Überproduktion bei Lebensmitteln - Ein ernsteres Thema als es scheint

  • Ok, die Überschrift mag belanglos klingen, aber betrachten wir das Problem mal näher:
    Es werden weitaus mehr Lebensmittel hergestellt als notwendig. Teilweise werden sogar mehr Lebensmittel weggeworfen als verkauft. Der Verbraucher bezahlt diesen Überschuss mit seinen normalen Einkäufen natürlich mit.
    Ein paar Beispiele aus den vergangenen Jahren
    (Ich vermeide bewußt Namen oder Firmen und Ketten):
    - Eine Firma, die Sushi auf den Markt bringt wirft täglich die Hälfte des Fanges weg, um den Preis zu halten
    - Eine firma für Cornflakes ruft eine komplette Produktion zurück und vernichtet alles, weil auf der Packung ein Druckfehler war
    - Bei einer großen Marktkette fährt täglich eine LKW mit Müllpresse vor, um aussortierte Lebensmittel (die durchaus noch genießbar sind) vor Ort zu einer Masse zusammen zu schieben und zu entsorgen


    Es geht mir nicht darum, den Zeigefinger zu heben und zu schreien "Aber woanders verhungern noch Menschen", es geht mir nicht mal um den mangelnden Respekt vor Lebensmitteln, sondern um ganz alltägliche Probleme.


    So behaupte ich hier, daß diese Vorgehensweise wenn schon nicht der Hauptgrund, so doch ein Faktor für viele Probleme ist, vor denen wir heutzutage stehen, als da wären:
    - CO2 Ausstoß
    - überhöhte Preise bei Lebensmitteln
    - Massentierhaltung
    - Hochwasser und Verödung (klingt unlogisch, läßt sich aber ganz leicht belegen)
    - Überfischung und Artensterben
    - Existenzschwierigkeiten für private Landwirte
    - Wirtschaftskrise


    Wenn jemand diese Punkte unklar erscheinen, bin ich gern bereit, darüber zu diskutieren.


    Eigentlich wäre hier die Politik gefordert, einzuschreiten und wir als Verbraucher müssten unser Handeln doch ebenfalls überdenken, oder?

  • Ein tolles Thema! :-)


    Es hat sich in dieser Hinsicht zum Glück ein wenig was getan. Als Beispiel sei hier mal die Tafel genannt. Viele Supermärkte beteiligen sich zum Glück daran. Beruflich hab ich einige Zeit lang mit der Tafel zusammen gearbeitet und ich finde es erschreckend was so alles nicht mehr verkaufbar ist. So haben wir in unserem Jugendhaus soviele Lebensmittel bekommen das es noch nicht mal möglich war diese mit 50 Kindern und mehr aufzubrauchen. Selbst ein Weiterverteilung an bedürftige Familien reichte nicht aus um diese aufzubrauchen, so das knapp 50% von dm was wir bekommen haben im Müll landete.



    Mich würde Interesieren was für ein Einsparpotenzial bei Lebensmittel vorhanden wären ohne dies Überproduktion. Vergleichsweise sind die Lebensmittel in Deutschland ja recht günstig.


    - Hochwasser und Verödung


    Meinst du damit die künstliche Landgewinnung und Begradigungen von Flüssen?



    Ein anderes Beispiel wir haben vor kurzen die Wohnung meiner Oma aufgelöst. Die Möbel waren fast Neuwertig trotzdem bestand kein Interesse von Stiftungen diese zu nehmen, da sie nicht gut genug wären und kein bedürftiger sie haben wollen würde.

  • Zitat

    Original von Danko
    - Hochwasser und Verödung


    Meinst du damit die künstliche Landgewinnung und Begradigungen von Flüssen?




    Daran habe ich nicht mal gedacht, das spielt aber auch eine große Rolle.
    Vielmehr dachte ich daran, wieviel Fläche zum Anbau genutzt wird, die eigentlich durch Bewaldung einen wichtigen Schutz gegen Hochwasser und Errosion bieten könnte und würde.


    Noch mal ein Beispiel:
    Ein guter Bekannter hat es erelbt, daß ein Fleischer einen ganzen Arm voll Lenden weggeworfen hat, weil der Datumsstempel abgelaufen war. Er weigerte sich auch, diese zum geringeren Preis zu verkaufen.
    Sicher ist es wichtig, das überlagerte Lebensmittel aussortiert werden, aber dieses Fleisch war noch in einem Top-Zustand.
    Äh, wie war das noch mal mit Massentierhaltung und Tiertransporten?

