'Erzähl mir von den weißen Blüten' - Seiten 180 - 258

  • Grüße an alle Nachzügler :wave


    Wunderschöne Szenen, ich habe es genossen, durch dieses Land zu reisen und Land und Leute kennenzulernen.


    Paul habe ich dabei als einen absolut findigen Führer erlebt, außerdem fand ich es beeundruckend, wie er mit einigen Leuten echt verbunden ist und bereit ist, weiterzugeben. Auf eine Art finde ich ihn also wirklich liebenswürdig, aber seine absolute Unfähigkeit sich zu entscheiden ist wirklich schrecklich. Das haben beide Frauen nicht verdient, Xue Lian kein bisschen und Giovanna eigentlich auch nicht. Mir drängt sich dich Frage auf, ob Paul jemanden wie Xue Lian überhaupt verdient? Aber irgendwie wünsche ich mir trotzdem, dass sie zusammenkommen. Aber damit das klappen kann hat Paul noch einiges vor sich. Ob er das hinkriegt?


    Mit Xue Lian kann ich mich übrigens super identifizieren, ich mag ihre innere Stärke, die Art wie sie mutig ihr Leben anpackt und nach vorne schaut. Für mich ist sie ein Sympathieträger :knuddel1
    Und jetzt ist sie auch noch schwanger :yikes
    Ihre Bemerkung, dass es ja normal sei, wenn Männer fremdgehen konnte ich nicht so richtig gut nachvollziehen, obwohl ich verstehe, dass es etwas anderes ist, ob er mit jemanden wie z. B. Shwe Shwe Sex hat oder mit einer wiederauferstanden Giulia...


    Was mich direkt zu Giovanna führt. Ich hab ein deutliches Bild von ihr vor Augen. Meine Giovanna ist hübsch ohne perfekt zu sein, hat schwarze Locken und weiß, wie sie auf Männer wirkt... Für mich hat sie eine schöne Wendung zum Guten durchgemacht, was ich ihr allerdings gar nicht verzeihen kann, ist, dass es ihr egal ist, dass Paul mit Xue Lian zusammenlebt. Erstmal finde ich das ein total gemeines Verhalten :fetch
    Auf der anderen Seite ein saudoofes Verhalten. Sie träumt schließlich von der wahren Liebe. Wenn sie von einem sexuellen Abenteuer träumen würde, bitte das kann sie mit Paul schon haben, aber zu glauben, dass ein Mann der eigentlich in einer festen Beziehung steckt ein geeigneter Partner ist, um die große Liebe zu erleben, halte ich für unglaublich naiv. Und dass sie nicht merkt, dass sie für Paul nur ein Giulia-Ersatz ist :fetch
    Ich sehe Giovanna schon so richtig enttäuscht auf die Nase fallen... Ich würde mich ärgern, wenn Paul sich für sie entscheiden würde...


    Das mit der Kamera ist mir auch aufgefallen, aber vielleicht ist sie so fest mit Rauchen beschäftigt, dass sie gar nicht dazu kommt, ihre Kamera zu benutzen? ;-)


    Außerdem frage ich mich noch, ob die Ähnlichkeit zwischen Giulia und Giovanna wirklich nur Zufall oder nahe Verwandtschaft ist... Aber ich hab mal versucht das nachzurechnen und bin nicht sicher, ob das aufgeht... Dann würde ein Brief ein Vincenzo natürlich schon super passen.

  • Zitat

    Original von Königstochter


    Ihre Bemerkung, dass es ja normal sei, wenn Männer fremdgehen konnte ich nicht so richtig gut nachvollziehen, obwohl ich verstehe, dass es etwas anderes ist, ob er mit jemanden wie z. B. Shwe Shwe Sex hat oder mit einer wiederauferstanden Giulia...


