Da das Thema "Schreiben als Hauptberuf" gegen Ende diese Frage aufwarf, überlege ich:
Weshalb also schreiben Autoren?
Haben Autoren ein besonders großes Mitteilungsbedürfnis?
Denn da der finanzelle Ertrag einer schriftstellerischen Tätigkeit von vorneherein sehr ungewiss ist, und auch ein späterer eventuell größerer Erfolg nicht unbedingt lange anhalten muss,
kann das Geldverdienen nicht der Grund sein, warum jemand Bücher zu schreiben beginnt.
Schreiben um des Schreibens willen kann ich mir schon eher erklären, wenn ein(e) Autor(in) eine große Liebe zum Wort entwickelt hat, zur Sprache, zum Spiel mit der Sprache.
Oder auch ein Vergnügen daran, Welten, Schicksale und Geschichten zu erschaffen, die all das beinhalten, was den Autoren bewegt - also sozusagen die Realität vervollständigen und ergänzen -
oder auch zu schreiben, um (sich) die Realität zu erklären. Das könnte vielleicht tatsächlich ein wenig in Richtung "Rauslassenwollen" und "Eigen-Therapie" gehen. Doch das muss nicht negativ sein, denn schließlich ist der Autor/ die Autorin dann mit Herz und Seele dabei; und das kann sich als Ergänzung zu einem schriftstellerischen Talent nur bereichernd auswirken.
Aber all dies könnte man auch für die eigene Schublade oder den Freundeskreis tun, oder nicht?
Autoren haben jedoch meist VIEL Energie aufgewendet, um veröffentlicht zu werden,
und ich denke, das ist der eigentliche Grund, warum sie schreiben:
Sie wollen, dass andere es lesen, sie wollen sich mitteilen, sich Gehör verschaffen.
Also doch: Autoren schreiben, weil sie ein großes Mitteilungsbedürfnis haben? Gehört / Angehört werden wollen?
Mit einer Veröffentlichung ist automatisch auch Anerkennung dessen, was AutorInnen zu sagen haben, verbunden, nämlich durch das Lektorat und den Verlag. Wenn die Leser das Buch auch noch gerne kaufen, ist das der nächste Schritt - noch größere Anerkennung für das, was der Autor mitzuteilen hat.
Ich habe bisher noch keine(n) Autor(in) kennengelernt, der/die nicht aller-schwerst enttäuscht wäre, würden die Bücher unveröffentlicht und rein privat bleiben. Bis hin zu völlig verzweifelt. Aber vielleicht ist das nur meine Erfahrung.
Auch wenn später, nach der Veröffentlichung, die Identität als Autor(in) zur Normalität wird, und man, nachdem man das große Ziel erreicht hat, plötzlich eine recht gelassene Einstellung zum Autorendasein entwickelt,
war dieses Ziel VOR der Veröffentlichung noch der Traum aller Träume.
Seht ihr das auch so?