'Mansfield Park' - Kapitel 33 - 41

  • Noch keiner hier?
    Dann fang ich mal an ;)


    Mrs Norris ist natürlich wütend, dass jmd Fanny überhaupt so ein Angebot gemacht hat, ihr wird aber verboten sich darüber auszulassen und sie muss sich daran halten. Gut gemacht, Sir Thomas! :grin


    Edmund ist eher auf der Seite seines Vater als auf Fannys. Er kann nichts richtig schlechtes an Henry finden und meint, dass er eig gut zu Fanny passen würde, da sie manche Dinge gemeinsam haben (Bücher), aber in manchen Dingen auch gegensätzlich (aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an ;) ). Er versucht daher Henry zu helfen! Auch wenn er Fannys Gefühlswelt zu verstehen meint. Er denkt, dass sie Henry nach einer Weile, wenn sie es gewöhnt ist, dass er sie liebt, an sich ranlassen wird und er sie dann glücklich machen wird...
    Man erfährt außerdem, dass er länger weggeblieben ist, da er Mary aus dem Weg gehen wollte. Er ist sich noch nicht klar darüber wie er es anstellen soll, dass sie ihn heiratet trotz ihrer Abneigung gegen Geistliche und wenig Geld.


    Mr Crawford meint nach einem Abend, dass Fanny ihn wohl deswegen nicht mag, weil er manchmal so unzuverlässig ist und seine Meinung sich schnell ändert. Daraufhin versichtert er ihr, dass er sich für immer von ihr angezogen fühlen wird. Ob ich ihm das glauben soll???


    Schließlich redet Fanny auch noch mit Mary über ihren Bruder, aber das Gespräch ist dann doch weniger schlimm als erwartet. Fanny sagt Mary ins Gesicht, dass sie ihren Bruder nicht leiden kann, weil er keinerlei Empathie zeigt und mit den Gefühlen anderer (vor allem von Frauen) spielt. Und dass sie so jmd nie akzeptieren könnte. Ich mochte diese Szene! Endlich sagt sie mal, was sie denkt! :-]


    Nach der Abreise der Crawfords fährt auch Edmund bald nach London. Und Sir Thomas schickt Fanny mit William nach vielen vielen Jahren mal wieder nach Hause, so dass sie lernt, wie gut sie es in Mansfield hat und allen Komfort und die Leute vermisst und schließlich Henry heiraten wird. Der 1. Teil klappt auch gut, da sich Fanny eig nur mit ihrer Schwester Susan gut versteht, da sie die einzige ist, die ihr zuhört und sie bewundert und mag. Doch als Crawford schließlich auftaucht (anders war es ja nicht zu erwarten oder? :grin), ist sie immer noch sicher, dass sie ihn nie heiraten wird. Juhu, sie bleibt standhaft, auch wenn er ihr bisschen netter erscheint als früher.
    Sie kann ihre Eltern überhaupt nicht leiden, da sich keiner für sie interessiert. Also ich würd mich freuen, wenn meine Tochter nach vielen Jahren mal wieder heimkommt! So ein Verhalten kann ich nicht verstehen, aber vll ist Mrs Price ihren Schwestern doch ähnlicher als vermutet... Und ich hab mich ja am Anfang auch schon gewundert, dass ihre Mutter sie einfach so gehen lassen hat!
    Außerdem wird Fannys Gesundheit wieder schlechter...

