Anatolij Rybakov - Roman der Erinnerung

  • Titel: Roman der Erinnerung
    Autor: Anatolij Rybakov
    Verlag: Aufbau-Verlag
    Erschienen: 2001
    ISBN-10: 3351025246
    ISBN-13: 978-3351025243
    Preis: Gebraucht ab 5.00 EUR bei Amazon-Marketplace


    Bekannt wurde Anatolij Rybako (1911-1998) in erster Linie durch seinen Roman „Die Kinder vom Arbat“. Ein Welterfolg. Mit seinen Memoiren „Roman der Erinnerung“ schildert er auf eindrucksvolle Art und Weise sein sicher nicht unbedingt leichtes Leben.


    Geprägt durch die stalinistische Ära, durch das leichte Tauwetter unter Chrustschow und der Erstarrung unter Breshjnew, versuchte er immer wieder sein literarisches Anliegen deutlich zu machen. Und immer wieder musste er zum Teil schlimme Nackenschläge hinnehmen.


    Dieses Buch macht deutlich, mit welchen großen Schwierigkeiten die Autorinnen und Autoren in der damaligen Sowjetunion zu kämpfen hatten. Kritisches wurde genauso wie die Verfasserinnen bzw. Verfasser totgeschwiegen. Nur unter sehr großen Mühen konnten selbst nur leichtkritische Texte veröffentlicht werden.


    Rybakov erzählt sein Leben alles andere als chronologisch. Aber gerade auch die Zeitsprünge tragen sehr viel zum Verständnis dieses Buches und zum Verständnis der verschiedenen Machtepochen in der Sowjetunion bei. Das Buch ist nicht nur die schriftstellerische Aufarbeitung eines Lebens, es bietet dazu eben auch noch einen Einblick in die literarischen und politischen Verhältnisse der Sowjetunion und das aus erster Hand.


    Rybakov stellt sich nicht auf einen Sockel, wie es leider ja sehr viele Memoirenschreiber auf eher peinliche Art und Weise machen, nein, er sieht sich durchaus auch selbstkritisch, selbst dann wenn es auch mal ein wenig selbstgerecht wird. Vielleicht hätte man aber auch die damalige Zeit in der Sowjetunion selbst erleben müssen, umso manchen, vielleicht selbstgerecht anmutenden, Erzählungsschlenker zu verstehen.
    Zensur, stetige Überwachung und auch die Bedrohung des eigenen Lebens haben Rybakov fast zeitlebens begleitet. Auch unter Gorbatschov änderten sich die Verhältnisse nicht grundlegend. Erst zum Ende seines Lebens konnte sich Anatolij Rybakov wirklich frei bewegen und wirklich frei schreiben.


    Ein sehr lesenswertes Buch. Eigentlich auch ein Anlass, „Die Kinder vom Arbat“ mal wieder aus dem Bücherregal zu holen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire, danke für diese schöne Rezension!
    Wie bist Du denn über Anatolij Rybakov gestolpert?
    Durch Zufall, oder bist Du ein eingefleischter Fan?



    verwunderte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Was für ein drolliger Zufall, grad erst habe ich mir das Buch als TB bestellt. Ich warte auf die Briefträgerin.
    :lache


    Nach dieser Rezension bin ich doppelt gespannt auf die Lektüre.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Elbereth
    Voltaire, danke für diese schöne Rezension!
    Wie bist Du denn über Anatolij Rybakov gestolpert?
    Durch Zufall, oder bist Du ein eingefleischter Fan?



    verwunderte Grüße von Elbereth :wave


    Wenn ich mich recht erinnere und mein Gedächtnis keinen unbefristeten Warnstreik macht, dann habe ich das Buch "Die Kinder vom Arbat" vor etlichen Jahren mal bei der BÜCHERGILDE gekauft. Und in diesem Zusammenhang interessierte mich natürlich auch der Autor.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ah, das heißt die Biografie ist Dir zufällig in die Hände geraten und da Du den Autor kanntest, hast Du zugegriffen.. :grin



    aufgeklärte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Elbereth


    schräg von der Seite. :grin
    Ich kaufe gern Autobigraphien und Briefwechsel von SchriftstellerInnen, hab ein ganzes Regal voll davon. Je weniger bekannt und je sperrigerdie Leute, umso besser.



    Warum fasziniert es Dich so, daß hier jemand Rybakov liest?
    Das fasziniert nun wiederum mich.
    :lache



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Wenn ich mich richtig erinnere habe ich die Biografie beim Eulentreffen auf den Tisch gelegt, bei mir hat die nämlich ewig gesubbt und mich so gar nicht gereizt :grin


    Ich möchte noch ergänzen, daß ich die Biografie nicht gezielt gekauft hatte, sondern sie bei Amazon für 2 Euro erworben hatte, weil sie bei den Angebotsbüchern stand, dann stand sie zwei Jahre im Regal und dann hat sie offenbar eine Eule glücklich gemacht. :lache

  • magali, das ist quasi reines Banausentum.


    Mir sagte der Autor vor meinem kleinen Exkurs nach Wikihausen rein gar nichts und war erstaunt, dass sich jemand (mit anscheinend bedeutend weiteren Horizont als ich) gezielt eine Biografie über ihn gekauft hat.


    Daher war ich neugierig, woher das Interesse und vor allem das Wissen über ihn stammt.
    Und als Du dann eben ein genausogroßes Interesse gepostet hast, war ich baff


    Du siehst, es verbirgt sich quasi nix hinter MEINEM Interesse :grin



    immer noch baffe Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Elbereth


    ich habe ja die Theorie, daß es sich in soöchen Fälen um magnetische Strömungen handelt. Oder elektrische. Oder etwas in der Art.
    Niemand spricht über eine bestimmte Sache, nirgends, und plötzlich tauchen drei Leute fast gleichzeitig damit auf. Alles staunt.
    Und ich sage 'Strömungen'.
    :lache


    Das war eben wieder eine.
    Während des letzten Eulentreffens war sie noch nicht aktiv, deswegen fiel das Buch niemandem auf. :grin


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus