'Mansfield Park' - Kapitel 07 - 13

  • Ich bin ja immer noch dabei, ich amüsiere mich köstlich, die ganzen Beschreibungen der Oberschicht sind wirklich zum Schreien.


    Fanny ist für mich überhaupt nicht blass, sondern ein Kind ihrer Zeit. Was soll sie denn machen? Wenn sie gegenüber der Familie aufmüpfig wird, sitzt sie schneller auf der Straße als sie Mansfield sagen kann. Ich sage, sie wartet auf ihre Chance. Kluges Mädchen, die Fanny.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Ich bin ja immer noch dabei, ich amüsiere mich köstlich, die ganzen Beschreibungen der Oberschicht sind wirklich zum Schreien.


    Fanny ist für mich überhaupt nicht blass, sondern ein Kind ihrer Zeit. Was soll sie denn machen? Wenn sie gegenüber der Familie aufmüpfig wird, sitzt sie schneller auf der Straße als sie Mansfield sagen kann. Ich sage, sie wartet auf ihre Chance. Kluges Mädchen, die Fanny.


    Da bin ich ja beruhigt, daß ich nicht die einzige bin, die noch liest... :kiss

  • Allzu viel hat sich auch in diesen Kapiteln nicht ereignet. Die Schilderung der verschiedenen Charaktere wird vertieft, Fanny langsam etwas deutlicher herausgearbeitet.


    Sie hat sich in Edward verliebt - ob er es ist, dessen Herz sie laut Klappentext am für sich gewinnt :gruebel? Ich denke schon ;-).


    Wo sind denn jetzt die Mitleser???? Sonst muss ich vor lauter Einsamkeit noch sämtliche alten posts lesen :help!

  • Fanny tut mir ziemlich leid. Ich kann Edmund mit seiner Neigung für Miss Crawford nicht verstehen. Sie muss wohl Bildhübsch sein. Wie die beiden Fanny vernachlässigen ist echt mies.
    Ich bin gespannt für wen sie Maria entscheidet :) Wird wohl bald endlich spannend.

  • Ich bin gestern nicht mehr sehr weit gekommen, aber ich fand Kapitel 7 rechts krass, als Mrs. Norris und Lady Bertram so über Fanny diskutierten wegen ihrem Kopfweh und haben ihr Sachen unterstellt und Fanny war die ganze Zeit dabei. Edmund hat sie ein bisschen in Schutz genommen, aber die beiden alten Schachteln haben Fanny sehr zugesetzt.

  • Naja sie Mrs. Crawford hällt doch so wenig von seiner Berufswahl und von Geistlichen in Allgemeinen. Ich finde die passen so gar nicht zusammen. In seiner Verliebtheit erkennt er ihre ganzen Charakterfehler nicht, die Fanny bemerkt. Ich hoffe er kommt bald zur Vernunft.

  • Zitat

    Original von Leia
    Naja sie Mrs. Crawford hällt doch so wenig von seiner Berufswahl und von Geistlichen in Allgemeinen. Ich finde die passen so gar nicht zusammen. In seiner Verliebtheit erkennt er ihre ganzen Charakterfehler nicht, die Fanny bemerkt. Ich hoffe er kommt bald zur Vernunft.


    Stimmt! Aber sie liebt das Flirten als solches. Und je mehr Männer sie nach ihrer Pfeife tanzen lassen kann, desto besser. Zur Vernunft kommt er bestimmt noch, aber vorher muss er sicher noch durch einige Verwicklungen, das hat diese Art Roman so an sich, ganz ähnlich wie heute auch :grin.

  • Naja, mir erschien Ms Crawford als eine sehr selbstbewußte Person, die genau weiß, was sie will. Und das ist definitiv kein Leben an der Seite eines Pfarrers. Vielleicht glaubt sie, Edmund von seinem Berufswunsch abbringen und ihn in eine andere Richtung lenken zu können.


    Die Szene, die Faraday beschrieben hat, ist mir auch gut im Gedächnis geblieben. Allerdings hat es mich auch ein bißchen geärgert, daß Fanny sich absolut alles gefallen läßt. Sicher, als arme Verwandte kann sie es sich nicht erlauben, die Familie in irgendeiner Art und Weise zu brüskieren. Aber alles hat seine Grenzen. Das sie letztendlich immer Edmund hat für sich sprechen lassen, hat ihr bei mir keine Sympathiepunkte gebracht.

