Über den Autor
Maximilian Dorner, 1973 in München geboren, studierte Dramaturgie an der Bayerischen Theaterakademie und arbeitet heute als Opernregisseur und Lektor.
Kurzbeschreibung
Vier Wochen New York; Gegen alle Ratschläge und ohne seinen Schwerbehindertenausweis im Gepäck sucht Maximilian Dorner Antworten auf Fragen, die in keinem Reiseführer stehen: Wo versteckt die vermeintlich schnellste Stadt der Welt ihre Langsamkeit? Was macht das Leben in ihr lebenswert? Und wo, bitte, kann man hier ein stinknormales T-Shirt kaufen? Auf seinen Streifzügen trifft er auf überarbeitete Schutzengel und selig gesprochene Friseure, kommt ins Gespräch mit jungen Auswanderern und tollkühnen Asphaltakrobaten.
Meine Rezension
Nach der Lektüre von „Der erste Sommer“ habe ich beschlossen, den Autor auch weiterhin mal im Auge zu behalten. Vor einiger Zeit las ich, der Autor hätte die Diagnose „Multiple Sklerose“ erhalten. Er hat wohl auch eine Art Tagebuch über sein neues Leben mit dieser Krankheit geschrieben „Mein Dämon ist ein Stubenhocker“, aber das habe ich leider (noch!) nicht gelesen.
„Jeder Mensch hat ein Recht darauf, unvernünftig zu sein. Auch der behinderte“. Mit dieser Begründung bricht der an multipler Sklerose erkrankte Autor auf, um herauszufinden, wie sich New York, die schnellste Stadt der Welt für eine „lahme Ente“ anfühlt.
So heißt es im Klappentext des Buches und ich wollte ihm bei seiner Reise Gesellschaft leisten. Als der Autor seinen Plan publik macht, warnen ihn seine Freunde, er solle es lieber langsam angehen lassen und besser auf sich aufpassen, während seine Eltern – an Überraschungen gewöhnt – ihn relativ entspannt gewähren lassen.
Das Buch ist sehr interessant geschrieben und man erfährt viel über New York, aber noch mehr über seine Einwohner. Allerdings darf man sich hier keinesfalls einen Reiseführer oder etwas derartiges erwarten. In kurzen Episoden und Streiflichtern beschreibt Maximilian Dorner kurze Szenen in New York, Begegnungen, Kontakte und Orte. Dadurch entsteht ein sehr vielschichtiges Bild der Stadt vor dem Leser.
In diesem Buch geht es auch darum, Grenzen zu erfahren – und der Autor stößt beinahe täglich an diese. Doch er spürt auch, was er dennoch zu leisten vermag. Zuhause unternimmt er viele Dinge wegen der Beschwerlichkeit nicht, in New York ist er wagemutiger mit sich und fordert sich auch selbst heraus.
Dabei taucht seine Behinderung – er bewegt sich mit Hilfe eines Gehstocks vorwärts – immer wieder auf, ist aber nicht das Leitthema des Buches, sondern eher ein ungewolltes Accessoire: „Seit mein Körper und ich getrennte Wege gehen…“ (S. 12), „Mühsam schleppe ich mich…“, „… nicht nur am Ende der Straße, auch ich bin am Ende“.
Die Impressionen dieser lebendigen Stadt werden sehr bildhaft geschildert, man meint beinahe, bei einigen Begegnungen und Szenen mit den Einwohnern oder Maximilian Dorners Bekannten mit dabei zu sein. Auch durch die Tatsache, dass die einzelnen, relativ kurzen Abschnitte mit den Namen der Orte überschrieben sind, bekommt die Stadt für den Leser ihr Gesicht.
Der Autor stößt bei seinen Ausflügen immer wieder an seine Grenzen, doch seine Krankheit wird dabei nie zum zentralen Thema. Sie ist präsent – der Autor weiß es, der Leser weiß es, aber damit ist es auch gut. Ein sehr lebensbejahendes, inspirierendes Buch – ich kann mir vorstellen, daß Betroffene mit dieser oder ähnlichen Krankheiten viel Kraft daraus ziehen können.
Ich fand es sehr lesenswert.
Hier kann man noch einen Bericht über den Autor lesen.