  • ich glaube auch nicht, das sich Mrs. Price je viel um Fanny gekümmert. Die ältesten Kinder mussten in der Zeit am härtesten anpacken. Und um Fanny musste sie sich keien Gedanken machen, nachdem sie in Mansfield war. Das ist für sie so, als würde eine ihrer Nichten kommen = man ist zwar verwandt, aber wirklich was zu sagen hat man sich nicht

  • Zitat

    Original von Nightflower
    Mrs Norris ist natürlich wütend, dass jmd Fanny überhaupt so ein Angebot gemacht hat, ihr wird aber verboten sich darüber auszulassen und sie muss sich daran halten. Gut gemacht, Sir Thomas! :grin


    Das hat mich auch sehr gefreut, endlich ist das giftige Weib mal gezwungen den Schnabel zu halten! :lache



    Zitat

    Schließlich redet Fanny auch noch mit Mary über ihren Bruder, aber das Gespräch ist dann doch weniger schlimm als erwartet. Fanny sagt Mary ins Gesicht, dass sie ihren Bruder nicht leiden kann, weil er keinerlei Empathie zeigt und mit den Gefühlen anderer (vor allem von Frauen) spielt. Und dass sie so jmd nie akzeptieren könnte. Ich mochte diese Szene! Endlich sagt sie mal, was sie denkt! :-]


    Ich fand das Gespräch war mehr als fällig, und wie du sagtest, endlich hat Fanny mal gesagt was sie denkt!
    Ich habe erstmal mit Fanny gelitten als sie in ihrem Elternhaus ankam, ihre ganzen Empfindungen und Eindrücke gingen mir schon nah und ich hätte sie da am liebsten raus geholt. Auch das in diesem Haus niemand, ausser Susan, Interesse an ihr zeigt ärgert mich sehr. Sir Thomas Plan scheint Früchte zu tragen... Aber Fanny bleibt Mr. Crawford gegenüber standhaft, auch wenn sie ihn ein bisschen netter findet...
    Edmunds Einstellung und seine Befürwortung bezüglich Hanry haben mich ehrlich gesagt schockiert! Garnichts versteht der Gute von Fannys Gefühlen, oder er ist zu sehr mit sich beschäftigt, sodass er sich selbst einredet sie könne mit Henry glücklich werden...

  • Zitat

    Original von Novemberkind
    ich glaube auch nicht, das sich Mrs. Price je viel um Fanny gekümmert.


    Das glaube ich auch nicht. Ich glaube auch nicht das sie sich mehr um sie gekümmert hätte wenn sie bei ihnen aufgewachsen wäre. Es hat sich ja schon herauskristallisiert das die Söhne bevorzugt wurden, Mädchen waren halt weniger oder nichts wert. :-(

  • Zitat

    Original von nofret78


    Das glaube ich auch nicht. Ich glaube auch nicht das sie sich mehr um sie gekümmert hätte wenn sie bei ihnen aufgewachsen wäre. Es hat sich ja schon herauskristallisiert das die Söhne bevorzugt wurden, Mädchen waren halt weniger oder nichts wert. :-(


    Ja allerdings seh ich das auch so. Mich hat es schon ein wenig genervt, dass er soooo verliebt in diese doofe Mary war, die es eig nicht mal ehrlich mit ihm meint. Sie ist ja schon so ein wenig wie ihr Bruder! Hm aber den nimmt Edmund ja auch in Schutz *tztz*

  • Zitat

    Original von Nightflower
    Mr Crawford meint nach einem Abend, dass Fanny ihn wohl deswegen nicht mag, weil er manchmal so unzuverlässig ist und seine Meinung sich schnell ändert. Daraufhin versichtert er ihr, dass er sich für immer von ihr angezogen fühlen wird. Ob ich ihm das glauben soll???


    Also ich bin da auch immer noch sehr skeptisch, ob Mr Crawford tatsächlich in Fanny verliebt ist, oder sich der Reiz für ihn wegen ihrer standhaften Weigerung ihn zu heiraten nicht einfach nur erhöht. Ich schätze, um das zu beantworten, muß ich einfach auf das Ende des Buches warten. :lache



    Zitat

    Original von Nightflower
    Schließlich redet Fanny auch noch mit Mary über ihren Bruder, aber das Gespräch ist dann doch weniger schlimm als erwartet. Fanny sagt Mary ins Gesicht, dass sie ihren Bruder nicht leiden kann, weil er keinerlei Empathie zeigt und mit den Gefühlen anderer (vor allem von Frauen) spielt. Und dass sie so jmd nie akzeptieren könnte. Ich mochte diese Szene! Endlich sagt sie mal, was sie denkt! :-]


    Dieses offene Gespräch fand ich für Fanny auch sehr untypisch, da es ihr sonst so schwer fällt, das Kind beim Namen zu nennen.