    Da auch Lystriana vorher schon über diese Passage gestolpert ist, möchte ich kurz meine Deutung zum Besten geben. Xue Lian sagt, sie würde kein Drama daraus machen, wenn er mit einer anderen ins Bett stiege - was nicht bedeutet, dass es ihr egal wäre. Begrenzt tolerabel, würde ich eher vermuten. Spielt sie die Bedeutung "normalen" Fremdgehens nicht vielleicht sogar bewusst herunter, um das Ausmaß seiner Verfehlung mit Giovanna zu betonen? :gruebel

  • Zitat

    Original von Rosenstolz


    Das stimmt, vor allem auch mit den Texten. :-)


    Es freut mich, dass euch die Homepage gefällt. Die Fotos sind alle auf unseren Reisen entstanden, die Texte habe ich ausgewählt und die schöne Gestaltung geht ganz auf Steffis Konto. Gelernt ist eben gelernt. Ich finde, sie hat es toll gemacht! :kuss

  • Wunderschön! Ich bin ja auch über die Homepage aufs Buch gekommen bzw. über dich auf die Homepage und dann aufs Buch und diese Leserunde!
    Wenn man die Homepage erstmal gesehen hat, kann man eigentlich gar nicht mehr widerstehen. Ein ganz mieser (im Sinne von schlau :lache) Trick von dir.

  • Zitat

    Original von Daniliesing
    Wunderschön! Ich bin ja auch über die Homepage aufs Buch gekommen bzw. über dich auf die Homepage und dann aufs Buch und diese Leserunde!
    Wenn man die Homepage erstmal gesehen hat, kann man eigentlich gar nicht mehr widerstehen. Ein ganz mieser (im Sinne von schlau :lache) Trick von dir.


    Ziemlich verschlagen, oder? Sowas lernt man in Asien. :grin

  • Zitat

    Original von harimau


    Da auch Lystriana vorher schon über diese Passage gestolpert ist, möchte ich kurz meine Deutung zum Besten geben. Xue Lian sagt, sie würde kein Drama daraus machen, wenn er mit einer anderen ins Bett stiege - was nicht bedeutet, dass es ihr egal wäre. Begrenzt tolerabel, würde ich eher vermuten. Spielt sie die Bedeutung "normalen" Fremdgehens nicht vielleicht sogar bewusst herunter, um das Ausmaß seiner Verfehlung mit Giovanna zu betonen? :gruebel


    Danke, jetzt ist es klarer für mich :wave

  • Zitat

    Original von harimau
    Da auch Lystriana vorher schon über diese Passage gestolpert ist, möchte ich kurz meine Deutung zum Besten geben. Xue Lian sagt, sie würde kein Drama daraus machen, wenn er mit einer anderen ins Bett stiege - was nicht bedeutet, dass es ihr egal wäre. Begrenzt tolerabel, würde ich eher vermuten. Spielt sie die Bedeutung "normalen" Fremdgehens nicht vielleicht sogar bewusst herunter, um das Ausmaß seiner Verfehlung mit Giovanna zu betonen? :gruebel


    Naja, ich kenne aber sogar hier im spießigen Bayern eine Menge Frauen, die genau so denken: "Mei, so lange es nur Sex ist..."
    Nur ich bin da halt (leider) nicht so :rolleyes


    Ich akzeptiere aber gerne, dass Xue Lian so ist ;-)

  • Paul kann einfach nicht nein sagen. Nicht zur Comtessa, nicht zu Giovanna, nicht zu Shwe Shwe. :rolleyes Wie kann ein so fremdbestimmter Mensch solche Asientouren unternehmen? Mein Mitleid für den -trotz alledem- sympathischen Protagonisten hält sich in Grenzen ... Wahrscheinlich kapiert er es erst, wenn er gar nix mehr hat. Weder die eine, noch die andere.


    Ich fand seine Nacht mit Shwe Shwe übrigens schlimmer als die mit Giovanna. - Mit welcher Selbstverständlichkeit er das zulässt... Wenn jemand mit seiner wiederauferstandenen großen Liebe im Bett landet, nun ja - das ist verständlich. Aber ein solcher, unnötiger Seitensprung auch noch dazu - das lässt schon an wahrer Liebe zweifeln. Irgendwie scheint Paul sich noch nicht bewusst zu sein, was/wen er eigentlich verrät.


