Jay Asher - Tote Mädchen lügen nicht (ab ca. 13 J.)

  • Naja, wohl kaum, immerhin war das Buch inzwischen schon mehrmals auf der Spiegel-Bestseller-Liste vertreten. :-)


    Ich habe mir das Buch gestern gekauft und werde wohl heute abend damit beginnen. Ich freue mich schon wie ein Schnitzel! ;-)

  • Ich habe diesen Jugendroman heute nachmittag beendet, ich habe das US-Original gelesen.
    Es hat mich weder gefesselt noch überzeugt.
    Zum einen lag es an der Konstruktion. Die Entscheidung des Autors, jedes Tonband von Hannah beim Hören direkt von Clay kommentieren zu lassen, zum Teil Satz für Satz, hat für mich jeden Spanungsaufbau zerstört. Es war, als ob zwei Personen gleichzeitig auf mich einredeten.
    Die Sprache des Autors ist eher schlicht, er verwendet viele kurze Sätze, um eine atemberaubende Atmosphäre zu erzuegen, hat das in meinen Augen aber nicht erreicht. Herausgekommen ist eher ein atemloses Geschwallere.


    Zum anderen: Figuren und Inhalt


    Das Ganze steht und fällt mit Hannah. Vor allem fällt es. Ich fand die Zeichnung dieses Mädchens nicht überzeugend. Sie ist ein verwirrter Teenager in einer Streß-Situation, sie wird gemobbt. Ihre Reaktionen haben aber mich verwirrt und zwar von Anfang bis zum Ende.
    z.B. fehlte mir ein Hinweis auf den Zeitraum, in dem sich das alles abspielen soll. Ich hatte den Eindruck, daß es ein beträchtlich langer war. Das wiederum führte zu dem Eindruck von Hannah als einer Person, die Zeit und Ewigkeit über dem ihr angetanenen Unrecht brütet. Sie wirkt rachsüchtig und kleinlich.
    Zugleich - und das kam bei den bisherigen Äußerungen zu diesem Buch hier nicht nur Sprache - versagt sie in Krisensituationen exakt so, wie sie es anderen in Bezug auf ihre Person vorwirft. Sie wirkte auf mich sehr selbstbezogen.


    Der Autor hat die ganze Geschihte in einem strikt geschlossenen Mikrokosmos des Teenager-Daseins angesiedelt. Es gilt nur die Meinung der Gleichaltrigen, die Schule ist der einzige Lebensraum. Ich fand das wenig realitätsnah. Als Vergleich ist mir Sittenfelds, Eine Klasse für sich, eingefallen, auch ein Teenager-Mikrokosmos. Aber: Sittenfelds Geschichte spielt in einem Internat. Hannahs jedoch in einer Schule in einer Stadt.


    Es werden einige Probleme angerissen, vor allem die extreme Sexualisierung des Teenager-Alltags. Das ist aber alles in hohem Maße auf die Einzelpersonen beschränkt. Worunter die eine leidet, funktioniert für die andere. Grundsätzlich wird hier gar nichts infrage gestellt, es läuft auf ein 'Seid netter zueinander, aber laßt trotzdem alles beim Alten' hinaus.


    Nicht infrage gestellt wird z.B. Hannahs doch kindlich zu nennendes Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen. Ihr Wunsch, von einem Ritter auf dem weißen Pferd gerettet zu werden. Weit wichtiger für einen Teeanger-Roman wäre es gewesen, klarzumachen, daß man nicht nur auf Hilfe warten kann, sondern selbst etwas unternehmen muß. Nicht nur als Teenager. Das gehört zu den Erfahrungen, die jede und jeder im Leben macht. Manchmal wird einer geholfen, manchmal nicht, den Weg muß jede alleine gehen.
    Der Autor läßt seiner Figur keine Chance. Sie entscheidet sich stracks für ihr eigenes Ende.


    An diesem Punkt angekommen, fand ich die ganze Geschichte nicht mehr stimmig: wieso findet Hannah auf dreizehn Tonbänder die richtigen Worte,noch dazu jede Menge davon, um zu beschreiben, was ihr alles geschah, nicht aber dann, wenn es darum ginge, Hilfe zu finden oder sich zur Wehr zu setzen?


    Hannahs Freitod wurde für mich nur zu einem unwiderstehlich emotionalen Aufhänger für eine recht wackelige Geschichte. Der Autor macht Hannah zum Opfer. Er will, daß sie es auch bleiben.