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    Hier beginnt die Wiederaufnahme vom 22. Juni 2012
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Erst mal zum bloßen Inhalt:
    Kapitel 7 bringt Edmund erstmals in Gewissenskonflikte zwischen Fanny und Miss Crawford. Er vernachlässigt Fanny (deren Positon im Haus völlig von ihm abhängt) wegen Miss Crawford, will das aber sofort wieder gut machen.
    In Kapitel 8 dürfen die Figuren ausgiebig darüber diskutieren, wer nun an dem Ausflug ins Nachbarhaus teilnehmen und wie er vonstatten gehen soll, bevor man sich sich in die Kutsche setzt und aufbricht.
    In Kapitel 9 während der Hausbesichtigung tappt Miss Crawford mit ihrer Bemerkung über Pfarrer und Gottesdienste bei Edmund so richtig ins Fettnäpfchen. Der trägt ihr aber nichts nach.
    Kapitel 10 verbringt Fanny zum größten Teil einsam auf einer Parkbank, während vor ihr eine Figur nach der anderen den eigenen Egoismus und die eigene Rücksichtslosigkeit vorführen darf, bevor man sich auf den Heimweg macht.
    Kapitel 11 bringt das nächste Streitgespräch zwischen Edmund und Miss Crawford über Pfarrer und ihre Stellung in der Welt.
    Kapitel 12 gibt ein paar Einblicke in Toms Wesen und macht verständlich, warum Miss Crawford sich trotz aller äußeren Umstände eher von Edmund angezogen fühlt.
    Kapitel 13 bringt mit Mr. Yates auch den Gedanken des Theaterspiels nach Mansfield Park und führt zum nächsten Zerwürfnis zwischen Edmund (und Fanny, aber deren Meinung interessiert sowieso keinen) auf der einen und dem Rest der jungen Leute auf der anderen Seite.


    Ich weiß nicht, wie's euch ging, aber die endlosen Diskussionen über Hausandachten, moralische Belehrung, Pfarrer und ihre Bedeutung für die Gesellschaft fand ich schwer zu lesen. Gerade aus heutiger Sicht, wo ihre Bedeutung für die Gesellschaft auf null gesunken ist. Trotzdem denke ich, daß genau darin der Schlüssel zum Buch steckt. Worauf Jane Austen wahrscheinlich raus will, ist der Unterscheid zwischen formal korrektem Benehmen und den dahinterstehenden "Grundsätzen", die immer wieder zur Sprache kommen und die Edmund bei Miss Crawford so vermißt. Man soll nicht nur das Richtige tun (wenn's mich gerade nichts kostet oder ich deswegen auf nichts verzichten muß), man soll vor allen Dingen verstehen, was und warum etwas das "Richtige" ist, und diese Regeln deswegen befolgen.


    Bezeichnend ist, daß Fanny als einzige bemerkt, was da zwischen Maria, Julia und Crawford abläuft. Nicht mal der feinfühlige Edmund begreift das. Aber für ihn ist Crawford wahrscheinlich einfach nur ein guter Kumpel, mit dem man gemeinsam auf die Jagd geht. Er würde ihm wohl gar nicht zutrauen, daß er bewußt mit Maria und Julia derart spielt, wie er es tut. Und formal verhält Crawford sich, soweit Edmund es bemerken kann, immer noch den Regeln gemäß. Daß die Angelegenheit für seine Schwestern weit tiefer geht, ahnt offenbar nur Fanny. Und die traut ihrer eigenen Meinung nicht.


    Wobei Crawford und Maria spätestens, als sie sich auf Sotherton gemeinsam (und ohne Anstandsdame) in die Büsche schlagen (die Sache mit dem verschlossenen Tor), m.E. alle Regeln brechen. Das empfindet ja auch Fanny so. Ganz egal, was da jetzt zwischen den beiden während der trauten Zweisamkeit gelaufen ist (wird wahrscheinlich gar nichts Besonderes gewesen sein) - Maria kann das nur als Liebesgeständnis Crawfords interpretieren. Da Crawford sich aber gleichzeitig alle Mühe gibt, Julia in sich verliebt zu machen, ist Ärger vorprogrammiert.


