Joseph O'Neill - Niederland

  • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
    Verlag: Rowohlt, Reinbek (6. März 2009)
    Sprache: Deutsch


    Kurzbeschreibung
    Hier ist der "große literarische Wurf" (The New Yorker) aus den USA, von den US-Medien gefeiert und ein Bestseller in den angelsächsischen Ländern: Joseph O'Neills "Niederland". New York im Jahre 2002: Ein holländischer Bankier namens Hans van den Broek lebt allein unter den exzentrischen Gestalten im legendären Chelsea Hotel. Als Kind fuhr Hans perfekte, sichere Bahnen auf dem Eis der Grachten heute spekuliert er erfolgreich auf Rohstoffpreise, aber wie die Stadt selbst nach dem 11. September ist auch er in seinen Grundfesten erschüttert. Nachts spricht er mit Engeln, oder er sucht verzweifelt bei Google Earth nach Lebenszeichen im Haus seines kleinen Sohnes, der mit seiner Mutter nach London zurückgezogen ist. Doch dann trifft Hans die Gestalt, die sein Leben verändern wird: einen dunkelhäutigen Westinder namens Chuck Ramkissoon. Chuck gehört zu denen, die den großen amerikanischen Traum noch zu träumen wagen und ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Zusammen mit ihm macht Hans sich auf, ein aktives, brodelndes, ihm gänzlich unbekanntes New York zu entdecken, und eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht...


    Über den Autor
    Joseph O'Neill wurde 1964 als Sohn eines Iren und einer Türkin in Cork geboren und wuchs in Holland auf. Er studierte Jura in Cambridge und arbeitete als Anwalt in London. Später folgte er seiner Frau, einer Vogue-Redakteurin, nach New York, wo er heute mit seiner Familie lebt.


    Meine Meinung
    Der Holländer Hans van den Broeck zieht aufgrund seiner Arbeit mit seiner Frau Rachel nach New York. Hans ist ein erfolgreicher Analyst, seine Frau eine erfolgreiche Anwältin und gemeinsam bekommen sie ihren Sohn Jack. Das Glück scheint perfekt, bis zum 11. September. Nach den Anschlägen muss die Familie ihre Wohnung verlassen und auf unbestimmte Zeit in das Chelsea Hotel ziehen.
    Irgendwann wird Hans schließlich von Rachel und seinem Sohn verlassen, die - vordergründig aufgrund der Angst vor weiteren Terroranschlägen - zurück nach England ziehen. Er wohnt nun alleine in dem Hotelzimmer und "besucht" in den meisten Nächten mit Google Earth das Haus seiner Familie in London. Erst als er sich mit Chuck Ramkissoon, einem Einwanderer aus Trinidad anfreundet, geht es ihm langsam wieder besser. Er beginnt damit, mit anderen Immigranten Cricket zu spielen und neue Freunde zu finden und damit auch eine ganz andere Seite New Yorks kennenzulernen. In der Folge dreht sich das Buch um zwei Handlungsstränge, der Freundschaft zwischen Chuck und Hans und ihrer Begeisterung für Cricket, und Hans Versuch seine Familie wieder zusammenzuführen.


    Mir hat das Buch "Niederland" von Joseph O'Neill sehr gut gefallen, da mich nicht nur die Sprache des Buches beeindruckt hat, sondern auch die Geschichte. Einige Kritiker haben "Niederland" als Gatsby des 21. Jahrhunderts bezeichnet und dem würde ich zustimmen, da auch "Niederland" eine Seite des Amerikanischen Traumes beschreibt.
    Manche detaillierte Beschreibung über besondere Cricket-Regeln und Spielsituationen hätten zwar auch kürzer ausfallen können, aber dies ist auch schon mein einziger Kritikpunkt an dem Buch.


    "Niederland" ist auf jeden Fall eines der beeindruckensten 9/11-Romane, die ich bisher gelesen habe. :-)

  • Danke für die Rezension, buzzaldrin. :wave


    Ich habe Joseph O´Neill mit einer Lesung aus Niederland am Samstag bei der LitCologne erleben dürfen und einen sehr positiven Eindruck von dem interessanten Buch und dem sympathischen Autor gewonnen.
    Ich denke, ich werde mit das Buch auch noch bei Gelegenheit zulegen. :-)

  • Danke für die Rezi, buzzaldrin.
    Ich habe heute im neuen Rowohlt-Magazin ein Interview mit dem Autor gelesen und wußte, das Buch muß auf meine Liste. Nachdem ich jetzt deine Rezension gelesen habe, muß es nicht einfach nur auf die Liste sondern gelesen werden.