    Für mich ist aber klar, dass Paul sich nur für Xue Lian entscheiden kann - die schwangere Chinesin allein und Paul gefangen in der Vergangenheit, würden ein viel zu schlechtes Happy-End abgeben :grin Und ein Happy-End erwarte ich von der Aufmachung des Buches...


    Die Comtessa fand ich sehr amüsant - ich mag solche Figuren, die schön arrogant fieslich wirken können... Ihr Kommentar "Es ist nicht das, wonach es aussieht" mit dem Lachen dazu, war genial. :grin Ich hatte auch Cruella DeVil im Ohr...

  • Puh, dieser Abschnitt wurde hier ja schon gründlich auseinander genommen...
    Ich gehöre zum Team Xue Lian :lache Ich mag sie und sie ist mir von ihrem Verhalten her nicht fremd oder unverständlich. Identifizieren ist so ein großes Wort. Das tue ich aber ohnehin sehr selten mit fiktiven Personen.
    Was ich von Giovanna halten soll, weiß ich immer noch nicht so recht. Ihre Kleiderauswahl, die sie mitgenommen hat, hat gut zu ihrem vorherigen Verhalten gepasst. Dass Paul irgendwann ihre Sachen aussortiert habe ich mir schon vorher gedacht. Mich freut, dass sie im Verlauf des Abschnitts offener und verständnisvoller gegenüber der anderen Kultur wird.
    Paul geht mir in diesem Abschnitt definitiv am meisten auf die Nerven. Diese ganzen Sexgeschichten - ich weiß ja nicht. Die Sache mit Shwe Shwe fand ich ziemlich daneben. Dass er Giovanna so gut wie nichts von Xue Lian erzählt finde ich auch sehr doof. Erst war ich ein bisschen sauer auf Giovanna, aber dann viel mir ein, dass sie ja gar nicht wissen kann, dass Paul und Xue Lian verlobt sind. Dass Paul sich dann auf Giovanna einlässt, macht ihn mir unsympatisch, aber es muss ja so sein, um seinen Charakter besser zu verstehen.
    Ich freue mich, dass man ein bisschen über die Vergangenheit in Italien erfährt.


    Meine Lieblingsstelle in diesem Abschnitt ist aber die mit Moe Thu. Besonders jetzt, da ich weiß, dass er wirklich existiert. Schön, dass du uns davon erzählt hast, harimau.

  • Zitat

    Original von Mona87
    Dass er Giovanna so gut wie nichts von Xue Lian erzählt finde ich auch sehr doof.


    Hier spiegelt sich meiner Meinung nach Pauls Unfähigkeit zu Auseinandersetzungen, die auch Xue Lian ihm vorwirft: "Ich hasse es, mit dir zu streiten." "Das ist nichts Neues. Leider lässt es sich diesmal nicht vermeiden", sagte sie kühl (S. 156). Wie so oft im Umgang mit Frauen geht er den Weg des geringsten Widerstandes.

  • Also, ich erzähle dir erst meine Eindrücke, da ich heute Abend noch weg muss und sonst nicht genug Zeit habe. Die anderen posts lese ich dann nach.


    Ersteinmal vornweg: Ganz ehrlich, hätte ich das Buch in einer Buchhandlung gesehen und nur den Klappentext gelesen, ich hätte es nicht gekauft. Das Bild und die Farben wirken kitschig und "über-intensiv". Auch der Titel sagt mir nicht zu. "Erzähl mir von den weißen Blüten" klingt nach Rosamunde Pilcher o.ä.
    Wäre es ein aus einer anderen Sprache übersetztes Buch, hätte ich sofort nach dem Original-Titel nachgeschaut und inständig gehofft, dass er nicht so schwülstig ist.
    Ich habe das Buch also nur dir zuliebe gekauft. Ich habe es in der Buchhandlung meines Vertrauens bestellt und du hättest die Augen der Buchhändlerin sehen sollen als ich ihr Einpack-Angebot verneinte. :rofl Sie konnte nicht glauben, dass ich es selbst lesen möchte. Es passt also nicht in mein Beuteschema.