  • Zitat

    Original von Danko
    Mich würde Interesieren was für ein Einsparpotenzial bei Lebensmittel vorhanden wären ohne dies Überproduktion. Vergleichsweise sind die Lebensmittel in Deutschland ja recht günstig.


    Sind sie nicht. Das scheint bei den Preisen so. Die sind aber nur möglich, weil landwirtschaftliche Großbetriebe (nicht Privatbauern) staatlich unterstützt werden. Letzten Endes kommt das ja dann auf den Steuerzahler zurück. Ein Kilo Rindfleisch kostet so über 100 ,- €

  • Bei dem Thema Überproduktion fällt mir ein Geschäft in unserem Ort ein, bei dem viele von uns regelmäßig einkaufen, weil man dort für diverse Produkte fast nur noch die Hälfte zahlt, dafür aber ein nicht mehr ganz so langes Mindesthaltbarkeitsdatum akzeptiert oder aber einfach nur eine Überproduktion der Grund für den geringen Preis ist.
    Auch solche Artikel, wie du hier als Beispiel genannt hast, sind in diesem Laden zu finden und dann frage ich mich, wieso die Firmen sich soetwas nicht ebenfalls vermehrt als Alternative aussuchen. Wir haben gestern dort einen regelrechten Großeinkauf für gerade mal 12 Euro dort gemacht und insbesondere für Familien mit wenig Geld besteht so die Möglichkeit, auch mal auf Markenprodukte zurückzugreifen, die noch nichtmal irgendwie beanstandet sind.


  • Aber Vorsicht: solche Ablaufdaten haben ihren Grund. Und ganz ehrlich: mir ist jeder Metzger lieb, der sehr gewissenhaft damit umgeht und Fleisch vernichtet, als in den kommenden Tagen vom nächsten Gammelfleischskandal zu lesen.
    Lockerst du solche Gesetze und Richtlinien, öffnest du den schwarzen Schafen der Branche ein riesiges Scheunentor.
    Nein danke!

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Noch ein Gedanke:
    das in den Supermärkten immer wieder Lebensmittel auf dem Müll landen, liegt nicht zu letzt an uns verwöhnten Verbrauchern.
    Wir erwarten, dass die Obstabteilung gut gefüllt ist und das im Joghurtregal unser Lieblingsjoghurt steht. Da reicht es nicht, dass Marke xy da ist, sondern das muß schon unser bevorzugter Joghurt sein - und schwups hast du 20 Sorten Erdbeerjoghurt im Regal, von denen dann einige wegen das MHD aussortiert werden müssen.


    Wie groß wäre denn das Geschrei, wenn bei Real, Rewe, Lidl, Aldi und Konsorten die Regal nur noch halbvoll wären und es immer wieder passiert, dass Produkte einmal ganz ausverkauft sind, weil es viel knapper am Bedarf kalkuliert wird.
    Wie wäre es denn, wenn ihr Samstag kurz vor Ladenschluß einkaufen geht um festzustellen, dass ihr kein Geflügel, keine Milch und keine Butter mehr bekommt, weil das Regal leer ist? Der Laden in dem das regelmäßig passiert, kann nach wenigen Wochen zusperren, weil die Kunden im davon laufen.


    Der Verbraucher ist anspruchsvoll aber nicht berechenbar.
    Und wenn ein Supermarkt so kalkuliert, dass er nichts wegschmeißen muß, werden immer wieder viele große Lücken im Regal sein.
    Das Geschrei möchte ich hören.

    :lesend
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  • Zitat

    Original von janda
    Aber Vorsicht: solche Ablaufdaten haben ihren Grund. Und ganz ehrlich: mir ist jeder Metzger lieb, der sehr gewissenhaft damit umgeht und Fleisch vernichtet, als in den kommenden Tagen vom nächsten Gammelfleischskandal zu lesen.
    Lockerst du solche Gesetze und Richtlinien, öffnest du den schwarzen Schafen der Branche ein riesiges Scheunentor.
    Nein danke!


