Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft längere Schatten von Hellmuth Karasek
Produktinformation:
* Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
* Verlag: Hoffmann und Campe (Oktober 2006)
* Sprache: Deutsch
* ISBN-10: 3455400167
* ISBN-13: 978-3455400168
* Größe und/oder Gewicht: 21,4 x 14,2 x 2,6 cm
Zum Autor:
Prof. Dr. Hellmuth Karasek (alias Daniel Doppler) wurde am 04. Januar 1934 in Brünn geboren. Er wuchs in Wien und in Bernburg an der Saale auf. Bis zum Abitur besuchte Karasek das Gymnasium in Bernburg und studierte danach Germanistik, Anglistik und Geschichte in Tübingen. 1958 promovierte er zum Dr. phil. 1960 schlug Karasek seine journalistische Laufbahn als Redakteur bei der "Stuttgarter Zeitung" ein, wo er – nach einjähriger Unterbrechung (1965/1966 Chefdramaturg des Württembergischen Staatstheaters) zum Feuilletonchef aufstieg. 1968 wechselte Karasek als Theaterkritiker und Feuilletonredakteur zur Wochenzeitung "DIE ZEIT". 1974 bis 1991 arbeitete er als Kulturchef beim "SPIEGEL". Von 1991 bis 1996 war er dort als "SPIEGEL"-Autor und Drehbuchautor unter Vertrag.
Bekannt wurde Karasek durch seine große Präsenz in den Medien. Die Fernsehzuschauer erlebten und erleben den wortgewandten Plauderer und Debattierer als Mitglied des live gesendeten "Literarischen Quartetts" (seit 1989, ZDF) sowie des "NachtClubs" (Bayerisches Fernsehen) und als Chef einer eigenen Diskussionsrunde "SPIEGEL-Thema", die "Vox" seit Januar 1993 ausstrahlte.
Der Leser schätzt den versierten Buchautor Karasek, der unter anderem "Carl Sternheim" (1966), "Max Frisch" (1967), "Brecht, der jüngste Fall eines Klassikers" (1978) und "Die Wachtel" (1985) geschrieben hat. Das Theaterpublikum lernte den Dramatiker Karasek kennen, der alias Daniel Doppler 1985 sein Debüt mit der satirischen Boulevardkomödie "Die Wachtel" gab. Mit Ironie und Witz konfrontiert Karasek in diesem Stück einen Schriftsteller mit einem Esskritiker, der Restaurants und Köche rezensiert.
Karaseks zweites Stück "Hitchcock, eine Komödie" wurde im Januar 1988 in Konstanz uraufgeführt. Ein drittes Stück "Innere Sicherheit" zum Thema Bonn und seine Politmacher hatte im April 1990 am Osnabrücker Stadttheater Premiere.
1992 veröffentlichte Karasek eine Biographie über den Hollywood-Regisseur Billy Wilder, die auf langjährigen Gesprächen zwischen dem Autor und Wilder basiert. 1996 legte der Schriftsteller eine Biographie der fünfziger Jahre mit dem Titel "Go West!" vor. Außerdem verfasste Karasek Texte für die "Bild"-Zeitung und für die "Bunte". Aufgrund seiner vielen Aktivitäten kam es im Jahre 1991 zum Streit mit dem "SPIEGEL". Die Hamburger Redaktion soll ihrem Vorzeigekritiker so ziemlich alle "Neben-Tätigkeiten" untersagt haben - mit Ausnahme des "Literarischen Quartetts".
Ende 1996 verlässt Karasek die Redaktion des "SPIEGEL". Anlass der vorausgegangenen Auseinandersetzung zwischen dem Kritiker und dem "SPIEGEL" war die Ablehnung eines Karasek-Textes über die Dreharbeiten des neuen Helmut-Dietl-Films "Rossini" in Malibu. Karasek und "SPIEGEL"-Geschäftsführer Karl Dietrich Seikel beschlossen, dass Karasek für die Magazine "SPIEGEL extra" und "SPIEGEL special" weiterarbeiten wird. Zum 01. Januar 1997 wurde Karasek Mitherausgeber des Berliner "Tagesspiegel". Dort übernahm er den Ausbau des Kulturbereichs und der Kulturberichterstattung. Seit 1992 hat Karasek eine Honorarprofessur am theaterwissenschaftlichen Institut der Universität Hamburg.
