'Mansfield Park' - Kapitel 42 - Ende

  • Gestern Abend hab ich das Buch noch beendet und im Großen und Ganzen hat es mir gut gefallen. Das Ende fand ich alles ein bisschen schnell erzählt. Nun haben Fanny und Edmund ja doch geheiratet, wie ich anfangs schon gehofft hatte. Das hat mich gefreut für die beiden! Allerdings fand ich es, wie gesagt, alles auf einmal schnell erzählt. Vor allem da Edmund so lange Zeit in Mary verliebt war und plötzlich dann doch in Fanny ... Aber ein anderes Ende hätte mir auch nicht gefallen. :grin


    Ich bin auch ziemlich froh, dass ich das Nachwort, so wie ich es immer mache, zuletzt gelesen habe. Sonst hätte ich mir schon das ganze Buch verraten ...

    :lesendIlsa J. Bick - Brennendes Herz


    Es gibt mehr Schätze in Büchern als Piratenbeute auf der Schatzinsel... und das Beste ist, du kannst diesen Reichtum jeden Tag deines Lebens genießen. (Walt Disney )

  • Zitat

    Original von Macska
    Und wer weiß, vielleicht verguckt sich ja der Erstgeborene in seine Cousine, nachdem er durch die Krankheit und das ganze Geschehen vernünftig geworden ist.


    Also so weit habe ich noch überhaupt nicht gedacht; andererseits wäre der Altersunterschied zwischen beiden kleiner, als der zwischen meinen Eltern war.



    Zitat

    Original von Jessamy
    Ich war ja ziemlich entsetzt, dass Maria mit Henry durchgebrannt ist ... Erst läuft er Fanny ständig hinterher, sodass man wirklich den Eindruck hatte, dass er sie liebt und dann geht er mit Maria auf und davon.


    Offen gesagt, hat mich das nicht soooo sehr überrascht. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, daß es bei ihm eher um gekränkte Eitelkeit denn wahre Liebe geht. Und hier wurde ja deutlich erwähnt, daß ihn die Mißachtung, die Maria ihm zunächst entgegenbrachte, anspornte und die weiteren Entwicklungen in Gang brachte.



    „Schnell erzählt“ empfand ich das Ende nicht, sondern alle Entwicklungen Geschehnisse in passender Ausführlichkeit beschrieben.


    Edmund spricht an einer Stelle von „einem Gebilde meiner Fantasie“, als er über Mary Crawford spricht. Insofern fand ich seine Entwicklung folgerichtig. Außerdem hat Jane Austen es jedem selbst überlassen, den Zeitrahmen anzunehmen, in dem seine Verwandlung und Erkenntnis vonstatten geht (Seite 574 meiner Ausgabe: Ich enthalte mich bei diesem Anlass absichtlich aller Daten ...).


    Sir Thomas wird sich seiner Fehler und Versäumnisse bewußt - das hätte ich ihm zu Beginn gar nicht zugetraut.


    Alles in allem hat mir da Buch sehr gut gefallen, wenn ich es richtig überlege, vielleicht sogar noch besser als „Stolz und Vorurteil“, das sich mir vor allem durch die grandiose BBC-Verfilmung eingeprägt hat.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich sag', wie's ist: der Romantiker in mir hätte unheimlich gerne gesehen, wenn Henry Crawford sich wirklich für Fanny geändert und ihr den Rest ihres Lebens zu Füßen gelegen hätte. Aber Jane Austen sieht das realistisch. Kein Mensch kann aus seiner Haut, und daß Henry Crawford noch nicht weit genug über sich und Fanny nachgedacht hatte, um tatsächlich sich selbst und nicht nur kurzfristig sein Verhalten zu ändern, das kam ja auch an verschiedenen Stellen des Romans raus.


    Daß ihm das Ganze hinterher leid tut, spricht für ihn. Er weiß, daß er eine Chance verpaßt hat, wenn ihm wahrscheinlich auch gar nicht ganz klar ist, wofür.


