Schreibwettbewerb März 2009 - Kommentare

  • In diesem Thread könnt Ihr in der Zeit vom 25. - 28.03.2009 Eure Kommentare und Meinungen zu den Beiträgen des Schreibwettbewerbs März 2009 schreiben.


    Hier geht es noch einmal zu den Beiträgen des Schreibwettbewerbs: klick


    Die Punkte und Autoren werden dann am 29.03.2009 bekannt gegeben!

  • Guter Hoffnung


    Der Zyniker, der die romantische Ader in sich entdeckt und am Ende mit den eigenen Waffen geschlagen wird, dieser Plot ist zwar nicht ganz neu aber hier sehr gut umgesetzt. Im Fazit eine der wenigen guten Storys in diesem Monat, wenn mich auch die Pointe etwas enttäuscht hat. „Ich liebe Monique“ hätte mir weit besser gefallen ;-)



    Die Schildkröte


    Ich weiß nicht, ob der/die Autor/in sich an den Erfolg von „Dürre Zeiten“ anlehnen wollte und darum eine fernöstliche Kulisse auswählte. Ganz an den Febraurerfolg kommt diese Geschichte für mich zwar nicht heran, dennoch hat sie mich trotz einer etwas im Kitschigen angesiedelten Attitüde überzeugt. Einfach mal ein schön erzähltes Märchen.



    Regen


    Genau diese Szene habe ich selbst erlebt aber ich fürchte nur deshalb kann ich diesem Gedicht etwas abgewinnen. Denn wenn ich meine nostalgischen Gedanken abschalte ist das Gedicht doch etwas platt. Im Fazit liegt es aber ein wenig im Plus.



    An einem ganz normalen Sommertag


    Wenn ich Voltaire hieße, würde ich jetzt von Betroffenheitssoße oder Betroffenheitsleim reden. Aber ich versuche es anders: Ich mag Geschichten nicht, wo das Böse triumphiert. Lieber hab ich dann doch das Happyend. Am liebsten aber sind mir Geschichten, wo man sich fragt, was ist Gut und was ist Schlecht. Was bin ich selbst? In dieser Geschichte hingegen waren die Rollen zu klar verteilt. Außerdem einige sprachliche Mängel. Insbesondere stört mich das unmotivierte Plusquamperfekt: „Das war schon ganz nett gewesen ...“ Aber im Fazit: Hopfen und Malz würde ich höchstens als ungeschickt dosiert, nicht jedoch als verloren betrachten.



    Ihre Schuld


    Für mich das erste Ärgernis, worüber ich auch nicht wirklich einen weiteren Gedanken verschwenden will.



    Fortuna


    Von Anfang bis zum Ende eine vorhersagbare, uninspirierte, wenig anrührende Kurzgeschichte, die jeglichen Esprit, sprachlichen Witz, jedes Überraschungsmoment vermissen lässt. Aber es zeugt schon ein wenig von Unverfrorenheit, bei dem Thema „Glück“ eine Geschichte um ein Rennpferd mit dem originellen Namen „Fortuna“ zu spinnen.



    Glück im Spiel?


    Hier setzt sich das fort was im Sommertag angefangen wurde. Dazu ein paar hässliche Klischees aus der Hartz IV-Ecke. Nee das ist wirklich nicht mein Ding.


    All In


    Zuerst hieß er Günther, am Ende Wolfgang. Hauptsache die unbekannte überlegene Intelligenz weiß auch, was sie sich da eingefangen hat. Hoffentlich keinen Virus.


    Dankbarkeit


    Diese Geschichte kommt mir doch ein wenig zu gutmenschlerisch daher. Ich kann mich nicht wirklich so uneingeschränkt über die 4275 Euro für die Obdachlosen freuen. Leider wartet am Ende auch keine Pointe, sondern nur dicker Dankbarkeitskleister auf den durchhaltenden Leser (Danke Voltaire, dass ich deine Metapher verwerten durfte).



    Glückskäfer


    Die Beurteilung dieser Geschichte überlasse ich dann doch lieber der weiblichen Zunft. Liegt einfach zu fernab meiner Gedankenwelt.



    Zähne und Klauen


    Etwas Selbstironie tut uns allen gut. Auch dieser Geschichte. Ein nettes Stück Prosa. Aber die Gefühle von personifizierten von Geschichten interessieren mich eigentlich nicht besonders.



