Lesung Willy Vlautin aus Northline 13.03.09

  • Im Rahmen der LitCologne las Willy Vlautin in Kölner Theaterhaus aus seinem Roman Northline. Mit dabei war ein Mitglied seiner Band, Dave Harding, der ihn bei 3 Songs begleitete, die Vlautin zwischendurch vortrug. Dave Harding untermalte auch gelesene Passagen auf ganz leichte, unaufdringliche Art musikalisch.


    Moderiert wurde die Veranstaltung von dem gewohnt witzigen und eloquenten Bernhard Robben. Den deutschen Text las Nicolette Krebitz.


    Im Mittelpunkt steht die schwangere Protagonistin Allison Johnson, vom gewalttätigen Boyfriedn unterdrückt, die Las Vegas verlässt um in Reno unterzutauchen. Gelesen wird ihre Abreise aus Las Vegas, schwanger in Reno, ein „Letter“ von Jimmy, „ganz unten“ mit derben Trinkszenen und Red und Marty, mit denen Allison anschließend weggeht. Sowieso wird viel Alkohol getrunken in dem Roman. Ein Selbstmordversuch und die Rettung durch Paul Newman.
    Das ganze wirkt wie ein amerikanischer Independant, verfilmt würde ich mir Steve Buscemi als Regiesseur wünschen.


    Die Handlung des Buches ist wohl für manchen Zuschauer deprimierend, aber Vlautin erspart dem Publikum auch die härteren Szenen nicht. Er entschuldigt sich sogar einmal grinsend beim Publikum für einen so niederdrückenden Text an einem Freitag Abend. Und Vlautins Auftreten und Robbens Moderation nehmen dem Buch die Härte, es entsteht im Gegenteil eine Hoffnung und eine Gewissheit auf eine positive Zukunft der vom leben gebeutelten Hauptfigur Allison Johnson. Im gelesenen Abschnitt „Phasen und Stadium“ trifft Allison den sympathischen Dan, der so ganz anders ist als ihr früherer gewalttätiger Freund.


    Höhepunkt des Abends war dann neben den vielen ungewöhnlichen und interessanten Fragen und Antworten ein Dialog zwischen Allison und den von ihr erträumten Paul Newman, „Ein nächtliches Gespräch“, rasend schnell abwechselnd gesprochen (deutsch und englisch im Wechsel) von Willy Vlautin und Nicolette.


    Eine gelungene, hochwertige Veranstaltung von satten zwei Stunden in hohem Tempo.



    Northline

    Kurzbeschreibung von Amazon:
    Die deutsche Kritik lobte "die zu Herzen gehende Lebensgeschichte von zwei Brüdern" als "kraftvoll und herzzerreißend", "zutiefst menschlich", "authentisch und zart", attestierte ihr "leuchtende Sätze, mit vielen knappen, herrlich klaren, anrührenden und alles sagenden Dialogen" und bezeichnete sie als "großes Erzählkino". Die Nacht bricht herein über Las Vegas, Stadt der Glücksspieler und einsamen Trinker, der Nutten und Hochzeitstouristen in der Wüste Nevadas. Allison Johnson, Anfang zwanzig, ein Mädchen mit schwarzem Haar und blauen Augen, sitzt vor einem Videospiel im Kasino. Sie ist betrunken. Ihr Freund Jimmy schleppt sie aufs Klo, zwingt sie, mit ihm Sex zu haben, prügelt sie blutig, weil sie bewusstlos wird. Allison lebt mit ihrer Mutter im Norden der Stadt. Vor und hinter dem Haus zwei verdorrte Rasenflächen, in der Auffahrt unter einem Plastikdach ein 1987er Chevrolet Lumina. Die Mutter trinkt und raucht ununterbrochen, hat eine Affäre mit irgendeinem Tom und trägt billige chinesische Seidenkleidchen. Abends schauen sie Filme mit Paul Newman, Haie der Großstadt und Butch Cassidy und Sundance Kid. Als Allison erfährt, dass sie im dritten Monat schwanger ist, packt sie ein paar Kleider in einen Koffer und haut ab. In Reno, der Spielerstadt an der kalifornischen Grenze, findet sie einen Job als Kellnerin in einem Diner. Ihr Baby muss sie zur Adoption freigeben. Es bleiben ihr der Alkohol und die Gespräche mit Paul Newman: Immer wenn die Hoffnungslosigkeit am größten ist, denkt sie an den schönen Schauspieler und an seine Rollen, und er kommt zu ihr und tröstet sie. Und dann ist da noch Dan, der Stammkunde im Diner –



    Hier geht es zur Büchereulen-Rezension des Buches:
    Willy Vlautin - Northline