    Um so überraschter bin ich von diesem Roman. Er gefällt mir wirklich gut und übertrifft meine Erwartungen.
    Den Anfang habe ich sehr schnell gelesen, da ist mir auch nur eine Szene im Kopf hängen geblieben. Und zwar die Szene als Paul die tote Gulia malt. Es wirkt auf mich sehr einfühlsam und dir gelingt es, mir als Leser einen Einblick in die Intimität zu geben ohne voyeuristisch zu sein.
    Auch die Einäscherungsszene hat mich berührt.
    Es wird ganz klar, wie viel Gulia ihm bedeutet hat, wie sehr er sie geliebt hat.


    Dann plätschert die Handlung etwas dahin. Die zweite Szene, die mich gepackt hat, ist die Stelle auf S.102, als er Xue Lian bittet, dass er sie im Schlafzimmer malen darf. Hier blieb mir mehr in meiner Vorstellung als im Buch wirklich steht :lache, denn ich war mir sicher, dass die Malszene genauer beschrieben ist. Also sind dir deine Andeutungen gelungen.


    Den Abschnitt in Rom deute ich mal so, dass dieser Ausflug notwendig ist, um zu erklären, welche Persönlichkeit er hat. Es wird deutlich, wie leicht er sich beeinflussen lässt und wie schwach er eigentlich ist. Es sind andere Personen, die ihn stärken, wie Luca, und die ihm Halt geben. Paul scheint wenig in sich selbst gefestigt. Im ersten Teil des Buches erlebe ich ihn aber auch als außerordentlich sensibel. Der Mensch Paul ist spannend und interessant angelegt.


    Gefesselt hat mich das Buch allerdings erst in dem Moment als er mit Giovanna durch Asien reist. Ich war noch nie in Asien und habe auch keine wirkliche Vorstellung davon. Aber die "Reise-Beschreibung" durch ihre Augen ist dir gut gelungen. Jetzt ist mir auch klar, dass der Einband diese Farben "verdient hat". Irgendwo dachte ich: "Ah, hier muss es so aussehen wie auf dem Bild."


    Jetzt muss ich leider abbrechen. Du kommst mir aber nicht davon!!! Ich schreibe später weiter.
    Liebe Grüße
    Regenfisch :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Ersteinmal vornweg: Ganz ehrlich, hätte ich das Buch in einer Buchhandlung gesehen und nur den Klappentext gelesen, ich hätte es nicht gekauft. Das Bild und die Farben wirken kitschig und "über-intensiv". Auch der Titel sagt mir nicht zu. "Erzähl mir von den weißen Blüten" klingt nach Rosamunde Pilcher o.ä.
    Wäre es ein aus einer anderen Sprache übersetztes Buch, hätte ich sofort nach dem Original-Titel nachgeschaut und inständig gehofft, dass er nicht so schwülstig ist.


    Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Von außen betrachtet passt das Buch nicht einmal in meine eigenes Beuteschema. :lache Weder das Cover und noch weniger der Titel entsprachen meinen Wunschvorstellungen, dennoch kann ich mit beidem leben. Der Verlag (in dessen Händen letztendlich die Entscheidung liegt) hat mich überzeugt, dass es aus Vermarktungsgründen sinnvoll sei, der anvisierten Zielgruppe mit dem Erscheinungsbild des Buchs klare Signale zu geben. Dass man damit gleichzeitig andere potentielle Leser wie dich ausgrenzt, ist ein beklagenswerter Nebeneffekt. Ich hoffe, nein glaube, dass in den "Blüten" mehr Substanz steckt, als man es von manch anderen Büchern dieser Aufmachungsart gewohnt ist. Ein so schwieriger Protagonist wie Paul ist im angedeuteten Genre, wo sich strahlende Ritter zuhauf herumtreiben, sicher nicht die Regel. Er kann nicht mal reiten...


    Zitat

    Ich habe das Buch also nur dir zuliebe gekauft.


    Du bist ein Schatz! :kiss


    Zitat

    Ich habe es in der Buchhandlung meines Vertrauens bestellt und du hättest die Augen der Buchhändlerin sehen sollen als ich ihr Einpack-Angebot verneinte. :rofl Sie konnte nicht glauben, dass ich es selbst lesen möchte.