    Scheidung


    Sprachlich auf sehr gutem, Niveau kann mich dieser „American Psycho“ dennoch nicht vom Hocker reißen. Ich weiß nicht, irgendetwas Subtiles fehlt da noch und am Ende wird die Pointe vermasselt durch einen Satz wie „Er starb noch am Unfallort“

  • Wegen Zeitmangel nur ein kurzer Comment:


    Interessant, was zu diesem Thema so alles geschrieben wurde, obwohl ich sagen muss, dass mich kaum etwas davon so richtig begeistert hat.
    Merkwürdigerweise dominiert durchweg die Pointe "Glück im Unglück" oder zumindest wird über das Glück zu Lasten anderer geschrieben.
    Nirgendwo ist mir wirkliches himmelhochjauchzendes oder die Seele beflügelndes Glück, vor Augen geführt worden. Vielleicht, weil sich dazu weniger plakativ schreiben lässt?


    Jedenfalls konnte ich "Scheidung" rein stilistisch und vom Unterhaltungswert das Meiste abgewinnen.


    Über "Zähne und Klauen" musste ich schmunzeln. Etwas kürzer und prägnanter wäre die Story noch besser rüber gekommen.


    "Ihre Schuld" fand ich vom sparsamen Inhalt her überzeugend, wenn auch das Thema und der Erzähler sehr negative Assoziationen wachrufen.


    "Glückskäfer" und "Fortuna" waren mir dagegen zu banal.


    Zu guter Letzt gab es für "Regen" eine Punkt, weil ich ein Faible für Gedichte habe und saubere Reime wertschätze.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Auch von mir mal ein paar ungeordnete Kommentare zu einzelnen Geschichten. Warum hält sich dieses Mal eigentlich die sprichwörtliche Kommentarwut der Eulen so vornehm zurück? ;-)


    Zähne und Klauen
    Eine Geschichte, die ich sehr mochte, obwohl ich sonst nicht so der Liebhaber derartiger Allegorien bin. Diese hier war einfach gut geschrieben und sehr, sehr unterhaltsam.


    Dankbarkeit
    Auch mir war hier ein Hauch zuviel Betroffenheitsdramatik. Der Text an sich war recht flüssig, thematisch wurde hier ein wenig die Mücke zum Elefanten befördert.


    Die Schildkröte
    Ein bisschen zu sehr fernöstliches Märchen, in dem mir die Botschaft ein wenig zu einfach war - oder vielmehr der glückliche Umstand, der als ihr Auslöser dargestellt wird. Es hätte mir mehr gefallen, wenn der Glücksbringer auf subtilerem Wege Glück gebracht hätte, weil es auch der eher spirituellen denn pragmatischen fernöstlichen Mythologie Rechnung getragen hätte. Technisch aber wirklich nicht schlecht.


    Guter Hoffnung
    Das MUSS einfach eine Tom-Geschichte sein. Hat etwas von seiner süffisanten Alltäglichkeit und ein paar treffende bildliche Vergleiche. Sehr, sehr professionell verfasst und - für mich - absolut unterhaltsam.


    All In
    Originell, aber etwas bemüht. Protagonist wechselt die Namen(?). Passend steril für eine SF-Story, hält aber den Leser dadurch genauso auf Distanz.


    Fortuna
    Auch nicht so mein Ding. Banale ChickLit nach tausendfach durchgenudelter Formel. Handwerklich ohne grobe Fehler, aber erzählerisch nicht viel dichter als ein Leserbrief in der "Brigitte". Bestätigt eigentlich alle Vorurteile über das Genre. ;-)


    Regen
    Schon zum zum zweiten Mal in diesem Jahr ein Gedicht, das mir ganz gut gefällt, obwohl ich Gedichte in Schreibwettbewerben eigentlich nicht mag. Das ist dann schon wieder clever. ;-)

    Der Macintosh ist katholisch: das Wesen der Offenbarung wird in einfachen Formeln und prachtvollen Ikonen abgehandelt.
    Jeder hat das Recht auf Erlösung.
    (Umberto Eco)

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  • Also gut:


    Die Schildkröte


    Etwas kitschig anmutende Geschichte, gekonnt erzählt und das will was heissen, denn immerhin entführt uns hier der Erzähler in fremde Welten. Zu Anfang haben mich die seltsamen Namen verwirrt. Dann rollt die possierliche Story. Ich kann an ihr nichts wirklich Schlechtes finden, ausser einem vorhersehbarem Ende. Nicht schlecht!



    Regen


    Löst bei mir nix aus


    An einem ganz normalen Sommertag


    Eigentlich ein schönes Ende, weil böse, aber die Geschichte ist mies erzählt, der Autor betreibt einen riesigen Aufwand, am Ende kommen nur Nichtigkeiten dabei heraus. Die Figurenzeichenung bleibt platt und trivial. Den Satz mit den Wagenrändern habe ich nicht verstanden. Sprachlich schwach.