Hellmuth Karasek beendete 2004 seine Tätigkeit als Mitherausgeber des Berliner "Tagesspiegel" und wechselte am 01. Oktober 2004 als Autor zum Axel Springer Verlag.
Karasek ist seit 1982 mit Dr. Armgard Seegers, Feuilletonredakteurin des "Hamburger Abendblatts" verheiratet und hat vier Kinder.
Kurzbeschreibung:
»Alt werden lohnte sich nur, wenn man dabei jung bliebe.«
Hellmuth Karasek legt sich mit dem Alter an.
Karasek macht den Versuch, dem Alter die Altersmilde zu nehmen, und zeigt in autobiografischen und generationsbiografischen Geschichten, dass das Leben komisch ist, gerade dann, wenn das Lachen bestenfalls sardonisch sein kann. Er erzählt von der Liebe und der Erinnerung daran, von der Wohltat und dem Schrecken des Vergessens und von der Zukunft. Komisch, poetisch, bewegend.
Wer alt wird, hat Glück - schon allein weil er erlebt und erkennt, welches Unglück das Alter ist: Ein Fluch, den man zum Segen erklären muss; nichts anderes bleibt einem übrig. Wie will man auch unabwendbarem Verfall und unaufhaltsamer Zerstörung anders begegnen als mit Trotz? Oder ist der glücklicher, dem das Alter erspart bleibt? Und was ist mit den Jungen, denen eine stetig wachsende Zahl von Alten im Weg steht? Hellmuth Karasek, der »publizistische Turbokarpfen im Teich der grauen Hechte« (Gerhard Stadelmaier), sieht das Leben als Fallbeispiel - jedenfalls solange man noch aufstehen kann. »Weil Spottlust nicht denkbar ist ohne Unerschrockenheit, sind auch die gängigen Tabus der Zivilisationskultur dem Karasek keinen Pfifferling wert ... Ein bonmotgesegneter Satiriker.« (Ruprecht Skasa-Weiß, Stuttgarter Zeitung)
Meine Meinung:
Hellmuth Karasek reiht sich mit seinem Buch in die Riege der Bücher ein, die bislang in vielfältiger Art und Weise über das Thema "Alter " geschrieben wurden, wie z. B. Martin Walsers "Angstblüte", Philip Roths geniales Buch "Jedermann" oder an das in hohem Maße klar und verständliche Buch "Älter werden" von Silvia Bovenschen.
Der Autor beschreibt in 31 kleine Geschichten über das Alter und das alt werden. Fluch oder Segen? Wer alt wird, hat Glück....oder...... ein Segen, wenn einem das Alter erspart bleibt?
In welcher Weise verhilft uns die Medizin dazu, endlos alt zu werden? Welche Gebrechen stellen sich ein? Wie steht es mit der abnehmenden sexuellen Attraktivität?
Karasek fordert dazu auf, dem Alter realistisch in die Augen zu sehen und keinesfalls über das Alter eine Idylle auszubreiten. Humorvoll wird beschrieben, welche gleichen Schwierigkeiten Kinder und Alte haben, z. B. beim Schuhzubinden. Die altersbedingte Schlaflosigkeit wird genauso auf die Schippe genommen, wie die Suche alternder Männer nach Bestätigung ihrer (schwindenden) sexuellen Attraktivität.
Dem begabten Erzähler Karasek gelingen immer wieder "pointierte" Sätze und Skizzen, von denen sich der ältere Leser ertappt und der jüngere erheitert fühlt.
Wortgewandt zeigt Karasek dem Leser, dass er auf dem Weg ins Alter nicht alleine ist, sondern dass wir alle diesen Weg gehen. Es gibt keine Alternative.
Das Herausragende bei Hellmuth Karasek ist in erster Linie sein Witz, sein Pfiff, sein Esprit und natürlich seine Belesenheit und sein großes Allgemeinwissen. So kann er den geneigten Leser immer wieder mit Anekdoten, Zitaten und historischen Begebenheiten erfreuen und beeindrucken.
Süßer Vogel Jugend ist ein humorvolles und ernstes, ein sehr kluges, poetisches, anspruchsvolles, präzises und psychologisch höchst ausgefeiltes Buch. Die Lebensklugheit des Autors ist ist über alle Maßen beeindruckend.
Meine Empfehlung: unbedingt lesen.
Edit: Rechtschreibung korrigiert.