    Ein bißchen zu rasch ging mir die letzte Wendung auch. Weniger, was Henry Crawfords Untreue angeht, als vielmehr was die Schwestern Bertram betrifft. Die waren während der letzten Kapitel so ziemlich vergessen und tauchen jetzt mit einem Paukenschlag plötzlich wieder auf. Daß gleich beide von ihnen durchbrennen, zusätzlich zur Erkrankung des ältesten Sohnes, ist vielleicht ein bißchen arg melodramatisch. Selbst, wenn es in Julias Fall am Ende weniger schlimm ist als erwartet.


    Interessant finde ich, daß hier, wie es schon in "Stolz und Vorurteil" Lydia mit Wickham tut, am Ende die Frau den Mann "zwingt", mit ihr durchzubrennen. Wie das wohl praktisch ausgesehen hat? Natürlich konnte Maria ihren Mann mit Sack und Pack verlassen. Aber hätte Henry Crawford (der sich durch diese Aktion ja offensichtlich überrumpelt gefühlt hat) sie nicht einfach stante pede wieder nach Hause zurückschicken können? Zimperlich war er doch bisher nicht, was Marias Gefühle angeht. Und kompromittiert gehabt hätte sich bis dahin doch nur die Frau? Für Männer, das macht Jane Austen ja auch ganz klar, waren die Folgen eines solchen Skandals ohnehin kaum spürbar.


    Mary Crawford begreift vermutlich wirklich nicht, inwiefern sie Edmund so entsetzt. Daß es Edmund um mehr geht als nur darum, den Anschein guten Benehmens zu wahren.


    Mit dem Pärchen Edmund/Fanny kann ich irgendwie nicht so recht warm werden. Das ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Vielleicht wäre ich an Fannys Stelle auch beleidigt, wegen einer oberflächlich amüsanten Klugschwätzerin wie Mary Crawford so lange übersehen worden zu sein. Allerdings wäre eine solche Reaktion an Fanny zugegebenermaßen schwer vorstellbar.


    Ich bleibe dabei: nicht mein Lieblingsbuch von Jane Austen, aber immer noch herrlich zu lesen.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • Nun, das gleichzeitige Ausreißen der Schwestern wurde ja begründet. Julia hatte das eigentlich nicht vor (jedenfalls nicht so schnell), wurde aber durch das Verschwinden von Maria dazu veranlaßt aus Furcht vor ihrem Vater.



    Wie das mit dem Verschwinden von Maria und Mr Crawford im Einzelnen war, wird meine ich nicht so genau beschrieben. Ich habe vermutet, daß die sich in einer Art „rauschartigem Zustand“ gegenseitig aufgestachelt haben. Als der Zustand verflogen war, sind sie hart in der Realität gelandet. Außerdem hieß es ja, daß Mr Crawford es partout nicht verwinden konnte, daß Maria ihn mit Nichtachtung straft. Er hat es also auf eine Beziehung mit ihr angelegt, um seinem Ego zu schmeicheln. An die Folgen hat er erst Mal überhaupt nicht gedacht. Ob aus Gewohnheit oder anderen Gründen, sei dahingestellt.



    Zitat

    Original von Josefa
    Mit dem Pärchen Edmund/Fanny kann ich irgendwie nicht so recht warm werden.


    Och, ich denke, die passen eigentlich gut zusammen. Gewundert hat mich nur, daß da Cousin und Cousine 1. Grades heiraten durften. Zumindest heute wäre das, soweit ich weiß, nicht möglich, wegen zu enger Verwandtschaft.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Mini-Leserunde März 2021



    Ich habe die letzten beiden Abschitte heute in einem Rutsch gehört. Ich musste unbedingt wissen wie es ausgeht und konnte leider keine Pause mehr machen.

