'Erzähl mir von den weißen Blüten' - Seiten 320 - 389

  • Wie gesagt, die letzten Abschnitte habe ich grad sehr zügig gelesen, weil ich wissen wollte, wie es denn nun weiter geht.
    Obwohl das ja sehr offensichtlich war.
    Den Sinn und Nutzen von Pauls und Giovannas Unfall habe ich ganz ehrlich nicht verstanden, das war mir ein wenig effektheischend und störte für mich an dieser Stelle irgendwie.
    Auch fand ich es irgendwie respektlos, daß Giovanna den Jadeanhänger einfach so entsorgt. Hat mir weniger gefallen.
    Luca ist übrigens ein Mensch nach meinem Geschmack, wenn ich auch seine Hemden verbrennen würde.


    Die Walfänger und Giulias Begeisterung dafür kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Ich hätte mir da irgendwie etwas malerischeres gewünscht oder daß "ihr" Wahl frei kommt, weil sie ins Wasser fällt oder sowas... Wal und überhaupt Tiere töten gehört jetzt nicht zu den Dingen, die ich als Auslöser für Glückseligkeit ansehe.

  • Die Walfängerei hatte wirklich etwas gewöhnungsbedürftiges. Ich weiß nicht, ob ich ins Walfangfieber verfallen würde wie Giulia damals und Giovanna heute. Ich hab mir versucht vor Augen zu führen, dass diese Szene etwas sehr ursprüngliches, verwurzeltes hat, da hier die Wale ja nicht gefangen werden, um daraus irgendwelche dubiosen Potzenmittel zu machen sondern wirklich, weil sie Nahrungsmittel, Existenzgrundlage sind.

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Die Walfänger und Giulias Begeisterung dafür kann ich irgendwie nicht nachvollziehen. Ich hätte mir da irgendwie etwas malerischeres gewünscht oder daß "ihr" Wahl frei kommt, weil sie ins Wasser fällt oder sowas... Wal und überhaupt Tiere töten gehört jetzt nicht zu den Dingen, die ich als Auslöser für Glückseligkeit ansehe.


    Ich wollte keinesfalls der Walfängerei im Allgemeinen das Wort reden. Die Leute in Lamalera leben seit Jahrhunderten davon, pro Jahr eine sehr begrenzte Anzahl der Tiere zu erlegen, wovon sie mehr schlecht als recht leben. Lamalera ist ein ziemlich armes Dorf, weil die landwirtschaftlichen Erträge durch die Lage und den nicht besonders fruchtbaren Boden karg ausfallen. Als wir dort waren, gab es hauptsächlich minderwertigen Reis, Blätter und gelegentlich ein Ei zu essen. Nach vier Monaten in Ostindonesien bekam ich seltsame Schmerzen in den Beinen und der Arzt in Malaysia stellte ernährungsbedingte Mangelerscheinungen fest. Dabei verfügte ich sogar über deutlich mehr Geld als die Einheimischen.


    In unserer Zeit dort wurde kein einziger Wal gefangen und ich bin auch nicht mit einem Boot hinausgefahren. Grund dafür war nicht mangelnder Abenteuergeist; ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen könnte, bei der Tötung eines Wals dabei zu sein, weshalb ich es gelassen habe. Trotzdem konnte ich mich der Faszination des Ortes und auch des Walfangs nicht entziehen. Vermutlich lag es wirklich, wie Bouquineur schrieb, in der Ursprünglichkeit und dem Wissen um die schiere Überlebensnotwendigkeit der Jagd begründet, dass ich keinen Abscheu empfand. In all den Jahren des Reisens, allein fünfeinhalb in Asien, habe ich mich an keinem Ort weiter weg von Deutschland gefühlt als in Lamalera, gleichzeitig hat mich kein anderer so beeindruckt.


