Klassikerleseempfehlung

  • Ich weiß, daß wir das Thema schon einmal hatten. Aber vielleicht noch nicht so speziell.
    Ich habe eine Freundin, die sich im Prinzip gern mal an Klassiker heranwagen würde, aber bisher noch nicht den richtigen Einstieg gefunden hat.


    Normalerweise liest sie Thriller z. B. von Tess Gerritsen. Oder auch mal die Tinten-Trilogie.
    Nun hat sie sich ein einziges Mal in ihrem Leben (dank der Gilmore-Girls :grin) an einen Klassiker herangewagt: Die toten Seelen von Gogol und war maßlos enttäuscht.
    Ich selbst habe dieses Buch nie gelesen, halte es aber trotzdem nicht für einen gelungen Einstieg in die Klassikerwelt.
    Da ich mittlerweile selbst sehr begeistert von einigen Klassikern bin, habe ich aber Schwierigkeiten ihr nun das "richtige" Buch zu empfehlen.


    Mir fallen als Einstiegslektüre immer nur die Brontes oder Austen ein.


    Habt ihr eine Idee, welcher Klassiker spannend genug ist, um an einen heutigen Thriller heranzureichen?

  • Ich hab manchmal Probleme beim Einordnen, was nun als Klassiker gil und was nicht, aber das hier kann ich empfehlen:


    Die Geschichte des Mönches Medardus, der vom verbotenen Teufelselixier trinkt und in Liebeswahn, Ehebruch und Mord getrieben wird, gilt als der berühmteste Schauerroman der deutschen Literatur. Virtuos zieht der »Gespensterhoffmann« alle Register des romantischen Gruselkabinetts - und war mit der faszinierenden Schilderung des bedrohlichen Unbewußten der Psychologie seiner Zeit weit voraus.

  • Hm :gruebel


    Ich selbst lese ja eher weniger Thriller und kann daher keine Garantie geben, dass meine Empfehlungen spannungsmäßig gleichziehen können..


    Ein Klassiker mit kleinem Gruseleffekt war für mich auf jeden Fall Theodor Storms "Der Schimmelreiter". Das ist auch nur eine kurze Novelle und von daher vielleicht schon wegen des geringen Umfangs eine gute Wahl zum Einstieg.


    Dann fand ich Ottfried Preußlers "Krabat" noch sehr spannend, obwohl das vielleicht eher in Richtung Fantasy geht.


    Wenn man es gern verwirrend hat, ist Kafka auch immer eine gute Wahl :grin "Der Prozess" von ihm fand ich auch sehr, sehr spannend! Verwickelte Hintergründe, von denen man bis zum Ende nie weiß, worauf sie eigentlich hinauslaufen... (vielleicht auch ein Thriller-Element?)


    Soweit erstmal, aber wie gesagt, ohne Garantie :-)

    Unser Unglück erreicht erst dann seinen Tiefpunkt, wenn die in greifbare Nähe gerückte praktische Möglichkeit des Glücks erblickt worden ist. (Michel Houellebecq, Elementarteilchen)

  • Hallo Q-fleck,


    danke auch für deine Anregungen.
    Krabat fände sie bestimmt nicht schlecht, nur leider habe wir den Film vor einigen Wochen gemeinsam im Kino gesehen.


    Kafka halte ich als Einstiegswerk für etwas schwierig, oder ist das nur mein Problem mit Kafka?


    Den Schimmelreiter kenne ich bisher noch nicht. Werde mich mal schlau machen.


    Wie gesagt, sie braucht etwas "leicht lesbares" zum Einstieg, sonst könnte sie die Lust verlieren und das möchte ich nicht riskieren, da es doch so viele tolle Klassiker gibt, die gelesen werden sollten.

  • Es ist sicher nicht nur dein Problem mit Kafka. Ich persönlich finde ihn aber toll. Er ist halt verwirrend und bringt den Leser nie zu einem eindeutigen Ende/Ergebnis, sondern lässt ihn im Gegenteil mit einer Unmenge an aufgewühlten Gedanken und Zweifeln zurück. Das kann man mögen oder eben nicht.