    Und damit der sich so richtig entzünden kann, kommt die Theaterspielerei zur Sprache. Ich hab' das jetzt einfach mal hingenommen, daß etwas, was aus heutiger Sicht so harmlos scheint, damals als derart frivol galt. Vermutlich spielen allerdings die besondere Situation der Familie (der Vater, Titelträger und Hausherr in Übersee, was permanente Gefahr nahelegt) und die Verlobung Marias dabei auch eine Rolle.


    Völlig unabhängig davon: Was mich bei allen Romanen aus dieser Zeit jedes Mal wieder fasziniert, ist die Untätigkeit vor allem der Damen. Ein bißchen Malerei, ein bißchen Lesen, vielleicht noch Musizieren, ein paar sinnlose Handarbeiten, Rosenschneiden im Garten und Spazierengehen. Und als absoluter Höhepunkt die Hoffnung, daß die ewig gleichen Nachbarn auf einen Besuch hereinschneien oder man selbst bei ihnen einen Besuch macht, um sich über die ewig gleichen Themen zu unterhalten. Kein Wunder, daß ein amüsanter Plauderer wie Crawford oder Tom sofort alle Herzen einfängt - wenigstens vertreibt so jemand die Langeweile.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Zum Inhalt, wenn ich hier ganz durch bin. Jetzt nur das:


    Zitat

    Original von Josefa
    Völlig unabhängig davon: Was mich bei allen Romanen aus dieser Zeit jedes Mal wieder fasziniert, ist die Untätigkeit vor allem der Damen. Ein bißchen Malerei, ein bißchen Lesen, vielleicht noch Musizieren, ein paar sinnlose Handarbeiten, Rosenschneiden im Garten und Spazierengehen. Und als absoluter Höhepunkt die Hoffnung, daß die ewig gleichen Nachbarn auf einen Besuch hereinschneien oder man selbst bei ihnen einen Besuch macht, um sich über die ewig gleichen Themen zu unterhalten. Kein Wunder, daß ein amüsanter Plauderer wie Crawford oder Tom sofort alle Herzen einfängt - wenigstens vertreibt so jemand die Langeweile.


    Ja, das wundert mich auch immer wieder. Wenngleich mir beim Ansehen der BBC "Stolz und Vorurteil"-Verfilmung von 1995 sowie von "Downton Abbey" (auch wenn das zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt) erstmals so richtig zu Bewußtsein gekommen ist, wie begrenzt seinerzeit allgemein die Möglichkeiten zur "Freizeitgestaltung" (so man Freizeit hatte) waren. Es gab
    - kein Radio
    - kein Fernsehen
    - Keine Filme (Kino)
    - kein Internet (gab's zu meiner Kinderzeit auch noch nicht)
    - und vieles andere mehr auch nicht.
    Nachrichten reisten so schnell wie ein Pferd - vielleicht wie eine Brieftaube.


    Was blieb also übrig außer Handarbeiten und Kartenspielen, eben Dinge, die man in Gesellschaft tut.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Josefa
    ... Völlig unabhängig davon: Was mich bei allen Romanen aus dieser Zeit jedes Mal wieder fasziniert, ist die Untätigkeit vor allem der Damen. Ein bißchen Malerei, ein bißchen Lesen, vielleicht noch Musizieren, ein paar sinnlose Handarbeiten, Rosenschneiden im Garten und Spazierengehen. Und als absoluter Höhepunkt die Hoffnung, daß die ewig gleichen Nachbarn auf einen Besuch hereinschneien oder man selbst bei ihnen einen Besuch macht, um sich über die ewig gleichen Themen zu unterhalten. Kein Wunder, daß ein amüsanter Plauderer wie Crawford oder Tom sofort alle Herzen einfängt - wenigstens vertreibt so jemand die Langeweile.


    Ich weiß nicht ob man wirklich etwas vermisst, wenn man es nicht anders kennt oder gewohnt ist. Für uns wäre das sicherlich unvorstellbar, zur damaligen Zeit war es aber für die reichen Leutchen einfach normal und ich weiß nicht, ob sie wirklich etwas vermißt haben.


    Ansonsten war es wieder ein interessanter Abschnitt. Obwohl das Buch ja nicht so positive Kritiken bekommen hat, gefällt es mir bis jetzt sehr gut.


