'Erzähl mir von den weißen Blüten' - Seiten 103 - 179

  • Harimau, welchen Maler hast Du Dir vorgestellt, als Du Paul entwickelt hast, bzw. welche Bilder hattest Du beim Schreiben im Kopf? Gaugin? Modigliani?
    Ich überlege, wie Paus Bilder wohl aussehen könnten.


    Mir kam der Gedanke, dass Giovanna Giulias Tochter sein könnte. Da Giovanna damals aber fünf war und Paul zudem lt. eigenen Aussagen Giulias erster Mann, bin ich vermutlich völlig auf dem Holzweg :grin
    Was ist das bloß für ein Geheimnis, das diese Familie hütet?


    Paul begibt sich auf gefährliches Eis. Ich glaube nicht, dass das eine platonische Beziehung bleibt. Ich sehe das wie Xue Lien - er erlebt die Vergangenheit noch einmal, statt sie wirklich aufzuarbeiten. Dabei lassen sich manche Dinge einfach nicht wiederholen.


    Ich bin gespannt, wie sich Giovanna in Asien macht. Einerseits ist sie schon eine anspruchsvolle junge Frau, andererseits zeigt sich ab er auch, dass sie mit wenig zufrieden sein kann.


    Bei Bangkoks Nachtleben hatte ich übrigens immer das Lied "One Night in Bangkok" im Ohr. :lache

  • Mir geht diese Wendung mit Giovanna tierisch auf den Senkel.
    Das ist so unnötig, so unreif... Männer!
    Das kann doch nur im Chaos enden und wenn ich das richtig sehe, hat er bisher Giovanna gegenüber seine Verlobte nicht einmal erwähnt, schließlich wundert die sich, warum er plötzlich so zurückhaltend ist.
    Diese dumme Mädchen würde ich übrigens gerne ein paar Mal schütteln.
    Respektlos der anderen Kultur gegenüber (Mit Schuhen durchs Hotel laufen) und einfach nervig empfinde ich sie.
    Das wäre aus meiner Sicht jetzt nicht unbedingt nötig gewesen, ich hoffe, sie fällt ebenfalls ne Treppe runter, dann ist das Drama bald vorbei. :grin

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Das ist so unnötig, so unreif... Männer!


    Stimmt zweifellos. Wenn Paul weniger verkorkst wäre und vernünftig handeln würde, gäbe es diese Geschichte nicht... :grin

  • Zitat

    Original von Lystriana
    Es ist ja auch einfach lächerlich, wie er Julie von Giovannas Besuch erzählt und dauernd versucht, diese Idee zu verteidigen, das Ganze als "Vergangenheitsbewältigung" hinstellt.... bäh :pille


    Das glaubt er sich doch selber nicht, was er da erzählt!


    An Julies Stelle wäre ich aber mal GANZ anders ausgerastet - Stolz und Selbstbeherrschung hin oder her.


    Das sehe ich genau wie du. Die Passage, in der Paul auf dem Bett liegt und über seine Pläne mit Giovanna nachdenkt (S. 151 - 152), gibt Einblicke in seine Motivation, vor allem der letzte Satz: "Das und mehr war er ihrer Tante schuldig."


    Der Trip mit Giovanna hat jede Menge mit Vergangenheit zu tun, aber herzlich wenig mit Bewältigung in der von Xue Lian erhofften, ja geforderten Form.


    Zumindest einen Anflug von Zweifel hegt er schon (gleiche Passage), nur schiebt er ihn allzu leicht beiseite - sich Problemen zu stellen, gehört eindeutig nicht zu Pauls Stärken.


    Xue Lians Beherrschtheit ist vor dem Hintergrund ihrer Kultur und Persönlichkeit zu sehen, obwohl sie natürlich allen Grund hätte, komplett auszurasten. :grin

  • Also mich hat genau diese Zurückhaltung von Xue Lian gewundert und ich dachte auch, Mensch, warum kämpfst du denn nicht um ihn?
    Xue Lian war es wohl klar, dass es auch zu Sex zwischen Paul und Giovanna kommen würde, lässt ihn aber ziehen und lädt Giovanna noch anschließend nach Penang ein.


    Und Pauls Gedanken sind wirklich sehr unreif. Nun hat er 18 Jahre getrauert, lernt nun endlich eine Frau kennen, bei der er Liebe und Nähe zulassen kann, dann begibt er sich wieder auf Vergangheitsreise.
    Ist ihm nicht klar, dass er so, schneller als er gucken kann, Xue Lian wieder los sein wird (jedenfalls nach meinen sehr europäischen Verständnis)?

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Harimau, welchen Maler hast Du Dir vorgestellt, als Du Paul entwickelt hast, bzw. welche Bilder hattest Du beim Schreiben im Kopf? Gaugin? Modigliani?
    Ich überlege, wie Paus Bilder wohl aussehen könnten.