    Noch ein Wort zu Luca. Im Abschnitt zuvor hattest du gefragt, ob in Paul etwas Autobiographisches steckt, was ich glattweg verneinen konnte. Ich oute mich hiermit: Wenn du im Buch etwas von mir wiederfinden kannst, dann in Lucas Person. Natürlich nicht 1:1, nur in Ansätzen - und damit meine ich weder die Hemden noch sein schlechtes Englisch, und schon gar nicht seine malerischen Fähigkeiten. :lache

  • Mich hat der Walfang nicht gestört, und auch das "Waljagdfieber" konnte ich verstehen.


    Für mich ist es nichts anderes, einen Wal zu erlegen, als eine Kuh zu schlachten oder ein Reh oder ein Pferd oder ein süßes, flauschiges Kaninchen.
    Gut, zum dem einen Tier hat man mehr Bezug, zu dem anderen weniger...


    Ich war 15 Jahre meines Lebens Vegetarier und habe dann doch wieder angefangen, Fleisch zu essen.
    Aber diese Zeit hat meine Einstellung ziemlich verändert; für mich ist da wirklich jedes Tier gleich.


    Wenn die Menschen in Lamalera ab und zu mal das Glück haben, einen Wal zu fangen, dann stört mich das weniger, als wenn irgendwelche japanischen Fangflotten systematisch die Meere leerfischen :fetch


    Der Unfall... naja, der hätte vielleicht wirklich nicht sein müssen.
    Ich bin kurz erschrocken, als ich dachte, Giovanna sei tot.


    Für mich ist die Szene auf dem Friedhof etwas schwer nachzuvollziehen :gruebel
    Dafür, dass Paul diese Last 20 Jahre lang mit sich herumgeschleppt hat, ging das mit der Befreiung und Läuterung doch etwas sehr schnell.

  • Zitat

    Original von Lystriana


    Für mich ist die Szene auf dem Friedhof etwas schwer nachzuvollziehen :gruebel
    Dafür, dass Paul diese Last 20 Jahre lang mit sich herumgeschleppt hat, ging das mit der Befreiung und Läuterung doch etwas sehr schnell.


    Wichtige Frage! Ich würde sehr gern hören, was andere dazu sagen, bevor ich mich äußere. :wave

  • Zitat

    Original von Lystriana
    Du bist wohl echt rund um die Uhr hier, oder, Jan? :lache


    So ungefähr. Ich will doch nix verpassen. :grin Trotzdem haben Steffi und ich heute "nebenbei" noch den Frühjahrsputz in unserer Wohnung geschultert. :wischen

  • Ich glaube, er hat auf der Reise nach Lamalera schon mit dem Abschied von Giulia angefangen. Er hat das nicht ausgesprochen oder bewusst gedacht: 'so, ich verarbeite das jetzt', aber es war an seinem Verhalten zu merken, unter anderem auch an der bewussten Entscheidung für Julie. Er hat sich verändert auf dieser Reise.


    Der Gang zum Grab war nur das letzte kleine Stück auf der Reise des Abschieds. Der Punkt auf dem I sozusagen, um es wirklich endgültig zu machen.

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Ich glaube, er hat auf der Reise nach Lamalera schon mit dem Abschied von Giulia angefangen. Er hat das nicht ausgesprochen oder bewusst gedacht: 'so, ich verarbeite das jetzt', aber es war an seinem Verhalten zu merken, unter anderem auch an der bewussten Entscheidung für Julie. Er hat sich verändert auf dieser Reise.


    Der Gang zum Grab war nur das letzte kleine Stück auf der Reise des Abschieds. Der Punkt auf dem I sozusagen, um es wirklich endgültig zu machen.


    Erst war ich auch verwundert, dass die Szene am Grab recht kurz war und Paul so schnell zu seiner Einsicht kam. Aber dann kam mir eigentlich der gleiche Gedanke wie dir. Paul hatte sich schon auf der ganzen Reise nach Lamalera damit auseinandergesetzt. Den Beginn würde ich sogar schon da setzen, als er Giovanna endgültig abweist.