    Da hätte ich gern Mäuschen gespielt. :grin


    Zitat

    Es wird ganz klar, wie viel Gulia ihm bedeutet hat, wie sehr er sie geliebt hat.


    Schön, dass es so deutlich bei dir ankommt. Letztlich baut die gesamte Handlung des Romans auf diesen Gefühlen und der Tiefe seines Verlustes auf.


    Zitat

    Den Abschnitt in Rom deute ich mal so, dass dieser Ausflug notwendig ist, um zu erklären, welche Persönlichkeit er hat.


    Unter anderem. Daneben soll er erste Einblicke in Pauls Vergangenheit geben, die Freundschaft zu Luca bildhaft zeigen und natürlich den Kontakt zu Giovanna herstellen, die durch ihr Eingreifen folgenschwere Ereignisse ins Rollen bringt.


    Zitat

    Es wird deutlich, wie leicht er sich beeinflussen lässt und wie schwach er eigentlich ist. Es sind andere Personen, die ihn stärken, wie Luca, und die ihm Halt geben. Paul scheint wenig in sich selbst gefestigt. Im ersten Teil des Buches erlebe ich ihn aber auch als außerordentlich sensibel. Der Mensch Paul ist spannend und interessant angelegt.


    Darüber freue ich mich sehr, sehr sehr! Paul ist beileibe nicht als vorbildlicher Charakter angelegt (makellose Helden mit ständig korrektem Verhalten langweilen mich und geben selten interessante Geschichten ab), aber ich hatte gehofft, dass die Leser ihn trotz oder gerade aufgrund seiner Verfehlungen in all seiner Widersprüchlichkeit als authentisch und spannend empfinden.


    Zitat

    Gefesselt hat mich das Buch allerdings erst in dem Moment als er mit Giovanna durch Asien reist. Ich war noch nie in Asien und habe auch keine wirkliche Vorstellung davon. Aber die "Reise-Beschreibung" durch ihre Augen ist dir gut gelungen. Jetzt ist mir auch klar, dass der Einband diese Farben "verdient hat". Irgendwo dachte ich: "Ah, hier muss es so aussehen wie auf dem Bild."


    Das Cover zeigt die Gegend um Guilin in Südchina und hat mit dem Inhalt des Buches nichts zu tun. :lache Da es für meinen Geschmack ein "all Asian feeling" suggeriert, habe ich mich daran allerdings nicht gestört.


    Zitat

    Jetzt muss ich leider abbrechen. Du kommst mir aber nicht davon!!! Ich schreibe später weiter.


    Ich warte gespannt darauf!


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Und weiter geht's mit den Lese-Eindrücken...
    Ich mache erstmal mit den positiven Stellen weiter.
    Paul zeigt Giovanna nun sein "Asien". Meine Lieblingstelle in diesem Abschnitt ist die Szene am Sulamani Patho auf S. 218 als der Regen einsetzt. Das Bild des Regens als Lebensquelle, aber auch als Gefahr gefällt mir sehr. Giovannas Regentanz ist ein Ausdruck dafür, dass sie sich ein Stück wiet aus ihrem gradliniegen und auch etwas fremdbestimmten Leben freitanzt.
    Gefällt mir.


    Was mir nicht so gefällt ist, dass die Handlung manchmal eine Aneinanderreihung der Ereignisse ist. Z.B. auch im Kapitel 7 frühstücken Giovanna und Paul, dann hält sie Mittagsschlaf, dann radelt sie zu Tempel...Das finde ich stellenweise langweilig. Und plötzlich kommt dann eine so starke Stelle wie die Monsun-Stelle. Mir gehst du nicht immer genug in die Tiefe.