    Woher wissen wir eigentlich, daß Hannah nicht lügt? Weil der Autor es behauptet und es von seinem äußerst sympathisch gezeichneten Helden Clay belegen läßt. Clay muß man einfach lieben. Das ist ein erlaubter, aber trotzdem unfairer erzählerischer Trick. Richtig mies wird es dann, als Hannah zu Wort kommt, Clay zu bewerten. Das ergibt einen netten kleinen Zirkelschluß, der nur dazu dient, die eigentlich wirre Story des Autors abzusegnen.


    Die Hinweise, die der Autor in puncto Freitod-Absichten Jugendlicher und wie man sie erkennen kann, einstreut, sind mehr als hilflos. Das Wechseln der Frisur und das Verschenken liebgewordener Gegenstände können eine Vielzahl von Gründen haben, die meisten davon eher dem Leben zugeneigte.
    Was mich wunderte, ist, daß keinem Erwachsenen die schlechter werdenden schulischen Leistungen auffielen.
    Das durfte eben nicht geschehen, im Sinne des Autors, weil sonst der Mikrokosmos aufgebrochen wäre. Ihm fallen grad mal Hannahs Eltern ein, sie reagieren mit Sanktionen wie Ausgeh-Verbot. Prompt widersetzt sich unsser armes Opfer und die Spirale dreht sich weiter ins Abwärts.


    Das Ganze ist ein höchst künstliches Konstrukt.


    'Thirteen Reasons Why' lautet der Original-Titel. 13 Gründe, 13 'Schuldige'. Ich habe die Personen zusammengezählt und kam auf 12 plus Hannah. ?
    Ist also ihr eigenes Versagen in zwei schrecklichen Situationen auch ein Grund für ihren Freitod?
    Oder habe ich einfach einen übersehen? Ich gebe zu, daß die Namen und Personen bald verschwammen und ich wenig Lust verspürte, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.


    Für mich ist nämlich nur einer an diesem Schlamassel schuld, das hier in Form eines Betroffenheits-Jugendromans präsentiert wird: der Autor.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich habe das Buch heute fertiggelesen und es hat mich jetzt nicht unbedingt vom Hocker gerissen.
    Die Erzählart hat mir zwar gut gefallen aber der Inhalt/die Geschichte konnte mich persönlich nicht überzeugen.
    Von mir gibts 7 Punkte.

  • Jay Asher „Tote Mädchen lügen nicht“ OT „Thirteen Reasons Why“ Jugendbuch ab 12 Jahren (bei uns in der Bücherei steht es unter Thriller, was ich nicht unbedingt unterstreichen würde)




    Inhalt: (von Amazon)


    Die Stimme der Toten, ein Ruf nach Leben
    Als Clay Jensen aus der Schule nach Hause kommt, findet er ein Päckchen mit 13 Kassetten vor. Er legt die erste in einen alten Kassettenrekorder, drückt auf "Play" - und hört die Stimme von Hannah Baker. Hannah, seine ehemalige Mitschülerin. Hannah, für die er heimlich schwärmte. Hannah, die sich vor zwei Wochen umgebracht hat. Mit ihrer Stimme im Ohr wandert Clay durch die Nacht, und was er hört, lässt ihm den Atem stocken. Dreizehn Gründe sind es, die zu ihrem Selbstmord geführt haben, dreizehn Personen, die daran ihren Anteil haben. Clay ist einer davon ...Ein Roman, der unter die Haut geht.


    Meine Meinung:


    Das Buch fängt damit an, daß ein „Sir“ ein Paket auf die Post bringt, danach in die Schule geht, in ein Klassenzimmer schaut und dem Leser verrät, daß der Lehrer als letztes diese Paket bekommen wird.


    Hannah Baker hat Selbstmord begangen, jedoch nicht ohne eine Erklärung. Hannah hat 7 Kassetten mit 13 Geschichten für 13 Personen besprochen, die in ihrem Leben etwas getan haben, was Sie mit dazu gebracht hat die einzige Lösung im Selbstmord zu sehen. Im großen und ganzen (bis auf 3 oder 4 Ereignisse) sind die Dinge, die die Personen gemacht haben ehr harmlos, jedoch wird durch Hannah eine Kettenreaktion aufgezeigt. Mich hat es zum Nachdenken gebracht, wie eine harmlose Kleinigkeit aus meiner Sicht so eine große Wirkung für einen einzelnen Menschen haben kann.


    Das Buch ist sehr gut und flüssig geschrieben. Hannahs Text ist kursiv, die Gedanken und Tätigkeiten von Clay normal gedruckt. Zwischen den Abschnitten tauchen die allbekannten „Play“ „Pause“ und „Stop“ Zeichen auf, je nachdem welche Taste Clay gerade benutzt hat. Ich finde dies lockert die Atmosphäre etwas auf.