    Fanny wird nun zu ihrer Familie nach Hause geschickt, um ihr zu verdeutlichen, wie gut es ihr eigentlich geht und sogar noch besser gehen könnte. Sir Thomas' Pläne scheinen hier ja irgendwie aufzugehen, da Fanny sich sehr nach Mansfield Park und deren Bewohner zurücksehnt. Wie sie in dieser chaotischen und lauten Familie hätte aufwachsen sollen, ist mir allerdings ein Rätsel. Sie ist ja von Natur aus ein sehr schüchterner und zurückgezogener Mensch.


    Als Edmund von den Heiratsplänen Mr Crawfords erfährt, stellt er sich sogar auf dessen Seite, was mich doch etwas überrascht hat. Eigentlich hatte ich während des ganzen Buches erwartet, daß sich Edmund und Fanny irgendwann näher kommen würden. Er reagiert aber nicht das kleinste bißchen eifersüchtig. Da werde ich meinen anfänglichen Tipp wohl noch einmal überdenken müssen. :gruebel Zum Glück ist das Buch bald zu Ende, so das sich wenigstens diese Angelegenmheit klären wird. :lache

  • Immer wenn Mrs. Bertram besonders bewegt ist, bringt sie ihren Mops ins Spiel - Ende des 33. Kap. bietet sie Fanny einen Abkömmling an :rofl!


    Fanny ist für ihre Verhältnisse erstaunlich direkt, als sie Edmund gegenüber äußert, dass ein Mann, auch ein "Ansehnlicher", nicht von einer automatischen Erwiderung seinerGefühle ausgehen darf. Aber wie man sie ständig daran erinnert, was Henry für ihren Bruder getan hat, finde ich wenig subtil und recht aufdringlich.


    Der Aufenthalt bei ihrer Familie in Portsmouth gestaltet sich ziemlich bitter für Fanny, aber nicht bitter genug um Henrys Antrag wohlwollender zu betrachten:grin. Schon wieder ist ihre Gesundheit angegriffen - :rolleyes!

  • Zitat

    Original von Lumos
    Fanny ist für ihre Verhältnisse erstaunlich direkt, als sie Edmund gegenüber äußert, dass ein Mann, auch ein "Ansehnlicher", nicht von einer automatischen Erwiderung seinerGefühle ausgehen darf.


    Ja das habe ich mir auch gedacht. Auch das Gespräch mit Mary fand ich ein wenig unpassend. Das Mary so an ihr hing konnte ich mir auch nicht vorstellen. Das Fanny sich so auf den Brief von Mary gefreut hat und er dann doch nur über Henry handelt.
    Mir tut Fanny leid, da sie ja ahnt das Edmund Mary jetzt doch den Antrag machen wird. Mary wird wohl auch zusagen. Bin gespannt wann Fanny diese Nachricht erhällt und wie sie dann darauf reagiert.


    Zitat

    Original von Lumos
    Aber wie man sie ständig daran erinnert, was Henry für ihren Bruder getan hat, finde ich wenig subtil und recht aufdringlich.!


    Sie denkt ja auch selbst ständig daran. Henry wird da einiges arrangiert haben. Ist nicht selbstverständlich und dadurch hat er seine Chancen auf sie um einiges verbessert. Wenn Edmund wirklich Mary heiratet, könnte ich mir sogar vorstellen, dass Fanny irgendwann Henry erhört.



    Hat etwas von Stolz und Vorurteil...


