Bezahlen für Rezensionen?

  • Ja, jetzt wo du's sagst ... in der Regionalzeitung kommen bei uns auch manchmal Artikel über alte Damen, die ein Buch über ihre Kindheit in Ostpreußen geschrieben und im DKZ-Verlag veröffentlicht haben. Oder über den pensionierten Lehrer, der die Flurnamen von Großkleckersdorf katalogisiert und erklärt hat, und dessen Werk im Selbstverlag erschienen ist.


    Aber Rezensionen sind das nicht. Das kommt dann in der Rubrik "Im Landkreis", und alle 835 Einwohner von Hintertupfing sind stolz, dass die alte Frau Schulz ein Buch geschrieben hat.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    Original von Zack
    Wenn man sich manche Amazonbewertungen anschaut, kann man davon ausgehen, dass manche das auch intensiv praktizieren ;) ...


    Rezis manipulieren, indem ich sie selber schreibe? Meine Güte, da käme ich im Traum nicht drauf. Abgesehen von dem Selbstbetrug, würde ich ständig damit rechnen, dass sowas irgendwie auffliegt...
    Natürlich sind die ersten Rezis zu meinem Buch auch von Leuten, die mich zumindest entfernt kennen und fallen vielleicht aufgrund dessen schon positiver aus. Darüber muss man sich einfach im Klaren sein. Ich meine, die Leute schauen einem ja irgendwann ins Gesicht. Bekannte, die mein Buch nicht mögen, schweigen erfahrungsgemäß.
    Trotzdem möchte ich nicht den Glauben an den Lesern verlieren, die Gefallen an der Geschichte gefunden haben. Negative Rezis kommen auf jeden Fall, da muss man nur abwarten. Das tut weh, okay, ist aber auch Beweis für die unterschiedlichen Geschmäcker.


    Die hier erwähnten Praktiken erzeugen dennoch ein nahezu resigniertes Kopfschütteln. Es ist ohnehin schon schwer genug auf sich aufmerksam zu machen, bei der Flut an Neuerscheinungen. Das sollte kein Grund zur vorsätzlichen Täuschung sein.

  • Helene : Ja, es gibt ja auch einen Unterschied, ob ein entfernter Bekannter ausm Netz oder so eine Rezension auf seiner Website unterbringt oder irgendjemand, der dich eben kennt und darüber vom Buch erfahren hat, was bei Amazon schreibt.


    Aber wenn da bei manchen Büchern, die irgendwie niemand kennt, 4-5 Amazonrezis stehen á la: "super super toll", naja, da wird man schon misstrauisch ;) - besonders, wenn man das Buch dann liest und es, mhm, nicht sonderlich gut ist.


    Ich denke, wenn man bei einem guten Verlag ist, bekommt man ohnehin Betreuung und die werden sich wohl auch ums News usw. bemühen? ...

  • Diese Literaturmarkt-Seite ist zwar neu, das Angebot mit den Rezensionen aber alt (2005 gab's das zumindest auch schon). Früher nannte sich diese Seite Ixlibris oder so. Gehörte natürlich auch der bekannten Frankfurtergruppe.


    Damals drehte diese Seite die Masche, die Glaubwürdigkeit solcher Rezensionen dadurch zu erhöhen, dass sie auch eine negative Rezension präsentierte, und zwar zu dem Autorenhandbuch aus dem Autorenhausverlag. Klar, dieses Werk, das vor Zuschussverlagen warnt, das hat Ixlibris garantiert ganz freiwillig rezensiert. Konnten sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

  • Hallo, Helene.


    Zitat

    Rezis manipulieren, indem ich sie selber schreibe? Meine Güte, da käme ich im Traum nicht drauf.


    Ich verfüge zwar nicht über exakte Zahlen (die es ja auch nicht gibt), möchte aber behaupten, dass ein großer Prozentsatz von Neuautoren die eigenen Bücher mit gefälschten Rezensionen ausstattet. Die Hinweise darauf sind immer dieselben: Fünf-Sterne-Rezensionen von Leuten, die sonst kein Produkt besprochen haben, und auf inhaltliche Aspekte wird nicht eingegangen.


    Zitat

    Abgesehen von dem Selbstbetrug, würde ich ständig damit rechnen, dass sowas irgendwie auffliegt...


