'Das periodische System' - Gold - Stickstoff

  • Gold


    Dass Primos Gefangennahme und die Verhöre ausgerechnet mit dem Element "Gold" in Verbindung gebracht werden, hat mich anfangs sehr irritiert, aber dann klärt es sich ja durch den schmuggelnden Zellengenossen auf.
    Diese Episode ist sehr bedrückend, auch wenn ich sie von Levi als sehr "leicht" erzählt empfinde - ich weiß nicht, wie ich das Gefühl beschreiben soll, so als würde er auch jetzt noch nicht die ganze Tragweite dessen begreifen, was ihm passiert ist (dafür spricht ja auch der Satz des Schmugglers, der Primo stutzen lässt "Wenn ich an deiner Stelle wäre...") . Sehr interessant, wie sich die beiden unterschiedlichen Persönlichkeiten Fossa und Cagni in den Verhören widerspiegeln - auf knapp 2 Seiten entsteht sofort ein umfassendes Bild dieser Figuren, das kann Levi wirklich gut, Respekt!

  • Cer


    Von diesem Kapitel war ich ehrlich gesagt enttäuscht, insbesondere als ich merkte, dass Levi zu der Zeit in Auschwitz an dieser Stelle nicht mehr erzählt als eben dieses eine Kapitel von nicht ganz 9 Seiten. Er verweist zwar auf "an anderer Stelle" (also auf "Ist das ein Mensch?"), aber dass er auch bei so einem einschneidenden und furchtbaren Erleben konsequent bei dem Stil bleibt, eine einzige Episode aus einer bestimmten Zeit zu erzählen, hat mich mehr als überrascht. Danach musste ich das Buch erst einmal zur Seite legen und nachdenken, warum mich das so stört. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich offenbar mit den falschen Erwartungen an das Buch gegangen bin. Ich habe eine (mehr oder weniger "klassische") Autobiographie erwartet. Ich habe mir dann einmal den wikipedia-Artikel über Primo Levi zu Gemüte geführt und bin dort über folgenden Satz gestolpert:


    "Jedes der 21 Kapitel ist nach einem der chemischen Elemente benannt, dessen Eigenschaft er in Bezug zu einer Episode aus seinem Leben setzt."


    Offenbar kann man es also auch genau andersherum interpretieren, also nicht als Autobiographie, in dem die Elemente eine große Rolle spielen, sondern die chemischen Elemente in Bezug zu Episoden aus seinem Leben setzen. So macht es für mich auch mehr Sinn und die Auswahl der (vermeintlich unzusammenhängenden) Episoden nachvollziehbar.


    Jetzt habe ich auch wieder Lust weiterzulesen :-]

  • Chrom


    Auch wenn ich, wie schon erwähnt, dieses Mal sehr über den abrupten Übergang des letzten zu diesem Kapitel gestolpert bin, hat mir "Chrom" sehr gut gefallen. Die hier erzählten Geschichten, angefangen von der Historie der Lackfarbenhersteller, wie Levi sie sieht, bis zum Ammoniumchlorid in der Fabrikationsanleitung fand ich interessant und spannend zu lesen.



    Schwefel


    Vorab: Wer ist Lanza?!? Kam er vorher schon einmal vor? :help Schade, dass hier kein Bezug zu Levi gegeben wird - oder habe ich ihn nur überlesen? Die Geschichte selbst ist kurz, knapp und versetzte mich doch in die Gefahrensituation, so dass ich nicht nur mitgeschwitzt habe, sondern am Ende auch die Erleichterung Lanzas förmlich spüren konnte. Ein bisschen erinnerte mich die Geschichte an "Das Boot". :gruebel



    Titan


    Und wer ist Maria?!? Schon die zweite Episode in Folge, deren Bezug zu Levi ich nicht erkennen kann. Anders als bei "Schwefel" konnte ich mit dieser Geschichte darüber hinaus auch nicht wirklich etwas anfangen. :-(



    Arsen


    Diese Episode wiederum mochte ich sehr, sie handelt zwar nur von einem (wenn auch speziellen) Kundenauftrag, aber von einem außergewöhnlichen Kunden. Würde es mehr Menschen wie diesen Schuster geben, wäre die Welt wohl ein bisschen besser.



