'Das periodische System' - Anfang - Nickel

  • Ich bin im ersten Kapitel, die trägen Gase...


    Die erstn Seiten lasen sich super, aber jetzt verstrickt er sich etwas in den Ausführungen des Dialekts und der "Geheimsprache" nervt mich etwas und ich komme nur langsam voran.
    Grundsätzlich glaube ich aber, daß es da eine sehr erzählenswerte Geschichte im Hintergrund gibt.


    Habe das erste Kapitel nun durch und bin nicht sicher, was es aussagen sollte. Die ganzen Angehörigen waren doch sehr strange und merken konnte ich mir die auch nicht alle.
    Ob das wohl wirklich wichtig oder nur eine Einleitung sein soll?

  • Argon


    BJ, mir ging es bei dem ersten Kapitel wie dir, die Stellen über die Sprache fand ich auch nicht besonders interessant, die Geschichten über die Verwandten allerdings schon, da musste ich einige Male schmunzeln. Meine Lesegeschwindigkeit ist allerdings auch deutlich reduziert muss ich gestehen, es "fluppt" (noch?) nicht. Ich glaube übrigens nicht, dass man sich die ganzen Verwandten merken muss, ich habe das Erzählte eher als beispielhaft für den familiären Hintergrund von Levi empfunden.


    Die Idee, einzelne Lebensabschnitte oder Episoden mit chemischen Elementen in Zusammenhang zu setzen, finde ich höchst spannend. Auch wenn ich Chemie in der Schule sehr mochte, weiß ich fast nichts mehr, werde also immer mal wieder wikipedieren.

  • Mir fehlt grad auch irgendwie die wirkliche Lesezeit, am Wochenende wird es besser gehen.


    Die Idee an sich etwas so ganz anderes und verwundert mich sehr, ich bin gespannt, ob uns der Grund dafür noch enthüllt wird. :gruebel

  • Also ich bin nun im Kapitel Kalium angelangt und ich muss ehrlich sagen ich manchmal das Gefühl ich lese ohne Sinn und Verstand einfach runter. Mir erschließt sich auch nicht der zusammenhang der Elemente mit den Kapiteln höchstens weil ein großer Teil der Kapitel immer aus Laborbeschreibungen besteht. Mal sehen wie es weitergeht von der Anfangsbegeisterung bin ich aber etwas abgerückt.

  • Mir hat es bislang gut gefallen, auch wenn sich mir die Elemente als Ornungsprinzip noch nicht ganz erschlossen habe. Bei einigen besteht ja ein Zusammenhang mit dem Inhalt (Nickel), bei anderen wiederum gar nicht.
    Die Aufzählung der skurilen Verwandten fand ich ganz großartig, da hätte ich noch mehr von haben können. Ich glaube auch nicht, dass man sich die Namen merken muss. Es gibt eher einen Eindruck davon, wo der Erzähler herkommt. Das bildet ja einen ganz schönen Kontrast zu der klaren Welt der Naturwissenschaft.
    Da ich mich für Sprachen und Dialekte interessiere, hat mir der Teil auch nichts ausgemacht. Fand ich ganz spannend, wie der Erzähler so eine Art Spracharchäologie betreibt, anhand der er Spuren über seine Familie sucht.
    Ich habe Chemie in der Schule gehasst, war immer mein schlechtes Fach. Aber Levi setzt da wirklich ein poetisches Potential frei. Ein paar Fakten fand ich richtig interessant.

  • Zitat

    Original von Clio
    Mir hat es bislang gut gefallen, auch wenn sich mir die Elemente als Ornungsprinzip noch nicht ganz erschlossen habe. Bei einigen besteht ja ein Zusammenhang mit dem Inhalt (Nickel), bei anderen wiederum gar nicht.


    Ein Zusammenhang besteht meiner Meinung nach in jedem Kapitel (zumindest bis jetzt, ich weiß nicht, wie weit du schon bist und was noch kommt :grin) - nur in einigen Fällen direkt wie in "Wasserstoff" (wo es um konkrete Episoden mit diesem Element geht) oder indirekt wie in "Nickel" (wo das Element sozusagen als Metapher dient).