    Füchterlich finde ich die Oralsex-Szene mit der Contessa. Der weiße Faden, der aus dem Mund läuft, das möchte ich nicht lesen. Das kann ich mir auch denken. Interessanter wäre hier gewesen, Pauls hoffentliche Ambivalenz herauszuarbeiten. Die Contessa benutzt ihn, um ihre eigene Eitelkeit zu stillen und um ihren Mann zu bestrafen. Klar geht es auch um eine sexuelle Erfahrung und Neugier, aber sind Männer wirklich so triebgesteuert, dass ihm das Spaß macht?
    Auf jeden Fall habe ich beim Lesen nicht schlecht gestaunt. :yikes
    Im direkten Vergleich dazu ist die Sex-Szene mit Shwe Shwe. Obwohl er da ja auch Xue Lian fremd geht, ist es dir gelungen, die sinnlichen Reize zu beschreiben. Das finde ich moralisch gesehen immer noch falsch, aber es passt zu Paul und weist Giovanna ein Stück in ihre Schranken.
    Mal gespannt, ob sie jetzt Vollgas gibt, um mit Paul zu schlafen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Das Cover gefällt mir ganz gut, hinsichtlich des Titels stimme ich dem Fisch zu: Klingt sehr pilcherig und wäre ohne Eulenforum sicher nicht auf meiner Wunschliste gelandet.
    Und auch der Gegenüberstellung der beiden Sexszenen schließe ich mich an:
    Der weiße Faden hat auch mich gestört.
    Ich glaube zwar, dass harimau mit der unterschiedlichen Beschreibun bewusst den Unterschied hervorheben will, dass die Contessa den Sex aus negativen Beweggründen benutzt und Shwe-Shwe ihn quasi aus Freundschaftstherapie für Paul zelebriert, doch trotzdem...
    Ausgesprochen langweilig fand ich nix, aber auf der Reise hab ich auch an einigen Stellen etwas flüchtiger gelesen, weil ich den Konflikt als solchen weiterverfolgen wollte.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Giovannas Regentanz ist ein Ausdruck dafür, dass sie sich ein Stück wiet aus ihrem gradliniegen und auch etwas fremdbestimmten Leben freitanzt.


    Das finde ich sehr schön ausgedrückt, Regenfisch. :anbet


    Zitat

    Was mir nicht so gefällt ist, dass die Handlung manchmal eine Aneinanderreihung der Ereignisse ist. Z.B. auch im Kapitel 7 frühstücken Giovanna und Paul, dann hält sie Mittagsschlaf, dann radelt sie zu Tempel...Das finde ich stellenweise langweilig.


    Das ist natürlich schade. Ich habe die Burmareise bewusst in mehrere Stationen und weiterhin in jeweils kürzere Szenen eingeteilt, weil es mir vor allem darauf ankam, eine Entwicklung darzustellen (eigentlich drei: Giovannas innere "Befreiung", die Wirkung der Nähe zu Giovanna auf Paul, und schließlich, aus beiden resultierend, ihr sich veränderndes Verhältnis zueinander). Um diesen Entwicklungen zu zeigen und nicht nur per Bericht festzustellen, brauchte ich viele unterschiedliche Eindrücke und Situationen, aus denen sich Gespräche oder Reflektionen (Giovannas) ableiten lassen. Tatsächlich wird nur ein einziger Punkt um seiner selbst willen erzählt: Moe Thu und das Nachbarschaftskomitee. Diese persönliche, auf realen Gegebenheiten basierende Erfahrung wollte ich dem Leser unbedingt mitgeben, wobei ich sie gleichzeitig als Augenöffner für Giovanna passend fand. Alle anderen Szenen sollten eigentlich in erster Linie der Weiterentwicklung der Personen und Handlung dienen (und nebenbei Anhaltspunkte zu Pauls Leben vor Xue Lian geben, um ihn besser kennenzulernen und zu verstehen).


    Noch eine kurze Ergänzung: Ich habe versucht, den Stand des Verhältnisses der beiden jeweils in Pauls Erzählungen von Giulia widerzuspiegeln. Er gibt zunehmend Dinge aus der Vergangenheit preis, die dem gegenwärtigen Stand zwischen ihnen in etwa entsprechen. So versuche ich zu unterfüttern, warum für ihn die Grenze zwischen Giulia und Giovanna, zwischen Realität und Erinnerung, immer weiter verschwimmt, was nicht ohne Konsequenzen bleibt.