    Zitat

    Original von Lumos
    Der Aufenthalt bei ihrer Familie in Portsmouth gestaltet sich ziemlich bitter für Fanny, aber nicht bitter genug um Henrys Antrag wohlwollender zu betrachten:grin. Schon wieder ist ihre Gesundheit angegriffen - :rolleyes!


    Ja das die aus einfacheren Verhälltnissen kommen war schon klar, aber das diese überhaupt keinen Anstand haben und so verzogen sind hätte ich nicht gedacht. Auch das Personal ist unmöglich. Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte das die Personal haben... Wie arm muss dann dieses erst sein, dort zu arbeiten..


    Ich fand es komisch das die Fanny durch Mary Crawford´s Namen bisher nicht an ihre verstorbene Schwester erinnert wurde... Finde es ein wenig komisch, dass Austen beiden den gleichen Vornamen gab...


    Mrs. Norris amüsiert mich immer mehr... ja nur weil sie für den armen Sir Bertram und die arme Lady Bertram so unentbehrlich ist, hat sie auf den Besuch bei ihrer anderen Schwester verzichtet... Wie sie unmengen an Geld zuvor schon an William gab (in den Anmerkungen wurde erwähnt das es sich um 1 Pfund handelte. Mr. Bertram gab nur 10 Pfund :pille).

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    Hier beginnt die Wiederaufnahme vom 22. Juni 2012
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob sich Mr. Crawford nicht wirklich in Fanny verliebt hat. Auch von Mary Crawford bin ich überrascht, dass sie trotz Absage an den Bruder so freundlich zu Fanny ist und sie als eine Schwester ansieht. Und es kommt heraus, das die Kette doch ein Geschenk von Mr. Crawford ist und Mary sie nur übergeben hat. Was mich gewundert hat, das Fanny der Mary ihre wirkliche Meinung zum Bruder sagt.


    Hoffnung setzte Fanny ja in Edmund. Aber er sieht es genau wie sein Vater, die Verbindung zu Mr. Crawford befürwortet er. Eigentlich müsste er doch mitkriegen, wie er ist. Auf der anderen Seite sind sie aber auch befreundet und vielleicht verblendet ihn die Liebe zu der Schwester?


    Jedenfalls wird Fanny nach Hause zu ihren Eltern geschickt, damit sie sieht wie gut sie es in Mansfield hat und wie positiv ein gesichertes Einkommen ist. Der Plan scheint am Anfang ja zu funktionieren, sie ist entsetzt über die Zustände zu Hause, die Enge, der Krach, der ganze Umgang miteinander. Nur zu ihrer Schwester Susan scheint sie eine Verbindung aufbauen zu können. So ganz glückt der Plan aber nicht. Sie überlegt zwar auch ob er nicht doch positive Seiten hat, aber durch die Erwähnung der Partnerschaft schreckt er sie wieder ab.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Auf Fannys Familie kann man ja nicht grad ein Loblied singen. Schon gar nicht auf den Vater. Für sie war es wohl tatsächlich gut, dass sie zu ihrem Onkel und ihrer Tante geschickt wurde und dort aufgewachsen ist. Sie kann es ja kaum erwarten wieder von ihnen weg zu kommen. Zumal ihre Gesundheit auch wieder schlechter wird. Mag wohl auch an der Umgebung liegen ... Wem geht es schon gut, wenn er an einem Ort ist, an dem er sich nicht wohl fühlt?

    :lesendIlsa J. Bick - Brennendes Herz


    Es gibt mehr Schätze in Büchern als Piratenbeute auf der Schatzinsel... und das Beste ist, du kannst diesen Reichtum jeden Tag deines Lebens genießen. (Walt Disney )

  • Hm, also ich denke, daß Mr Crawford sich zumindest einredet, Fanny zu lieben. Wie das wäre, wenn sie ihn erhören würde, steht auf einem anderen Blatt. Schließlich ist die Situation, daß eine Frau ihm nicht augenblicklich zu Füßen liegt, für ihn völlig neu, ungewohnt - und vermutlich aus seiner Sicht undenkbar.