    Aber du hast Recht, als Einstieg ist er vielleicht nicht so indiziert. Obwohl man ihn dann ja auch nicht repräsentativ für alle Klassiker lesen muss, sondern eben einfach als Kafka :-)

    Unser Unglück erreicht erst dann seinen Tiefpunkt, wenn die in greifbare Nähe gerückte praktische Möglichkeit des Glücks erblickt worden ist. (Michel Houellebecq, Elementarteilchen)

  • Wenn es schön gruselig sein darf, würde ich doch glatt "Dracula" von Bram Stoker empfehlen! Oder etwas aus der Sherlock Holmes-Reihe von Sir Arthur Conan Doyle! Ich fand "Der Hund von Baskerville" sehr spannend! Sollte deine Freundin blutrünstige Bücher mögen, würde ich den historischen Klassiker "Die Bartholomäusnacht" von Alexandre Dumas vorschlagen. Auch schön ist "Der Graf von Monte Christo"!


    Vielleicht ist ja etwas Geeignetes dabei! :-)Die meisten anderen Klassiker sind für Anfänger doch etwas mühsam zu lesen und somit wohl eher abschreckend.



    _______________

  • Clio
    Recht hast du. 'Klassiker' ist nun mal kein Genre... manchmal komme ich schon ins Grübeln, was diese Bezeichnung eigentlich meint.


    Italo Calvino bietet ja zwei verschiedene Definitionen an (auf verschiedenen Ebenen):


    1. Klassiker sind solche Bücher, die jede neue Generation immer wieder begeistern, weil sie einfach zeitlos sind und niemals 'alt' werden.


    2. Klassiker sind solche Bücher, die ein Leser immer wieder zur Hand nehmen und neu lesen kann, weil sich immer wieder neue Facetten der Geschichte auftun und ihr Verständnis sich mit der eigenen Lebenserfahrung verändert und erweitert. Geschichten also, die den Leser sein ganzes Leben lang begleiten werden.


    ...nach beiden Definitionen gäbe es wohl recht wenig 'echte' Klassiker..


    Sorry für das kleine Offtopic, aber ich finde die Frage einfach ungemein interessant.

    Unser Unglück erreicht erst dann seinen Tiefpunkt, wenn die in greifbare Nähe gerückte praktische Möglichkeit des Glücks erblickt worden ist. (Michel Houellebecq, Elementarteilchen)

  • Wenn es modernere Klassiker sein dürfen, wie wäre es denn mit Wer die Nachtigall stört von Harper Lee? Sehr spannend, toll geschrieben und leicht zu lesen.


    Wichtig finde ich beim Klassiker-Heranwagen, dass die Sprache nicht abschreckt, weil sie eindeutig aus einem anderen Zeitalter stammt. In dieser Hinsicht sind nach meiner unmassgeblichen Erfahrung die amerikanischen Klassiker leichter zu lesen als europäische.


    Wilkie Collins als Criminalromancier (LOL!) würde sich natürlich anbieten. Ich fand Das Geheimnis des Myrthenzimmers auch recht gut.

    Education is an admirable thing, but it is well to remember from time to time that nothing that is worth knowing can be taught. ~ Oscar Wilde

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  • Vielleicht "Madame Bovary"?


    Oder "Schuld und Sühne", das ist auch sehr leicht lesbar, finde ich.


    E. A. Poe wurde ja schon genannt. Oder Melvilles "Moby Dick". "Gullivers Reisen"? "Robinson Crusoe"?


    Wenn wir bei den moderneren Klassikern sind, ich empfehle immer gern "Fahrenheit 451" von Bradbury, das hat auch Thrillerqualitäten... Oder etwas von John Steinbeck, zum Beispiel "Die Straße der Ölsardinen". Ich lese es gerade und bin zwischen Lachen und Weinen wie hin- und hergerissen...