Erzähl mir von den weißen Blüten - Jan Winter

  • Kurzbeschreibung
    Nach dem Tod seiner großen Liebe Giulia lebt der Maler Paul Handewitt allein. Er verschließt sich seinen Gefühlen gegenüber und widmet sich ganz der Malerei. Erst Jahre später begegnet er einer Frau, die die Wunden der Vergangenheit aufreißt und ihn zu einer Entscheidung zwingt.


    Über den Autor
    Jan Winter, 1961 in Hamburg geboren, entdeckte früh das Unterwegssein als seine Berufung. Nach ausführlicher Erkundung Europas und Nordafrikas bereiste er fünf Jahre lang verschiedene Länder in Asien. Seinen Roman schrieb er auf Bali und Malaysia, wo er sich fast zwei Jahre lang das Haus mit einer chinesischen Familie teilte. Wenn er nicht gerade reist, lebt Jan Winter mit seiner Frau in Hamburg.


    Meine Meinung
    Der Maler Paul Handewitt verliert auf einer gemeinsamen Reise auf tragische Weise seine große Liebe Giulia, doch selbst der Tod kann ihre Präsenz in seinen Gedanken und Gefühlen nicht verdrängen. 18 Jahre lang lässt er niemanden in sein Leben, führt nur lockere Beziehung ohne Liebe und ohne Halt. Als er die um einige Jahre jüngere Xue Lian kennen und lieben lernt, fegt ihn diese Beziehung förmlich von den Füßen. Trotzdem ist er nicht in der Lage, Giulia zu vergessen und als er Giovanna, die in familiärer Beziehung zu Giulia steht, kennen lernt, holt ihn die Vergangenheit wieder ein...


    Jan Winter erzählt die Geschichte von Paul, Giulia, Givoanna und Xue Lian vor einzigartig schönen Schauplätzen und nimmt den Leser mit nach Nepal, Malaysia, China, Italien, Thailand, Burma und Ostindonesien. Jeder dieser Schauplätze hat eine eigene und besondere Bedeutung für die Protagonisten und die Geschichte, nimmt den Leser mindestens genauso gefangen wie das schwierige Beziehungsgeflecht, das geprägt ist von Liebe, Schuld, Angst, Verzweiflung und Sehnsucht aber auch von Stärke, Mut und Vergebung. Während der Leser bangt, ob es Paul gelingen wird, sich der Vergangenheit zu stellen und sie zu überwinden, erlebt er, wie die Frauen dieser Geschichte über sich selbst hinauswachsen und reifen. Keine der Figuren bleibt blass, jede wirkt so lebendig und fein gezeichnet wie die Kultur, der sie entstammt und die sie vertritt. Gerade die unterschiedlichen Kulturen sind es auch, die der Autor hier bewusst herausstellt, erklärt und so ganz nebenbei vermittelt, dass es sich lohnt die eigenen Berührungsängste zu überwinden und über den Tellerrand hinauszuschauen.


    Dieses Buch ist wie ein Rausch - während des Lesens ergießt sich förmlich eine ganze Flut an Eindrücken, Bildern, Farben, Gerüchen, Düften, Aromen und vor allem Gefühlen auf den Leser und reißt ihn in einer einzigen Woge mit sich und als man sich am Ende im sicheren Hafen glaubt, wartet der Autor noch mit einigen Überraschungen auf. Hier hält der Spannungsbogen wirklich bis zur letzten Seite.


    Der Schreibstil hat mich angenehm überrascht. Klar und präzise, dabei aber doch unglaublich visuell. Jan Winter arbeitet nicht mit blumigen Wendungen aber mit vielen bildhaften Vergleichen, die mühelos ein Kopfkino vom Feinsten erzeugen. Ich hatte nie Schwierigkeiten, mich in Protagonisten, Situationen oder geschilderte Landschaften hineinzuversetzen und hatte das Bedürfnis, immer weiterzulesen.


    Für mich war das eine der schönsten Neuentdeckungen des noch jungen Jahres und ich freue mich jetzt schon auf weitere Bücher des Autors.

