Ihr seid dieses Schauspiels würdig, und dieses Schauspiel ist Euer würdig. (Petronius zu Nero)
Originaltitel: Quo Vadis?
Regisseur: Mervyn LeRoy
Darsteller: Sir Peter Ustinov, Robert Taylor, Deborah Kerr, Patricia Laffan, Leo Genn, Buddy Baer, Finlay Currie, Abraham Sofaer, Marina Berti, Felix Aylmer, Nora Swinburne. u. v. a.
Buchvorlage: „Quo Vadis“ von Henryk Sienkiewicz
Sprachen: Deutsch / Englisch /Spanisch / Polnisch / Ungarisch
Laufzeit: ca. 167 Minuten
Bonusmaterial: Audiokommentar des Kritikers F. X. Feeney, Trailer, Dokumentation „Quo Vadis am Anfang: Die Genesis eines biblischen Epos“
FSK: ab 16 Jahren
Erschienen: Film (Kino): 1951 / DVD: 2009
Amazon-Nr.: B001G429PS
EAN: 7321925009620 (Firma: Warner Home Video)
Weitere Angaben im Internet:
- < Klick > - die Seite bei Prisma-Online
- < Klick > - die Seite bei imdb.com (in englischer Sprache, mit komplettem Cast (so finden sich dort so illustre Namen wie Elizabeth Taylor oder Sophia Loren)
- < Klick > - die Seite zum Film bei Wikipedia
- < Klick > - der Vollständigkeit halber auch die Wikipedia-Seite zum Buch
Kurzinhalt
Im Jahre 64 n. Chr. kehrt Marcus Vicinius mit seiner siegreichen Legion von Britannien nach Rom zurück. Dort herrscht der nicht nur größen-wahnsinnige Kaiser Nero. Als Marcus in einem Haus vor den Toren Roms übernachten muß, lernt er die römische Geisel Lygia kennen und begehrt sie später von Nero für sich, der sie ihm übergibt. Marcus Vicinius ist Römer durch und durch, Lygia jedoch ist Christin. Nero (absolut „göttlich“ gespielt von Sir Peter Ustinov) gibt sich seiner Kunst und seinen (Wahn-)Vorstellungen hin. Niemand in seiner Umgebung traut sich, ihm die Wahrheit zu sagen. Außer Petronius, der Onkel des Marcus Vicinius. Aber so geschickt verschlüsselt, daß Nero das überhaupt nicht bemerkt.
Um sein neues Rom, das er „Neropolis“ nennen will, erbauen zu können, gibt der Kaiser den Befehl, die Stadt niederzubrennen. Da ein Sündenbock gebraucht wird, schiebt er die Schuld auf die Christen. Damit nimmt das Unheil seinen Lauf. Bis hin zum Schlußkampf in der Arena.
Ein Film der Superlative: es gibt 110 Sprechrollen, 30.000 Mitwirkende (echte, nicht computererzeugt, wie heute!) und er war für 8 Oscars nominiert, darunter - was für einen Film dieses Genres äußerst ungewöhnlich ist - für den für den besten Film.
Meine Meinung
Muß man zu diesem Film noch etwas schreiben? Kann man das überhaupt noch oder ist schon alles gesagt?
Das Erscheinen der DVD-Edition habe ich mir zum Anlaß genommen, nach vielen Jahren wieder mal „Quo Vadis“ anzusehen. Was soll ich sagen? Es war richtig schön. Kein CGI, keine ach-so-teuren und spektakulären Special-Effects, satte Farben (dank neuer Abtastung des Originalfilms) und richtige Schauspieler, die in richtigen Kulissen agierten. Gut, ein paar Dinge sind schon künstlich, mit den damals modernen Mitteln der Technik, über die wir heute nur müde lächeln können. Bisweilen sieht man, daß eine rasante Wagenfahrt vor einen Hintergrund kopiert wurde, oder der schöne Landschaftshintergrund nur gemalt ist. Aber was solls, den Filmgenuß stört das nicht.