    Ich bin mittlerweile auch ein Stück weitergekommen:


    Wasserstoff


    Hier lernen wir Primo zum ersten Mal etwas näher kennen, vor allem seine Beweggründe, Chemie zu studieren, fand ich sehr interessant. Auch wenn ich die genauen Vorgänge im Labor von Enricos Bruder nicht verstanden habe, obwohl sie sich wie eine genaue Anleitung zu einem Experiment lesen und man dieses vermutlich nach der Beschreibung nachtesten könnte, bekommt man doch einen Eindruck von dem Eifer und dem Ehrgeiz, der Primo hier gepackt hat.



    Zink


    Episoden aus dem Studium, hier dürfen natürlich die absonderlichen Professoren-Figuren nicht fehlen. Interessanter als Prof. P. fand ich allerdings die Charaktersisierung seines Gehilfen, Caselli. Solche Menschen, die ihr eigenes Leben quasi aufgeben, um im Ruhm (oder Schatten?) eines "bedeutenderen" Menschen zu sein, gibt es wohl überall und zu jeder Zeit. Caselli ist wie der Prototyp dieser Menschen.
    Levis Überlegungen zum Reinen und Unreinen und die Parallelen, die er von dem chemischen Element Zink zum Faschismus und zur Weiterentwicklung zieht, haben mir sehr gut gefallen.



    Eisen


    Levis Vergleiche sind manchmal schon gewöhnungsbedürftig, z.B. wenn er sein wissenschaftliches Vorgehen mit Blitzkrieg (im Vergleich zum Stellungskrieg) vergleicht, aber man muss zugeben, sie sind einleuchtend.
    Mit Sandro, einem anderen Außenseiter (über dessen Ausspruch "Habemus ferrum" ich mich sehr amüsiert habe :grin), schließt Primo eine Art Freundschaft und auch ich habe Sandro schnell, spätestens aber bei der Szene mit dem Flickenball für den Hund in mein Herz geschlossen. Mich wundert jedoch, dass jemand wie Sandro, der so mit der Natur verbunden ist, sie förmlich zum Leben braucht, sich in Chemie-Laboren aufhalten kann, ohne unglücklich zu werden. Merkwürdig, dass er, der die Freiheit in der Natur und deren Kräfte so liebt, sich dem Willen seiner Eltern so konsequent beugt. Oder andersherum: Vielleicht braucht er die Natur gerade deswegen... Das Ende dieses Kapitels hat mich traurig gemacht, der letzte Abschnitt aber auch zum Nachdenken gebracht. Hm. Ich weiß nicht, ob ich Levi da so pauschal zustimmen kann.

  • Wasserstoff
    Das für mich bisher spannendste Kapitel. Mit sehr viel Begeisterung und jugendlichem Charme wird hier berichtet.
    Sehr lustig, vorallem wenn man ein klitzekleines bißchen Ahnung von Chemie hat, weiß man, daß die zwei kurz davor waren sich in Stücke zu sprengen.


    Zink
    Hier war das Element für mich weniger wichtig, der Vergleich erschien mir zwar verständlich, aber ich konnte mit der Art des Faschismus zu dieser Zeit in Italien einfach nicht viel anfangen. Das war mir doch sehr fremd.
    Seine Hingezogenheit zu Rita (richtiger name??) fand ich sehr angenehm zu lesen.


    Jetzt bin ich bei Eisen, aber schnell weglesen geht irgendwie nicht, es schläfert mich immer wieder ein, trotz durchaus vorhandenem Unterhaltungswert.


    Eisen
    Huch, das war sprachgewaltig und gut. Sehr beeindruckend. Eine Homage an seinen Freund. Fand ich sehr gut gelungen und bewegend. :anbet

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Sehr lustig, vorallem wenn man ein klitzekleines bißchen Ahnung von Chemie hat, weiß man, daß die zwei kurz davor waren sich in Stücke zu sprengen.