    Zumindest in Amerika ist es mal aufgeflogen - vor ein paar Jahren. Durch einen Softwarefehler bei Amazon.com waren plötzlich alle eigentlich anonym verfassten Rezensionen mit Verfassernamen versehen, und die Branche staunte nicht schlecht, wie viele - auch namhafte - Autoren erstens ihre eigenen Werke über den Klee lobten und zweitens "Konkurrenten" mit Verrissen mieszumachen versuchten. Inzwischen kann man bei Amazon keine anonymen Rezensionen mehr abgeben, weshalb sich die Autoren jetzt unter verschiedenen Namen mehrfach anmelden. ;-)

  • Zitat

    Autoren erstens ihre eigenen Werke über den Klee lobten und zweitens "Konkurrenten" mit Verrissen mieszumachen versuchten. Inzwischen kann man bei Amazon keine anonymen Rezensionen mehr abgeben, weshalb sich die Autoren jetzt unter verschiedenen Namen mehrfach anmelden. ;-)


    Hallo Tom,


    nett von dir zu hören, da du für mich einer der sympatischsten Autoren bist *schleimschleim* :-)
    Nein, ich meine das schon ernst und denke, dass du über genügend Erfahrung verfügst, so etwas zu beurteilen. Dennoch kann ich kaum glauben, was es so alles gibt.
    Inszenierte Verrisse an Kollegen - Mann, das finde ich noch schlimmer. Mir sind allerdings schon einige Verdächtigungen zu Ohren gekommen und man steht dem doch recht hilflos gegenüber. Also muss man sich ein dickes Fell zulegen, auch wenn es schwer fällt.
    Ich hoffe immer, dass mich solche Leute ga rnicht erst bemerken, was wiederum mit recht niedrigen Verkaufszahlen einhergeht. *seufz*


    Herzliche Grüße
    Helene

  • Juhu, Helene.


    Zitat

    nett von dir zu hören, da du für mich einer der sympatischsten Autoren bist


    So, jetzt muss ich warten, bis das Blut aus meinem Gesicht wieder in Regionen zurückgeflossen ist, wo es dringender gebraucht wird. ;-)


    "Unsere" Iris (Kammerer) kann - unfreiwillig - ein Liedchen davon singen, jedenfalls hatte sie eine ganze Weile mit "Kollegen" (so jedenfalls die sehr naheliegende Vermutung) zu tun, die ihr mit anonymen Amazon-Verrissen auf den Fersen waren. Über die Motivation dieser Leute kann man nur spekulieren; Neid dürfte zu den Ursachen gehört haben. Mag auch sein, dass der eine oder die andere einfach nicht ertragen konnte, negative Kritiken geerntet zu haben, während andere Autoren aus dem gleichen "Fach" nur gelobt wurden. Die Anonymität "erlaubt" vieles. Bei Fachbüchern sind es übrigens nicht selten die Verlage selbst, die Konkurrenzprodukte abstrafen - dafür gibt es sogar Nachweise. Wer als Kunde z. B. auf der Suche nach einem Buch über die neueste Word-Version ist, informiert sich zuvorderst über die Rezensionen. Da können solche Fake-Verrisse schon gravierende wirtschaftliche Auswirkungen haben.


    Und die Selbstloberei - na ja. Ärgerlich, aber irgendwie auch nachvollziehbar. Wer in kleinen Verlagen veröffentlicht hat, erhält nur sehr schleppend Resonanz von Menschen, die nicht zum eigenen Umfeld gehören und sich deshalb zuweilen dazu verpflichtet sehen, Rezensionen zu schreiben. Da ist es verlockend, sich mal eben unter einem falschen Namen anzumelden und dafür zu sorgen, dass wenigstens eine Kritik nachzulesen ist. Ich bin ja fast versucht, eine Hinweisliste für solche Leute zusammenzustellen, denn - wie oben erwähnt: Meistens erkennt man solche Selbstkritiken sofort.

  • Schon seltsam, dass besagte Autoren Romane schreiben können, sich aber beim Fakerezi schreiben erwischen lassen? :grin ...


    Irgendwo kann ich die eher unbekannten Autoren ja verstehen, auch wenns der falsche Weg ist. Lieber ne Fakerezi, als gar keine Resonanz. Aber eigentlich kümmert sich ein guter Verlag darum, Rezensionsexemplare unterzubringen und dann kommen ja auch Rezis ...

  • Hi Tom,


    na holla, da fühle ich mich ja glatt geehrt, dass ich dein Blut in andere, wenn auch falsche Regionen treibe. :-)


    Iris ist ein gutes Beispiel, wenn auch im anderen Sinne. Sie hat vor kurzem in Krefeld Burg Linn gelesen. Wie wunderbar. Wäre ich da neidisch, müsste ich ja brechen. Stattdessen finde ich das bewundernswert und träume davon, mich selbst eines Tages dort zu sehen. Ich komme übrigens aus Linn und Teile meiner Geschichte spielen in besagter Burg.


    Das die Resonanz nicht gigantisch ist, wenn man im Kleinverlag publiziert, kann ich bestätigen, doch man sollte nie aus den Augen verlieren, dass man eine große Hürde erklommen hat, indem man überhaupt veröffentlicht wurde.


    Traurig ist allerdings dennoch, dass Fakeverrisse einen Einfluss auf die Leser haben.


    Diese Liste von der du sprichst, würde mich jedoch interessieren, weil ich nie weiß, woher manchen Leute, bestimmte Infos nehmen. ?(


    Herzlichst Helene