    Ich war von der ersten bis zur letzten Seite total gefesselt und habe mit Clay mitgefiebert, ob er nun als nächstes dran kommt, oder noch etwas leiden muß.
    Das Ende ist sehr schlüssig. Das Buch kann ich mit ruhigem Gewissen Jugendlichen bei uns empfehlen, auch solchen, die nicht unbedingt etwas mit „Problembüchern“ anfangen können.


    Ich gebe dem Buch sehr gute 8 Punkte, da ich wahrscheinlich doch etwas aus der Zielgruppe herausrage.



    Edit: ISBN ergänzt

  • Zitat

    Original von Nikana
    Weil es so im Klappentext steht. Da hat jemand vom Verlag bei der Zusammenfassung nicht aufgepasst.


    Das weiß ich, aber deshalb muss man es doch nicht so in seine eigene Rezension übernehmen. :-)

  • Zitat

    Original von Nikana


    Das hat auch keiner gemacht. An den Stellen, an denen Du in diesem Thread etwas von "13 Kassetten" lesen kannst, wurde der Klappentext zitiert.


    Ich habe jetzt alle Rezis gelesen und kann mich Nikana nur anschließen. Sobald von 13 Kassetten die Rede ist, ist es ein Zitat vom Klappentext.


    Mich hat es am Anfang auch etwas verwirrt, da ich auch von 13 Kassetten ausging und dann irgendwann doch nur 7 Kassetten erwähnt wurden. Auch Verlage machen Fehler :lache


    Lieben Gruß


    Beatrice

  • Zitat

    Original von magali
    Zum einen lag es an der Konstruktion. Die Entscheidung des Autors, jedes Tonband von Hannah beim Hören direkt von Clay kommentieren zu lassen, zum Teil Satz für Satz, hat für mich jeden Spanungsaufbau zerstört. Es war, als ob zwei Personen gleichzeitig auf mich einredeten.


    Aus genau diesem Grund habe ich das Buch vorübergehend wieder weggelegt, mich stört dieser Erzähltstil. Mir wäre es wesentlich lieber, wenn Clay Hannah erstmal ausreden lassen würde, um dann seine Gedanken einzubringen. Aber dieses ständige Reingequatsche nervt total. :-(


    Ich werde das Buch allerdings nicht ganz aufgeben, sondern erstmal liegen lassen, bis ich wieder Lust darauf habe.

  • Zitat

    Original von Delphin
    Wahrscheinlich wissen die Praktikanten, die heute die Klappentexte schreiben, gar nicht mehr, dass es früher (also vor CD und mp3) Kassetten gab, die man umdrehen konnte. :wow


    so ein ähnliches erlebnis hatte ich die tage bei uns in der bücherei, als ein jugendlicher ein hörbuch ausleihen wollte und ich ihm mehrfach erklären "mußte" das es eine mc und keine cd ist. :grin

  • Zitat

    Original von Nikana


    Aus genau diesem Grund habe ich das Buch vorübergehend wieder weggelegt, mich stört dieser Erzähltstil. Mir wäre es wesentlich lieber, wenn Clay Hannah erstmal ausreden lassen würde, um dann seine Gedanken einzubringen. Aber dieses ständige Reingequatsche nervt total. :-(


    Ich werde das Buch allerdings nicht ganz aufgeben, sondern erstmal liegen lassen, bis ich wieder Lust darauf habe.


    am anfang war es für mich auch sehr schwierig, jedoch habe ich mich mit der zeit daran gewöhnt. ab und an mußte ich trotzdem einen abschnitt zweimal lesen, daß ich verstand, wer jetzt was gesagt/gedacht hatte.

  • Zitat

    Original von Nikana
    Das hat auch keiner gemacht. An den Stellen, an denen Du in diesem Thread etwas von "13 Kassetten" lesen kannst, wurde der Klappentext zitiert.


    :gruebel


    Zitat

    Original von endorfinchen
    Clay findet als er von der Schule nach Hause kommt, vor seiner Haustüre ein Päckchen mit 13 Kassetten


    Zitat

    Original von magali
    wieso findet Hannah auf dreizehn Tonbänder die richtigen Worte,noch dazu jede Menge davon, um zu beschreiben, was ihr alles geschah, nicht aber dann, wenn es darum ginge, Hilfe zu finden oder sich zur Wehr zu setzen?


    Kann natürlich auch sein, dass ich das Gelesene falsch verstehe. Entschuldigt. :-)

  • Zitat

    Original von Tam


    Zitat

    Original von kamikazebaer
    Inhalt: (von Amazon)


    Die Stimme der Toten, ein Ruf nach Leben
    Als Clay Jensen aus der Schule nach Hause kommt, findet er ein Päckchen mit 13 Kassetten vor.