    Also zum Schluß hat also Fanny ihren Edmund doch noch bekommen. Ich habe da schon die ganze Zeit darauf gewartete. Und das Happy End ging dann wieder einmal furchtbar schnell, wie wohl immer bei Jane Austen.

    Ich habe also doch recht behalten mit meinem Eindruck von Henry Crawford. Er war einfach nicht der richtige Mann für Fanny und ich glaube, er kann einfach nicht treu sein. Seine kurze intensive Liebe für Fanny hat ja nicht besonders lang gehalten.


    Mich hat es gewundert, dass die beiden heiraten durften, sie waren ja Cousin und Cousine. War das damals so ganz normal erlaubt und möglich? Keine Ahnung ,aber das hat mich ein wenig gestört an ihrere Liebesgeschichte.


    Ich muss jetzt noch das Nachwort lesen. Ich mag diese ausführlichen Nachworte in den Ausgaben immer sehr gerne. Da erfährt man meistens noch viel interessantes zu der Entstehung der Geschichte.


    Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Am Anfang hat es ein wenig gedauert, bis es an Fahrt aufgenommen hat. Aber dann so ab der Mitte war es richtig gut. Es ist jetzt bisher nicht mein Lieblingsbuch von Jane Austen, aber es war auf jeden Fall sehr lesenswert, amüsant und unterhaltsam.:-]

  • Henry Crawford. Er war einfach nicht der richtige Mann für Fanny und ich glaube, er kann einfach nicht treu sein. Seine kurze intensive Liebe für Fanny hat ja nicht besonders lang gehalten.

    Ich wage zu bezweifeln, dass Henry Crawford jemals richtig in Fanny verliebt war. Ich habe in seinem Verhalten eher verletzte Eitelkeit gesehen. Sie lehnte ihn ab, interessierte sich nicht für ihn. Das kannte er nicht. So steigerte er sich in den Gedanken hinein, Fannys Herz unbedingt gewinnen zu müssen.

  • Ich war ENTSETZT, als ich gelesen habe, dass Mr Crawford mit Mrs (Maria) Rushworth durchgebrannt ist.

    Mr Crawford ist also doch schwach geworden.

    Da bin ich jetzt richtig froh, dass Fanny so standhaft geblieben ist.

    Interessant fand ich ja , dass Mrs Norris Fanny die ganze Schuld an dem Vorfall zuschiebt. Fanny ist ganz sicher nicht für Mr Crawford oder Maria verantwortlich.

    Aber es ist irgendwie lustig, dass jetzt Mrs Norris und Maria aufeinander hocken. :chen


    Ich finde es etwa schade, dass man nicht wirklich mitbekommt, wie Edmund seine Zuneigung zu Fanny als mögliche Ehefrau entwickelt. Aber ich habe echt nicht mehr daran geglaubt, dass das noch etwas mit den beiden wird. Ja selbst Sir Thomas hat das ja dann regelrecht befürwortet. Urspünglich wollte man das ja schon von vorneherein verhindern.


    Ich habe den Eindruck, diese ganze Entwicklungen der Personen und wie es am Ende mit ihnen ausgeht, soll einem auch unter anderem zeigen, dass man nicht unbedingt automatisch besser ist, wenn man in einem hohen Stand hineingeboren wird, sondern auch eine gewisse innere Einstellung einen Einfluss darauf hat. Ach, ich kann das nicht so richtig ausdrücken. Manchmal fehlen mir die Worte um meine Eindrücke über ein Buch zu schildern.


    Mir gefällt das Buch. Ich werde es wieder lesen.

    Ich fand es richtig schön beim Lesen, wie sich die Geschichte so nach und nach aufgebaut hat.


    Ich muss jetzt noch das Nachwort lesen. Ich mag diese ausführlichen Nachworte in den Ausgaben immer sehr gerne. Da erfährt man meistens noch viel interessantes zu der Entstehung der Geschichte.