    Edmunds Reaktion hat mich auch etwas überrascht; allerdings ist der ziemlich „betriebsblind“ und sieht nur, was er sehen will. Ich bin bei ihm gar nicht mal sicher, ob er Mary wirklich liebt, oder ob es nicht eher eine Schwärmerei ist.


    Die Verhältnisse zuhause bei Fanny sind katastrophal. Hier - und beim Besuch von Mr Crawford - kommt sehr „schön“ der Unterschied zwischen den Gesellschaftsschichten durch, zumal die Gegensätze besonders groß sind. Bis zu einem gewissen Grade ist es erstaunlich, daß Fanny dennoch standhaft bleibt. Sie hat, wodurch auch immer, recht feste Grundsätze, an die sie sich hält.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Was mich bei der Beschreibung von Fannys Familie auch beeindruckt hat: wie die Umgebung auf den Charakter einwirkt. Das habe ich mir gedacht bei Fannys Mutter, die ja offensichtlich ihrer Schwester Lady Bertram im Prinzip unheimlich ähnlich wäre, sich aber in eine ganz andere Richtung weiterentwickelt hat. Wie eine Mischung aus Lady Bertram und Mrs. Norris: die Unzufriedenheit und das dauernde Gejammer hat sie von letzterer und die Bequemlichkeit von ersterer. Die positiven Eigenschaften sind dagegen weitgehend verschüttet.


    Der Vater ist ein Kotzbrocken, aber wahrscheinlich auch nicht weit weg vom typischen Haushaltsvorstand einer solchen Familie. Weiß im Grunde, daß er es zu nichts gebracht hat, ertränkt diese Erkenntnis im Alkohol und spielt zu Hause den starken Mann.


    Daß Fanny in dieser Umgebung alt geworden wäre, kann ich mir auch nicht vorstellen. Und es erklärt, meine ich, auch die enorme Bindung an ihren Bruder William. Da mußten die zwei ältesten Kinder wohl schon in frühester Jugend zusammenstehen und mithelfen, die Familie funktionstüchtig zu halten.


    Crawford benimmt sich erstaunlich gut in Gegenwart von Fannys Familie. Ich war schon halb darauf gefaßt, daß er den Rückwärtsgang einlegt, sobald ihm klar wird, aus welchem Stall seine Angebetete kommt. Aber er trägt es mit Fassung. Zumindest verbirgt er sein Entsetzen.


    Bei Edmund denke ich, er schätzt Fanny richtiger ein als alle anderen. Aber, ja, auch er will nur das sehen, was zu seiner Gemütslage paßt.


    Zitat

    Bis zu einem gewissen Grade ist es erstaunlich, daß Fanny dennoch standhaft bleibt.


    Mit seinen moralischen Erpressungsversuchen macht er es ihr aber auch nicht schwer, standhaft zu bleiben. Auch wenn es in gewisser Weise rührend ist, mitanzusehen, wie er um ihre Anerkennung kämpft. ("Wenn ich da jetzt hinfahre und den bösen Verwalter zur Schnecke mache, dann mache ich das doch gut, oder? Das gefällt dir doch? Sag, daß dir das gefällt!") - Und dann ist da ja auch noch die Sache mit Edward. Den müßte Fanny ja erst einmal innerlich abhaken, um sich Mr Crawford zuwenden zu können.


    Am meisten beeindruckt hat mich die jüngere Schwester. Susan kämpft in ihrer Familie anscheinend einen Kampf allein auf weiter Flur.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Bei den drei Schwestern hat mich überhaupt überrascht, wie verschieden deren Leben verlief. Die eine heiratet in den Hochadel ein - und auf die anderen hat das praktisch keinen Einfluß. Und vor allem auch, daß die so einfach in den Adel einheiraten konnte hat mich überrascht.