    Der Unfall kam sehr überraschend für mich. Ich denke, dass er ein Symbol dafür sein sollte, dass sich eben nicht alles wiederholt. Erst glaubt Paul ja, dass Giovanna gestorben ist und seine Gedanken gehen nochmal 20 Jahre zurück, aber dann überlebt Giovanna und somit ist es ein endgültiges Loslassen von der Vergangenheit.


    Und ganz ehrlich: Einen kurzen Moment habe ich ernsthaft geglaubt, dass Giovanna gestorben ist und ich habe dich schon seeeehr verflucht Harimau (Hilfe - ich weiß immer gar nicht, wie ich dich ansprechen soll... :help) Dein Glück, dass es nicht so ist! Mittlerweile hat sich Giovanna nämlich zu soetwas wie meiner Lieblingsfigur entwickelt.


    Luca finde ich übrigens auch klasse - über ihn habe ich mich köstlich amüsiert! Er ist so sympathisch und humorvoll - ein echter Italiener eben :lache


    Dass Giovanna Giulias Tochter ist, hatte mich nicht mehr wirklich überrascht. Irgendjemand hatte doch auch schon recht früh die Vermutung angestellt und letztendlich passte es immer besser. Auf der Reise nach Lamalera wirkte Giovanna auf mich irgendwie älter als Paul. Sie war viel erwachsener, als bei ihrer ersten Reise. Möglicherweise lag es auch daran, dass sie nun endlich die Wahrheit wusste. Wobei man ja nicht sicher sein kann, was da noch kommt. Ein Brief fehlt schließlich immer noch....
    Da versteht es wirklich jemand ganz geschickt niemals den Spannungsbogen abreißen zu lassen! ;-)


    Die Aussichten für Xue Lian und Paul würde ich nach diesem Abschnitt auch als recht positiv bezeichnen. Sie hat es ihm auch nicht sehr schwer gemacht. Da hätte ich fast noch mehr Zurückhaltung ihrerseits erwartet. Aber Luca und Soo San haben ihr ja auch ordentlich ins Gewissen geredet.


    Mmh.... lese ich den Rest jetzt auch noch? Eigentlich müsste ich längst schlafen. :gruebel

  • Zitat

    Original von harimau


    Wichtige Frage! Ich würde sehr gern hören, was andere dazu sagen, bevor ich mich äußere. :wave


    Seh ich auch ein wenig so, das war so eine Stelle, wo ich das Gefühl hatte, hier fehlt irgendwie was.



    Mich hat übrigens nicht der Walfang an sich gestört, sondern ich konnte lediglich die Begeisterung nicht nachvollziehen. Genauso wenig kann ich die Begeisterung an der Jagd auf Rehe oder den normalen Fischfang verstehen.
    Ich esse seit vielen Jahren wieder Tiere, aber das heißt nicht, daß ich auch unbedingt dabei sein muß, wenn sie gefangen und/oder geschlachtet werden.


    Max Goldt hat da mal einen sehr guten Text zu verfaßt, wenn ich gleich Muße hab, tipp ich den mal schnell auszugsweise hier rein.

  • Also ich denke, Paul war gedanklich schon viel länger dabei, sich von Giulia zu lösen und sie endlich von ihrem Podest zu heben.
    Die endgültige Abschiedsszene am Grab war für mich nur noch symbolhaft.


    Als Paul sagt bzw. dachte, er müsse nun endlich selbst die Verantwortung für sein Leben übernehmen, dachte ich, ja Junge, wird aber auch Zeit (wenn es nicht schon zu spät ist).


    @ Luca ist ja so ein richtiger "Pfundskerl". Den würde ich mal gerne kennen lernen :grin.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

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    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Luca ist eine schräge Figur, man denke nur an sein knalliges Hemd, als er Julie aufsucht.


    Witzig sind auch die Dialoge mit ihm, z:b. noch aus dem letzten Abschnitt:
    „Wen meinst du jetzt?“ fragte Paul vorsichtig.
    „wen wohl? Meine Mutter?“ explodierte Luca …
    :lache


    Trotzdem habe ich ein wenig meine Probleme mit der Glaubwürdigkeit der Figur, da er so klar als Nebenfigur nur als Sidekick von Paul agiert. Es fehlt irgendwie noch eine Komponente, die ihm etwas Eigenständiges gibt und mehr aus der Figur herausholt, aber das wäre auf einen eigenen Nebenhandlungsstrang mit ihm herausgelaufen und das wäre wahrscheinlich nicht zielführend für die Haupthandlung gewesen.
    Bei einer Hollywood-Verfilmung des Buches stelle ich mir vor, dass Luca durch einen für skurrile Nebenrolle wirkungsvoller Schauspieler wie z.B. Philip Seymour Hoffman verkörpert würde.

  • Zitat

    Original von Sigrid2110


    @ Luca ist ja so ein richtiger "Pfundskerl". Den würde ich mal gerne kennen lernen :grin.


    Ich bringe ihn zum nächsten Eulentreffen mit. :grin

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Trotzdem habe ich ein wenig meine Probleme mit der Glaubwürdigkeit der Figur, da er so klar als Nebenfigur nur als Sidekick von Paul agiert. Es fehlt irgendwie noch eine Komponente, die ihm etwas Eigenständiges gibt und mehr aus der Figur herausholt, aber das wäre auf einen eigenen Nebenhandlungsstrang mit ihm herausgelaufen und das wäre wahrscheinlich nicht zielführend für die Haupthandlung gewesen.


    Ich kann diesen Einwand gut nachvollziehen, Herr Palomar. Gern hätte ich Luca mehr Platz und vor allem Tiefe gegeben, da mir diese Figur sehr sympathisch ist und meiner Meinung nach durchaus über das Potenzial verfügt, auf eigenen Füßen zu stehen. Meinen Grund, dies nicht zu tun, hast du oben im Nachsatz schon genannt: Solange er Paul und Xue Lian entlang der Handlung unterstützt, fügt er sich sinnvoll in die Gesamtgeschichte ein; baue ich ihn stärker auf, führt er davon weg. Obwohl ich es schade fand, habe ich mich entschlossen, diesen Kompromiss einzugehen.


    Die Luca involvierenden Dialoge fielen beim Schreiben mit am leichtesten, da sie sich fast von allein entwickelten, und haben mir viel Spaß bereitet.


    Edith hat sich an meiner falschen Substantivierung gestört.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Bei einer Hollywood-Verfilmung des Buches stelle ich mir vor, dass Luca durch einen für skurrile Nebenrolle wirkungsvoller Schauspieler wie z.B. Philip Seymour Hoffman verkörpert würde.


    Ich überlege die ganze Zeit, wen ich mir in der Rolle vorstellen könnte. In der Riege der italienischen Schauspieler will mir partout niemand Passendes einfallen. Dafür bei den Amerikanern. Müsste halt optisch angepasst werden :lache


    Wenn ich nun also dem Hinweis nachgehe, dass in Luca ein klein wenig von harimau steckt, dann wäre für mich Dennis Quaid die Besetzung.

  • Zitat

    Original von Babyjane


    Nach Hannover bitte!


    Okay, Luca darf ruhig auch so ein ulkiges Hemd tragen :grin.


    Mich wundert dass ja nun gar nicht, dass sich die Szenen mit Luca "wie von selbst" schrieben......

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

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  • Hier kann ich wieder nur zustimmen :write und bin auf Luca auch schon sehr gespannt :chen


    Wenn ich richtig notiert habe, steht auch in diesem Abschnitt Paul hat keine Freunde, er hat Liebe durch Sex ersetzt aber das haben wir ja schon lange festgestellt.