    Mrs. Crawford ist ja mit ihren Äußerungen über die Kirche bei Edmund ganz schön ins Fettnäpfchen getreten. Sie scheint mir allgemein eine ziemlich kecke und vorlaute Person zu sein, ich weiß noch nicht ob ich sie so sympathisch finde. Im Moment eher nicht, weil sie für mich Fanny den Edmund "wegnimmt". Und der scheint ja verliebt bis über beide Ohren zu sein und verzeiht ihr alles. So etwas mag ich auch nicht unbedingt.


    Mr. Crawford scheint ja auch ein Luftikus zu sein und nimmt sich alles, was er kriegen kann. Irgendwie kann es nur ein böses Ende nehmen. Er spielt mit beiden Damen, mit Julia und mit Maria.


    Fanny ist mir immer noch sehr sympathisch. Sie scheint so der stille Beobachter zu sein und die Menschen richtig einschätzen zu können. Leider wirkt sie dabei etwas blaß und farblos, so dass sie sicherlich immer wieder einstecken bzw. zurückstecken muss.


    Ich bin schon gespannt was es mit der Theaterspielerei so auf sich hat. Sinn sehe ich darin nicht wirklich, da man damit ja nicht an die Öffentlichkeit will. Aber nur um im Familienkreis zu spielen so ein Aufwand? Gut, vielleicht sehe ich das auch so, weil es so überhaupt nichts für mich wäre.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska
    Ich weiß nicht ob man wirklich etwas vermisst, wenn man es nicht anders kennt oder gewohnt ist.


    Das stimmt sicher. Ich hatte eher daran gedacht, wie's mir in der entsprechenden Situation ginge - ich glaube, ich würde mich aufhängen. Und es erklärt schon ein paar der vielen Schrullen, die gerade die Damen bei Jane Austen häufig haben. Sei es Lady Bertrams totale Lethargie ("dazusitzen und den Mops zu rufen, das ging schon fast über meine Kräfte" :lache), sei es Mrs. Norris' hektische Betriebsamkeit und ihr völlig unnützer Sparwahn, oder z.B. in Persuasion die eingebildeten Krankheiten von Annes Schwester oder in Stolz und Vorurteil die "überreizten Nerven" von Lizzys Mutter. Lauter Ticks und Spleens einer Damenwelt, die keine vernünftige Aufgabe und viel zu viel Zeit hat, um sich mit sich selbst zu beschäftigen.


    Zitat

    Original von Macska
    Fanny ist mir immer noch sehr sympathisch. Sie scheint so der stille Beobachter zu sein und die Menschen richtig einschätzen zu können. Leider wirkt sie dabei etwas blaß und farblos, so dass sie sicherlich immer wieder einstecken bzw. zurückstecken muss.


    Sympathisch ist sie mir nur bedingt. Was daran liegen könnte, daß ich sie in vieler Hinsicht als mir zu ähnlich empfinde, gerade was ihr mangelndes Selbstbewußtsein angeht. Und dieses mangelnde Selbstbewußtsein hat ja durchaus Folgen - Fanny sieht, was sich da anbahnt, kann das drohende Unheil aber nicht aufhalten. Sie wagt noch nicht mal richtig, an ihrer eigenen Meinung festzuhalten, sobald Edmund sich dagegen ausspricht. Gesund ist das auch nicht.
    Geschweige denn, daß sie in der Position wäre, den Beteiligten mal vorsichtig ins Gewissen zu reden.
    Ich denke aber schon, daß so jemand wie Fanny in gewisser Weise das Frauenideal der Zeit war. Hübsch, intelligent, gebildet und trotzdem demütig, anspruchslos und unterwürfig.


    Zitat

    Original von Macska
    Ich bin schon gespannt was es mit der Theaterspielerei so auf sich hat. Sinn sehe ich darin nicht wirklich, da man damit ja nicht an die Öffentlichkeit will. Aber nur um im Familienkreis zu spielen so ein Aufwand? Gut, vielleicht sehe ich das auch so, weil es so überhaupt nichts für mich wäre.