  • Ich danke dir auch für die Rezi, Bouquineur. Das überzeugt mich! Im Laden hatte ich es schon in der Hand und war da sehr angetan von der Gestaltung, die Geschichte fällt allerdings nur teilweise in mein Beuteschema (durch den asiatischen Raum). Ich werde Ausschau halten! :wave

  • Asien war eigentlich vorher nie mein "Lesekontinent". Durch Steffis Jadepferd bin ich auf den Geschmack gekommen und harimaus Buch hat das Lesefernweh nach diesem Kontinent eigentlich nur noch verstärkt. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich von den Beiden mit auf die Reise nehmen zu lassen :-)


    Wenn Du Asien aber besonders bevorzugst, kannst Du an diesem Buch eigentlich nicht vorbei gehen :-)


    Der Teil in Europa ist nur ein kleiner Teil dieses Buches.

  • Für asiatische Autoren und Bücher, die in diesem Raum spielen (und nicht von asiatischen Autoren geschrieben sind), habe ich eine absolute Schwäche. Aber ich mag eigentlich keine Liebesromane. Und danach klingt dieser hier sehr, aber wenn man deine positive Meinung mit denen von Amazon zusammentut, bin ich überaus neugierig!

  • Zitat

    Original von Bouquineur:
    Ja, es ist einer. Aber es ist auch ein bisschen Reiseroman und Abenteuerroman, weil gerade auch die Schauplätze, die verschiedenen Kulturen und Lebensweisen eine wichtige Rolle spielen.


    Ich weiß nicht, ich weiß nicht... :gruebel


    Ich schleiche ja schon eine ganze Weile darum herum. Steffis Jadepferd fand ich ja absolut gelungen, aber da lag der Schwerpunkt auch mehr auf dem "Abenteuer"-Aspekt. Liebesromane liegen mir einfach nicht. Oder sagen wir mal: da müsste das Buch schon wirklich sehr gut sein.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Steffi schleicht sich mal kurz rein ... vielleicht hilft's ja bei der Entscheidung, grottenolm, wenn ich verrate, dass das Buch kein bisschen kitschig ist? ... und schleicht sich sofort wieder raus ... :wave

  • Zitat

    Original von grottenolm


    Ich weiß nicht, ich weiß nicht... :gruebel


    Ich schleiche ja schon eine ganze Weile darum herum. Steffis Jadepferd fand ich ja absolut gelungen, aber da lag der Schwerpunkt auch mehr auf dem "Abenteuer"-Aspekt. Liebesromane liegen mir einfach nicht. Oder sagen wir mal: da müsste das Buch schon wirklich sehr gut sein.


    Wie wäre es dann mit einem Wanderbuch, das mit Sicherheit nach der Leserunde bei den Eulen herumgehen wird? Kein Risiko für dich - wenn es dir nicht gefällt, brichst du es halt ab, und niemand ist böse. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn du mir die Ehre erweist und diesen Versuch abseits deiner Beutepfade unternimmst...


    harimau :wave

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Steffi schleicht sich mal kurz rein ... vielleicht hilft's ja bei der Entscheidung, grottenolm, wenn ich verrate, dass das Buch kein bisschen kitschig ist? ... und schleicht sich sofort wieder raus ... :wave


    Das ist es wirklich nicht :-)


    Es ist auch nicht einfach gestrickt oder seicht und Du wirst, falls Du dich dazu entschließt, es zu lesen, merken, dass die Liebesgeschichte zwar ein zentrales Thema ist, es aber auch um Selbstfindung und persönliche Entwicklung geht. Zudem sind die genannten Länder wirklich nicht einfach nur bunte Kulisse sondern viel viel mehr.

  • harimau :
    Wanderbücher sind nichts für mich.
    Aber ich werde mal einen genaueren Blick auf die Rezis werfen, die im Laufe der Leserunde eintrudeln.


    SteffiB :
    Das war schon mal ein guter Hinweis- auch wenn du wahrscheinlich ein klitzekleines bißchen parteiisch bist. ;-)


    Edit:
    Bouquineur :
    Danke, das hilft mir schon wieder etwas weiter.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

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  • Auch das würde mich freuen. :-]


    Und was Steffi angeht, ist deine Skepsis vermutlich nicht völlig unbegründet...

  • Zitat

    Original von Gwendy
    Gwendy, Du sollst doch keine Rezis von Bouquineur lesen :pille


    Das nehme ich mir bei so vielen hier vor :lache Ich sollte mir eine Liste anlegen mit Leuten, von denen ich die Beiträge schlichtweg ignoriere - mein Geldbeutel würde es mir danken!


