Hier kann zu den Kapiteln Zinn - Ende geschrieben werden.
'Das periodische System' - Von Zinn - Ende
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Ich habe mal einen thread ausgelassen, weil ich zwischendurch so gar nicht wußte, was ich zu dem Buch sagen soll. Mit zwei Tagen Abstand fällt mir vielleicht eher was ein.
Ich hatte das Gefühl zur Mitte hin zerfällt das Buch total. Glüchlicherweise habe ich "Ist das ein Mensch?" schon gelesen. Nur mit diesem Hintergrund erscheinen mir die Passagen zu Auschwitz wirklich verständlich und sinnvoll. Ist schon ein Statement einen autobiographischen Text zu schreiben, und das Schlüsselerlebnis des Lebens auszulassen.
Ich fand das Buch interessant, aber es geht in so viele Richtungen, die dadurch nur angedeutet werden können, dass es auch sehr vage bleibt. Das hat mich ein wenig enttäuscht. -
Ich lese deinen Beitrag hier erst jetzt, weil ich jetzt erst in diesem Abschnitt angekommen bin, aber ich kann dein Statement absolut verstehen. Mir ging es ähnlich!
Zinn
Da kündigte Levi also seine Anstellung und machte sich mit Emilio selbstständig. Dieser Ausflug war jedoch nur von kurzer Dauer (4 Wochen), da man von Zinn, den die beiden in Zinnchlorid verwandelten zu zweit nicht leben konnte. Die Arbeitssituation in der Wohnung von Emilios Eltern (!) stelle ich mir prekär vor, umso erstaunlicher, wie gelassen die Eltern auf das Theater in ihrem Zuhause reagierten. Diese Gelassenheit haben sie wohl auch ihrem Sohn, den ich sehr sympathisch finde, vererbt, wie der letzte Satz dieses Kapitels zeigt...
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Zinn
hier ist es schon wieder so ein wenig traumhaft und unwirklich. Ein Labor in der elterlichen Wohnung, ein Vater der von Knöpfen aus Rinderblut lebt. Sehr strange, aber trotzdem ist man irgendwie mitten drin und fühlt mit.Was Ausschwitz angeht, stimme ich zu. Das hatte ich hier als wesentlich wichtigeres Thema erwartet.
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Uran
Levis Bemerkungen über den Kundendienst fand ich sehr interessant, so habe ich diese Serviceleistung noch nie betrachtet, aber tatsächlich ist da etwas Wahres dran. Dieses Taktieren wäre auch nicht mein Ding, deshalb kann ich Levis Unbehagen bei Herrn Bonino gut nachvollziehen. Als dieser dann auch noch über Levis Buch sagt, es sei ein "wirklich schöner Roman" habe ich mich gefragt, ob er tollpatschig oder dumm ist... Seine Geschichte ist auch etwas wirr und vor allem das Ende mit dem Uran im wahrsten Sinne des Wortes phantastisch. Levis Schlussfolgerungen daraus (im letzten Abschnitt des Kapitels) kann ich nachvollziehen, allerdings weiß ich nicht, ob der von ihm Beschriebene tatsächlich zu beneiden ist
Silber
In diesem Kapitel erfährt man ein bisschen über Levis Motive, dieses Buch zu schreiben (dtv-Ausgabe S. 218), was ich sehr interessant fand. Hier schreibt er u.a. "dass ich nach Erlebnissen suchte, nach eigenen und denen anderer Leute,..." was dafür spricht, dass er tatsächlich nicht die Hauptfigur der Geschichten aus dem letzten Abschnitt ist, bei denen wir über einen Zusammenhang zu seinem Leben gerätselt haben (:wave BJ). Die Geschichte selbst, die Levi von einem alten Studienkollegen auf dem "Klassentreffen" erzählt bekommt, ist die einer chemischen Detektivarbeit, die ich ganz interessant fand. Noch mehr hätte mich allerdings interessiert, ob der Kontakt zwischen den beiden bestehen blieb. Ich glaube es allerdings nicht.
Vanadium
Für mich eines der spannendsten und interessantesten Kapitel in dem Buch!! Die Begegnung mit einer Person "von der anderen Seite" aus der Zeit in Auschwitz beschreibt Levi absolut fesselnd, all die widersprüchlichen Gefühle, die in ihm hochkommen und wie er mit dieser Situation umgeht, sind so scharf widergegeben und deshalb so gut nachvollziehbar. In diesem Kapitel ist Levi am wenigsten unnahbar, hier öffnet er sich. Wie er das Verhalten und den Menschen Müller analysiert, dies mit seinen eigenen Empfindungen abgleicht und welche Schlüsse er daraus über Müller, die Deutschen und die Menschen allgemein zieht, ist hochinteressant. (Ob Müller auch in "Ist das ein Mensch?" vorkommt? @ Clio, weißt du das noch?)
Müllers plötzlicher Tod - mein erster Gedanke war: Selbstmord? Oder war es nur Zufall (oder "Bestimmung"), dass sich beide nie mehr getroffen haben?Kohlenstoff
Das letzte Kapitel ist dem Kohlenstoff, dem Ursprung allen Lebens gewidmet - ein sehr schöner Abschluss, wie ich finde. Allerdings hätte es mir das Lesen des Buches sehr erleichtert, wenn Levis Ausführungen zu Beginn dieses Kapitels am Anfang des Buches zu finden gewesen wären, dann hätte ich nicht mit falschen Erwartungen angefangen.
