Die zwei Hörner des Rhinozeros - David Quammen

  • Aus der Amazon.de-Redaktion
    15 Jahre lang hatte der Wissenschaftsjournalist David Quammen die reizvolle Aufgabe, einmal im Monat einen Essay für die Zeitschrift Outside zu verfassen, der sich "zumindest entfernt mit Naturwissenschaft oder Natur beschäftigte". Für den preisgekrönten Autor von Der Gesang des Dodo war der weit gesteckte Rahmen die ideale Gelgenheit, um seinen Hang zu ausgefallenen Theorien und abseitigen Schauplätzen auszuleben. Für den vorliegenden Band hat Quammen 25 seiner Essays ausgesucht, die für jeden Liebhaber geistreicher Naturbetrachtung ein Leckerbissen sein dürften.


    Konventionelle Naturbeschreibung wird man hier vergeblich suchen: "Einfühlsame Schilderungen von Wildblumen oder rauschenden Bächlein, Hohelieder auf die Waldesherrlichkeit, atemlose Stille in Gegenwart von Meister Reineke oder Frau Eule" sind nicht nach Quammens Geschmack. Stattdessen erzählt er von einer Klapperschlangenfarm in Texas oder hinterfragt die einseitige Parteinahme, die uns so sorgsam darauf achten lässt, für unser leibliches Wohl nur Thunfische, aber keine Delfine zu töten. Existenzielle Fragen wirft Quammen auf: "Sie haben sich im Laufe der Jahre schon oft gefragt, lieber Leser, warum Eulen keine Penisse haben" -- obwohl diese eigentlich "keine sonderlich elitäre entwicklungsgeschichtliche Errungenschaft" darstellen, wie all die penisbewehrten Krokodile, Marienkäfer, Schmetterlinge, Fadenwürmer und Milben beweisen.


    Bei der Auswahl seiner Essays konzentriert sich Quammen auf die Frage, wie Menschen die natürliche Welt betrachten und auf sie reagieren und will dabei immer wieder die Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis aufzeigen. Immer wieder stellt sich die Wirklichkeit dabei weitaus komplizierter dar als zunächst gedacht -- wie etwa bei der Frage, warum ein Viertel aller bekannten Tierarten Käfer sind, ganz zu schweigen von den vielen Millionen unentdeckten Varianten des "Grundmodells Käfer".


    Quammens Stärke besteht in der Mischung aus augenzwinkernder Ironie und Ernsthaftigkeit, mit der er die absurdesten Fragen aufwirft. Dank seiner gründlichen Recherche fördert er mit jedem Esssay eine wahre Fülle von Fakten und Anekdoten zu Tage, in denen er sich zeitweise zu verlieren scheint. Doch auf wundersame Weise gelangt er damit immer wieder zu hochinteressanten Einsichten und Theorien. Quammens Naturbetrachtungen liefern keine einfachen Antworten, sondern sind eine sehr lebendige Auseinandersetzung mit einer komplexen Welt, die uns immer wieder viel über uns selbst verrät.


    Der Amazon-Beschreibung ist dieses Mal eigentlich nichts hinzuzufügen. Tolles, empfehlenswertes Buch, dass leider nicht ganz günstig ist, aber in der gebundenen Ausgabe auch von der äusseren Optik her stimmig ist und sogar ein Lesezeichenbändchen installiert hat. ;-)


    Gruss,


    Doc

  • Wirklich ein schönes Buch zur Zerstreuung, aber trotzdem sehr intelligent.
    Zu erwähnen ist vielleicht auch noch, dass er das Thema "Natur" (welches ja seine einzige Vorgabe war bei den Kollumnen) teilweise seeeehr frei interpretiert. Aber gerade das fand ich sehr erfrischend.
    Meine Lieblingsgeschichte ist die mit der Hummel ...er schreibt eigentlich nur darüber, das ihm nichts einfällt worüber er schreiben kann und lieber im garten sitzt..
    Da fiel auch irgendwo mein liebstes Zitat:
    "Ein gutes Buch, das von majestätischer Unerschlossenheit an seiner Stelle im Regal steht, stellt die aufmunternste Form intellektueller Wandverkleidung dar!"


    sehr sympatisch der Mann :-]