    Zitat

    Original von Josefa
    Ich war schon halb darauf gefaßt, daß er den Rückwärtsgang einlegt, sobald ihm klar wird, aus welchem Stall seine Angebetete kommt.


    Das hatte ich allerdings auch erwartet und war höchst überrascht, daß er nicht so reagiert hat.



    Zitat

    Original von Josefa
    Am meisten beeindruckt hat mich die jüngere Schwester. Susan kämpft in ihrer Familie anscheinend einen Kampf allein auf weiter Flur.


    :write Die hat ziemliche Charakterstärke bewiesen, daß sie das dort vierzehn Jahre lang ausgehalten hat und anscheinend relativ wenig „verdorben“ war. Aus ihr könnte noch etwas werden.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Bei den drei Schwestern hat mich überhaupt überrascht, wie verschieden deren Leben verlief. Die eine heiratet in den Hochadel ein - und auf die anderen hat das praktisch keinen Einfluß. Und vor allem auch, daß die so einfach in den Adel einheiraten konnte hat mich überrascht.


    Das stimmt, darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Man sollte annehmen, daß sich ein Sir Thomas schon aus purem Selbstschutz darum bemüht hätte, seine angeheiratete Verwandtschaft in angesehene Positionen zu hieven, um sich nicht dem Spott der Standesgenossen auszusetzen.
    Wobei zu Fannys Mutter ja der Kontakt ohnehin lange Zeit abgebrochen war. Die war wohl einfach außerhalb des Blickfelds von irgendjemandem.


    Kann es sein, daß hier einfach schon ein zeitlicher Unterschied zu den früheren Werken Jane Austen besteht, daß die sozialen Verhältnisse vielleicht in einigen Details schon ein bißchen lockerer waren und man über die schwarzen Schafe in der Verwandtschaft leichter hinwegsehen konnte? Mir fiel das auch auf, daß Jane Austen in diesem Buch immer wieder auf die Londoner Bohème und ihre freizügige Lebensführung anspielt (zu der ja Mary und Bruder offenbar gehören). Von so etwas war in "Stolz und Vorurteil" noch keine Rede.


    Ein Baronet ist, glaube ich, allerdings kein Hochadel. Da gibt's wohl etliche Unterschiede. Sir Thomas kann zwar, anders als Sir William Lucas in "Stolz und Vorurteil", seinen Titel an den ältesten Sohn weitervererben, er steht also eine Stufe über den nur für eine Generation geadelten "Rittern" (sowas Ähnliches gibt's ja heute noch, Elton John z.B. wird wohl sowas sein). Hochadel fängt aber offiziell, soweit ich mich erinnere (ich hab das vor einiger Zeit mal nachgelesen) erst beim Viscount an. Da gab es doch in "Persuasion" diese verwitwete Viscountess mit ihrer Tochter, deretwegen in Bath Annes Vater Handstände gemacht hat, um sich bei ihr einzuschmeicheln.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Zitat

    Original von Josefa
    Kann es sein, daß hier einfach schon ein zeitlicher Unterschied zu den früheren Werken Jane Austen besteht, daß die sozialen Verhältnisse vielleicht in einigen Details schon ein bißchen lockerer waren und man über die schwarzen Schafe in der Verwandtschaft leichter hinwegsehen konnte?


    Theoretisch vermutlich schon, manchmal machen schon wenige Jahre viel aus.
    Später zumindest gab es ja die sog. „Buccaneers“, also junge reiche Frauen aus Amerika, die nach England kamen um sich einen Adeligen zu „angeln“. Letztere andererseits haben oft solche Damen geheiratet, weil sie schlicht und einfach auf deren Geld angewiesen waren. Das war mW allerdings erst später; Edith Whartons Roman „The Buccaneers“dazu spielt um 1870, auch der Earl of Grantham (aus „Downton Abbey“ hat aus diesem Grund eine reiche Amerikanerin geheiratet, wohl um 1880.