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Uran
Nun ja, damit konnte ich irgendwie nicht viel anfangen. Ich war von Herrn Bonino leicht genervt und konnte nicht verstehen, warum Levi diesem aufgeblasenen Menschen trotz des seltsamen Gebarens freundlich gesinnt bleibt.
Ein Zeichen von Größe?Silber
Hier werden ein paar Verbindungen geknüpft, die ich für das weitere Verständnis durchaus wichtig fand. Milla hat das ja schon ausgeführt. Das Wiedersehen mit dem Klassenkameraden fand ich sehr interessant und irgendwie auch ungewöhnlich beschrieben. Die chemische Detektivarbeit hat mich aber wieder genauso begeistert, wie auch alle anderen chemischen Versuche und Darstellungen zuvor.
Levi lag es ungemein selbst diese Vorgänge unheimlich spannend und fesselnd zu schildern. Beneidenswert.
Allerdings hätte auch ich gerne gewußt, ob es bei diesem Treffen blieb. Ich tendiere jedoch auch zu der Vermutung, daß es bei dem einen Treffen blieb. Solche Treffen kennen wir ja alle. Man beteuert und verspricht und dann hat man keine Zeit und irgendwie ist es dann auch schon wieder zu spät....Vanadium
ZitatFür mich eines der spannendsten und interessantesten Kapitel in dem Buch!!
Interessant, daß wir das ähnlich sehen. Das Kapitel war für mich das Beste und Aussagekräftigste des ganzen Buches.
So wie ich das anhand der Anmerkungen in meinem Anhang verstanden habe, gibt es im Buch "Ist das ein Mensch" ein Kapitel, welches Drei Männer im Labor oder ähnlich heißt. In diesem wird auch auf Müller eingegangen, zumindest verstehe ich den Anhang so.
Müllers plötzlichen Tod habe auch ich zunächst als Selbstmord aufgefaßt, eventuell hat ihn aber auch der Briefwechsel mit Levi so aufgeregt, daß sein Herz nicht mehr mitspielte, das erschiene mir auch wahrscheinlich.
In dem Kapitel fand ich vorallem interessant, wie schonungslos Levi auch mit sich selbst und seinen Rachegefühlen ins Gericht ging. Wie sehr es ihn bedrückt, daß er selbst diesem Menschen, der sich ja hier und da zumindest mitleidig, wenn nicht gar großherzig zeigte, nicht verzeihen will und kann und daß er sich andererseit mit diesem Standpunkt durchaus auch im Recht sieht.
Eine beeindruckende Art über diesen Zwiespalt zu schreiben.Kohlenstoff
Das fand ich eine nette kleine Geschichte, nicht mehr und nicht weniger. Am Ende eines solchen Buches vorallem vor dem Hintergrund von Levis Selbstmord entwickelt sie jedoch eine sehr tiefgehende Bedeutung.Ich möchte auch noch lobend den Anhang erwähnen, der mir sehr beim Verständnis geholfen hat.
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Zitat
Original von Babyjane
Ich war von Herrn Bonino leicht genervt und konnte nicht verstehen, warum Levi diesem aufgeblasenen Menschen trotz des seltsamen Gebarens freundlich gesinnt bleibt.
Ein Zeichen von Größe?
Oder erzwungener Geduld... es war schließlich sein Job. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich ihm insgeheim die Nackenhaare sträubten und er sich zwingen musste, zu bleiben...ZitatOriginal von Babyjane
Müllers plötzlichen Tod habe auch ich zunächst als Selbstmord aufgefaßt, eventuell hat ihn aber auch der Briefwechsel mit Levi so aufgeregt, daß sein Herz nicht mehr mitspielte, das erschiene mir auch wahrscheinlich.
Das könnte natürlich auch sein. Ich habe mich gefragt ob
1. Levi die Antwort wusste
2. wenn ja, sie seine Meinung über Müller in irgendeiner Art verändert hatZitatOriginal von Babyjane
Am Ende eines solchen Buches vorallem vor dem Hintergrund von Levis Selbstmord entwickelt sie jedoch eine sehr tiefgehende Bedeutung.
Stimmt. Auch wenn es doch umstritten ist, ob es sich tatsächlich um einen Selbstmord handelt, Cookie und Herr Palomar haben >HIER< interessante Beiträge dazu verlinkt (falls du sie wider Erwarten noch nicht gesehen hastZitatOriginal von Babyjane
Ich möchte auch noch lobend den Anhang erwähnen, der mir sehr beim Verständnis geholfen hat.
Jaaa, aber ich plädiere immer noch für Fußnoten statt Anhänge, dieses Blättern finde ich persönlich sooo nervig!@ BJ: Danke für deine Statements, ich fand sie sehr aufschlussreich und dein Durchhaltevermögen - hätte ich das Buch alleine gelesen, hätte ich es wahrscheinlich abge- oder zumindest unterbrochen, was im Nachhinein betrachtet sehr schade gewesen wäre.