Joseph O'Neill - Niederland

  • Ich kann mich den positiven Rezensionen anschließen ;-)
    Der Schreibstil hat mir zugesagt und gelangweilt habe ich mich auch nicht.
    Allerdings ging es auch mir so, dass mir die Cricketszenen ein wenig zu lang geraten sind -aber das kann ich verzeihen.


    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Zuerst Vorneweg: Es war für mich genau das richtige Buch zum richtigen Zeitpunkt. :-] In letzter Zeit habe das Zeitgenössische Genre leider schwer vernachlässigt. Viele Krimis und Historische Romane sowie Belletristik gelesen. Es kann sein das mir dieses Buch auch deshalb so gut gefallen hat weil es eine Abwechslung von meinem Lesealltag war. Am Freitagabend habe ich mit diesem Buch begonnen und heute Sonntag Mittag habe ich dieses schöne Buch beendet. Um was geht es:


    Der holländische Banker Hans van den Broek lebt mit seiner Familie im Chelsea Hotel in Manhatten New York. Er ist ein anerkannter und sehr gut bezahlter Analyst und seine Frau Rachel arbeitet in einer Anwaltskanzlei. Die beiden haben einen Sohn Namens Jake. Nach den Anschlägen von 09/11 und einer kriselnden Ehe fühlt Rachel sich in New York nicht mehr wohl und sicher und sie zieht zusammen mit Jake weg nach London. Hans verbringt jedes zweite Wochenende in London bei Jake. Die Tage dazwischen ist er allein in New York und kommt auf Umwegen mit Chuck Ramkissoon in Kontakt. Beide haben ein starke Affinität zu Cricket und Hans beginnt diesen Sport, den er schon in jungen Jahren ausgeübt hat, wieder zu betreiben. Dem eher nüchternen Hans steht mit dem Westinder Chuck Ramkisson ein Mann gegenüber der den amerikanischen Traum hat und diesen auch verwirklichen und leben will.


    Die Story, sprich die Handlung ist sehr dünn und schmal und im grossen Ganzen nicht mal sooo wichtig. ?( :pille Das klingt verrückt aber ich empfand es so. Nicht die Handlung ist der Star des Buches sondern die Sprach- und Erzählweise des Autors Joseph O'Neill. Er versteht es die Details, die Vergangenheit und die zahlreichen Nebengeschichten in einer wirklich wundervollen Sprache zu beschrieben. Sobald man sich sich eingelesen und mit der Sprache (Prosa) vertraut ist versinkt man in New York, dem Lebensgefühl und Eigenheiten dieser Stadt, den teilweise recht skurrilen Personen darunter fast ausschliesslich Immigranten und dem Sport Cricket den fast nur Einwanderer aus der Karibik und Asien betreiben.


    Empfehlung und Warnung von mir zu diesem Roman zeitgleich. Er wird nicht jedermanns Geschmack treffen da es doch recht speziell ist. Wem ein starker und fortlaufender Handlungsstrang sehr wichtig ist sollte die Hände von diesem Buch lassen. Wer sich mal auf knapp 300 Seiten in ein unbekanntes New York entführen lassen will und den vielen Nebenhandlungen in einer ungemein schönen und lesenswerten Sprache lauschen kann der sollte dieses Buch unbedingt lesen. Und nicht vom zähen Beginn entmutigen lassen nach 60-70 Seiten wird das Buch immer besser und man erliegt dem Charme den es versprüht.


    Edit: Kurzbeschreibung und Klappentext stimmen, meiner Meinung nach, mit dem Inhalt "ausnahmsweise" mal überein :grin