    Nachdem das Theaterspielen als solches ja offenbar als recht anstößig empfunden wird, wäre es wahrscheinlich ein Skandal, würden die jungen Leute auf Mansfield Park tatsächlich damit an die Öffentlichkeit gehen.
    Ich kann nur vermuten, daß diese seltsame Einstellung zum Schauspielern damit zusammenhängt, daß das Theater insgesamt damals zur Halbwelt gehörte, daß dort wohl auch die Prostituierten auf Kundenfang gingen und daß viele Schauspielerinnen sich von reichen Herren aushalten ließen. Das Benehmen solcher Leute nachzuahmen, war wohl höchst unanständig. Geben die diversen Vor- und Nachworte in euren Ausgaben dazu vielleicht etwas mehr Infos her?


    Den betriebenen Aufwand finde ich auch herrlich. Und der wird sich in den kommenden Kapiteln noch vergrößern. Zeigt irgendwie schon auch, worauf man den größten Wert legt. Rosa Satinumhänge nämlich. :rofl

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Diesen Abschnitt (sowie das Nachwort, das ich zwischendurch gelesen habe) habe ich durch. Das Buch gefällt mir immer besser, vor allem seitdem ich weiß, welches Theaterstück es sein wird. Doch dazu mehr, wenn es soweit ist.


    Fanny wird wirklich von allen wie eine arme Verwandte behandelt, außer von Edmund. Das ist schon heftig, was sie alles ertragen und sich anhören muß, war aber damals in solchen Situationen wohl üblich bzw. weitverbreitet.


    Seite 107, im Kapitel 9, als die Rede davon ist, wie die Kapelle früher war und man das nicht mehr so genau weiß. Das Seltsame ist, daß die Zeit, in der das Buch spielt, für mich eben früher ist, und dann der Hinweis, wie viel an Wissen verloren gegangen sei. Man rechne das mal bis heute hoch!


    Der Ausflug nach Sotherton hatte ja auch einiges zu bieten, und läßt Fanny wieder mal über weite Strecken alleine. Edmund ist ganz blind in seiner Bewunderung für Mary Crawford und sieht in Fanny nichts weiter als eine Art Stiefschwester, obwohl die Seelenverwandtschaft mehr als offenkundig ist. Zumindest für mich als Leser.


    Interessant fand ich wieder die Vorbereitungen zum Theaterstück und wie sich die Einzelnen dabei kaprizieren. Es war eine ganz andere Zeit, vor Radio, Fernsehen und Internet. Man mußte sich zwangsläufig selbst beschäftigen, sofern man Zeit dazu hatte und nicht von früh bis spät arbeiten mußte. Bis zu einem gewissen Grade kommt in den Gesprächen und Gedanken auch die, um es so auszudrücken, Hohlheit eines Großteils der Beteiligten zum Ausdruck.



    Danke für die schönen Kapitelzusammenfassungen, Josefa! :-) Im Moment bin ich lesemäßig etwas unter Druck (ein dickes Wanderbuch liegt schon einige Zeit hier, eine nächste Leserunde „droht“), daß ich mir nicht so viel Zeit für das Buch nehmen kann, wie es eigentlich verdient. Vielleicht sollte ich mir im Herbst mal eine „forums- und leserundenfreie“ Zeit verschaffen, um das eine oder andere Buch in Ruhe genießen zu können.



    Zitat

    Original von Josefa
    Ich weiß nicht, wie's euch ging, aber die endlosen Diskussionen über Hausandachten, moralische Belehrung, Pfarrer und ihre Bedeutung für die Gesellschaft fand ich schwer zu lesen.


    Ich gar nicht, also gar nicht schwer zu lesen. Im Gegenteil, ich mag solche „ellenlangen“ Betrachtungen und Diskussionen.



    Zitat

    Original von Josefa
    Gerade aus heutiger Sicht, wo ihre Bedeutung für die Gesellschaft auf null gesunken ist.


    Um es mal vorsichtig auszudrücken: ich empfinde die Gesellschaftskritik, die aus dem Roman spricht, im Prinzip teilweise immer noch aktuell.



    Zitat

    Original von Macska
    Ich weiß nicht ob man wirklich etwas vermisst, wenn man es nicht anders kennt oder gewohnt ist.


