Im Winter der Löwen - Jan Costin Wagner

  • Im Winter der Löwen
    Jan Costin Wagner
    ISBN:9783821807584
    Eichborn Verlag
    288 Seiten, 17,95 Euro


    Über den Autor: Jan Costin Wagner wurde 1972 geboren. Er lebt als freier Schriftsteller in der Nähe von Frankfurt und in Finnland, seiner zweiten Heimat. Wagners Romane wurden vielfach ausgezeichnet und in 14 Sprachen übersetzt. Mit der Figur des jungen finnischen Polizisten Kimmo Joentaa schrieb er sich in die Herzen von Lesern wie Kritikern. Für sein Debüt „Nachtfahrt“ erhielt Wagner den Marlowe-Preis für den besten literarischen Thriller; sein zweiter Roman „Eismond“ wurde 2008 für den Los Angeles Times Book Prize nominiert. „Das Schweigen“ erhielt 2008 den Deutschen Krimipreis und wird momentan fürs Kino verfilmt.


    Handlung: Es ist kurz vor Weihnachten und Kimmo Joentaa plant das Fest wieder einmal allein zu verbringen, wie immer seit dem Krebstod seiner Frau. Als eine Prostituierte mit den Worten: “Ich bin vergewaltigt worden und möchte das zur Anzeige bringen, du Idiot“ auftaucht, ahnt er noch nicht, dass sie sein Leben genauso verändern wird, wie die Dinge, die in den nächsten Stunden passieren. Ein Gerichtsmediziner aus Kimmos Team wird ermordet aufgefunden und auch ein Puppenmacher, der sich mit den Abbildungen von Leichen beschäftigt, findet einen unnatürlichen Tod. Beiden gemeinsam ist der Auftritt in einer der berühmtesten Talkshows des Landes bei Kai-Petteri Hämäläinen. Als dann auch noch der prominente Talkmaster nur knapp einem Mordanschlag entgeht, scheint klar, dass der Täter ein Motiv haben muss, dass alle drei Männer betrifft…


    Meine Meinung: Eine Prostituierte, die, ohne ihren Namen zu nennen eine Anzeige erstatten will und sich kurz darauf bei dem Kommissar zu Hause einquartiert, ohne etwas von sich zu verraten, ist neben den beiden Morden ein ungewöhnlicher Beginn für einen Krimi. Ungewöhnlich auch, weil man von einem Kommissar nicht erwartet, dass er eine ihm völlig unbekannte Frau so einfach in sein Leben lässt. Und doch – man nimmt es ihm ab, denn Jan Costin Wagner beschreibt die Einsamkeit und die Sehnsucht nach Nähe mit solch einem feinen Gespür für Stimmungen, dass die Reaktionen des Kommissars fast selbstverständlich erscheinen.
    Ein klassischer Plot an dessen Beginn, die Taten stehen, die es nun gilt, aufzuklären – man kennt diese Handlungsabfolgen aus vielen Krimis und es liegt am Autor, wie gespannt man die Geschichte verfolgt.


    Wagner hat einen ungewöhnlich dichten und spannenden Erzählstil, bei dem man immer auch einen Hauch Melancholie spürt, so wie man es schon von anderen nordischen Krimis kennt und auch fast ein bisschen erwartet. Trotzdem verfällt er nicht dem „Mankell-Syndrom“, das den Leser selbst in düstere Stimmung fallen lässt, sondern er schafft Bilder von starker Intensität, gibt Einblicke in die Psyche von Täter und Ermittler und fesselt damit ans Buch.


    Mein Fazit: Ein Krimi, der im Winter spielt und dessen Lesegenuss mit einer Tasse heißen Tee und einer warmen Decke nur noch dadurch gesteigert werden kann, dass draußen langsam ein paar Schneeflocken gegen das Fenster wehen…

  • Also dies ist ja der dritte Teil.


    Die beiden ersten "Eismond" und "Das Schweigen" habe ich gelesen.
    Ich finde es schon ganz sinnvoll, die Bücher auch in dieser Reihenfolge zu lesen, da Kommissar Joentaa doch eine sehr einschneidende Vorgeschichte hat und man das alles dann einfach besser nachvollziehen kann.


    "Im Winter des Löwen" habe ich schon auf meinem SUB :-).

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Danke für die Einschätzungen :-)


    Ich glaube, ich werde mir demnächst mal den ersten Teil zulegen und schauen, ob das was für mich ist. Der zweite Teile erscheint jetzt auch als Taschenbuch, hab ich gesehen.

  • Klappentext:
    In einem kalten finnischen Winter werden ein Gerichtsmediziner und ein Puppenbauer innerhalb weniger Stunden erstochen aufgefunden. Kurz darauf entgeht der bekannteste Talkmoderator des Landes, Kai-Petteri Hämäläinen, nur knapp einem Mordanschlag. Die Ermittler um Kommissar Kimmo Joentaa stoßen auf eine rätselhafte Verbindung - beide Mordopfer waren wenige Wochen vor ihrem Tod zu Gast in Hämäläines TV-Show...


    Dieses Buch war der dritte "Kimmo-Joentaa", den ich gelesen habe nach "Licht in einem dunklen Haus" und "Das Schweigen".
    Und es hat mich regelrecht umgehauen. Ich fand es weit besser als die anderen beiden und die tiefgründigen Blicke in die Seelen der Personen, die der Autor gibt, lassen die Handlung regelrecht lebendig werden.


    Kimmo Joentaa, dessen Frau Sanna gestorben ist, hat ein ganz eigenes Seelenleben und läßt zu, dass eine Prostituierte in sein Haus zieht, von der er nicht einmal den richtigen Namen kennt.
    Die eigentliche Handlung wird immer wieder durchbrochen von Gedanken und Seelenbildern, die eine ganz greifbare Spannung aufbauen.
    Eine Frau, die ihren Mann und ihren Sohn beim Einsturz einer Eishalle verloren hat, gerät aus dem Gleichgewicht, als sie in der Talkshow eine lebensechte Puppe sieht, die ihrem toten Mann aufs Haar gleicht und die der Puppenbauer fürs Fernsehen nachgebaut hat.
    Während sich die Talkshowgäste, unter ihnen der Gerichtsmediziner und der Puppenbauer auf skurile Weise über "ihren Toten" amüsieren, wird sie von Wut übermannt. Erst als der Moderator Hämäläinen verletzt vor ihr liegt, ebbt ihre Wut ab und am Ende gesteht sie alles - ihr Leben, das zum Stillstand kam mit dem Tod ihrer Lieben.
    Eine ergreifende Parallele, denn auch das Leben des Kommissars war stehen geblieben seit dem Krebstod seiner Frau Sanna.


    "Im Winter der Löwen" ist mehr als ein Krimi.
    Die Krimihandlung ist nur der äußere Rahmen, der tausend kleine Geschichten zusammen hält, die den Leser auf unerwartete Weise berühren.
    Empfehlenswert!