Die letzte Lektion - Noelle Chatelet

  • # Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
    # Verlag: Kiepenheuer & Witsch; Auflage: 1 (2005)
    # Sprache: Deutsch
    # ISBN-10: 3462036114
    # ISBN-13: 978-3462036114
    # Größe und/oder Gewicht: 19,2 x 12,2 x 1,8 cm


    Über die Autorin:
    Noëlle Châtelet (* 1944 in Meudon bei Paris, Frankreich) ist eine französische Schauspielerin und Autorin. Sie lebt in Paris wo sie Kommunikationswissenschaften an der Universität Paris V (DESS) unterrichtet.


    Madame Châtelet ist die Schwester des ehemaligen französischen Premierministers Lionel Jospin und die Witwe des Philosophen François Châtelet († 1985).


    Bis zum Jahr 1987 war sie als Schauspielerin in Film und Fernsehen tätig, von 1989 bis 1991 Direktorin des Institut Français in Florenz und von 1995 bis 1999 Präsidentin der Maison des écrivains in Paris. Gegenwärtig ist sie Vize-Präsidentin der Société des Gens de Lettres.


    Sie erhielt den Prix Goncourt de la Nouvelle und für Die Dame in Blau den Prix Anna de Noailles der Académie française.


    Ihre Romane, Erzählungen und Essays wurden in mehrere Sprachen übersetzt.




    Kurzbeschreibung
    Es wird nicht nur geweint, sondern auch gelacht in diesem Buch, das von den letzten Wochen vor dem Tod erzählt. Eine Tochter nimmt Abschied von ihrer alten Mutter, die nicht länger einen hinfälligen Körper ertragen, sondern nach einem erfüllten Leben selbstbestimmt in Würde sterben will. Eine aufwühlende Chronik über die letzten Monate und Tage einer ungewöhnlichen und mutigen Frau. Schon früh hatte sie ihrer Familie signalisiert, dass sie nicht bis zum bitteren Ende ausharren werde. Doch als sie dann mit 92, geistig klar, doch körperlich zunehmend gebrechlich, ihren Entschluss mitteilt, reagiert die Tochter mit einem Aufschrei. Noëlle Châtelet kann nicht akzeptieren, dass die Tage der Mutter, aber auch ihre Tage mit der Mutter gezählt sind. Diese Mutter, eine couragierte geistig unabhängige Frau, die bis ins hohe Alter als Hebamme gearbeitet hat, nimmt nun die Tochter an die Hand, erteilt ihr liebevoll und mit Humor eine »letzte Lektion«. Der Tod gehört wie die Geburt, für die sie einst zuständig war, zum Leben. Nach den Ritualen des Lebens zeigt die Mutter nun der Tochter die Rituale des Abschieds und des Todes. Als »Die Dame in Blau« ist Noëlle Châtelets Mutter schon in die Literatur eingegangen. Diese »letzte Lektion« über den Umgang mit dem Tod geht weit über den persönlichen Schmerz und das individuelle Schicksal hinaus. »Die letzte Lektion« ist Anstoß zum Nachdenken über uns, seien wir nun jung oder alt. Bestseller in Frankreich: 150.000 verkaufte Exemplare


    Meine Meinung:


    Zunächst besticht dieses kleine Büchlein durch sein wunderschönes Cover.
    Das Buch ist mir zufällig ins Auge gefallen, da es bei amazon günstig zu bekommen war. Den Kauf habe ich nicht bereut.


    Es ist ein ungewöhnliches, mutiges Buch. Die Autorin greift ein tabuisiertes Thema auf: selbstbestimmtes Sterben. Das beeindruckende an dieser Thematik ist jedoch, dass die couragierte, geistig unabhängige 92-jährige Mutter versucht, die Trauerarbeit, die ja eigentlich erst nach dem Tod einer geliebten Person stattfindet, vor ihrem Tod zu leisten. Und bei der Verarbeitung des Verlustes möchte sie ihren Kindern helfen und auch andersherum, sollen die Kinder ihr helfen, Abschied zu nehmen.
    Nach den Ritualen des Lebens zeigt die Mutter der Tochter die Rituale des Abschieds und des Todes. Das erfolgt über unzählige Gespräche, die durchaus fröhlich verlaufen und bei denen viel gelacht wird. Die Mutter verteilt schon vor ihrem Tod Gegenstände aus ihrem Leben, die ihr wichtig waren und erklärt deren Bedeutung. Es geht sogar bis zum Verfassen der Totenbriefe, die dann am Tag ihres Todes bzw. einen Tag später verschickt werden sollen. Das besonders innige Verhältnis von Mutter und Tochter wird deutlich herausgearbeitet und liebevoll erteilt die Mutter ihrer Tochter "die letzte Lektion" des Lebens: der Tod gehört zum Leben und schließt einen Kreis. Sie beide gehen den letzten Weg gemeinsam Hand in Hand, verbunden durch tiefe Gefühle und Respekt, Erinnerungen und eine innige Liebe.


    Sätze wie (Zitat Seite 111)


    "Manchmal kann die Liebe zum Leben so groß sein, dass man den Tod vorzieht" oder
    "Manchmal kann der Wille zu sterben eine Hymne an das Leben sein" haben mich zutiefst beeindruckt und sehr nachdenklich zurückgelassen.


    Die Art und Weise, in der sich die Mutter und Tochter auf den bevorstehenden Tod vorbereiten und ihn bereits vor seinem Eintritt verarbeiten, ist äußerst ungewöhnlich und zeigt eine sehr mutige, kluge Sichtweise eines tabuisierten Themas.


    Keine ganz leichte Kost, aber sehr beeindruckend und berührend.

  • Ich habe mir das auch vor einiger Zeit als Amazonschnäppchen zugelegt und bin schon sehr gespannt auf die Lektüre.... und nach Deiner Rezi noch mehr.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Mich hat dieses ungewöhnliche Buch auch auf die anderen Bücher der Autorin aufmerksam gemacht, da sie nicht alltägliche Themen aufgreift. So werde ich mir sicher auch noch dieses Büchlein bestellen:

  • Mit dem Kopf zuerst habe ich mir neulich auch zugelegt.


    @ ricki


    Die Klatschmohnfrau, die Dame in Blau und das Sonnenblumenmädchen sind ganz lose miteinander verwoben. Ich habe die auch seinerzeit mal rezensiert.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • @ batcat


    Deine Rezis habe ich gelesen. Sie bestärken mich noch mehr, die Bücher der Autorin zu lesen. Auch wenn sie angeblich "schubidu" sein sollen. Ich vermute doch vielmehr einen tieferen Unterton, oder nicht?


    Aber "schubidu" trifft auf "Die letzte Lektion" ganz und gar nicht zu. Übrigens nimmt sie in diesem Buch auch Bezug auf "Die Dame in Blau", mit der eigentlich ihre Mutter gemeint ist, deren Lieblingsfarbe blau war. ;-)

  • "Die letzte Lektion" ist Zeugnis der großen Verbundenheit zwischen Mutter und Tochter und ein beeindruckender Umgang mit der eigenen Vergänglichkeit. Thematik und Sichtweise interessierten mich sehr, doch leider sagte mir der Erzählstil nicht zu, auch wenn kaum ein anderer angemessen wäre.
    So hatte ich durch das permanente Ansprechen der Mutter das Gefühl, in etwas Privates einzudringen, in etwas sehr Intimes, Endgültiges.
    Auf jeden Fall hat Chatelet ihrer Mutter nach "Die Dame in blau" wieder ein literarisches Denkmal gesetzt und wohl mit dem Schreiben auch Trauerarbeit geleistet.