    Ich denke hier wurde der Inhalt anhand des Klappentextes wiedergegeben.


    Zitat

    Original von magali
    wieso findet Hannah auf dreizehn Tonbänder die richtigen Worte,noch dazu jede Menge davon, um zu beschreiben, was ihr alles geschah, nicht aber dann, wenn es darum ginge, Hilfe zu finden oder sich zur Wehr zu setzen?


    Zitat

    Original von Tam
    Kann natürlich auch sein, dass ich das Gelesene falsch verstehe. Entschuldigt. :-)


    Hier könnten die 13 Geschichten als Tonbänder gleichgesetzt worden sein.



    Diese "Fehler" machen doch das Buch/die Rezi nicht besser oder schlechter. ;-)

  • Zitat

    Original von kamikazebaer
    Diese "Fehler" machen doch das Buch/die Rezi nicht besser oder schlechter. ;-)


    Das behaupte ich ja gar nicht. :-) Wie gesagt, hatte es mich nur gewundert, warum von 13 Kassetten die Rede ist und man im Buch nur von 7 Kassetten liest.


    Es ist auch jetzt gar nicht meine Absicht eine rießengroße Debattierrunde zu eröffnen. Meine Frage ist beantwortet. ;-)

  • Im englischen Klappentext heißt es 'several cassette tapes'. Ganz schlicht. Cleverer Texter. :grin


    zu meinem Text:
    Ich rücke das 'n' raus. Es muß 'TonbänderN' heißen. Ich weiß es wohl, aber offenbar meine Finger nicht. Dito fehlende Leertaste nach 'Worte' :lache


    zur Zählung: ich habe die Bandseiten einzeln gezählt. Dreizehn Bänder ist nicht ganz korrekt, sieben Bänder, 14 'Seiten', dreizehn sind voll bespielt. Bandseite gleich Band (so, wie ich es etwas unpräzise ausgedrückt habe)
    Im englischsprachigen Text sind die Kapitel immer nach dem Band benannt, das gerade an der Reihe ist, also: Casette 1: Side A, Cassette 2: Side B Cassette 2. Side A, Cassette 2: Side B usw.


    Casette 7: Side B enthält den Schlußsatz.
    De facto 14 'Bänder', i.e. 14 Bandseiten. Jede Bandseite eine Geschichte.



    Und nein, das ist sicher nicht das Problem dieses Buchs.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • ohja...........wunderschönes Buch!! ...Ich konnte es auch nicht aus der Hand legen. Wirklich eines der schönsten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe ( und das waren einige ;-) ). Ich habe richtig mitgefiebert und zum Schluss habe ich bloß immer wieder gedacht:



    Lg,


    :wave

  • Zitat

    Original von magali


    Im englischsprachigen Text sind die Kapitel immer nach dem Band benannt, das gerade an der Reihe ist, also: Casette 1: Side A, Cassette 2: Side B Cassette 2. Side A, Cassette 2: Side B usw.
    :wave


    magali


    im deutschen sind die kapitel auch nach den bändern benannt.


    lieben gruß


    Beatrice

  • Meine Rezension: :grin (endlich!)
    Ehrlich gesagt hatte ich mir von dem Bestseller "Tote Mädchen lügen nicht" ein bisschen mehr erhofft. Nachdem ich zahlreiche positive Rezensionen über das Buch gelesen habe, konnte ich es gar nicht erwarten es endlich selbst zu lesen. Das Fazit sieht man einmal wieder an der Anzahl der Tage, wie lange ich gebraucht habe, die Geschichte zu Ende zu lesen. Es waren genau fünf Tage. Dies bedeutet, dass mich das Buch nicht wirklich gefesselt und motiviert hat weiterzulesen.


    Zwar war die Geschichte an sich eine gute Idee und auch spannend, doch war diese Spannung vielmehr eine Hoffnung, dass Hannah doch noch irgendwo einen "vernünftigen" Grund hatte, sich umzubringen. Meiner Meinung nach waren Hannah's Beweggründe eine Spur zu belanglos, was ich auf ein ziemlich geringes Selbstbewusstsein der Protagonistin zurückführe. Andererseits kann es natürlich auch sein, dass ich persönlich einfach mehr Defensive gewohnt bin und mich nicht ausreichend in Hannah's Situation hineinversetzen konnte. Ein wenig gestört hat auch der Schreibstil Asher's. Die Vermischung der Tonbandaufnahmen mit Clay's Gedanken war zuweilen anstrengend, da Clay's Gedanken nicht immer mit den Tonbandaufnahmen im Zusammenhang standen.


    Letztendlich bereue ich es nicht, dass Buch gelesen zu haben, aber den Atem nahm es mir dennoch nicht.