Klappentext:
Als Michaela Vieser auf Umwegen in einem japanischen Kloster landet, ist Buddhismus für sie nichts als ein Modewort. Ein Jahr bleibt sie an dem abgelegenen Ort, zu dem sie als erste Frau aus dem Westen Zutritt erhält. Sie singt und betet mit den Mönchen, wird in die Geheimnisse der Teezeremonie, des Schwertkampfs und der Kalligrafie eingeweiht. Sei es der Bergasket oder der Karaoke singende Zen-Mönch – die Begegnung mit faszinierenden Menschen offenbart ihr das Land hinter dem Lächeln.
Eine besondere Begegnung mit der gelebten Spiritualität Japans, realistisch, mit Sinn für Details und einer gehörigen Portion Selbstironie erzählt.
Rezension & Kommentar:
Gerade erst fertig gelesen fällt es mir fast noch ein bisschen schwer, all meine Eindrücke aus diesem Buch zu verarbeiten, dennoch ist es gerade auch bei diesem Buch wohl richtig, gleich jetzt meine Gedanken dazu nieder zuschreiben.
Michaela Vieser verbringt als erste Europäerin, noch dazu als europäische Frau, ein Jahr in einem japanischen Kloster. Wie sie selbst, erfährt auch der Leser, von einer Welt, die so anders ist, als man sie sich vielleicht zunächst vorgestellt hat. Keine stets nur schweigenden strengen Mönche, kein von der Außenwelt abgeschnittenes Kloster in den dem Bergen. Michaela erlebt eigentlich das Gegenteil davon, denn die Mönche wissen schon lange, dass es wichtig ist, mit anderen zu Leben und sich nicht von den Menschen zu distanzieren. Nur so kann man auch ein guter Mensch sein - man muss am Leben teilnehmen. Und das lassen sie die Autorin auch. Sie führen sie in ihr Land, ihre Kultur, ihr Wissen und ihr Leben ein und sie findet dabei zu sich selbst. Das Schöne ist nun, dass sie auch den Leser daran teilhaben lässt und dass auch ich als Leser sehr viel aus diesem Buch mitnehmen kann. Ich schreibe mir aus Büchern gerne Zitate die mir gefallen, und über die ich immer wieder nachdenke heraus – bei diesem Buch hätte ich Seiten mit solchen Zeilen füllen können.
Natürlich ist das Leben an solch einem neuen, fremden Ort nicht immer leicht. Die europäische und die asiatische Kultur und Lebensweise unterscheidet sich sehr, aber wir erfahren in diesem Buch, wie man dennoch eingeschobene Sperren und Hindernisse überwinden kann, wenn man nur etwas Geduld und Aufmerksamkeit mit sich bringt.
„Tee mit Buddha“ ist ein wirklich wunderbares Buch und mehr als 'nur' ein Lebensbericht. Es berichtet von Werten und Wegen, von Dingen, die man sich zu Herzen nehmen sollte und über die man nachdenken soll – aber dies ohne ermahnende Strenge, sondern mit einer absoluten Natürlichkeit und fast Selbstverständlichkeit. Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht, denn Michaela hat auch einen wunderbaren sanften und Hektik freien Schreibstiel. Außerdem ist es ihr auch nicht peinlich, über die Fettnäpfchen zu berichten, in die sie während dieser Zeit getreten ist. Aber warum auch? Schließlich ist es nichts schlimmes Fehler zu begehen. Sehr stimmungsvoll finde ich auch die Aufmachung des Buches. Jedes Kapitel wird von den passenden Schriftzeichen und einem Zitat, welches den Inhalt der nächsten Seiten andeutet und widerspiegelt, eingeleitet. „Tee mit Buddha“ ist ein sehr persönliches Buch.
Über die Autorin: (Quelle: vorablesen.de)
Michaela Vieser, geb. 1972, kehrte nach ihrem Jahr im Kloster zurück nach London, um dort an der SOAS ihr Studium der Japanologie und der Asiatischen Kunstgeschichte abzuschließen. Danach zog es sie wieder nach Japan, wo sie an der Tohoku Universität forschte. Später entwickelte sie u. a. als Produzentin in einem Tokioter Medienunternehmen neue Formate für junge Japaner und schrieb das Drehbuch zu einem preisgekrönten Dokumentarfilm. Zurück in Deutschland gründete sie mit Freunden eine authentische Ramen-Nudelsuppenküche und das driftingfriends-Projekt. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berlin, übersetzt japanische Filme und schreibt.
edit: Tippfehler im Titel beseitigt. Danke Batcat