    Sooo ... man stelle sich vor, Steena bei Hugendubel, eine geschlagene Stunde und am Ende kommt sie mit leeren Händen hinten wieder raus! "Erzähl mir von den weißen Blüten" gab es nicht mal (oder ich habe es übersehen), deshalb bin ich heute ziemlich gefrustet, hatte ich mir doch vorgenommen, 20 Euro bei Hugendubel zu lassen. Na ja, lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe dieses Buch hier jetzt bei Amazon bestellt :-) Und wehe das ist eine Schnulze :lache Ich freu' mich schon drauf!


    (Bei "Kunden mit den gleichen Artikeln im Einkaufswagen wie Sie, kauften auch:" stand übrigens das Pferdchen :chen)



    Böse Rechtschreibfehler

  • Mittlerweile habe ich die Leseprobe auf der wirklich klasse gestalteten Homepage gelesen.
    Die Sprache gefällt gefällt mir wirklich gut und ich finde es faszinierend, wie schnell Asien vor meinem inneren Auge aufgetaucht ist.


    ABER die Thematik ist einfach nichts für mich. (Auch wenn ich glaube, daß die Geschichte tatsächlich total unkitschig ist. :grin)
    Vielleicht liegt es an der Lebens- und Leseerfahrung? Ich habe nämlich das Gefühl, daß mir das Buch in 5 Jahren oder so durchaus gefallen könnte, denn es hat schon jetzt eine Seite in mir zum klingen gebracht. Dennoch möchte ich mich eben derzeit (noch) nicht mit Themen wie Selbsterfahrung u.ä auseinandersetzen.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Vielen Dank Bouquineur für die wunderschöne Rezi. :-] Auf meiner Liste steht es ja bereits seit es angekündigt wurde und es freut mich, dass deine Meinung dazu nun so toll ausfällt. Ich werde es auf jeden Fall im Auge behalten. :wave

    Liebe Grüße
    Helga :wave


    :lesend???

    Lesen ist ernten, was andere gesät haben

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Helga ()

  • Ich bin auch fertig und wie schon in der Leserunde geschrieben, hat es mir durchaus Vergnügen bereitet, wenn ich auch nicht so vorbehaltlos begeistert bin, wie Bouquineur.


    Stil und Story sind ansprechend und wirklich schön zu lesen. Die Beschreibungen der für mich fremden Länder und Orte in Asien sind gelungen und entführen einen in Urlaubsträume, hier und da hätte ich mir davon ruhig ein wenig mehr und auch ein wenig mehr Tiefe gewünscht.
    Die Liebesgeschichte ist zwar keine ungewöhnliche für ein Buch, aber doch mit genügend Hindernissen gespickt, daß sie für den Leser interessant wird und beim Leser Emotionen auslöst. Wenn auch nicht immer positive, zeitweise wollte ich Paul wahlweise im Meer ersäufen oder von der Tempeltreppe schubsen.
    Aber ein Buch, daß Gefühle auslöst, ist für mich eigentlich immer auch ein gutes Buch.
    Wenn hier auch nicht so gut, daß ich in Begeisterungsstürme ausbrechen würde, dazu fehlte mir irgendwie an allem ein wenig, was ich hier aber eher dem Lektorat zu schreibe. Ich maße mir an, hier zu vermuten, daß da einiges gekürzt und für den "Hausfrauenliebesroman"-Markt zurecht gestutzt wurde. Mag sein, daß es so beim Mainstream besser ankommt, ich hätte mir ein wenig mehr Besonderheit gewünscht.


    Daher von mir 8 Punkte.

  • Und hier ist auch meine Rezension "nach" einer gelungenen Leserunde (Ich schreibe sie so, wie ich sie sonst auch schreiben würde ;-)):


    Ein Buch für alle Sinne


    Ihr wolltet schon immer nach Asien reisen, aber bisher hat es sich noch nicht ergeben? Ihr könnt euch absolut nicht vorstellen jemals nach Asien zu reisen? Oder plagt euch gar ständiges Fernweh nach Asien?
    In allen drei Fällen solltet ihr dieses Buch unbedingt lesen!
    Doch auch denjenigen, die momentan einfach keine Reisegedanken hegen, kann ich "Erzähl mir von den weißen Blüten" sehr empfehlen.
    Nun - um es kurz zu sagen: Lest dieses Buch!