    :flowers :flowers :flowers

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Ich habe es gerade günstig ertauscht :-]


    Vielen Dank für deine schöne Rezension, buzzaldrin :-)

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Ich habe mir letzte Woche die englische Version zu Gemüte geführt und kam damit überhaupt nicht klar. :-( Irgendwie habe ich keinen Einstieg gefunden, mich haben die Personen und die Geschichte nicht interessiert. Nun hat (unabhängig von mir, ich bin unschuldig :grin) meine Mutter das Buch auf deutsch gekauft, vielleicht gucke ich da noch mal rein. Allerdings fand ich die Sprache nicht kompliziert, ich denke also nicht, dass es ein Sprachproblem war. Ich glaube eher, dass diese zerissene Familiengeschichte mich abgeschreckt hat.
    Schade eigentlich, ich hatte mich so auf das Buch gefreut.

  • Nicht in der Darstellung, sondern im Inhalt war mir die Familie zu zerrissen! Personen, die nicht mehr miteinander reden, eine Frau, die einfach das Kind nimmt und wegzieht, der Mann, der sich dann als Single durch N. Y. schlägt, das alles irgendwie unmotiviert oder zumindest für mich nicht überzeugend dargestellt - irgendwie ist das momentan nicht so mein Ding. Und den Cricket-Strang fand ich nun auch nicht so prickelnd.

  • Ich gebe zu, dass die Cricket-Erklärungen zum Teil etwas langatmig sind ... :grin Wie die Familie dargestellt wird, empfand ich aber als spannend, aber das ist wahrscheinlich auch einfach Geschmackssache. Rachel (?) ist ja auch nicht überraschend und einfach so weggezogen, beide haben da vorher drüber gesprochen und gerade die Zeit, die er alleine in New York verbringt empfand ich als gut geschrieben.

  • Ja, aber trotzdem war es für mich unzureichend motiviert. Rachel sagt irgendwann, sie hätten verlernt, miteinander zu reden. Das hätte der Anschlag endgültig gezeigt. Der Mann nickt ab und hält still. Und deshalb reißt man eine Familie auseinander? Aber gut, ich bin da etwas empfindlich, ich hör auch schon auf, herumzumosern. :wave

  • Nach einem eher holprigen Start, konnte ich mich bald gut in das Buch einlesen. Der Beginn hat mich doch überrascht, da ich mir unter dem Buch eine etwas andere Geschichte vorgestellt hatte. So war ich nicht darauf vorbereitet im Jahr 2006 zu landen, wo doch das Buch allenthalben als das Buch zu 9/11 tituliert wird. Nach er anfänglichen Irritation, die durch anfangs schwer erträgliche Cricketszenen verstärkt wurde, gewann aber immer mehr der Charme dieser Geschichte an Raum. Die in den Parks New Yorks mit ihrem buntgemischten Personal an Cricketteams, in denen der Schmelztiegel USA sichtbar wird, und dem zerrüttetem Familienleben der Hauptfigur Hans van der Broek mäandert. Aber keine Sorge, es folgen bald keine Cricketspielberichte mehr , sondern vielmehr wird die zentrale Gestalt der Cricketszene - Chuck - zu einer zentralen Gestalt der Geschichte.


    Atmosphärisch dicht und mit einem ansprechenden Schreibstil, der sich insb in guten Dialogen wiederspiegelt, erzählt Joseph O'Neill diese Geschichte. Von einem Leben zwischen New York und London, nach 9/11. Aber ganz teile ich die Einschätzung nicht, dass es sich hierbei um ein Buch rund um 9/11 handelt. Auch wenn in einigen Szenen eine ungreifbare Bedrohung spürbar wird, so spielt sich die Geschichte doch sehr viel mehr im privaten Rahmen ab sowie im Leben der Immigranten ab. Die große Politik, sowie eine allgemeine Reaktion auf den Terrorismus bleiben dabei eher am Rande.


    Ein Buch das mir sehr gut gefallen hat und was ein weiteres Buch von Joseph O'Neill bereits auf meine WL katapultierte.

  • Es freut mich, dass dir das Buch gefallen hat, taciturus! :wave Die Cricketszenen waren auch für mich am Anfang etwas langatmig, aber als ich erstmal in der Geschichte drin war, hat mir das Buch dann immer besser gefallen.


    Was steht denn nun von O'Neill auf deiner Wunschliste? Ich würde nämlich auch gerne weitere Bücher von ihm lesen, kann mich aber nicht ganz entscheiden.

  • also habe jetzt auch hochmotiviert angefangen, aber bisher finde ich es noch sooo gut. irgendwie weiß ich (noch) nicht auf was der Autor rauswill, bzw. wann eigentlich die Handlung anfängt, bisher drehe ich mich noch etwas im Kreis, aber wer weiß, vielleicht komme ich heute abend weiter...

  • Zitat

    Original von Foer
    also habe jetzt auch hochmotiviert angefangen, aber bisher finde ich es noch sooo gut. irgendwie weiß ich (noch) nicht auf was der Autor rauswill, bzw. wann eigentlich die Handlung anfängt, bisher drehe ich mich noch etwas im Kreis, aber wer weiß, vielleicht komme ich heute abend weiter...


    Das geht mir auch so. Der Einstieg fällt mir schwer :-( Ich werde jetzt "Frau Ella" vorziehen, die ich von "vorablesen" bekommen habe und dann starte ich nochmal neu.