überhaupt auf gut recherchierten Fakten basieren. Und das ist nicht nachprüfbar! In unserer Gesellschaft wird das geschriebene Wort nach wie vor als endgültig und bewiesen betrachtet, und genau aus diesem Grund hat der Autor die Pflicht, so gut wie möglich zu recherchieren – und dies bedeutet, wie jeder gute Journalist mindestens zwei Quellen zu Rate zu ziehen und zu vergleichen (und hierbei gelten Internet-Quellen nicht!) und Fachleute zu befragen. Natürlich muss ein Autor Einfühlungsvermögen mitbringen, doch ist dies allein absolut nicht ausreichend. Die Autoren historischer Romane beispielsweise fühlen sich auch nicht einfach nur in eine Zeit hinein, sie wühlen tage- und wochenlang in Stadtarchiven, besuchen Museen, lernen soviel über Teeanbau, bis sie selbst eine Plantage leiten könnten und, und, und - und am Ende macht all die Mühe vielleicht zwei Absätze in einem 500-Seiten-Schmöker aus. Aber die sind dann auch hieb- und stichfest. Selbst "Schelmenromane" wie "Baudolino" (ob man ihn nun mag oder nicht) verbiegen zwar die Geschichte, wo sie nur können, aber der Autor wusste verdammt genau, was er da verbog.
Es gibt natürlich in jedem Roman akzeptable Grauzonen, aber eines halte ich für tödlich: dem Leser etwas als Realität zu verkaufen, von dem man selbst nur über dubiose Quellen erfahren hat oder es sich ausgedacht hat – in einem meiner letzten Postings habe ich Amy Tan erwähnt. Dieser Schuss ist nämlich böse nach hinten losgegangen.Liebe Grüße von
SteffiBIch denke trotzdem, dass die Bücher sehr wichtig für einen Roman sind und ICH hole mir auch Anregungen aus Büchern für meinen Roman.
Natürlich übernehme ich keine langen Stellen usw.