    Tatsächlich habe ich an keinen bestimmten Maler gedacht. Gaugin schwebte durch die Thematik bedingt schon ein wenig in meinem Hinterkopf herum, dennoch müsste Paul natürlich zeitgemäß malen. Ich stelle mir Bilder vor, die über die reine Abbildung der Motive hinausgehen, versuchen, in den Menschen Verborgenes aufzuspüren und sichtbar zu machen. Naturalistisch genug, um z.B. Xue Lian inmitten der Blüten wiedererkennbar zu machen, doch frei genug, um Emotionen einfließen zu lassen. Meine Inspiration für dieses spezielle Bild war übrigens Goyas "Nackte Maja"; vermutlich kaum eine Überraschung.

  • Zitat

    Original von Lystriana
    Ich habe gerade die "Nackte Maja" gegoogelt.


    War komisch, meine Katze heisst auch so :rofl


    Deine Katze heißt "Nackte Maja"? :yikes Das nenne ich mal einen ungewöhnlichen Namen. :lache

  • Ich bewundere Xue Lians Beherrschung als Paul ihr von seiner geplanten Reise mit Giovanna erzählt. Ich hätte ihm vermutlich den Hals umgedreht weil ich mir sicher bin das da was passieren wird zwischen den beiden. Giovanna scheint in Paul verliebt, und scheint/hofft? einen Giuliaersatz zu sehen. In dem Moment denkt er glaube ich, nicht wirklich darüber nach das er so vielleicht Xue Lian verlieren könnte.
    Mir hat der Abschnitt als Paul in Rom war gut gefallen, Luca und Monica habe ich gleich ins Herz geschlossen.
    Der Satz auf S.116, wo Paul erwähnte das eine halbe Stunde sein Leben verändern konnte, gab mir Anlass zu einigen Spekulationen, welche immer wilder wurden als schliesslich die Contessa auf seiner Ausstellung auftauchte.
    Pauls Bilder würden mich auch interessieren, werde mal die "nackte Maja" googeln :-)

  • Für Paul ist es nicht so einfach mit der Vergangenheit abzuschließen, sonst hätte er es längst getan.
    Dass er überhaupt Anstrengungen in diese Richtung unternimmt, die eigentlich schon liebgewonnene, lebenslange Trauer um Guilia zu beenden, entsteht nur aus Xue Lians Forderungen.


    Mit Giovanna hat er aber im Gegenteil die Chance, die schmerzlich vermisste Vergangenheit aufleben zu lassen und schon rein instinktiv kann er da nicht wiederstehen, zumal Giovanna ihm um ein Wiedersehen bittet. Paul genießt es, sie durch Thailand zu führen.


    Dieser Abschnitt war sehr gut zu lesen!

  • Lystriana : Ich musste gerade herzlich lachen.... :lache


    Nun aber zu diesem Abschnitt. Hätte ich nicht zufällig hier reingesehen, hätte ich gleich bis zum nächsten Teil weitergelesen.


    Mir gefällt Pauls Reise nach Italien ziemlich gut. Besonders die Tatsache, dass man seine Freunde kennenlernt und seine zeitweise Unbeschwertheit haben mir gefallen. Natürlich war das dann mit Giovannas Auftauchen vorbei. Da geht es mir auch ähnlich wie euch. Am liebsten würde ich Paul mal kräftig durchschütteln.... was soll der Quatsch?


    Momentan finde ich es noch etwas unrealistisch, dass Giovanna so spontan war und gleich nach dem ersten Treffen mit Paul beschlossen hat, zu ihm nach Asien zu fliegen. Das ist irgendwie... :gruebel merkwürdig. Aber vielleicht steckt ja noch mehr dahinter. Darauf komme ich dann später nochmal zurück.
    Außerdem ist es für mich ebenfalls eine eigenartige Vorstellung, dass sie Paul gleich anziehend fand. Mir wäre er dann doch zu alt.
    Na mal sehen, ob Xue Lian mit ihrer Vermutung recht behält, dass sie Sex haben werden.


    Sehr schön finde ich die Beschreibungen Bangkoks - ich habe mich gefühlt, als wäre ich selbst dort. Und obwohl ich das Wetter nicht vertragen würde, habe ich echt Lust bekommen, auch mal nach Bangkok zu reisen. Die kurze Szene in der Karaokebar mochte ich besonders. Kann es sein, dass Paul in dem Moment ein klitzekleines (großes :grin) bisschen Ähnlichkeit mit dir hat, harimau? Irgendwie kam mir das doch vage bekannt vor :chen


    Das Buch ist jedenfalls auch herrlich bei diesem Wetter. Ich sitze im Fensterbrett (Fenster natürlich weit offen) und lese und lasse mir jetzt noch die letzte Abendsonne auf den "Pelz" scheinen :-]

  • Ich habe oft gelächelt in diesem Abschnitt:


    Von einer Anhöhe aus über Rom zu blicken, ich sehe es geradezu vor mir! Einen Sprüche-Schlagabtausch mit einem alten Kumpel zu führen - grossartig!


    Mir gefallen vor allem die Details, die dieses Buch bisher neben der Hauptgeschichte auch aus machen. So zum Beispiel die Tropfen Champagner, die vor dem Anstoßen auf dem Boden vergossen werden. Eins für die Götter - ich vermische die Kulturen.