    Das hab ich mir zwar gedacht, aber ich glaube auch, dass man mit chemischen Grundkenntnissen die einzelnen Episoden viel besser begreifen kann. Mir geht es so, dass ich die detaillierten Beschreibungen der Experimente o.ä. teilweise nur überfliege und ich mich dann zusammenraufen muss um sie wirklich Satz für Satz zu lesen. Wirklich schlauer bin ich danach oft allerdings nicht... :grin Aber gottseidank ist es nicht zwingend notwendig, um einen Eindruck von Levi zu bekommen.



    Nickel


    Die politische Situation in Europa wird immer nur am Rande skizziert, manchmal nur anhand eines bestimmten Ereignisses (z.B. hier: Angriff auf Pearl Harbour) datiert. Das erweckt den Eindruck, dass diese Ereignisse "draußen" in der Welt passierten und das Leben von Primo noch nicht wirklich beeinflussten, auch wenn der Schrecken der Zeit sich auch schon im Kleinen zeigte wie z.B. der Vermerk "von jüdischer Rasse" auf seinem Diplom.
    Die Episode Nickel hat für mich etwas Skurriles, von ihrem Beginn mit der geheimnisvollen Mission, zu der Primo beordert wird, über die wilden Geschichten über die Gesellschaft im Bergwerk (allen voran natürlich Signora Bortolasso :wow) bis hin zu den mühsamen Versuchen der Nickelgewinnung.

  • Milla, ja, sein Verhältnis zum politischen Leben fand ich auch sehr interessant. Er nimmt das ja wirklich kaum wahr. Etwas später gibt es diese Passage, wo er sein Verhalten und das seiner Freunde im fachistischen Staat beschreibt. Da fand ich ihn eigentlich am Stärksten. Das hat mich an "Ist das ein Mensch?" erinnert, wo er ja auch sehr intensiv analysiert, was bestimme Umstände (in dem Fall das Lager) aus einem Menschen machen.

  • Zitat

    Original von Clio
    Das hat mich an "Ist das ein Mensch?" erinnert, wo er ja auch sehr intensiv analysiert, was bestimme Umstände (in dem Fall das Lager) aus einem Menschen machen.


    Vor diesem Buch ("Ist das ein Mensch?") habe ich ehrlich gesagt Respekt und auch etwas Angst, deshalb habe ich mich für dieses hier entschieden, vielleicht überlege ich es mir nach der Lektüre aber nochmal, ob ich das erstgenannte nicht doch lesen sollte... :gruebel

  • "Ist das ein Mensch?" ist wirklich keine einfache Lektüre, aber einer der interessantesten Berichte aus dem Lager, den ich kenne. Levi macht da auch gar nicht so eine Horrorgeschichte draus. Über die Brutalität des Lagers habe ich schlimmeres gelesen, sondern ihm geht es darum, zu analysieren, was macht das mit dem Menschen. Das ist sehr klug und natürlich auch sehr bedrückend.
    Es hilft auf jeden Fall auch beim Verständnis vom "Periodischen System".

  • @ Clio
    Danke für deine Ausfürhungen. "Ist das ein Mensch" habe ich bisher immer skeptisch beäugt und dann doch immer entschieden: "Zu schwer!"
    Wie lesbar ist es denn von der Sprache her?
    Hier im periodischen System zeigt Levi ja doch eine ziemliche Bandbreite an Schreibstilen. Mal sehr eindrücklich und irgendwie märchenhaft, mal doch sehr abgehoben und verdreht...


    Nickel
    Ziemlich strange das alles, ich habe auch das Gefühl Levi befindet sich irgendwie noch in einer Art Scheinwelt und Enklave des Friedens während um ihn her die Welt in Stücke geht.
    Das Bergwerk scheint eine ziemliche Subkultur zu sein. Interessant, daß die Italiener immer so ein wenig einen Hang zur Absurdität haben, wenn sie Personen oder Personengruppen beschreiben.

  • Gern geschehen. :-)
    Ich habe "Ist das ein Mensch?" schon mehrmals gelesen, daher fällt es mir schwer den Schwierigkeitsgrad einzuschätzen. Aber ich glaube, ich fand es sprachlich leichter als "Das periodische System".
    Ich kann es wirklich empfehlen, es ist ein ganz aussergewöhnliches Buch!