Und das Meer gab seine Toten wieder - Robert Brack

  • Verlag: Hörbuch Hamburg


    3 CD, Gekürzte Lesung, 218 Minuten mit 47 Tracks


    Kurzbeschreibung:
    Man fand sie am Strand von Pellworm: die zwei Polizistinnen sind angeblich freiwillig in den Tod gegangen. Hielten sie die Machtkämpfe innerhalb der Weiblichen Kriminalpolizei nicht aus? Ihre Chefin, Josephine Erkens, wird unmittelbar danach vom Dienst suspendiert. Sie tritt in den Hungerstreik. Dabei soll sie mit dem Selbstmord ihrer besten Mitarbeiterinnen nichts zu tun haben. Nicht nur über diese Ungereimtheit stolpert die englische Kriminalbeamtin Jennifer Stevenson, als sie im Herbst 1931 vom internationalen Verband der weiblichen Kriminalpolizisten nach Hamburg geschickt wird, um herauszufinden, warum die dortige weibliche Abteilung aufgelöst wurde. Überall schlägt ihr eine Atmosphäre des Misstrauens entgegen. Ihre Nachforschungen werden massiv behindert, sie irrt durch eine intrigante, von Dunkelmännern unterwanderte Polizeibehörde. Bis ihre Wege sie auf die Insel führen, auf der die Leichen gefunden wurden. Ihr Leben ist in Gefahr.


    Über den Autor:
    Robert Brack, geb. 1959, lebt in Hamburg. 1993 wurde er von der Raymond-Chandler-Gesellschaft mit dem "Marlowe" ausgezeichnet, 1996 erhielt er den "Deutschen Krimi-Preis". Seit 1999 schreibt er auch unter dem Pseudonym Virgina Doyle.


    Autoren-Homepage: www.gangsterbuero.de


    Über den Sprecher:
    Marlen Diekhoff, vielseitige Bühnen- und Filmschauspielerin, gehört seit vielen Jahren zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg. Für Hörbuch Hamburg hat sie u. a. Oceano Mare und Colette, Eifersucht gelesen.


    Meine Meinung
    Die Handlung dieses intelligenten, geradlinigen Kriminalhörbuchs bietet eine ungewöhnliche Kriminalhandlung um zwei Polizistinnen, die angeblich Selbstmord begangen haben sollen, und stellt den Schauplatz Hamburg im Jahre 1931 sehr authentisch wirkend in den Vordergrund. Eine ungemütliche Gegend in dieser Zeit, die politisch aufgeheizt ist und die im gängigen Genre wenig behandelt wird (Volker Kutscher und Susanne Goga fallen mir auf Anhieb noch ein, beide in ähnlicher Zeit, aber in Berlin).


    Marlen Diekhof liest den Roman mit großer Ernsthaftigkeit und passt hervorragend zum Buch. Man nimmt ihr die Rolle der Ermittlerin sofort ab, das zeigt, wie wichtig das passende Casting auch bei einem Hörbuch ist.


    Auch die Dialoge gelingenhervorragend.
    Der norddeutsche Akzent mancher Nebenfiguren. speziell auf der Nordseeinsel Pellworm, wird sparsam eingesetzt, die Sprecherin vermeidet es geschickt, dass dieser Akzent lächerlich wirkt und die Figuren so diskeditiert


    Eine Stärke ist, wie der Autor die Figuren realistisch einsetzt, das gilt besonders für die Hauptfigur, die schottische Polizistin Jennifer Stevenson von der International Policewomen's Association, die nach Hamburg kommt, um zu untersuchen, warum die weibliche Polizeiabteilung in Hamburg aufgelöst wird.
    Jennifer Stevenson hatte eine deutschstämmige Tante, die ihr Deutsch beigebracht hatte.


    Bei vielen Widerständen gibt es mit der kommunistischen Journalistin Klara Schindler eine Verbündete, die ebenfalls Licht in die Sache bringen will.


    Der reale Hintergrund mit dem Hamburger Polizeiskandal, den der Autor anscheinend gründlich recherchiert hat, verleihen de Buch eine besondere Komponente von Authentizität und Atmosphäre, die genauso stark ist wie im internationalen Vergleich die von Benjamin Black, wenn auch sprachlich einfacher, sachlicher.


    Hörbuch Hamburg hat auch eine praktische und gelungene Hörbuchgestaltung gewählt, die mir sehr zusagt.


    Ein gelungenes Hörbuch, ungekünstelt und relativ spannend, dass mit nur 3 CDs eine konzentrierte Handlung bietet.

  • Hätte ich nicht die Rezension von Herrn Palomar entdeckt, wäre ich auf dieses Hörbuch nicht aufmerksam geworden. Ein mir bislang unbekannter Autor, ein unspektakulärer Titel, ein unauffälliges Cover, an diesem Hörbuch wäre ich vorbeigelaufen und hätte einen tollen, atmosphärisch dichten Krimi verpasst. Marlen Dieckhoff liest mit sehr angenehmer Stimme ruhig und mit der passenden Betonung.


    Der der Geschichte zugrunde liegende reale Fall und der politische Hintergrund verstärken die dunkle, bedrohliche Stimmung dieses Romans. Jenny Stevenson ist eine sympathische Figur, die gelegentlich etwas naiv und tapsig erscheint. Ihre Ermittlungen werden aber auch von Anfang an behindert, das Missfallen der männlichen Polizisten gegenüber ihren weiblichen Kolleginnen ist überall deutlich spürbar. Der Autor führt Stevenson am Ende zu einer Lösung, die nicht beweisbar ist, aber den Leser mit dem Gefühl zurücklässt, dass es so durchaus gewesen sein könnte.


    Ein wirklich tolles Hörbuch, das ich gerne weiterempfehle.

  • Meine Rezension
    Ohne die Rezensionen hier wäre ich auf das Hörbuch sicher nicht aufmerksam geworden. Der Autorenname war mir bis dato völlig unbekannt und auch das Cover ist so unaufdringlich gehalten, dass man gut daran vorbeigehen könnte. Allerdings hatte ich dann doch ein Déjà Vu-Erlebnis: Ich habe bereits einige Krimis gelesen, die der Autor unter dem Pseudonym Virginia Doyle verfasste und war daher sehr gespannt, ob mich auch das, was er unter diesem Namen schreibt, ansprechen kann.


    Ich wurde nicht enttäuscht: Der Geschichte liegen reale Vorkommnisse (die ich sicher noch weiter recherchieren werde) zugrunde, das Setting in den 30er Jahren in Hamburg ist stimmig und wird souverän und unaufdringlich von Marlen Diekhoff gelesen, deren Stimme ich als sehr angenehm und passend empfand.


    Eine gute Geschichte mit interessanten Charakteren in einer spannenden Zeit – solide Krimikost und gute Unterhaltung. Und Robert Brack hat sich als Autor entpuppt, den ich auch weiterhin gerne im Auge (oder Ohr *ggg*) behalten werde.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)