Paula Fox - Lauras Schweigen

  • Paula Fox
    Lauras Schweigen
    original: The Widow's Children


    Paula Fox' Roman Lauras Schweigen hat die Intimität eines Kammerspieles. Ein Großteil der Romanhandlung spielt sich an einem einzigen Abend und in der darauf folgenden Nacht ab. Fünf Menschen treffen sich zu einem Diner: Laura Maldonado, ihr Bruder Carlos, ihre Tochter Clara, ihr zweiter Ehemann Demsond und ein alter Freund und Verehrer, Peter. In diesem fragilen Beziehungsnetz sitzt Laura in der Mitte wie eine Spinne. Die anderen sind von ihrer Eleganz angezogen, aber auch von ihrer Launenhaftigkeit abgestossen. Laura und Carlos sind Kinder einer kubanischen Immigrantin adeliger Herkunft. Der Prestige- und Besitzverlust, den ihre Familie durch die Revolution erlitten hat, haben sie nie verwunden. So ist der ganze Roman von einer melancholischen Stimmung des Verlusts geprägt.
    Lauras Schweigen ist nicht einfach zu lesen. Die Beziehungen der Protagonisten zeichen sich nicht durch Liebe und Vertrauen, oder auch nur durch gegenseitiges Wohlwollen aus, sondern leben von Abneigung und Abhängigkeit. Eigentlich versteht man nicht so richtig, warum die Personen diesen Abend miteinander verbringen, der von allen nur als Belastung erlebt wird. Besonders das Verhältnis von Laura und ihrer Tochter Clara ist quälend. Clara, die ihre Mutter kaum kennt, da sie nie gemeinsam gelebt haben, ist von Angst zu ihr erfüllt, die es ihrer Mutter noch leichter macht, sie zu verletzten und terrorisieren. Der handlungsarme Roman lässt sich alle Zeit die Charaktere der handelnden Personen auszulotten, ihre Herkunft zu ergründen und zu erklären, warum sie sind, wie sie sind. Das ganze ist in eine nüchternen, fast mageren Sprache gekleidet, der es trotzdem gelingt eine stimmungsvolle Situation zu zeichnen.
    Von der Kritik wurde Paula Fox als die größte Wiederentdeckung eines amerikanischen Klassikers seit James Salter gefeiert und nicht nur das hat mich immer wieder bei der Lektüre an Salter erinnert. Beiden ist dieser genaue Blick gemein, der aus dem Unspektakulären große Literatur macht.
    Lesenswert!