    Ich war verblüfft von den Beschreibungen der einzelnen Orte und Länder Asiens. Man fühlte sich in eine ganz andere und doch beeindruckende Welt versetzt. Die Beschreibungen wirken so echt! Aus ihnen spricht immer die Begeisterung des Autors für diese Orte, sodass er mich sehr schnell damit infiziert hat. Besonders an den Beschreibungen Bangkoks und Lamaleras habe ich großen Gefallen gefunden, waren mir diese Orte doch zugleich fremd und plötzlich ganz nah.


    Auch die Geschichte an sich hat mich sehr angesprochen und berührt. Der Maler Paul Handewitt und seine Freundin Giulia leben schon eine ganze Zeit gemeinsam in Asien und konnten dort viele Erfahrungen machen, die sie noch zusätzlich zusammengeschweißt haben. Plötzlich kommt es jedoch zu einem "Unfall", bei dem Giulia stirbt.
    Paul kann dies einfach nicht verkraften, fühlt er sich doch selbst zum Teil schuldig an ihrem Tod. Jahrelang kann er keine Liebe zulassen und geht möglichen Beziehungen aus dem Weg. Erst als er Xue Lian kennenlernt, ändert sich dies. Doch obwohl bereits etwa 20 Jahre seit Giulias Tod vergangen sind, kann er sich nicht vollkommen von ihr lösen. Als er dann auch noch Giovanna, einer Verwandten Giulias' begegnet, die ihr zudem verblüffend ähnelt, kommen die ganzen Erinnerungen wieder zurück. Zusammen mit ihr begibt er sich auf eine Reise durch Asien. Wohin diese führen wird, das sollte jeder selbst erleben!


    Mit all den überraschenden Wendungen und der damit verbundenen Dramatik, liest sich dieses Buch extrem spannend und flüssig. Es bleibt aber auf jeden Fall der anspruchsvolleren Unterhaltungsliteratur zuzuordnen.


    Man versinkt förmlich in der Geschichte und findet schon bald Figuren, die einem ans Herz wachsen. Für mich ist ein gewisses Identifikationspotential mit den Figuren unheimlich wichtig bei einem Roman und hier ist es definitiv vorhanden. Des Weiteren wird die Geschichte so geschickt mit politischen und historischen Hintergrundinformationen unterlegt, dass man, fast ohne es zu merken, auch noch einiges dazulernt. Aber keine Angst: Diese Beschreibungen sind keinesfalls trocken und Langeweile kommt absolut nicht auf.


    Die bildhafte Sprache von Jan Winter ermöglicht es dem Leser, eine gute Vorstellung von Natur, Umwelt und Menschen zu entwickeln, wobei stets genug Freiraum für die eigene Fantasie bleibt.
    Sehr positiv angetan bin ich auch von den humorvollen Szenen im Buch. Oft schaffte es der Autor schon mit einem einzigen Wort, mich zum schmunzeln zu bringen.


    Für mich ist es ein Buch voller Schönheit, Spannung und Echtheit. Ich habe es sehr genossen - für zwei Tage bin ich mit durch Asien gereist und durfte tolle Menschen und Orte kennenlernen.

  • Hatte ich zunächst kleine Startschwierigkeiten, mich in dem für mich fremden Asien zurechtzufinden und eine Beziehung zu den Protagonisten aufzubauen, zog mich die Geschichte, auch durch ihre besonders angenehme Erzählweise zunehmend in ihren Bann.


    Die im Vordergrund stehende Liebesgeschichte um Paul Giulia, Xue Lian und Giovanna bleibt stark verflochten und mit Geheimnissen gespickt bis zum Schluss.


    Besonderen Gefallen habe ich an den Beschreibungen der asiatischen Länder gefunden, in die sich Paul während des Romanes begibt, wobei gerade auch die Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung sehr lebensnah erschien.


    Man merkt eben, dass Jan Winter genau weiß, wovon er schreibt.
    Ich bin jedenfalls froh, das Buch gelesen zu haben und vor allem auch, mich noch recht kurzfristig entschlossen zu haben, an der LR teilzunehmen :-).

    Liebe Grüße, Sigrid

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