    Zitat

    Und plötzlich kommt dann eine so starke Stelle wie die Monsun-Stelle. Mir gehst du nicht immer genug in die Tiefe.


    Obwohl sie mich betrübt, freue ich mich auch über diese klare Aussage. Der Anspruch nach ausreichender Tiefe ist ein völlig legitimer, und er ist auch meiner, den zu erfüllen sich in diesem Genre gelegentlich mächtig schwierig gestaltet. Das soll aber keine Ausrede sein. Wenn du es so empfindest, war ich nicht so gut, wie ich es sein wollte. Punkt. Dein Hinweis ermuntert mich aber zu einer erneuten Auseinandersetzung damit. Das Buch liegt einige Jahre und viele Hundert geschriebene Seiten in anderen Romanen und Projekten zurück; nichtsdestotrotz setze ich mich auch jetzt noch gern damit auseinander und versuche aus meinen Unzuläglichkeiten zu lernen. Außerdem bin ich ein Freund klarer Worte, auch wenn es manchmal ein bisschen weh tut. Damit muss man als veröffentlichter Autor umgehen können.


    Zitat

    Füchterlich finde ich die Oralsex-Szene mit der Contessa. Der weiße Faden, der aus dem Mund läuft, das möchte ich nicht lesen. Das kann ich mir auch denken.


    Mir ist klar, dass man diese Szene nicht mögen muss. Ich habe sie dennoch eingebaut, um mit diesem drastischen Detail auch stilistisch den Charakter dieser "Begegnung" zwischen Paul und Maria zu verdeutlichen. Wenn man als Leser unwillig den Mund verzieht (pun not intended), passt diese Bewertung zur gesamten Szene. Drücke ich mich verständlich aus? Ich bestehe allerdings nicht darauf, dass es zwingend notwendig war, und akzeptiere selbstverständlich, dass du dich - wie auch maikaefer - daran gestört hast.


    Zitat

    Interessanter wäre hier gewesen, Pauls hoffentliche Ambivalenz herauszuarbeiten. Die Contessa benutzt ihn, um ihre eigene Eitelkeit zu stillen und um ihren Mann zu bestrafen. Klar geht es auch um eine sexuelle Erfahrung und Neugier, aber sind Männer wirklich so triebgesteuert, dass ihm das Spaß macht?


    Diese Frage lässt sich sicherlich nur sehr individuell beantworten, ohne dass man sie zum Gegenstand einer langwierige Grundsatzdiskussion macht. :grin In Pauls Fall bin ich nicht sicher, ob und in welcher Form es ihm Spaß gemacht hat. Das hängt sicher von der Defintion des Begriffs Spaß ab. Fakt ist, dass er weder die Initiative ergriffen hat noch kunstvoll verführt wurde - die Comtessa hat ihn - bildlich gesprochen - wohl eher mit dem Lastwagen überfahren. Hier muss man sicher sein Alter und seinen Erfahrunshorizont beachten, ohne dass ich ihn damit rechtfertigen will. Auf jeden Fall setzt die Reue umgehend ein, und ich unterstelle Paul, dass es sich nicht nur um die Reue des Ertappten handelt. Er leidet auch darunter, dass er Giulia betrogen und enttäuscht hat. Zumindest zu diesem Zeitpunkt ist er viel zu sensibel, um deshalb keine Schuldgefühle zu verspüren.


    Zitat

    Auf jeden Fall habe ich beim Lesen nicht schlecht gestaunt. :yikes
    Im direkten Vergleich dazu ist die Sex-Szene mit Shwe Shwe. Obwohl er da ja auch Xue Lian fremd geht, ist es dir gelungen, die sinnlichen Reize zu beschreiben. Das finde ich moralisch gesehen immer noch falsch, aber es passt zu Paul und weist Giovanna ein Stück in ihre Schranken.