    Es geht ja nicht um schlechtes oder vergammeltes Fleisch, sondern um noch genießbares und hochwertiges


    und zum nein Danke: Dann akzeptiere bitte auch Wirtschaftskrise, CO2 Ausstoß, Hochwasser, hohe Wasser- und Benzinpreise und so weiter. Denn genau das ist die Folge davon


  • Genau das meinte ich mit Verbraucherverhalten.
    Ich habe die Planwirtschaft noch miterlebt und möchte nicht noch mal Versorgungsengpässe mit ansehen müssen.
    Andererseits: Wäre das wirklich so schlimm, wenn wir denn bewußter und respektvoller mit den Lebensmitteln umgehen müssten?

  • Zitat

    Original von janda


    Wie groß wäre denn das Geschrei, wenn bei Real, Rewe, Lidl, Aldi und Konsorten die Regal nur noch halbvoll wären und es immer wieder passiert, dass Produkte einmal ganz ausverkauft sind, weil es viel knapper am Bedarf kalkuliert wird.


    Bei real gäbe das sicher Geschrei, bei unserem Aldi um die Ecke ist das dagegen völlig normal. Wer den Wocheneinkauf partout am Samstagnachmittag machen muß, muß halt schaun, was noch da ist.

  • Hier ein weiteres Beispielvon Überprodukion.


    Ein Bekannter war vor ein paar Jahren in Spanien, und als er durch eine Stadt gefahren ist (weiß nicht mehr den Namen der Stadt) roch es überall nach Orangen. Später irgendwann sah er dann auf einer Mülldeponie riesige, wirklich haushohe Berge von Orangen, die alle vernichet wurden, wegen Überproduktion.
    Man hätte daraus ja O-Saft oder wenigstens Konzentrat machen können, aber nein, um den Marktpreis zu halten wurde die ganzen Orangen (es müssen wirklich 100ende Tonnen gewesen sein) vernichtet.


    ...und es gibt noch 1000andere Stories worüber man nur noch den Kopf schütteln kann...

  • Wobei dann auch wirklich bei uns zu Hause geschaut werden muss, wieviel wir wegschmeißen, was man vielleicht noch hätte essen können.


    Und wo ganz massiv viel im Müll landet, sind unsere lieben Krankenhäuser. Da geht eben die Hygiene vor und ein komplettes ,,Menü", was vom Patienten nicht angerührt wurde aber schon im Zimmer stand, komplett in die Mülltonne. Ebenso gilt es für Menüs, die noch unberührt im Essenswagen standen, weil es auch das Personal nicht essen darf. Kostet Geld, kauft euch selbst was in der Cafeteria. Letztendlich landet es aber im Müll. Auch da muss irgendwie noch vieles überdacht werden.

  • Zitat

    Original von Lucy1987
    Bei dem Thema Überproduktion fällt mir ein Geschäft in unserem Ort ein, bei dem viele von uns regelmäßig einkaufen, weil man dort für diverse Produkte fast nur noch die Hälfte zahlt, dafür aber ein nicht mehr ganz so langes Mindesthaltbarkeitsdatum akzeptiert oder aber einfach nur eine Überproduktion der Grund für den geringen Preis ist.
    Auch solche Artikel, wie du hier als Beispiel genannt hast, sind in diesem Laden zu finden und dann frage ich mich, wieso die Firmen sich soetwas nicht ebenfalls vermehrt als Alternative aussuchen. Wir haben gestern dort einen regelrechten Großeinkauf für gerade mal 12 Euro dort gemacht und insbesondere für Familien mit wenig Geld besteht so die Möglichkeit, auch mal auf Markenprodukte zurückzugreifen, die noch nichtmal irgendwie beanstandet sind.


    so einen Laden könnten wir hier auch absolut gut gebrauchen *seufz*

  • Zitat

    Original von Dichterdämon


    Es geht ja nicht um schlechtes oder vergammeltes Fleisch, sondern um noch genießbares und hochwertiges


    Und das legt wer fest? Das subjektive Empfinden des Metzgers oder deines?
    Wie gesagt - damit wäre allen schwarzen Schafen Tor und Tür geöffnet.
    Dann lieber für alle verbindliche Tagesangaben - und die auch strikt eingehalten. Die festgelegten Tage gibt es nicht ohne Grund.