    Das Auftauchen von Giovanna in der Szenerie finde ich noch ganz spannend, um Aspekte rund um Pauls Beziehung zu Giulia aufzuarbeiten, aber ab der gemeinsamen Reisepläne ist es pfui, pfui, pfui!


    Gott, kann ich nachvollziehen, wie verletzt Julie ist. Als Asiatin, die ihr Gesicht nicht verlieren darf, tobt sie nicht. Ich allerdings in ihrer Situation hätte getobt und ich hätte meinem Mann so eine Spinner-Idee auch schlichtweg verboten!


    Das Paul nach zwanzig Jahren noch so radikal auf Giovannas Ähnlichkeit zu Giulia reagiert, halte ich persönlich für arg überzogen. Ab diesem Kapitel wird Paul erstmals als eine Art 'liebeskranker Hund' skizziert. Es schwingt in den Zeilen so ein bisschen die von Paul vorgeschobene Ausrede mit: Ich kann eben nicht anders, ich habe das noch nicht verarbeitet...


    Apropos, ich beobachte in der Tat im gesamten Freundes- und Bekanntenkreis, dass in emotionalen Dingen Frauen eher VERARBEITEN und Männer eher VERDRÄNGEN. Insofern eine klassisch männliche Reaktion von Paul übrigens...


    Ich habe mir Paul als Maler von Anfang an etwas ähnlich dem Hobby-Zeichner auf der TITANIK vorgestellt. Als Leo Kate mit Bleistift zeichnet. Fragt mich nicht wiso, war aber so. Mit der Ausstellung nun aber, die ja wohl der Beschreibung nach farbenreicher sein muss, denke ich an Arbeiten in Öl und Acryl, weshalb sich meine Vorstellung eines Zeichners zu Gunsten eines Malers wieder aufgelöst haben. Kann man mir folgen...? ;0)


    GRÜSSE
    savanna

  • Paul kommt also nach über zwanzig Jahren nach Rom zurück und wir begleiten ihn durch die Straßen von Rom und in alte Trattorien. Tolle Beschreibungen, ich bin richtig versunken. Z. B. Piazza Navona mit seinen drei Brunnen, einfach herrlich.


    Er reist alleine und hat vor seiner Abreise Xue Lian einen Heiratsantrag gemacht.


    In Rom kommen sehr viele Erinnerungen an Giulia zurück und er trifft seinen alten Freund Luca wieder. Bei seiner Ausstellungseröffnung kommt eine Frau auf ihn zu mit einer sehr großen Ähnlichkeit zu Giulia. Wie wir erfahren, handelt es sich um ihre Nichte.


    Giovanna will nach Asien reisen, doch ihre Mutter Carla - Schwester von Giulia verbietet ihr das und wir erfahren sämtliche negativen Eingeschaften von Giulia verantwortungslos, geltungssüchtig, launisch, verwöhnt und immer auf Streit aus.


    Zu Paul meinte sie ... er wird dich ins Unglück stürzen, genau wie meine Schwester! Dieser Mann ist ein Herumtreiber und Taugenichts. Einer, der Probleme schafft, vor denen er dann davonläuft.


    So jetzt bin ich wirklich gespannt, was da in der Vergangenheit passiert war, um zu derartigen Aussagen zu kommen. Vielleicht könnte uns der Brief hier weiterhelfen :gruebel

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Dass er überhaupt Anstrengungen in diese Richtung unternimmt, die eigentlich schon liebgewonnene, lebenslange Trauer um Guilia zu beenden...


    SEHR schön gesagt. :-)

  • Zitat

    Original von Daniliesing
    Mir gefällt Pauls Reise nach Italien ziemlich gut.


    Zitat

    Original von Richie
    Paul kommt also nach über zwanzig Jahren nach Rom zurück und wir begleiten ihn durch die Straßen von Rom und in alte Trattorien. Tolle Beschreibungen, ich bin richtig versunken.


    Ja, die Rom-Szenen sind toll! :-]


  • Ich glaube nicht, dass Giovannas Vorschlag, Paul in Asien zu besuchen, spontan war. Der Verlauf des Abends hat sie sicher ermutigt, aber schon wie sie es erreicht hat, auf die Vernissage geschickt zu werden, zeigt, dass sie Paul als Möglichkeit zur beruflichen Profilierung betrachtet - was sie auch ganz offen sagt: "Wenn ich mehr über den geheimnisumwitterten Paul Handewitt und die Hintergründe seiner Malerei erfahren könnte, wäre das eine große Chance für mich." (S. 143)
    Dazu kommt das wachsende Interesse an ihrer Tante und schließlich - auch, aber nicht als Hauptmotiv - an ihm als Person. Sie hat nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen, weshalb ich ihren Vorschlag nachvollziehbar finde.



    Karaoke? Daran kommt in Bangkok niemand vorbei, weder Paul noch harimau, egal wie schlecht sie singen mögen. :lache