    Ich habe es gelesen und fand es sehr interessant.



    An dieser Stelle: Danke Rouge, dass du mit mir das Buch gelesen bzw. gehört hast und danke an euch beiden für den Austausch. Es ist schön, wenn man mit anderen über das Buch sprechen kann.

    Sasaornifee :eiskristall

    _______________________
    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers

  • Aber es ist irgendwie lustig, dass jetzt Mrs Norris und Maria aufeinander hocken. :chen

    Jane Austen verfügt zweifellos über einen sehr feinen Humor. :rofl

    Ich finde es etwa schade, dass man nicht wirklich mitbekommt, wie Edmund seine Zuneigung zu Fanny als mögliche Ehefrau entwickelt. Aber ich habe echt nicht mehr daran geglaubt, dass das noch etwas mit den beiden wird. Ja selbst Sir Thomas hat das ja dann regelrecht befürwortet. Urspünglich wollte man das ja schon von vorneherein verhindern.

    Für Sir Thomas muss es sehr niederschmetternd gewesen sein, zu erkennen, dass die "kleine" Fanny eine bessere Menschenkenntnis besaß als er selbst und ein untadeliges Verhalten an den Tag legte, von dem seine Töchter weit entfernt sind. Eine Erkenntnis, die Fanny womöglich den Weg zu seinem Sohn bahnte. Nicht zu vergessen, dass ein solcher Skandal auch immer einen Schatten auf eine ganze Familie wirft.


    Ich habe den Eindruck, diese ganze Entwicklungen der Personen und wie es am Ende mit ihnen ausgeht, soll einem auch unter anderem zeigen, dass man nicht unbedingt automatisch besser ist, wenn man in einem hohen Stand hineingeboren wird, sondern auch eine gewisse innere Einstellung einen Einfluss darauf hat. Ach, ich kann das nicht so richtig ausdrücken. Manchmal fehlen mir die Worte um meine Eindrücke über ein Buch zu schildern.


    An dieser Stelle: Danke Rouge, dass du mit mir das Buch gelesen bzw. gehört hast und danke an euch beiden für den Austausch. Es ist schön, wenn man mit anderen über das Buch sprechen kann.

    Meiner Meinung nach, findest Du absolut die richtigen Worte.


    Ich möchte mich auch bei Euch beiden bedanken. :bluemchen

    Dieser kleine Austausch hat mir sehr gut gefallen.

  • An dieser Stelle: Danke Rouge, dass du mit mir das Buch gelesen bzw. gehört hast und danke an euch beiden für den Austausch. Es ist schön, wenn man mit anderen über das Buch sprechen kann.

    Ich kann den Dank nur zurück geben. Mir hat es Spaß gemacht, das Buch mit Euch zu lesen/zu hören:knuddel1


    Vielleicht klappt es ja mal wieder mit einer Mini-Leserunde zu Jane Austen? Ich möchte auf jeden Fall bei Gelegenheit noch "Emma" und "Überredung" lesen.

  • Vielleicht klappt es ja mal wieder mit einer Mini-Leserunde zu Jane Austen? Ich möchte auf jeden Fall bei Gelegenheit noch "Emma" und "Überredung" lesen.

    Ich möchte auch alle anderen Bücher von Jane Austen lesen. Die nächsten 3-4 Monate wird es aber voraussichtlich erst einmal aus Zeitgründen nichts. Ich hoffe aber, dass es danach wieder klappt. :-)

    Sasaornifee :eiskristall

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    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers

  • Ich möchte auch alle anderen Bücher von Jane Austen lesen. Die nächsten 3-4 Monate wird es aber voraussichtlich erst einmal aus Zeitgründen nichts. Ich hoffe aber, dass es danach wieder klappt.

    Melde Dich einfach, wenn Du wieder ein Buch von Jane Austen lesen möchtest. Vielleicht passt es ja dann auch bei mir:wave