    Stickstoff


    Hier wird es wieder skurril, ich frage mich hier - wie BJ an anderer Stelle - wieviel von dem Erzählten tatsächlich wahr ist, vor allem was die Figuren und die Begebenheiten angeht. Der Lippenstiftfabrikant, der seine angestellten Damen küsst, um die Haltbarkeit des Lippenstiftes zu testen, KANN doch nicht echt sein :wow Wie Levi allerdings versucht, das Problem "auf ländliche Art" zu lösen, ist einfach köstlich - alleine die Vorstellung... :lache


    ------------------


    Bislang erscheint mir das Buch ein bisschen wie eine Sammlung von Kurzgeschichten, die unter einem bestimmten Motto stehen, nämlich eben die der chemischen Elemente. Den Bezug zu Levi konnte ich wie gesagt nicht bei allen erkennen, und wie in einem Kurzgeschichtenband üblich, gibt es jene, die man mehr mag und jene, mit denen man nichts anzufangen weiß. Ich bin auf den letzten Block gespannt!

  • Ich hinke etwas hinterher, aber ich bin noch dabei.


    Gold
    Fand ich sehr schwierig zu lesen. Irgendwie kam die Atmosphäre für mich nicht rüber, er erzählte das alles in solch locker leichtem Plauderton. Da fiel mir die Vorstellung wirklich schwer.


    Cer
    Hier ging es mir ähnlich wie dir, Milla. Ich war über die Kürze überrascht und enttäuscht. Allerdings gehe ich hier soweit, meine Enttäuschung als eine Form von Voyeurismus zu entlarven, ich hätte hier gerne tiefer in den Menschen Levi hinengeschaut, der gewährte Blick reichte mir nicht.
    Abgesehen davon hatte ich von dem Element Cer bis zu dieser Episode keine Vorstellung.


    Chrom
    Da hänge ich jetzt und überlege, wo er hinwill und kann diese Episode auch zeitlich nicht ganz genau einordnen, allerdings war ich heute morgen, als ich gelesen habe noch nicht so richtig wach.
    Spielt sich das nun vor der Gefangennahme ab? Oder danach?
    Sprich laufen die Geschichten chronologisch weiter?


    Stickstoff
    Hier mußte ich schmunzeln, ich kann mir das sehr gut vorstellen, die Küßchenverteilerei und so.
    Allerdings finde ich auch Levis Experimente immer spannend und es gelingt ihm auch da meine Aufmerksamkeit zu fesseln.


    Schwefel
    hier konnte ich keinen Zusammenhang zu Levi finden und frage mich, was die Geschichte soll. Ist ihm lediglich nichts auf ihn zutreffendes zum Schwefel eingefallen oder ist die mangelnde Meldung dieses Vorfalls so schlimm, daß er sich nicht traut, sich als handelnde Person zu outen?
    Schwer zu deuten, gab mir irgendwie nichts.


    Titan
    Hm...
    Wieder kein Zusammenhang zu Levi und wie Milla kann ich hier auch nichts wirklich Wichtiges erkennen oder gar deuten. Titan hätte ich jetzt auch nicht mit weißer Farbe in Verbindung gebracht. :gruebel


    Arsen
    Fand ich auch schön, hatte allerdings wieder so etwas Surreales.
    Ein bißchen, wie eine Fabel oder ein Märchen oder so.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Chrom
    Da hänge ich jetzt und überlege, wo er hinwill und kann diese Episode auch zeitlich nicht ganz genau einordnen, allerdings war ich heute morgen, als ich gelesen habe noch nicht so richtig wach.
    Spielt sich das nun vor der Gefangennahme ab? Oder danach?
    Sprich laufen die Geschichten chronologisch weiter?


    Ich glaube schon (also letzteres)!


    Zitat

    Original von Babyjane
    Schwefel
    hier konnte ich keinen Zusammenhang zu Levi finden und frage mich, was die Geschichte soll. Ist ihm lediglich nichts auf ihn zutreffendes zum Schwefel eingefallen oder ist die mangelnde Meldung dieses Vorfalls so schlimm, daß er sich nicht traut, sich als handelnde Person zu outen?


    Ah, du meinst, dass er ein ähnliches Erlebnis von ihm deshalb lieber in eine "fiktive" Geschichte verpackt hat? Interessante Idee :gruebel Könnte auch bei "Titan" der Fall sein, wobei ich da nicht weiß, wen er selbst dabei darstellen sollte. Übrigens hat mich bei "Titan" auch die Widmung "Für Felice Fantino" irritiert, wenn schon Widmung, dann fände ich eine kurze Notiz, meinetwegen auch bei den Anmerkungen am Schluss schön. So kommt man sich als Leser so ausgeschlossen vor, an dieser Stelle bin ich Voyeur :grin