    Wegen Hochadel: vielleicht habe ich da etwas verwechselt. Irgendwo im Buch hieß es etwas wie „eine der angesehensten Familien“ oder so ähnlich; ich habe das auf den Adel bezogen, könnte aber auch auf den Reichtum bezogen gewesen sein. Da will ich mich jetzt nicht festlegen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Später zumindest gab es ja die sog. „Buccaneers“, also junge reiche Frauen aus Amerika, die nach England kamen um sich einen Adeligen zu „angeln“.


    Jetzt, wo du's sagst ... ich meine, daß in Thackerays "Jahrmarkt der Eitelkeiten" auch schon eine (sogar farbige!) junge Dame aus den Kolonien auftrat, die in London am gesellschaftlichen Leben teilnimmt. Thackeray ist zwar später als Jane Austen, aber der Roman spielt zur Zeit Napoleons.


    Von Edith Wharton habe ich noch nie etwas gelesen - ihrem Wikipedia-Eintrag nach könnte das aber sehr interessant sein.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Mini-Leserunde März 2021


    Dass eine Frau, wie Fanny, solch eine gute Partie abweist, ist vermutlich die Sensation in diesem Buch damals gewesen. Denn ich habe den Eindruck, dass Frau eigentlich gar nichts dazu zu sagen hat. Wenn ein Mann eine Frau liebt, dann hat die Frau den Mann zu lieben, allein, weil in diesem Fall Mr Crawford so eine gute Position hat. Aber Fanny versucht hier anscheinend klar zu machen, dass sie gar nicht zusammenpassen würden. Denn auch wenn Fanny merkt, dass Mr Crawford sich ändert, hilft es ihr anscheinend nicht weiter. Aus irgendeinem Grund kann sie keine Gefühle für ihn entwickeln. Ich denke mal, er ist einfach nicht ihr Typ, würde man heute sagen.(?)


    Aber dass Fanny am Ende Edmund abgekommt, das bezweifle ich immer mehr. Denn als Edmund erfährt, dass Mr Crawford Fanny heiraten will, wird Edmund ja null eifersüchtig. Im Gegenteil.

    Und Mary scheint sich auch etwas zu verändern, sodass sie vielleicht doch Edmund heiraten könnte.


    Als Mr Crawford aus Mansfield Park abgereist war, habe ich mich ja dann gefragt, ob denn seine Gefühle für Fanny bestehen bleiben. Und tatsächlich, er besucht Fanny sogar, als sie bei ihren Eltern ist.


    Sir Thomas Idee funktioniert anscheinend tatsächlich. Ich hatte echt nicht erwartet, dass es so furchtbar bei Fannys Eltern wird. Da habe selbst ich wieder Sehnsucht nach Mansfield Park bekommen.


    Ich bin jetzt echt gespannt, wie das alles Enden wird. Wer nun wen heiratet oder auch nicht.

    Sasaornifee :eiskristall

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    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers


  • Dass eine Frau, wie Fanny, solch eine gute Partie abweist, ist vermutlich die Sensation in diesem Buch damals gewesen. Denn ich habe den Eindruck, dass Frau eigentlich gar nichts dazu zu sagen hat. Wenn ein Mann eine Frau liebt, dann hat die Frau den Mann zu lieben, allein, weil in diesem Fall Mr Crawford so eine gute Position hat.


    Es ist noch viel schlimmer. Liebe spielt überhaupt keine Rolle. Eine gute Partie sollte nach den gängigen Vorstellungen der damaligen Zeit niemand, egal ob Frau oder Mann, ausschlagen.


    Im Falle von Fanny ist es in der Tat sehr drastisch. Denn Sir Thomas will Fanny ja mit dem Verstoß von Mansfield Park vor Augen führen, wo ihr Platz in der Gesellschaft von Geburt her eigentlich ist. Für ihn ist es unbegreiflich, dass Fanny eine solche Partie abschlägt.