    Ihre Schuld


    Das ist so locker runter geplappert. Kann man machen. Mich erreicht die Geschichte überhaupt nicht. Nach vier Sätzen ist deutlich wie die Geschehnisse enden werden. Es muss ja auf das Glück hinauslaufen. Die grösste Stärke an dem Text ist die Kürze und selbst da gäbe es Straffungsmöglichkeiten. Ich finde nicht einen interessanten Satz.


    Fortuna


    Völlig unglaubwürdig, seicht und langweilig geschrieben. Zu banal.


    Glück im Spiel


    Finde ich eine völlig unglaubwürdige Geschichte, schlecht erzählt. Die Figurenzeichnung ist völlig daneben. Sprachlich etwas besser als die Sommertagsgeschichte. Immerhin.


    All in


    Habe ich überhaupt nicht verstanden.


    Dankbarkeit


    Ein klebriges Ende, dass einen netten Aufbau zerstört. Dazwischen passiert kaum lesenswertes.


    Glückskäfer


    Die Hälfte der Geschichte habe ich gerne gelesen. Ein flottes, sehr frauliches Lesevergnügen. Leider bricht die Geschichte dann ein, weil zu schnell klar ist, wie sie endet. Kein Volltreffer, aber sprachlich beachtenswert. Schade, da wäre mehr drin gewesen !


    Zähne und Klauen


    Eine gute Idee. Bei der Umsetzung mangelt es an Witz, Schärfe und Ironie. Nach wenigen Zeilen schnarcht man als Leser ein. Der Schluss auch hier verbaselt. Langweilig.


    Scheidung


    Gut erzählt. Sprachlich in Ordnung. Nach den ersten zwei Abschnitten dachte ich: Das wird was. Dann konnte mich die Story doch nicht mehr so richtig begeistern. Sie endet zu flach. Die letzten zwei Sätze sind lieblos gesetzt, miserable Pointe. Alles andere müsste aber in die Punkteränge führen.


    richtig überzeugt hat mich diesen Monat kein Text. Auf ein Neues!


    Luc

  • Als Autor von "Scheidung" nur eine kurze Anmerkung, speziell Arter und Luc haben es ja sofort gemerkt:


    Da es mein erster Versuch für den Schreibwettbewerb war, bin ich etwas übers Ziel hinausgeschossen und lag am Ende bei knapp 1300 Worten, ohne dass ich es großartig beim Schreiben bemerkt hätte. Eine Verknappung war wirklich schwierig, da die Geschichte noch sehr viel mehr Elemente hatte und von den Details her auch darauf ausgelegt war.


    Wer jetzt nachzählt, wird auf EXAKT 500 Worte kommen - am Ende hatte ich für die letzten beiden Sätze nur noch 14 Worte übrig und war mir bewusst, dass die Geschichte fürchterlich unrund und fußlahm daherkommt. Daher hier noch mal meine Entschuldigung für das überhastete Ende; ich verspreche Besserung. ;-)

    Der Macintosh ist katholisch: das Wesen der Offenbarung wird in einfachen Formeln und prachtvollen Ikonen abgehandelt.
    Jeder hat das Recht auf Erlösung.
    (Umberto Eco)

  • Zitat

    Original von Bildersturm
    Als Autor von "Scheidung" nur eine kurze Anmerkung, speziell Arter und Luc haben es ja sofort gemerkt:


    Da es mein erster Versuch für den Schreibwettbewerb war, bin ich etwas übers Ziel hinausgeschossen und lag am Ende bei knapp 1300 Worten, ohne dass ich es großartig beim Schreiben bemerkt hätte. Eine Verknappung war wirklich schwierig, da die Geschichte noch sehr viel mehr Elemente hatte und von den Details her auch darauf ausgelegt war.


    Wer jetzt nachzählt, wird auf EXAKT 500 Worte kommen - am Ende hatte ich für die letzten beiden Sätze nur noch 14 Worte übrig und war mir bewusst, dass die Geschichte fürchterlich unrund und fußlahm daherkommt. Daher hier noch mal meine Entschuldigung für das überhastete Ende; ich verspreche Besserung. ;-)


    Es ist sehr schwierig mit 500 Worten eine vernünftige Geschichte zu erzählen. Du hast das toll gelöst. Deine Sprache hat Energie, die einen mitreißt. Bravo! Bei diesen Kurzgeschichten kann man enorm dazu lernen, auch für längere Texte. Ich hoffe du bleibst dem Schreibwettbewerb erhalten. Salut!

  • Danke für das Lob. ;-)


    Du hast recht, an das 500-Worte-Limit muss man ganz anders herangehen. Ich habe einiges dazugelernt und freue mich auf den April: Neues Spiel, neues Glück.


    Bis dahin also,


    liebe Grüße,


    Bildersturm

    Der Macintosh ist katholisch: das Wesen der Offenbarung wird in einfachen Formeln und prachtvollen Ikonen abgehandelt.
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    (Umberto Eco)