ZitatOriginal von Babyjane
Die Szene im Büro des Antiquars war vorauszusehen, da hätte ich mir irgendwie ein wenig mehr Knalleffekt versprochen, irgendwas überraschendes. Überhaupt war das Buch sehr vorhersehbar, was hier den Unterhaltungswert aber nicht geschmälert hat..
Bei mir leider schon, das Buch erfüllte sämtliche Vermutungen, bei denen ich dachte: "Nee, das nicht auch nocht, das wär zu typisch". Der Mörder, Vinzenzo als Vater, Giovanna als Giulias Tochter... Naja - nahezu sämtliche losen Fäden vereint zu einem Happy End, das bei dem vollmundigen Spruch: "Was ist das Leben ohne Liebe" und dem zarten Cover natürlich Pflicht war.
Leider war dieses Happy End für mich auch nie richtig bedroht. So wie sämtliche Freunde daraufhin zugeredet haben, wie vorhersehbar es war, dass das mit Giovanna oder dem Festkleben an der Vergangenheit nicht das Richtige gewesen wäre - was sollte da schon schiefgehen? Wenn mir ein Wort zu dem Roman einfällt, ist es leider "plätschern", alles plätschert so dahin ohne richtige Höhen oder Tiefen. Den Anspruch, den Herr Palomar feststellt, habe ich leider nicht feststellen können
Die Szene beim Antiquar hatte leider keinen Schlüsselcharakter, auch wenn sie so angelegt war. Ich fand sie nicht überzeugend. Paul weiß zwar vielleicht, dass er irgendeine Strafe bekommt, aber gut - aber ich nehme ihm nicht ab, dass er sich so beherrschen kann, dass er mit Giulia, an die er noch ein Erinnerungstränchen im Orangengarten weint, so stark abgeschlossen hat, dass er ihrem Mörder (ist das eigentlich Mord? Totschlag - BJ, bist du noch da?) so gefasst begegnet. Giulia mag zwar kein Gespenst mehr sein, dass in seinem Kopf herumspukt, aber trotzdem gab es sie und ist ein wichtiger Teil seiner Vergangenheit - dem Mörder eines Freundes kann man doch nicht so begegnen...
Ich fand übrigens auch die Frage Julies, wie Paul auf eine tatsächlich wiederauferstandene Giulia reagieren würde und Pauls klare Antwort darauf problematisch.
Insgesamt blieben mir die Figuren teilweise fremd, die Einblicke in ihre Gefühlswelten waren zwar da und erklärten das Verhalten, selbst überzeugten sie nicht, wirkten teilweise ein wenig nichtssagend... Wobei sich das gegen Enden etwas gab.
ZitatOriginal von Batcat
Der große Verlierer ist Carla, die verbitterte, frustierte und gefühlskalte Frau, die sicher einmal einsam und alleine in ihrem Palazzo sitzen wird.
Die kam mir gegen Ende ein wenig zu kurz - sie wird fürs Happy End dann einfach mal ausgeblendet... Ist ja auch nich so wichtig, dass die Frau immer im Schatten Giulias stand, dann auch noch ihr Kind aufgedrängt bekam und erkennen muss, dass ihr Ehemann sie hintergangen hat. Sie kommt meiner Meinung nach zu schlecht weg.
Und da "nur die Liebe zählt", wird Vinzenzos Verbindung mit Giulia gleich auch noch ein wenig happy-end-mäßig weichgespült und nicht weiter beachtet. Hach, ist die Welt nicht schön?
ZitatOriginal von harimau
Von den Kürzungen waren vor allem Schilderungen von Ländern und Leuten, der in China spielende Teil und ein gesamter Nebenhandlungsstrang in Bangkok betroffen.
Ein weiterer Kritikpunkt - mir waren die Beschreibungen im asiatischen Raum, für jemanden, der sich dort kaum auskennt, nicht ausführlich genug - ich hatte kaum Bilder der Landschaften vor Augen. Und gerade das hatte ich bei einem Roman, in dem fremde Kulturen/Länder eine Rolle spielen, erwartet.
Die Szenen in Europa waren überzeugender.
Was die Fehlersuche angeht, ich hätte da auch noch was...
S. 429: "und selbst wenn, hätte ich es nicht anders verdient gehabt."
Sehr unschöne Konstruktion, da es keinen Konjunktiv Plusquamperfekt gibt, erinnert sehr stark an das umgangssprachliche "Ultra-Perfekt"
Bei sowas rollen sich mir leider die Zehennägel hoch...
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Bei so vielem, was mir nicht gefallen hat, mag ich auch ein wenig loben: Ich finde, dass du für mich immer dann am überzeugendsten wars, wenn du Schlagabtausche schilderst, bissige Kommentare. Das Abendessen von Julie, Giovanna und Paul war einer von Julies stärksten Momenten, und die Szene die mir in Erinnerung bleiben wird, die Familiensszene am Ende, die Rache der Comtessa, diese Momente waren einfach herrlich zu lesen. Leider stellten solche Szenen die Minderheit dar.
Solltest du dich also mal ein wenig von der großen Liebe als Thema und asiatischen Schauplätzen abwenden, harimau, bin ich gerne dabei - so war es leider nichts für mich.
Eine Rezension wird folgen...