    :lesend
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  • Zitat

    Original von Lucy1987
    Und wo ganz massiv viel im Müll landet, sind unsere lieben Krankenhäuser. Da geht eben die Hygiene vor und ein komplettes ,,Menü", was vom Patienten nicht angerührt wurde aber schon im Zimmer stand, komplett in die Mülltonne. Ebenso gilt es für Menüs, die noch unberührt im Essenswagen standen, weil es auch das Personal nicht essen darf. Kostet Geld, kauft euch selbst was in der Cafeteria. Letztendlich landet es aber im Müll. Auch da muss irgendwie noch vieles überdacht werden.


    Und was willst du mit dem Essen in Krankenhäusern machen?


    Also mir ist es hygienischen Gründen auch hier erheblich lieber, das es klare Regeln und Grenzen gibt.


    Es wird hier in guter Absicht ein bißchen übers Ziel hinausgeschossen.


    Es wäre das einfachste jeder fängt mal bei sich an und kauft nicht mehr, als verspeist wird, achtet darauf das aus dem eigenen Kühlschrank nicht so viel im Müll landet usw.

    :lesend
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  • Zitat

    Original von Dichterdämon
    Genau das meinte ich mit Verbraucherverhalten.
    Ich habe die Planwirtschaft noch miterlebt und möchte nicht noch mal Versorgungsengpässe mit ansehen müssen.
    Andererseits: Wäre das wirklich so schlimm, wenn wir denn bewußter und respektvoller mit den Lebensmitteln umgehen müssten?


    Dann wäre es meiner Meinung nach aber ein besserer Ansatz sich über das Wegwerfen von Lebensmitteln zu hause zu beklagen, statt über Überproduktion und die bösen Supermärkte und Händler zu schimpfen.


    Das Verbraucherverhalten hat jeder in der Hand. Nur kaufen, was man tatsächlich braucht, z.b.
    Reste im eigenen Kühlschrank verwerten statt vergammeln zu lassen und wegzuwerfen. z.b.
    Oder statt beim Händler sich über die fehlende Lieblingskäsesorte zu beschweren, ein vorhandenes Alternativprodukt kaufen.


    Aber es ist natürlich einfacher sich über die anderen aufzuhalten.
    Dabei wäre das ein schönes Thema, wo jeder bei sich anfangen könnte.

    :lesend
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  • Zitat

    Original von janda


    Das Verbraucherverhalten hat jeder in der Hand. Nur kaufen, was man tatsächlich braucht, z.b.
    Reste im eigenen Kühlschrank verwerten statt vergammeln zu lassen und wegzuwerfen. z.b.
    Oder statt beim Händler sich über die fehlende Lieblingskäsesorte zu beschweren, ein vorhandenes Alternativprodukt kaufen.


    Aber es ist natürlich einfacher sich über die anderen aufzuhalten.
    Dabei wäre das ein schönes Thema, wo jeder bei sich anfangen könnte.


    Das Problem ist nur, wenn man täglich einkaufen geht, kauft man viel viel mehr als man braucht. Vor allem, wenn man hungrig einkaufen geht.


    Und die Sache mit der Lieblingskäsesorte: Es kann ja auch nicht sein, dass man NIE die Sachen bekommt, die man gern ist, denn meiner Meinung nach muss Essen auch Genuss bringen. Und nicht nur zum satt werden da sein.


    Bei unserem Aldi gibt es fast nie alle Sachen immer. Was ist, wenn ich ein Gericht kochen möchte und für alles zusammen in drei Läden gehen muss, weil alles ausverkauft ist. Man kann halt meistens nicht direkt nach den Lieferungen einkaufen, weil man arbeiten ist. Ist zumindest bei mir so.


    Ich frag mich, wie du sowas umsetzt.


    Aber mit dem Essen wegwerfen ist ein Argument. Bei uns vergammelt viel zu viel. Daran arbeiten wir zur Zeit.


    Ich finde auch, dass es beim Metzger wichtiger ist, dass die Waren noch geniessbar sind als dass es kurz vor dem Verfallsdatum verkauft wird. Das ist doch wirklich eklig.
    Dann sollen die Läden lieber für diese Einrichtungen spenden, die Essen an Menschen verkaufen, die zu wenig Geld haben, als alles weg zu werfen. Dann hat es wenigstens noch einen Sinn, dass zu viel produziert wird.
    Und ja, hätte ich zu wenig Geld, ich würde zu so einer Einrichtung gehen und Waren, die kurz vor dem Ablaufen sind dort holen.