Daniel Glattauer "Darum"
Goldmann Taschenbuch
320 Seiten, 7,95€
978-3-442-46761-7
Inhalt:
Stell dir vor, es ist Mord, und keiner glaubt dir. So geht es dem allseits beliebten Journalisten und Gerichtsreporter Jan Rufus Haigerer, der eines Abends wahllos einen Menschen niederschießt, um sich gleich darauf in die Hände der Justiz zu begeben. Dort will man ihn allerdings als Mörder partout nicht in Frage kommen lassen. Haigerer versucht mit allen Mitteln, endlich für seine Tat verurteilt zu werden. Doch sein Wille zur Sühne wird durch das unerbittliche Wohlwollen der Mitmenschen auf eine harte Probe gestellt...
Autor:
Daniel Glattauer, geboren 1960 in Wien, ist seit 1985 als Journalist und Autor tätig. Seit 1989 ist er unter dem Kürzel "dag" in der Tageszeitung "Der Standard" für Kolumnen, Gerichtsreportagen und Feuilletons zuständig. Bekannt wurde Glattauer vor allem durch seine Kolumnen, die im sogenannten "Einserkastl" auf dem Titelblatt des "Standard" erscheinen und in denen er sich humorvoll Alltäglichem annimmt. Sein Roman "Der Weihnachtshund" wurde erfolgreich für das ZDF verfilmt.
Meine Meinung:
In diesem Roman begleiten wir den Journalisten Haigerer, der erst in einer kleinen Bar scheinbar wahllos einen gerade eintretenden Mann erschießt und sich dann zwei Tage später der Polizei stellt. Haigerer versucht dabei alles, um möglichst schnell als schuldig verurteilt zu werden. Leider gelingt ihm das zu Anfang kaum, da er bei so vielen Menschen bekannt und beliebt ist, dass ihm niemand eine solche Tat zutraut. Als er der Polizei dann aber auch die Tatwaffe übergibt und wirklich alle Beweise gegen ihn sprechen, bleibt den Beamten nichts anderes übrig, als ihn in Untersuchungshaft zu nehmen und das Verfahren gegen ihn einzuleiten. Doch auch dort genießt er einen Sonderstatus: Er wird vorbildlich behandelt, ja, alle Welt meint sogar, sich bei ihm für die Missverständnisse entschuldigen zu müssen. Und dabei will Haigerer doch nichts, als endlich als Mörder akzeptiert zu werden...
Daniel Glattauers Schreibstil ist in diesem Roman mal wieder genial. Man merkt deutlich seine sonstige journalistische Arbeit, häufig hat man tatsächlich das Gefühl, eine Kolumne zu lesen, so kurz, prägnant und hochironisch sind die Sätze. Ich war absolut gefesselt, zumal alles aus der Sicht Jan Haigerers erzählt wird, der einen herrlichen Humor an den Tag legt.
Dennoch hat mich die Story nicht so restlos überzeugt wie bei "Gut gegen Nordwind" oder "Alle sieben Wellen". Manche Handlungsstränge sind mir dann doch zu überspitzt, manchmal dachte ich, weniger wäre jetzt auch mehr gewesen und manche Passagen hätte man meines Erachtens auch einfach rauslassen können. Auch die Auflösung am Schluss konnte mich nicht vom Hocker hauen. Dennoch ist "Darum" ein absolut lesenswerter Roman, herrlich kurzweilig, geprägt von wunderbaren Charakteren und Glattauers einzigartigem Schreibstil. Und auch wenn er nicht an Emmi und Leo heranreicht (was ja nun wahrlich auch nicht besonders einfach ist), hab ich die Lektüre sehr genossen...genau das richtige für einen sonnigen Sonntagnachmittag!
Von mir gibts 8 von 10 Sternen.