    :write Das geht mir selber schon so. Ich entsinne mich, daß ich - etwa 1996 - auf einer Tagung war, in deren Verlauf es immer wieder Gespräche über das damals noch recht neue Medium „Internet“ gab und man mich versuchte, davon zu überzeugen, daß man eine Webseite bräuchte. Und einen Onlineanschluß. Ich entsinne mich noch, als ich dann BTX hatte (mit der wahnsinnigen Datenrate von 2000 Bit! :chen), wie das alles anfing. Oder wie ich einmal eine falsche Nummer wählte und so ein seltsamer Pfeifton aus dem Hörer klang. Was war denn das? :yikes Das war das erste Mal, daß ich einen Faxton hörte. Dann habe ich gewartet, bis das erste Kombigerät auf den Markt kam, bevor ich mir selbst eines zulegte. So schnell kommt heute eine Technik auf und verschwindet wieder. Da soll man als normaler Mensch noch mitkommen!


    Und heute? Internet ist selbstverständlich, wenn ich meiner Tochter sage, zu meiner Jugend gabs das nicht, guckt die mich nur mit großen Augen an, als ob ich in der Steinzeit groß geworden wäre. Ein Faxgerät habe ich in gewisser Hinsicht übrigens auch noch. Das heißt, das eigentliche Fax habe ich letzte Woche ausgemustert, obwohl es noch funktioniert. Der neue Drucker hat auch eine Faxfunktion, und da habe ich den angeschlossen. Das erspart mir ein Gerät und bringt mir mehr Platz. Denn ein Fax braucht man heute kaum noch, weil das meiste über Internet oder E-Mail vonstatten geht.



    Zitat

    Original von Josefa
    ("dazusitzen und den Mops zu rufen, das ging schon fast über meine Kräfte" )


    Was mich stark an den Esqu. Frederick Fairlie aus Wilkie Collins’ „Die Frau in Weiß“ erinnert. Das war auch so ein Jammerlappen.



    Zitat

    Original von Josefa
    Nachdem das Theaterspielen als solches ja offenbar als recht anstößig empfunden wird, wäre es wahrscheinlich ein Skandal, würden die jungen Leute auf Mansfield Park tatsächlich damit an die Öffentlichkeit gehen.


    Weshalb das so ein Skandal war, habe ich - auch nach Lesen des Nachworts - nicht so ganz verstanden. Ich nehme an, weil zum Einen Veränderungen am Haus (und damit Kosten) dazu notwendig waren, der Hausherr jedoch abwesend ist, zum Zweiten, weil Maria verlobt ist und ggf. mit einem anderen Herren in zu engen Kontakt kommt (nach Meinung der Zeit).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Also sympathisch kann ich Fanny nicht nennen, dazu ist sie mir viel zu unsicher, still und unscheinbar.
    Aber genau so wenig gefällt mir eigentlich die ganze Familie Crawford, aber mit ihnen kommt wenigstens Leben in die Geschichte :grin


    Es ist erschreckend zu lesen, wie wenig Fanny von sich selber hält. Sie hält sich im Gegensatz zu allen anderen wohl wirklich als Mensch zweiter Klasse.

  • Zitat

    Original von Josefa


    Sympathisch ist sie mir nur bedingt. Was daran liegen könnte, daß ich sie in vieler Hinsicht als mir zu ähnlich empfinde, gerade was ihr mangelndes Selbstbewußtsein angeht. Und dieses mangelnde Selbstbewußtsein hat ja durchaus Folgen - Fanny sieht, was sich da anbahnt, kann das drohende Unheil aber nicht aufhalten. Sie wagt noch nicht mal richtig, an ihrer eigenen Meinung festzuhalten, sobald Edmund sich dagegen ausspricht. Gesund ist das auch nicht.
    Geschweige denn, daß sie in der Position wäre, den Beteiligten mal vorsichtig ins Gewissen zu reden.
    Ich denke aber schon, daß so jemand wie Fanny in gewisser Weise das Frauenideal der Zeit war. Hübsch, intelligent, gebildet und trotzdem demütig, anspruchslos und unterwürfig.


    Bei mir ist es genau anders. Gerade weil sie mir so ähnlich ist, kann ich mich am besten in ihre Lage versetzen. Vielleicht ist sympathisch auch nicht der richtige Ausdruck. Auf der einen Seite sicherlich schon, weil sie eher abwartend ist und sich nicht in den Mittelpunkt stellt. Auf der anderen Seite spielt da aber auch ein gewisses Mitleid mit Fanny eine Rolle.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)