    Auf diesen Punkt gehe ich im nächsten Posting ein, weil maikaefer mir dort eine schöne Vorlage liefert. :-)


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Und auch der Gegenüberstellung der beiden Sexszenen schließe ich mich an:
    Der weiße Faden hat auch mich gestört.
    Ich glaube zwar, dass harimau mit der unterschiedlichen Beschreibun bewusst den Unterschied hervorheben will, dass die Contessa den Sex aus negativen Beweggründen benutzt und Shwe-Shwe ihn quasi aus Freundschaftstherapie für Paul zelebriert, doch trotzdem...


    Mit deiner Vermutung triffst du genau ins Schwarze. :-) Im ersten Fall wollte ich den sowohl von der Motivation als auch dem Verlauf destruktiven Charakter dieses lieblosen Liebemachens aufzeigen, was andere Stilmittel erfordert als die Sexszene zwischen Paul und Shwe-Shwe. Die Rohheit und Bedeutungslosigkeit dieses Geschlechtsaktes soll sich in seiner Darstellung klar widerspiegeln und auch Pauls extrem kurzzeitige sexuelle Befriedigung relativieren.


    Anders verhält es sich mit Shwe-Shwe: Zwischen den beiden gibt es auch keine Liebe, aber echte Zuneigung und Zärtlichkeit, die auf Vertrauen und Vertrautheit beruhen. Gäbe es Xue Lian nicht, wäre für mich persönlich nichts daran auszusetzen.


    Herauszustellen ist in meinen Augen, dass es Shwe-Shwe neben dem zurecht erwähnten "therapeutischen Dienst" auch stark um die Erfüllung eines eigenen Bedürfnisses geht, das weit über den körperlichen Aspekt hinausreicht. Sie ist keinesfalls ein ausgenutztes Opfer, das würde weder zu ihr noch zu Paul passen. Sie bietet ihm in klaren Worten an, sich bei ihr vor Giovanna zu flüchten, weil sie begreift, dass eine Nacht mit ihr von den Folgen weitaus weniger verhängnisvoll für Paul und seine Liebe zu Xue Lian wäre als ein Einlassen auf die Italienerin. Mit ihrer Lebenserfahrung und Klugheit sieht sie die Gefahren deutlicher als Paul selbst.


    Zu guter Letzt wollte ich bei Shwe-Shwe neben Pauls Rat- und Hilflosigkeit auch seinen jetzigen Umgang - eben im Gegensatz zur Comtessa-Szene - mit Nähe und Lust außerhalb einer festen Liebesbeziehung aufzeigen. Der Mann ist für mich kein von außer Kontrolle geratenen sexuellen Bedürfnissen getriebenes Tier; seine Untreue entspringt in diesem Fall vor allem einer emotionalen Sehnsucht, die sich nur zweitrangig mit körperlicher Befriedigung verbindet. Ich wollte sie damit nicht rechtfertigen, ordne ihn aber auf einer ganz anderen Stufe als den Fehltritt mit Maria ein, was die Beschreibung verdeutlichen soll. Ich hoffe, dass dies gelungen ist und ihr mir den "weißen Faden" vergebt. :knuddel1


    Ich hoffe, dass ich einigermaßen adäquat auf eure Beiträge eingegangen bin. Falls nicht, bitte ich um Nachsicht und Nachfragen - es ist kurz nach sechs und ich muss dringend ins Bett. Wegen des nächtlichen Taxifahrens finde ich momentan nur zu dieser Stunde die nötige Ruhe zum Antworten. Ich freue mich jedenfalls schon auf die Fortsetzung unseres Austausches. :-)


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von harimau


    Ich hoffe, dass ich einigermaßen adäquat auf eure Beiträge eingegangen bin. Falls nicht, bitte ich um Nachsicht und Nachfragen - es ist kurz nach sechs und ich muss dringend ins Bett. Wegen des nächtlichen Taxifahrens finde ich momentan nur zu dieser Stunde die nötige Ruhe zum Antworten. Ich freue mich jedenfalls schon auf die Fortsetzung unseres Austausches. :-)


    LG harimau :wave


    (kurz während des mittagessens hier)


    :knuddel1 :anbet
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von maikaefer ()