Oder dann gibt es die Szene im Kolosseum, wo Tausende und Abertausende auf den Rängen sitzen. Denkt man. Ich habe mir vor dem Film die Dokumentation angesehen. Da wird erklärt, wie diese Aufnahme zustande kommt. Trotz genauem Hinsehen habe ich es dennoch nicht erkannt. Wirklich gut gemacht in Vor-Computerzeiten. Alle Achtung vor den Filmemachern - das waren damals wirklich Künstler.
Überhaupt lohnt es sich, sich vor dem Film die Dokumentation zu Gemüte zu führen. Man erfährt so einiges über die Vorgeschichte, über die ursprünglich geplante Besetzung, von der nur Robert Taylor letztendlich übrig blieb, und über die zeittypischen Hintergründe. Vor bzw. während des Krieges planungsmäßig begonnen, wurde der Film erst nach dem Krieg in Italien gedreht. Die Cinecitta-Studios waren zerstört und wurden wieder aufgebaut, um Quo Vadis dort drehen zu können. Es war der erste der biblisch inspirierten Monumentalfilme. Wäre er kein Erfolg geworden, so hätte es beispielsweise weder ein „Gewand“ noch einen „Ben Hur“ gegeben. Er wurde aber erfolgreich - Gott sei Dank.
„Zeittypisch“ meint in diesem Zusammenhang (damals) aktuelle Bezüge. Beispielsweise gab es die Intention, Nero mit Hitler zu vergleichen (bzw. Parallelen zwischen beiden herzustellen), oder bei der Schlußszene, in der Marcus Vinicius über die Vergänglichkeit der Reiche sinniert und fragt, was wohl die Zukunft bringt, hatte man den Marshall-Plan mit im Hinterkopf. Der Film wurde wie gesagt tatsächlich in Italien bzw. Rom gedreht. So kurz nach dem Krieg war vieles noch zerstört und man erreichte mit relativ wenig Aufwand den Eindruck des antiken Rom. Über manche Ungenauigkeiten muß man halt hinwegsehen. Zum Beispiel kann ich es mir überhaupt nicht vorstellen, daß schon zu dieser Zeit, als die Strafe der Kreuzigung noch in Gebrauch war, ein Kreuz an der Wand hing oder im Hintergrund des Predigers (Petrus) stand. Die früheste überlieferte Kreuzdarstellung ist ein sog. Spottkreuz aus dem 2. Jahrhundert (< Klick > - etwas nach unten scrollen, da ist eine Abbildung). Erst als man vergessen hatte, was Kreuzigung bedeutet, kam das Kreuz als Symbol des Christentums in Gebrauch. Bis dahin fand beispielsweise der Fisch Verwendung. Auch das Schachspiel war m. W. damals noch nicht erfunden (lt. Wikipedia geschah das im 4. Jahrhundert durch einen Sissa ibn Dahir).
Interessant auch die Szene, in der Rom brennt. Nicht von ungefähr fühlt man sich an eine entsprechende Szene in „Vom Winde verweht“ erinnert. Hinzu kommt, daß ein Teil der Filmemacher das große Erdbeben in San Francisco im Jahre 1906 erlebt hatten. Also eine solche Katastrophe aus eigener Erfahrung kannten. Das merkt man m. E. dieser Stelle deutlich an.
Ansonsten gäbe es noch viel zu sagen oder hervorzuheben. Aber ich will Euch das selber-Ansehen ja nicht ersparen. Nur eine Szene verdient es doch, gesondert erwähnt zu werden: Sir Peter Ustinov, ähm Nero, der seine Tränen der Nachwelt erhält. Eine für Petronius, eine für sich selbst. Das ist einfach ... göttlich.
Oder, um Drew Caspar das letzte Wort haben zu lassen: Quo Vadis sagt uns nicht nur, wie der Mensch ist, sondern gibt auch ein Bild davon, wie er sein kann. Und das ist damals so aktuell wie heute.
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