OT: The Poison Apples
Über die Autorin
Lily Archer, 1963 geboren, lebt in New York. Sie beschreibt sich selbst als eine Mischung ihrer Protagonistinnen aus dem Schneewittchen-Club: Als Schülerin glich sie der schüchternen Leseratte Molly, verwandelte sich als Teenader unmerklich in die schöne, aber zickige Alice, und träumt bis heute davon, so zu werden wie die selbstbewusste, witzige Reena. Der Schneewittchen-Club ist ihr Debüt als Schriftstellerin.
Kurzbeschreibung
Spinnefeind sind sich die schöne Alice, die reiche Reena und die kluge Molly, als sie im Internat aufeinander treffen. Verbissen kämpfen die Tochter eines Schriftstellerpaars aus New York, das verwöhnte Beverly-Hills-Girl und die fleißige Schülerin aus der Provinz um Zimmer, Freundinnen und Jungs. Bis sie entdecken, dass sie aus demselben Grund hier sind: Sie alle haben eine böse Stiefmutter, die sie loswerden will! Das lassen die Drei sich nicht gefallen. Sie gründen den "Schneewittchen-Club" und schmieden Rachepläne. Perfekte Unterhaltung, die Leichtes mit Nachdenklichem verbindet!
Meine Rezension
Alice, Reena und Molly sind grundverschiedene Mädchen, so scheint es. Doch eines eint sie: sie leiden unter ihren „bösen“ Stiefmüttern. Und nicht zuletzt wegen ihrer Stiefmütter sind alle drei im Internat gelandet. Sei es, weil sie mehr oder weniger abgeschoben worden oder von selbst die Flucht ergriffen haben. Als sie entdecken, dass sie dieses Schicksal verbindet, verbünden sie sich auch zum „Schneewittchen-Club“, der Rache ausüben soll.
So weit, so gut. Das Buch ist auch ganz unterhaltsam geschrieben und lässt sich recht kurzweilig weglesen. Allerdings kann ich mir gewisse Kritikpunkte nicht verkneifen: das Klischee der bösen Stiefmutter wird hier nach Herzenslust bedient. Die Gründe, die zur Stiefmutter führen, sind zwar unterschiedliche (Tod der leiblichen Mutter, Trennung), doch alle Stiefmütter werden schwarz-weiß-malerisch als böse dargestellt: sie haben sich den Vater geangelt und verbraten das Geld (das der leiblichen Mutter als Unterhalt dienen sollte), sie akzeptieren die Tochter lediglich als zusätzliche Arbeitskraft im Haushalt, sie sind schrill, schräg drauf und rettungslos egozentrisch – sie sind einfach peinlich und man will auf dem „Familienwochenende“ im Internat keinesfalls gemeinsam mit ihnen gesehen werden.
Davon abgesehen, dass die Welt (und auch Stiefmütter!) niemals nur schwarz und weiß sind, zeugt dieses Verhalten von einer überaus kindischen Einstellung, viel kindischer als die Protagonistinnen eigentlich sind.
Und wenn man mal den pädagogischen Zeigefinger erheben möchte, so sollte man doch eher einen Ansatz zeigen, als „starkes“ Mädchen mit der Situation umzugehen, als billige und infantile Rachepläne zu schmieden.
Aber wie gesagt, das sind die erwachsenen Ansichten von einer, die der Zielgruppe längst entwachsen ist. Ich hätte mir gewünscht, wenn mit dem Thema anders umgegangen worden wäre (und ja, das wäre sicher auch witzig und unterhaltsam und ohne moralinsaure Weisheiten gegangen!).
So bleibt als Fazit: Ein Buch, das mir von der Botschaft, dies es vermittelt, trotz der Ereignisse am Ende, nicht zusagt, aber dennoch (mit erwähnten Abstrichen) ganz unterhaltsam ist. Aber auch ein Buch, das eher der Zielgruppe vorbehalten sein sollte. Vielleicht nicht unbedingt ein Buch, das eine Stiefmutter ihrer Stieftochter schenken sollte.